La Balanza e.V. Böttingen
  Februar 2019
 
Cusco, 23. Februar 2019
Geschrieben von Tim Tegtmeyer
Meine letzten fünf Monate waren wirklich etwas ganz Besonderes
Nachdem Klaus ja bereits ausführlich darüber berichtet hat, was bei Yanapay in den letzten Wochen los war, werde ich mich nun mehr auf das beschränken, was auβerhalb der Schule so los war. Anfangen werde ich am Samstag, den 02.02.. Zusammen mit fünf Volontären machten wir uns auf zu einem der wenigen Trips, die wir hier noch nicht gemacht hatten: Zum Berg Ausangate und den Lagunen. Frühmorgens ging es per Kleinbus drei Stunden lang ins andine Hochgebirge, bis wir schlieβlich ein kleines Dorf (Wobei es eher so 3-4 Häuschen waren) erreichten, wo wir erst einmal Frühstück bei Einheimischen bekamen. Wenn man selbst besser Spanisch spricht als der Guide, da er eigentlich nur Quechua spricht, weiβ man mit Sicherheit, dass man alle touristischen Hotspots hinter sich gelassen hat und bei etwas ganz Speziellem gelandet ist, was mich sehr gefreut hat. Langsam machten wir uns auf den Weg Richtung Lagunen, jedoch aufgrund der Höhe von weit über 4000 Metern in sehr gemütlichem Tempo. Nach einigen Alpaca-Herden und Bächen erschien vor uns auf einmal aus dem Nebel der Ausangate in seiner ganzen Pracht, ein gewaltiger Berg! Noch eine gute Stunde weiter, fanden wir schlieβlich die Lagunen, und spätestens dort konnte ich mir nicht mehr erklären, warum wir dort komplett alleine waren. Lagunen von türkis bis dunkelblau lagen da vor uns, eingerahmt vom Ausangate und seinen Kollegen, die bis über 6000 Meter in den Himmel ragen. Mal wieder bleibt mir nur zu sagen: Unglaublich, dieses Land! Nachdem wir den ganzen 12 Kilometer langen Weg gelaufen waren, kehrten wir ziemlich erschöpft nach Cusco zurück.


Der gewaltige Berg Ausangate. Foto: Tim Tegtmeyer

Am nächsten Tag bereiteten wir uns ein riesiges Brunch zu mit allem, was dazugehört. So wurde es dementsprechend ein sehr entspannter Sonntag, den wir uns nach dem Ausangate-Trip aber auch verdient hatten. Am Dienstag darauf besuchte ich mit Klaus das Straβenkinder-Projekt Colibri hier in Cusco. Schnell entschied ich mich, dass ich in meiner freien Zeit hier gerne noch ab zu vorbeischauen und mithelfen würde, und der Koordinator Reinaldo gab mir dafür grünes Licht. So machte ich mich also gleich am Mittwoch Nachmittag auf den Weg dorthin, und arbeitete dort bis abends. Für mich bietet Colibri einen klaren Kontrast zu Yanapay. Mit etwa 15 Kindern täglich ist alles in einem deutlich kleineren Rahmen gehalten als bei Yanapay, und auch die Regeln und Abläufe sind bei weitem nicht so organisiert wie bei Yanapay. Keine Frage, bei Yanapay wird sowohl den Kindern als auch den Volontären deutlich mehr geboten, von wöchentlichen Themen, verschiedenen Workshops oder gemeinsamen Meditationen findet man bei Colibri keine Spur. Trotz allem ist es schön zu sehen, dass die Kinder, die normalerweise den ganzen Tag kleine Schlüsselanhänger oder ähnliches verkaufen müssen, bei Colibri einen Ort zum Lernen, Spielen und auch Essen haben. Mit Kindern und Volontären bei Colibri verstehe ich mich super, weshalb ich auch noch häufiger dort war.
Am Donnerstag (07.02.) folgte dann mein erster Besuch beim Dorf Chinchaywasi. Alexis, Klaus, Geovana (ein ehemaliges Colibri-Kind) und ich fuhren dort hin mit der Absicht, mit den Einwohnern über zukünftige Projekte im Dorf zu sprechen. Als kleines Geschenk brachten wir den Frauen Teekessel und den Männern Handschuhe und Taschenlampen mit, im Gegenzug wurden wir dort wie immer bei den Dorfbesuchen sehr nett empfangen und willkommen geheiβen. Die Besprechung mit den Einwohnern ergab, dass La Balanza sie bei ihren Gewächshäusern unterstützen wird, und Nachschub an Wolle für ihre Artesanias wurde ebenfalls zugesichert. Zudem wurde für den kommenden Samstag alles besprochen, worüber ich gleich berichten werde.


Besprechung mit den Dorfbewohnern in Huancarani Chinchaywasi.
Foto: Delsy Geovana Rodriguez.

Als Dankeschön gab es für uns ein exzellentes Cuy mit noch exzellenteren Kartoffelpuffern, die Klaus passend als „beste Kartoffelpuffer der Welt“ bezeichnet. Das Gefühl, mit dem man so ein Dorf dann wieder verlässt, ist wirklich toll. Alexis hat mal gesagt „am Ende sind wir diejenigen, die hier etwas gewinnen“, und dem kann ich voll und ganz zustimmen! Bevor wir jedoch in Cusco ankamen, machten wir noch halt im Dorf Quiñer, wo La Balanza bereits 2009/2010 ein Gemeindehaus errichtet hat. Auch dort wurden wir sehr freundlich von den Einheimischen empfangen (obwohl wir uns nicht einmal angemeldet hatten), merkten aber auch schnell, dass sie schon wieder Pläne hatten, für die sie uns um Hilfe fragten. Alexis meinte aber, dass sich La Balanza erst um die aktuellen Projekte kümmern  muss, danach könne aber gerne schauen, wie man in Quiñer helfen kann.


Besprechung mit den Dorfbewohnern in Huancarani Quiñer.Foto: Delsy Geovana Rodriguez.


Zu Besuch in Huancarani Chinchaywasi.
Foto: Delsy Geovana Rodriguez.

Das vorherige Zitat von Alexis traf auch auf den Freitag zu, an dem wir Choclo an die armen Menschen in den Straβen rund um die Plaza de Armas verteilten. Besonders schön war es immer, wenn der kleine David die Choclos an die Menschen in den Straβen verteilte, und man sah, wie sehr sie sich darüber freuten. Ich kann mich nur wiederholen, wer anderen hilft, der hilft auch sich selbst. Die nachfolgenden Bilder sprechen für sich.


Keine nachhaltige Aktion aber eine Geste der Menschlichkeit: "Choclo con queso"
(gekochter Maiskolben mit einem Stück Käse) für die Armen in Cuscos Innenstadt.
Fotos: Klaus Flad



Auch der süße David (mitte) half mit, an die Armen in Cuscos Innenstadt "Choclo con
Queso" (heißer Mais mit einem Stück Käse) auszuteilen. Foto: Klaus Flad


La Balanza kaufte bei Mariluz Condorapa Tanca (links) heiße Maiskolben und
verteilte diese an die armen Leute in Cuscos Innenstadt. Foto: Tim Tegtmeyer



Nach der Aktion "Choclo con Queso" lud La Balanza die Helferinnen und Helfer zu einem
Snack ein. Selfie / Foto: Tim Tegtmeyer

Am folgenden Samstag ging es wie angedeutet erneut ins Dorf Chinchaywasi, jedoch nicht in kleiner Gruppe, sondern mit fast allen Volontären von Yanapay. In einem mit 19 Personen hoffnungslos überladenen Kleinbus fuhren wir erneut ins Dorf, diesmal nicht zum Besprechen, sondern um den Schülern eine Freude zu machen. Nachdem wir angekommen waren und alle Begrüβungsreden gehalten waren, verteilten wir an die Kinder Hygienegegenstände wie Zahnbürsten, Zahnpasta und eine Seife und gaben jedem Kind noch einen Ball zum Spielen. Danach folgte der schönste Teil des Tages: Mit all den Kindern aus dem Dorf begannen wir, unsere Spiele aus Yanapay zu spielen, was allen rieisige Freude bereitete. Eine ganze Weile spielten wir die verschiedenen Spiele mit den Dorfkindern, bevor der Regen einsetzte und wir weiterzogen, um das Mittagessen zu essen, das uns das Dorf vorbereitet hatte.


Die Volontäre von Aldea Yanapay bei der Ausgabe der von La Balanza gespendeten
Hygienepakete an die Kinder in Huancarani Chinchaywasi.
Foto: Tim Tegtmeyer


Die Volontäre von Aldea Yanapay bei der Ausgabe der von La Balanza gespendeten
Hygienepakete an die Kinder in Huancarani Chinchaywasi.
Foto: Tim Tegtmeyer



Zufriedene Kinder nach der Ausgabe von Hygienepaketen in Huancarani Chinchaywasi.
Foto: Tim Tegtmeyer



Zufriedene Kinder nach der Ausgabe von Hygienepaketen in Huancarani Chinchaywasi.
Foto: Tim Tegtmeyer



Die Spiele der Volontäre von Aldea Yanapa bereiteten den Kindern in Huancarani
Chinchaywasi viel Spaß. Foto: Tim Tegtmeyer



Gracias La Balanza, gracias Aldea Yanapay. Foto: Tim Tegtmeyer

Danach überluden wir unseren Kleinbus erneut und fuhren weiter nach Lamay, damit jeder Volontär die andere Schule zumindest einmal gesehen hatte. Da wir gleich Passagiere dort lassen konnten, entspannte sich die Fahrt immerhin auf dem letzten Abschnitt von Lamay nach Hause.

Die folgende Woche war fast ein Abbild der vorherigen Woche: Erneut arbeitete ich (natürlich) in Yanapay und auch viel bei Colibri, spielte Basketball und auch dem Kino statteten wir mal wieder einen Besuch ab. Die einzige Ausnahme war der Mittwoch: Alexis, Klaus, Geovana und ich fuhren zu einem Dorf, wo La Balanza bisher noch kein Projekt hat: Nach Huilloc Alto. Nach einer ziemlich langen Autofahrt kamen wir zunächst in Rumira Sondormayo an, wo La Balanza eine Fischzucht errichtet hatte. Dort wurden wir sehr nett empfangen und waren froh zu hören, dass nach wie vor alles gut läuft. Natürlich ist es immer besonders schön zu hören, dass Projekte auch nach Jahren noch intakt sind und ihren Ertrag bringen.


Besprechung mit dem neuen Präsidenten des Dorfs Huilloc Rumira Sondormayo.
Foto: Tim Tegtmeyer

Leider zeigte uns auf der Fahrt ein anderes Dorf auch, dass es nicht immer so ist: Ein Haus, bei dem La Balanza mitgeholfen hatte, steht nach wie vor nutzlos herum und bringt demnach auch keinen Ertrag. Als wir schlieβlich in Huilloc Alto waren, besprachen wir mit den Einheimischen, dass La Balanaz ihnen bei der Errichtung ihrer Schule helfen wird. Die Kommune hat die Schule schon weitgehend selbst errichtet, jedoch fehlen noch einige Kleinigkeiten, bei denen La Balanza helfen wir. So plant La Balanza, die Gemeinde Alto im Rahmen der Möglichkeiten bei der Ausgestaltung einer Schulküche mit Esszimmer für die Schüler sowie einer Schultoilette zu unterstützen. 


Erster Besuch im Dorf Huilloc Alto. Besprechung mit Gemeinderatsmitgliedern.
Foto: Delsy Geovana Rodriguez



Ein Mädchen des Böttinger Kindergartens hatte La Balanzas
Vorsitzendem Klaus Flad ein paar seiner Spielsachen mitgegeben,
um mit den Kindern in Peru zu teilen. Die Sachen wurden unter
anderem im abgelegenen Dorf Huilloc Alto verteilt.
Foto: Delsy Geovana Rodriguez


Das von der Gemeinde Huilloc Alto errichtete Schulgebäude. Foto:
Delsy Geovana Rodriguez

Auf meiner Liste der Ausflugsmöglichkeiten rund um Cusco fehlte mir noch genau eine Sache: Der Palccoyo Rainbow Mountain Trek, oft als alternativer Rainbow Mountain bezeichnet. Ohne wirklich viele Erwartungen machte ich mich mit Klaus und der Volontärin Bekki am Sonntagmorgen (17.02.) auf den Weg. Nach einem Stop an einer der wenigen erhaltenen Inka-Brücken ging es stetig in Serpentinen bergauf, bis wir eine Höhe von 4850 Metern erreicht hatten. Dorf gingen wir noch eine knappe Stunde zu Fuβ, bis wir am höchsten Punkt angekommen waren. Dort blieb uns dreien der Atem weg! Hinter einer beeindruckenden Felslandschaft erstreckten sich gleich drei Regenbogenberge. Schnell waren wir uns einig, dass dieser Trek wirklich ein absolutes Highlight hier in Peru war, und auch der langsam einsetzende Regen störte uns bei diesem Anblick nicht weiter. Als Krönung durften wir sogar auf einem der Regenbogenberge herumlaufen, bevor es wieder heimwärts ging.  


Der Paccoyo Rainbow Mountain Trek. Foto: Klaus Flad
 

 
Klaus Flad, Tim Tegtmeyer und Bekki (von links) beim Paccoyo Rainbow Mountain Trek.
Fotos: Tim Tegtmeyer und Klaus Flad

Die vergangene Woche verbachte ich dann noch einmal in Lamay und genoss die ganze Ruhe dort. Einige Kinder erinnert sich zu meiner Freude noch an mich, und so verbrachte ich auch dort eine schöne Woche, jedoch ohne nennenswerte Höhepunkte, da ich die Woche wirklich komplett zum entspannen nutzte. Am Freitag kam Yuri wieder aus Mexiko, und wurde von allen (vor allem von seinen Hunden) herzlich begrüβt. Er brachte auch Klaus mit, der die Schule noch einen Tag besichtigen wollte. Am Freitagabend fuhr ich mit Klaus dann zurück nach Cusco, wo ich noch mit einem ehemaligen Volontär essen ging.


Das Projekt Aldea Yanapay in der Dorfgemeinde Lamay mit Tim Tegtmeyer (oben rechts)
Fotos: Klaus Flad

Mit dem heutigen Tag fangen meine letzten sieben Tage in Cusco an, und ich kann gar nicht sagen, wie traurig ich bin, alles hinter mir lassen zu müssen. Jetzt gilt es, nochmal alles zu genieβen, bevor es auf die groβe Reise geht. Noch einmal alles machen, sehen, essen und spüren, was die letzten 5 Monate so besonders gemacht hat. Denn sie waren wirklich etwas ganz Besonderes!

Cusco, 11. Februar 2019
Geschrieben von Klaus Flad
Agua = Vida ("Wasser ist Leben")
"AGUA VIDA", diese zwei einfachen Worte an einer Station unserer Bewaesserungsanlage waren es, die mich beim Dorfbesuch in San Juan de Taray so sehr faszinierten und die mir das Gefuehl gaben, mit diesem Bewaesserungssystem so ziemlich das Wichtigste erreicht zu haben, seitdem unser Verein besteht. Ohne Wasser kein Leben. Auf dem Weg nach Taray machten wir uns auch noch ein Bild von den eigentlich schon katastrophalen Zustaenden eines Teils der Moeblierung der Klink. Doch der Reihe nach:
Am Freitag (8. Februar) musste Tim als Koordinator der Familie Kalpa bei der Show bei Yanapay dabeisein. So konnte er uns nicht ins Dorf San Juan de Taray begeleiten, aber wir hatten diese beiden Termine extra so gelegt, dass er in Chinchaywasi dabei war (weil er dort noch nie war, aber Taray hatte er schon zweimal besucht). So fuhren am Freitagmorgen Alexis, Katja, Delsy Geovana und ich nach Taray. Delsy Geovana bekam natuerlich ein Honorar fuer ihre Taetigkeit als Fotografin an den beiden Tagen.
Auf dem Weg nach Taray machten wir in Yaurisque einen kurzen Halt, um in einem kleinen Laden etwas Proviant zu kaufen. Von der direkt neben dem Laden gelegenen Klinik kamen zwei Bekannte von Alexis, die in der Klinik arbeiten, um sich kurz mit ihm zu unterhalten. Diese beiden waren es auch, die Alexis einst gefragt hatten, ob La Balanza nicht in Taray taetig werden koennte. Sie baten uns, ob La Balanza nicht fuer die Klinik ein paar einfache neue Moebel anschaffen koennte. Zunaechst wuderte ich mich ueber den Wunsch nach Moebeln. Bei einer Hilfe fuer eine Klinik stelle ich mir in erster Linie die Anschaffung von medizinischem Inventar vor und nicht die Anschaffung von Moebeln. Die beiden Bekannten von Alexis fuehrten uns in die Klinik und mir wurde klar, dass der Wunsch nach neuen Moebeln gerechtfertigt ist. Nachfolgend ein paar Fotos von der Klinik und von Sitzbaenken in verschiedenen Wartebereichen fuer Patienten:


Besichtigung der Krankenstation von Yaurisque. Foto: Delsy Geovana Rodriguez

 
 
Sitzbaenke in verschiedenen Wartebereichen fuer Patienten der Krankenstation
von Yaurisque. Fotos: Delsy Geovana Rodriguez


Aufgrund der Zustaende der Moebel sagten wir eine Hilfe im Rahmen unserer finanziellen Moeglichkeiten zu. Anschliessend setzten wir unseren Weg fort nach San Juan de Taray.
 
  
Strassenszene auf dem Weg nach San Juan de Taray. Foto: Delsy Geovana Rodriguez
 
In Taray stand meine Besichtigung der von La Balanza finanzierten Bewaesserungsanlage fuer die Gemuesefelder an. Bei der Einweihung waren Tim und Ann-Kathrin anwesend gewesen, aber ich selber sah das Projekt noch nicht. Zunaechst besprachen wir uns im Dorfgemeinschaftshaus mit den Bewohnern. Diese bedankten sich fuer das Projekt und sie hatten natuerlich auch schon einen neuen Wunsch: Sie moechten die Anlage gerne erweitern. Wir sagten eine Hilfe im Rahmen unserer finanziellen Moeglichkeiten zu. Nach der Besprechung uebergaben wir die Geschenke an die Vorstandsmitglieder.

 
Besprechung mit dem "Gemeinderat" von Taray. Fotos: Delsy Geovana Rodriguez


Geschenkausgabe in Taray. Fotos: Delsy Geovana Rodriguez


Plan des von La Balanza finanzierten Bewaesserungsszstems der
Gemeinde Taray. Foto: Delsy Geovana Rodriguez



Station des Bewaesserungsszstems. Foto: Delsy Geovana Rodriguez


Agua Vida (Wasser Leben) - damit ist alles ueber die Bedeutung des
Bewaesserungssystems fuer die Gemeinde Taray gesagt. Foto: Klaus Flad



Schacht des von La Balanza finanzierte Bewaesserungssystems.
Foto: Delsy Geovana Rodriguez


 
Mit dem von La Balanza finanzierten Bewaesserungssystem koennen nun
die Maisfelder bewaessert werden. Foto: Delsy Geovana Rodriguez



Zufriedene Gemeindemitglieder und zufriedene Repraesentanten von
La Balanza. Foto: Delsy Geovana Rodriguez

Auch hier waren mehr Personen anwesend als geplant und auch hier reichten unsere Freundschaftsgeschenke nicht aus. Danach hiess es den Berg hoch wandern, um die bisherige Bewaesserungsanlage zu besichtigen. Ich war ueberwaeltigt ueber dieses Projekt. Durch unsere finanzielle Unterstuetzung des Projekts waechst in den Anbaufeldern nun Mais. Zuvor konnte in diesen Feldern nur Weizen angebaut werden, weil Weizen mit weniger Wasser auskommt als Mais. Die Bewaesserungsanlage wurde uns vorgefuehrt und dabei "taufte" Alexis mich und Geovana auch gleich mit dem von uns ermoeglichten Wasser, das eigentlich fuer die Felder bestimmt ist. Die Beregnungsanlage wurde dabei neben und nicht wie ueblich in dem Maisfeld platziert, damit das System von uns besser besichtigt werden konnte. Bei dem verwendeten Wasser handelt es sich um Schmelzwasser von Gletschern weiter oben in den Anden und somit ein Geschenk der Natur, das durch unsere Unterstuetzung nun zum Gemueseanbau genutzt werden kann. Alexis und die Comuneros erklaerten mir das System. Die Maisfelder der Dorfbewohner werden je nach Bedarf morgens und (oder) abends berwaessert. Dabei wird das Wasser entsprechend eine gewisse Zeit an einem Feld angeschlossen und danach am naechsten. Eine Bewaesserung in der Mittagszeit ist nicht moeglich, weil die starke Sonne der nassen Pflanze schaden wuerde. Wir genossen es sehr, bei einem Feld mit den Dorfbewohnern, die sehr zahlreich mit uns den Berg hinauf gewandert waren, zu sitzen und die Ruhe der Anden und des doerflichen Lebens zu geniessen. Das Bewaesserungssystem halte ich fuer eines der wichtigsten Projekte (wenn nicht fuer DAS wichtigste Projekt) seitdem unser Verein besteht. Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass wir, sobald wir die finanziellen Moeglichkeiten haben, den Wunsch der Dorfbewohner nach einer Erweiterung nachkommen werden. Den bisher produzierten Mais nutzen die Comuneros zum Eigenbedarf. Das Land auf der Rueckseite des Berges gehoert ebenfalls zu der Gemeinde Taray. Mit einer Erweiterung des Bewasserunssystems dorthin waeren die Comuneros in der Lage mehr Mais zu produzieren und somit auch zu verkaufen.
Im Anschluss an die Besichtigung wurden wir von den Bewohnern zu "trucha con papas" (Forelle mit Kartoffeln) eingeladen. Noch nie in meinem Leben hatte ich so gut schmeckende Kartoffeln gegessen, wie hier in den kleinen Andengemeinden. Muchas gracias a mis waykis de Taray.  (vielen Dank an meine Brueder von Taray).


"Salud", die Gemeindemitglieder von Taray luden uns zu einer Chicha (Maismost)
 und zu Forelle mit Kartoffeln ein. Foto: Delsy Geovana Rodriguez


Die Gemeindemitglieder von Taray luden uns zu einer Chicha (Maismost)
 und zu Forelle mit Kartoffeln ein. Foto: Delsy Geovana Rodriguez

Am Freitag waere ich sehr gerne noch bei der Meditation in der Villa Mágica dabei gewesen. Aber leider kamen wir von Taray spaeter als geplant nach Cusco zurueck und ich musste noch die Geschenke fuer den Dorfbesuch am Samstag einkaufen. Tim haette gerne beim Einkauf geholfen, aber schon nach kurzer Zeit musste er zum Termin in der Villa Mágica zuerueck. Zum Glueck half mir Delsy Geovana, denn es gab fuer den naechsten Tag einiges zu organisieren bzw. einzukaufen.
Am Samstag, 9. Februar lud La Balanza (wie schon im letzten Jahr) alle Volontaere von der Aldea Yanapay zum Besuch der Gemeinde Chinchaywasi ein. La Balanza bezahlte den Tansport im Minibus und ausserdem auch fuer die 60 Kinder des Kindergartens und der Grundschule ein Hygienepaket. Dieses bestand auch einer Seife, einer Zahnbuerste und einer Zahnpasta. Ausserdem bekam jedes Kind einen persoenlichen kleinen Ball und fuer die Schule und den Kindergarten hatten wir auch qualitativ sehr gute Fussbaelle und Vollezbaelle dabei. Selbstverstaendlich begleitete uns auch die Kindergartenleiterin Norka Aragon Alencastre. Das Interesse der Volontaere von Yanapay am Dorfbesuch war enorm. Da der 16-sitzige Minibus mit 19 Personen schon sehr ueberfuellt war, wollte ich die geplante Kiste mit Obst fuer die Kinder in Cusco nicht mehr kaufen. Dabei hatte ich aber nicht mit der Liebe von Norka zu "ihren" Kindern gerechnet. Sie ueberzeugte mich, dass die Obstkiste schon noch Platz finden wuerde. So steuerte unser Fahrer Miguel also zunaechst noch in Cusco einen "Mercado" an. Mangels Platz wurde die Kiste mit Aepfeln (oder bessser gesagt der Karton) dann auf dem Dachtraeger des Minibuses bei den Baellen platziert. Zum Glueck regnete es auf der Strecke nicht. So kamen die Aepfel ebenso wie die Baelle und auch die Insassen des ueberladenen Minibusses wohlbehalten in Chinchaywasi an. Ueber den Besuch an sich beziehungsweise ueber die Eindruecke im Dorf wird Tim berichten.

Cusco, 11. Februar 2019
Geschrieben von Klaus Flad
Die Arbeit bei Yanapay ist faszinierend
Auch bei meiner zwoelften Peru-Reise galt es auf energetischer Ebene wieder einmal viel Dunkelheit loszulassen. So traf ich mich am ersten Montagabend, also zwei Tage nach meiner Ankuft mit Atilio und Berit, zwei Angehoerigen der Nation der Sansa, einer Untergruppe der Inka, die stets bemueht sind, die Voelker der Erde auf energetischer Ebene wieder zu vereinigen. Genauso effektiv wie die Begegnung auf energetischer Ebene war, so effektvoll traten mal wieder koeperliche Nebenwirkungen ein, denn schon am Dienstagmorgen hatte ich sozusagen "den Salat". Amoeben waren es dieses Mal, die auch innerlich fuer eine gute Reinigung meines physischen Koerpers sorgten. So fiel ich in der ersten Woche bereits am Mittwoch (30. Januar) in der Aldea Yanapay als Volontaer fuer zwei Tage aus. Tim hatte mit der franzoesischen Volontaerin Jade an den beiden Tagen mit den Kindern das Thema der Woche, Deutschland, weiter besprochen und sich ein kleines Theater ausgedacht, welches er mit einem Vortrag ueber eine kurze symbolische Reise durch Deutschland ergaenzte. Am Freitag nahm ich die Arbeit als Volontaer bei Yanapay wieder auf. Die Koordinatorin Ladoyska legte grossen Wert darauf, dass ich die zwei versaeumten Tage in der Folgewoche nachholte, was ich auch zusagte, denn immerhin hatte ich meine Arbeit als Volontaer fuer eine Woche und nicht nur fuer drei Tage zugesagt.

Deutschland lautete das Thema, das die Familie Kalpa mit Koordinator Tim Tegtmeyer
(rechts) sowie die franzoesische Volontaerin Jade (links) mit den Kindern
bei der Show am Freitag praesentierte. Foto: Klaus Flad

Am Freitagnachmittag (1. Februar) nach dem Unterricht und nach der gelungenen Show trafen sich die Volontaere wie ueblich um 16 Uhr in der Villa Mágica. Lado und ihre Mitkoordinatorin Oihane hatten eine wunderbare Meditation vorbereitet dich mich wirklich sehr beeindruckte. In dieser tiefen Entspannung waren bereits Atilio und Berit auf energetischer Ebene mit dabei. Ich hatte mich fuer 18 Uhr mit Atilio und Berit an der Plaza de Armas verabredet. Atilio wollte in der Kirche neben der La Compaña mit der unterdrueckten Energie und dem daraus resultierenden Schmerz von Tupac Amaru arbeiten. Da er den Pfoertner dort kennt, war es fuer uns drei einfach, in der Ecke beim Eingang eine kurze Zeremonie abzuhalten. Wir befreiten viel Schmerz des Inka-Volkes, und ohne es zu wissen, waren auch alle, die zuvor schon in der Villa Mágica dabei waren, energetisch bei dieser Zeremonie anwesend. Im Nachhinein betrachtet, war also die Meditaion in der Villa Mágica zumindest fuer mich (aber wohl auch fuer, die die es nicht so wahrnahmen) nur eine Vorbereitung auf die anschliessende Arbeit mit Atilio und Berit. So perfekt arbeitet nunmal unser Universum.
Genug der Worte ueber Uebersinnliches, zurueck zu Irdischem. In meiner zweiten Woche bei Aldea Yanapay holte ich also die zwei versaueumten Tage am Montag (4. Februar) und am Dienstag (5. Februar) nach und ich war von der Arbeit mit den Kindern wieder genauso begeistert wie in der ersrten Woche. Es ist einfach schoen, mich als Vereinsvorsitzender wie ein ganz normaler Volontaer zu fuehlen und mit den Kindern ganau die selbe Arbeit zu machen, wie unsere Volontaere. So kann ich deren Begeisterung fuer ihre Arbeit mit den Kindern nachvollziehen, aber auch selber erfahren, wenn etwas nicht ganz opitimal sein sollte. Das Wochenthema lautete in dieser Woche nun Laender Asiens". Tim hatte sich kein konkretes Land sondern einfach "Arabien" im Gesamten als Wochenthema ausgesucht. Am Dienstag begann er damit, dass die Kinder eine Skyline von Dubai nachmalen sollten. Da die Kinder dabei wieder recht grosse Hemmungen hatten, einfach drauflos zu zeichnen, nahm ich mich wieder dem etwas schuechternen Karim an. Dieser war froh, als ich ihm die Skyline der Vorlage von Tim sozusagen als Ausmalbild mit Bleistift vorzeichnete. Dieses Angebot von mir nahmen gerne auch weitere Kinder der Familie Kalpa an.
Am Mittwoch (6. Februar) um 15 Uhr besuchte ich zusammen mit Alexis die Casa Mantay. Wir brachten den minderjaehrigen Muettern und deren Kindern zwei Torten mit. Ausserdem hatte mir Rebecca Thieringer ein Geschenk fuer dies sechzehnjährige  Mutter Miriam und ihre dreijaehrige Tochter Danijela mitgegeben. Obwohl wir die zwei Torten im Speisesaal von Yanapay praesentierten und obwohl sich direkt daneben die Kueche befindet, wollten die Bewohner von Yanapay ihr Stueck Torte nicht vom Teller und schon gar nicht mit Gabel oder Loeffel essen. "La torta es más rica así" ("die Torte ist so viel leckerer"), lautete die einhellige Antwort aller, als ich fragte, warum sie alle darauf bestanden, ihr Stueck Torte auf ein paar Blaettern "pápel higienico" (Toilettenpapier) entgegen zu nehmen und das Stueck Torte sodann "poco a poco" (nach und nach, stueckchenweise) genuesslich von den Fingern zu lutschen und es sichtlich zu geniessen. Andere Laender andere Sitten. Servietten oder Papiertaschentuecher sind fuer den "Otto-Normal-Peruaner" nunmal nicht ueblich, man hilft sich zum Naseputzen oder zum Finger abwischen schliesslich generell mit Toilettenpapier aus, da dieses im Laden auch viel guenstiger ist als luxerioese Servietten oder Papiertaschentuecher. Jedenfalls hat allen unser Besuch sehr gefallen und auch Miriam und Danijela haben sich ueber das Geschenk von Rebecca sehr gefreut.


Geschenkueberreichung bei Casa Mantay. (Links: Rebeecas Geschenk fuer die
sechzehnjaehrige Mutter Miriam.Foto: Alexis del Pozo Aedo,
rechts: Torten fuer alle. Foto: Klaus Flad)


La Balanza spendete Torten fuer die jungen Muetter und ihre Kinder von
Casa Mantay. Foto: Alexis del Pozo Aedo


La Balanza spendete Torten fuer die jungen Muetter und ihre Kinder von
Casa Mantay. Foto: Alexis del Pozo Aedo


Nach dem Besuch von Mantay haben Alexis und ich noch die Geschenke fuer die Gemeinderatsmitglieder von Chinchaywasi fuer unseren fuer Donnerstag geplanten Besuch in Chinchaywasi gekauft. Wir kauften fuer die Frauen Teekessel zum Zubereiten von Tee bzw. von heissem Wasser ueber offenem Feuer. Fuer die Maenner kauften wir Arbeitshandschuhe und wiederaufladbare Taschenlampen. Solche nuetzlichen Dinge werden in den Doerfern immer benoetigt. 
Am Donnerstag (7. Februar) fehlte dann ausser mir auch Tim bei Yanapay, denn er begleitete uns zum Dorfbesuch. Mit Tim war vereinbart, dass wir um 8 Uhr in San Sebastian losfahren. Tim war schon um 7.30 Uhr da. Ich hatte schon gefruestueckt und als ich auf dem Weg zur Dusche schon hoerte, wie Tim sich unten schon mit Alexis unterhielt, konnte ich nur sagen: Einen zuverlaessigeren Volontaeren kann man sich nicht wuenschen. Wir fuhren mit dem Auto von Alexis und ich hatte wieder einmal das ehemalige Kind von Colibrí, Delsy Geovana Rodriguez, zum Dorfbesuch eingeladen. Sie ist nun 19 Jahre alt und sie hat uns schon vor Jahren ein paar Mal in die Doerfer begleitet. Sie bekommt dann meine Spiegelreflexkamera und sie fertigt damit Fotos von unseren Dorfbesuchen an. Dies hat den Vorteil, dass wir alle auf den Bildern zu sehen sind und wir bei den Besprechungen mit den Dorfbewohnern somit frei und nicht auch noch mit Fotografieren beschaeftigt sind.


Auf dem Weg nach Huancarani Chinchaywasi: Volontaer Tim Tegtmeyer,
La Balanzas Vorsitzender Klaus Flad und der peruanische Koordinator
Alexis del Pozo Aedo. Foto: Delsy Geovana Rodriguez


In der linken oberen Bildhaelfte sind ein paar der verstreuten Haeuser von
Huancarani Chinchaywasi zu sehen. Foto: Delsy Geovana Rodriguez

 
Besprechung mit dem "Gemeinderat" von Chinchaywasi.
Fotos: Delsy Geovana Rodriguez


Ausgabe von Teekesseln an die Bewohnerinnen von Chinchaywasi.
Foto: Klaus Flad


Die Bewohner wuenschten sich bei der weiteren Zusammenarbeit mit La Balanza die Unterstuetzung beim Bau von Gewaechshaeusern. Da Alexis mir versicherte, dass der Hersteller fuer die zur Verwendung beabsichtigten Kunststoffteile eine Garantie von zwei Jahren gibt und die Teile aber diese Garantiezeit in der Regel um Jahre ueberdauern, sagten wir die Zusammenarbeit fuer die weitere Planung des Projekts im Rahmen unserer finanziellen Moeglichkeiten zu. Ich betonte, dass wir grossen Wert auf eine Nachhaltigkeit des Projekts legen. Ueber alles Weitere zum Dorfbesuch von Chinchaywasi an sich wird Tim noch ausfuehrlicher berichten. Ich habe ihn gebeten, diesen Part der Berichterstattung zu uebernehmen, damit auch seine Eindruecke von seinem ersten Besuch in Chinchaywasi zur Geltung kommen. Im Anschluss an die Besprechung servierten uns unsere Freunde aus Chinchaywasi wieder einmal Cuy (Meerschweinchen) mit den besten Kartoffel-Gemuese-Puffern der Welt und mit gekochten Kartoffeln.


Cuy al Horno (im Ofen zubereitetes Meerschweinchen) mit den besten Kartoffel-
Gemuese-Puffern der Welt. Foto: Delsy Geovana Rodriguez



Unsere Fotografin Delsy Geovana Rodriguez und unser Volontaer Tim Tegtmeyer
beim Cuy-Essen.
Foto: Klaus Flad



Gruppenfoto der bei der Besprechung anwesenden Gemeindemitglieder Chinchaywasis
mit den Repraesentanten von La Balanza. Foto: Delsy Geovana Rodriguez

Am Donnerstagabend musste Alexis direkt noch weitere Kaffeekessel kaufen, weil die fuer die Vorstandsmitglieder der beiden Doerfer Chinchaywasi und San Juan de Taray nicht einmal in Chinchaywasi ausreichten. Denn wie immer waren mehr Muetter anwesend als geplant und wir wollten keine Dorfbewohnerin leer ausgehen und zusehen lassen, wie eine andere ein Geschenk bekommt. Sie haben sich jedenfalls sehr ueber die Geschenke gefreut.

Cusco, 06. Februar 2018
Geschrieben vom derzeitigen Volontaeren Klaus Flad
Mein Volontaer ist derzeit mein Chef
Bereits am Samstag, 26. Januar um 12.15 Uhr peruanischer Zeit bin ich ich nun im Rahmen meiner zwoelften Peru-Reise in Cusco angekommen. Alexis und Katja holten mich auf dem Flughafen Cuscos ab. Nach dem Begruessungs-Koka-Tee und einer kraeftigen Huehnersuppe mit Gemuese nutzte ich den Rest vom Samstag komplett zum Ausruhen von der langen Reise, denn durch die Vorbereitungen habe ich auch zuhause etwas wenig Zeit zum Ausschlafen gehabt. Am Sonntagnachmittag ging ich von "meinem" Stadtteil San Sebastian zur Plaza de Armas, um das Leben in Cusco zu geniessen denn ich hatte fast ein Jahr lang grosse Sehnsucht nach "meiner Stadt" Cusco und dem Flair in Zentrum gehabt. Selbstverstaendlich nahm ich mein Mittagessen in meinem Lieblingsrestaurant dem im Zentrum gelegenen Restaurant mit dem Namen Nuna Raymi ein. Das sind zwei Begriffe aus der Sprache Quechua. Nuna bedeutet Seele und Raymi ist das Wort der indigenas fuer "Fest". In der Tat ist es jedesmal ein Fest fuer die Seele dort sein Essen zu geniessen. Geschmacklich und vor allem auch durch die wunderschoene Art, wie im Nuna Raymi die Speisen serviert werden, ist mein Lieblingsrestaurant in Cusco nur schwer zu uebertreffen. Ausserdem verbindet mich mit dem Kellener Alejandro seit vergangenem Jahr auch schon eine gute Freundschaft. Kennengelernt habe ich das Restaurant, das durch den leider eng geratenen Eingang leicht zu uebersehen ist 2018 durch unsere damalige Volontaerin Pia Maier. Der gegrillte Lachs mit Quinoa sowie der wunderbar angerichtete Teller sorgten, ebenso wie die in Nuna Raymi obligatorische Vorspeise (Kartoffelspitzen mit einer scharfen Sosse) nach einem Jahr also wieder einmal fuer ein Fest fuer meine Seele. Nuna Raymi bezieht die Zutaten fuer seine Speisen ausschliesslich von den Comuneros kleiner Andendoerfer und so etwas "schmeckt", spuert und fuehlt man auch auf anderen Ebenen als auf der dreidimensionalen. Nach diesem Fest fuer meine Seele kamen auch Alexis und Catja in die Innenstadt, um mit mir das typische Flair Cuscos zu geniessen.
Bereits an meinem ersten Tag war ich gezwungen, Einladungen von Freunden abzusagen, weil wir am Abend bei Nelly und Wenchy zum Abendessen eingeladen waren. Aber unser guter Freund Atilio und seine Frau sind in dieser Hinsicht zum Glueck immer sehr verstaendnisvoll und keinesfalls nachtragend. Die Wiedersehensfeier bei "Mamá Nelly" war sehr schoen.
Am Wochenende war unser Volontaer Tim Tegtmeyer mit Freunden nach Machu Picchu gereist und so sah ich ihn erst am Montagmorgen (28. Februar 2019) in der Villa Mágica (Hostel der Volontaere) zum ersten Mal. Schon an der Eingangstuer dort traf ich den Volontaeren Gino Joshimar. Gino stammt aus Moquegua und wohnt in Lima. Er war bereits 2018 bei unseren Reisen in die von La Balanza betreuten Doerfer dabei, arbeitete 2018 fuer ein paar Monate bei Aldea Yanapay in Cusco und kehrte im Januar 2019 fuer ein ganzes Jahr als Volontaer zurueck. Bereits in Deutschland habe ich mich darauf gefreut, ihn wieder zu sehen, weil er als junger Volontaer wirklich eine sehr gute Arbeit bei Yanapay macht. In der Villa Mágica wurde ich von der Coordinadorin Ladoyska und der zweiten Coordinadorin Oihane herzlichst begruesst.Die erste Frage von Ladoyska war, wann wir in die Doerfer fahren werden und ob sie uns dabei wieder begleiten duerfe. Selbstverstandlich sagte ich zu, ihr alle Termine zu nennen und freute mich schon auf ihre Mitfahrt, die leider nur an Wochenenden moeglich sein wird.
Zusammen mit Tim und den anderen Volontaeren ging ich zu Fuss von der Villa Mágica zur Einrichtung Aldea Yanapay, welche nach meinem (eigentlichen) Plan fuer die kommenden fuenf Tage mein Arbeitsplatz werden sollte. Wer in Deutschland in seinem Beruf immer wieder bemaengelt, dass die vielen Chefs endlich einmal (wieder) die "normale" Arbeit ihrer Mitarbeiter mitmachen sollten, damit sie den Bezug zur Arbeit auf der Strasse und zur Arbeit bei Nacht nicht verlieren (oder endlich einmal haben) und damit sie wissen, welche Arbeit ihre Mitarbeiter tatsaechlich Tag fuer Tag verrichten, der sollte dies, in seinem "Hobby" oder seinem (eigentlichen) "zweiten Leben" in seiner Position als Vorsitzender (oder auf spanisch "presidente") einer Hilfsorganisation auch beherzigen. Diese Gedanken waren es, die in mir dafuer gesorgt haben, dass der Wunsch reifte, einmal "ganz normal" als Volontaer bei Yanapay zu arbeiten. Als ich dies bei meiner Vorstellung der neuen Volontaere im Círculo de Amor am Montag so erklaerte, freuten sich Kinder, Volontaere und Coordinadoras gleichermassen.
Lado und Oihane teilten mich zur Mitarbeit bei der Familie Kalpa ein. Deren Koordinator ist unser Volontaer Tim Tegtmeyer. Es ist fuer mich einfach ein tolles Gefuehl, dass somit unser Volontaer Tim, der bei Yanapay eine sehr gute Arbeit macht, derzeit also mein "Chef" ist. In der Familie Kalpa sind vor allem Mauricio, den ich noch vom vergangenen Jahr kannte und Sharay die "bekanntesten" Kinder. Sie sind aussergewoehnlich aktiv und arbeiten in dem von Tim professionell geleiteten Unterricht sehr gut mit. Nur leider sind sie auch dann aktiv, wenn sie es nicht sollten. So lauten die haeufigsten von Tim im Unterricht benutzten Ausdruecke (ich schaetze mal so etwa 10 Prozent der von ihm benutzen Worte) also "Mauricio" und "Sharay", denn es ist fuer die beinden einfach unmoeglich, auch nur mehrere Sekunden lang still zu sitzen oder still zu sein. Ausnahmen gibt es, naemlich immer dann, wenn die beiden beschaeftigt sind mit Malen oder sonst einer Taetigkeit. Zu meiner Verwunderung bekommen die beiden aber trotz ihrer eigenen Worte, ihrer Malerei und trotz ihrer unruhigen Sitzweise jede Silbe mit, die Tim spricht. Es sind also zwei ganz liebenswuerdige Chaoten, die immer beschaeftigt sein moechten und im Unterricht immer bestens mitarbeiten.
Schon ab Montag suchte Mauricio staendig Kontakt zu mir, da ich als Neuer das geeignete Opfer war, um bei den Spielen bei Memory ein- ums andere Mal gegen ihn zu verlieren. Denn zum einen hat er ein Gedaechtnis "wie ein Elefant" und zum anderen kannte ich seinen Trick noch nicht, denn ein paar der Memory-Karten haben auf der Rueckseite einen kaum merkbaren dunkleren Farbton, an dem Mauricio sich orientiert.


Die Familie Kalpa (zumindest ein Teil davon) mit La Balanzas neuem Volontaeren
auf Zeit, Klaus Flad (links) und Tim Tegtmeyer (daneben). Foto: andere Volontaerin
 
Das Wochenthema fuer die Woche lautete Laender Europas und unsere Familie Kalpa bekam natuerlich Deutschland zugewiesen. So stellten Tim, die franzoesische Volontaerin ...... und ich also am Dienstag bei den Tareas fest, dass "unsere" Kinder (Sieben- und Achtjaehrige) ueber Deutschland ausser dem Laendernamen und vielleicht noch, dass es (leeeeeejos) "ganz weit weg" ist nicht sehr viel wussten. Tim liess die Kinder malen, was sie von Deutschland wussten. Karem traute sich nicht, auch nur einen Bleistiftstrich auf das Blatt Papier zu malen und so fragte ich ihn aus, ob er schon einmal eine deutsche Automarke gehoert hatte. Auch als ich dabei die Namen Mercedes Benz und Porsche nannte, musste er passen. Umso mehr freute er sich, als ich im die typische Form eines Porsche und eines Mercedes vorzeichnete. Er malte das alles nach, schrieb die Markennamen dazu und war froh, somit etwas auf sein Blatt zu bekommen. (Fortsetzung siehe Bericht vom 11. Februar, oben)


La Balanzas neuem Volontaeren Klaus Flad macht die Arbeit mit den Kindern bei
Aldea Yanapay viel Spass. Links im Bild: Melodi. Selfie: Klaus Flad
(Fortsetzung siehe Bericht vom 11. Februar, oben.)

Cusco, 01. Februar 2018
Geschrieben von Tim Tegtmeyer

Ein Stück Heimat zu Besuch
Ich habe meine Kalpas noch nie so begeistert und interessiert erlebt wie letzte Woche. Als ich am Montag das Thema „Kontinente“ verkündete, wurde ich von Fragen regelrecht überhäuft. Schon die vergangenen Wochen war die groβe Weltkarte an der Wand in unserem Raum immer viel viel viel interessanter gewesen, als über Regeln, Normen, Volontäre oder die Familie zu reden. Dass diese Weltkarte nun zum Zentrum des Geschehens wurde, erweckte meine Kinder so richtig zum Leben. Dass wir aber trotz aller Faszination am Freitag etwas vorzustellen hatten, war ihnen relativ egal. So verbrachten wir die ersten drei Tage im Prinzip nur damit, die Weltkarte zu erforschen und herauszufinden, wo sich alles befindet, was die Kinder schon einmal irgendwo gehört hatten, bevor ich am Donnerstag die Bremse zog und sie mit einem Rap sogar ein wenig für die Show motivieren konnte. Vor allem Mauricio war von dem neuen Rap ganz angetan und rannte nach der ersten Probe nur noch im Kreis und rappte seinen Teil hoch und runter. Dementsprechend lief auch die Show ordentlich und ich habe das Gefühl, die Kids waren auch ein wenig stolz darauf, was ich immer versuche, zu erreichen. Bei der Show muss sich nun einmal jeder vor allen zeigen, und ich will Stück für Stück dafür sorgen, dass meine Kinder kein Problem mehr damit haben, sich vor den anderen zu präsentieren. Das gilt nicht nur für die Show, sondern generell.
Am Donnerstagabend hatte ich ein Treffen der etwas besondereren Art: Mein Nachbar aus Deutschland war mit seinem Freund nach Cusco gekommen, und so hatte ich wirklich mal ein Stück Heimat hier am anderen Ende der Welt. Es tat wirklich gut, mal wieder schwäbisch reden zu können und nicht erst erklären zu müssen, was Stetten am kalten Markt ist. Das Gefühl, mit ihnen durch die Straβen Cuscos zu ziehen, war wirklich auβergewöhnlich. D
avon abgesehen lief hier alles wie immer eigentlich. Eine Gruppe von fünf Franzosen arbeitet nun in Yanapay und spielt zum Glück gerne Basketball, weswegen wir endlich auch mal auf das ganze Feld spielen konnten. Besonders cool fand ich es, als sich auch noch eine Gruppe peruanischer Jungs dazugesellte und so Peruaner, Spanier, Schweden, Taiwaner, Amerikaner, Franzosen und Deutsche zusammen gespielt haben. Das macht es eben so einzigartig hier, und das werde ich mit Sicherheit sehr vermissen.
Am Wochenende stand für mich noch einmal ein besonderer Ausflug an: Es ging noch einmal nach Machu Picchu! Mit Kelly, Brent und Teresa aus Taiwan machte ich mich am frühen Samstagmorgen auf zur Plaza de Armas, wo unser Bus nach Hidroelectrica wartete.  Die knapp acht Stunden lange Fahrt führte durch das Valle Sagrado, einen Berg hinauf, auf der anderen Seite durch den Dschungel wieder hinunter und über schwindelerregende Straβen schlieβlich bis in die Nähe von Machu Picchu. Das Problem war nur, dass mitten auf der Strecke eine Brücke eingestürzt war und die Strecke damit unterbrochen war. Als wir dort ankamen, arbeiteten sie gerade daran, den Flusslauf so umzubaggern, dass man eine Straβe durch den Fluss bauen konnte. Eine knappe halbe Stunde wartete unser Fahrer, bevor er beschloss, mit Vollgas vorbei an allen feststeckenden Autos durch den Fluss zu fahren. Ich weiβ nicht wie, aber irgendwie schaffte er es. So machten wir uns dann später nachmittags zu Fuβ auf den Weg ins „Dorf von Machu Picchu“, nach Aguas Calientes. Abends kamen wir dort an, checkten im Hostel ein und aβen noch etwas. Am frühen Morgen ging es dann per Bus den Berg hoch nach Machu Picchu. Als wir es um 7 Uhr morgens schlieβlich betraten, bot uns ein atemberaubender Anblick. Wenige Leute waren dort und die Morgensonne zeigte uns, warum es „die goldene Stadt“ genannt wird.


Die "goldene Stadt" Machu Picchu in der Morgensonne. Foto. Tim Tetgtmeyer

Nachdem wir den Anblick genossen hatten und ich erneut meinen Nachbar getroffen hatte, begannen wir, auf den Berg Huayna Picchu (gelegentlich auch Wayna Picchu geschrieben) zu steigen.


Mein Nachbar (rechts), sein Freund (mitte) und Tim Tegtmeyer auf
Machu Picchu. Foto: Tourist

 
 
Viele viele Stufen später kamen wir schlieβlich oben an und konnten Machu Picchu aus einer ganz anderen Perspektive sehen. Von dort oben konnte man von den schneebedeckten Bergen oberhalb Cuscos bis zum Dschungel sehen und verstand, dass man sich genau dazwischen befindet, eben dort, wo der Dschungel auf die hohen Berge trifft. Wahnsinn, dieses Land.


Machu Picchu aus einer anderen Perspektive. Foto Tim Tetgtmeyer

Unten angekommen wanderten wir noch ein wenig durch die Ruinen, bevor schon wieder der Rückweg anstand. In einer rekordverdächtigen Zeit von eineinhalb Stunden wanderten wir zurück bis Hidroelectrica, wo uns unser Bus abholte und uns zurück nach Cusco brachte. Dort angekommen war mein Tag noch nicht ganz zu Ende, da ebenfalls ein Freund aus Istanbul in Cusco eingetroffen war, mit dem ich noch ein Eis essen ging.


Mein Freund Ali aus Istanbul und Tim Tegtmeyer
beim Eisessen in Cusco. Selfie: Ali

 
Am Montagmorgen stand dann der nächste Gast aus der Heimat im Hostel: Klaus war da. Zusammen ging es in die Schule, wo ein wirklich anstrengender Montag folgte, weil die Kids aus dem Wochenende wohl eine ganze Menge Energie mitgebracht hatten. Wenigstens musste ich sie nicht mit einem uninteressanten Thema überraschen, denn es geht weiterhin um Geografie. Unser Thema diese Woche ist unser schönes Heimatland: Deutschland! Irgendwie komisch, sich hier in Cusco wieder mit Brezeln zu beschäftigen, aber so ist das eben. Die Kinder haben bei einem Bild auf jeden Fall mal nicht erkannt, dass man das essen kann, was sie da sehen. Noch drei Wochen in Cusco und eine in Lamay bleiben mir, bevor ich mich dann bald auch wieder mit echten Brezeln beschäftigen muss. Das wird mit Sicherheit kein leichter Abschied, aber ich glaube auch nicht, dass es ein Abschied für immer wird.

 
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