La Balanza e.V. Böttingen
  März 2013
 

Cusco, 29. Maerz 2013
Geschrieben von Klaus Flad
Dem neuen Volontären gefällts hier und das ist gut so

Dem neuen Volontären JW (aus einer Gemeinde im Kreis Tuttlingen) gefällt es in Cusco. Er wird die kommenden sechs Monate hier in Peru fuer unseren Verein in unseren Projekten tätig sein. Nachfolgend habe ich den ersten Newsletter von ihm eingestellt. Seine weitere Fotos dazu befinden sich am Ende seines Textes. 

Cusco, 29. März 2013
Geschrieben von JW
Mir gefaellts

Hallo liebe Familie und Freunde,

ich bin inzwischen seit ein paar Tagen hier in Cusco, leider jedoch ist die Anreise nicht ganz ohne Komplikationen verlaufen. Geplant waren drei aufeinanderfolgende Flüge. 1.Flug: 19.30 Abflug Frankfurt nach Madrid. In Madrid circa 1.5 Stunden Aufenthalt. 2. Flug: 0.35 Abflug Madrid nach Lima. Dort wieder ungefähr 1.5 Stunden Aufenthalt. 3. Flug: Abflug Lima 7.35 nach Cusco. Ankunft in Cusco wäre dann 10 Uhr gewesen. Hört sich alles sehr schön an und wäre es vielleicht auch gewesen, allerdings hat in Madrid das Flugzeug gestreikt. Nachdem wir also 3 Stunden im Flugzeug auf der Landebahn gewartet hatten, mussten wir letzten Endes doch wieder aussteigen. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit kam letztlich dann die Information, dass wir in ein Hotel eskortiert werden in dem wir den Rest der Nacht verbringen werden. Um 6 Uhr morgens kam mir das allerdings ganz recht, denn nochmal für 10 Stunden in ein Flugzeug zu sitzen wäre dann doch ziemlich heftig. Wie sich herausstellte, kann man es in einem 4 Sterne Hotel auch relativ gut aushalten. Frühstück und Mittagessen waren inklusive, alles auf Kosten der Fluggesellschaft. Somit konnte dem kaputten Flugzeug auch nach all der strapazierenden Wartezeit niemand wirklich böse sein. Glücklicher Weise haben wir im Flugzeug nach Lima die Familie Kempf angetroffen, die ihren Sohn Johannes in Pucallpa, im Amazonas besuchen. (Johannes ist ein ehemaliger Klassenkamerad von mir der schon seit 8 Monaten in Peru ist). Ich habe mich sehr über diese Fügung gefreut, denn ich wusste zwar, dass Kempfs auch am gleichen Tag wie wir nach Peru reisen, habe aber nicht damit gerechnet sie auch tatsächlich zu treffen.

Ich bin nun also seit Dienstag in Cusco und habe mich noch nicht sehr gut an den neuen Tagesrhythmus und an die ziemlich dünne Luft gewöhnt. Morgens bin ich früh wach und abends früh müde außerdem ist man selbst nach kleinen Anstrengungen sehr schnell erschöpft. Aber ich bin mir sicher, dass sich das in den nächsten Tagen normalisieren wird. Gegen die Symptome der Höhenkrankheit hilft außerdem ein warmer „Mate de Coca“ (Tee aus Kokablättern) oder pure Kokablätter die gekaut werden. Der Tee schmeckt mir persönlich sehr gut. Den Kokablättern werden hier sehr viele Fähigkeiten zugesagt und unter den Inka galten sie sogar als heilig. Vom Tee und von den Blättern wird man nicht berauscht, Kaffee hat meiner Meinung nach einen viel stärkeren Effekt. Man fühlt sich eben ein bisschen fitter und kann viel besser atmen. Ebenfalls ist er sehr wohltuend für den Magen. 
Das Klima aus europäischer Sicht sehr seltsam, obwohl die Temperaturen immer zwischen 15 – 20 °C schwanken. Auch wenn im einem Moment noch wunderschöner Sonnenschein ist, dass man es in Jacke nicht aushält, kann es im anderen Moment anfangen wie aus Kübeln zu regnen. Dann wird  es auch mal ziemlich schnell ziemlich frisch. Das liegt aber momentan auch noch daran, dass der Sommer noch nicht ganz zu Ende ist. Und Sommerzeit ist hier Regenzeit. Die nächsten Wochen wird es also hoffentlich trockener sobald der Herbst mal richtig angefangen hat. Es wird auch im Winter nicht besonders viel kälter als im Sommer nur eben trockener. Meiner Meinung nach ist also der Winter hier die bessere Zeit zum Leben. Dunkel wird es auch ganz schnell. Innerhalb von wenigen Minuten verschwindet die Sonne komplett und es ist stockdunkel. Das geschieht momentan so ca. um viertel 7.
Wir wohnen in einer ganz neuen Wohnung welche Nelly, einer Bekannten von Klaus gehört. Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, Klaus ist der Vereinspräsident von La Balanza, der für die ersten 4 Wochen mit mir nach Cusco gekommen ist und Nelly ist die Peruanische Organisatorin von La Balanza. Nelly ist eine ganz wunderbare Frau und auch ihr Mann ist einfach der Hammer. Beide versprühen ständig gute Laune. Schlechte Laune und Stress kennt man hier sowieso nicht.
Jedenfalls wohnen wir für peruanische Verhältnisse sehr gut. Kabelfernsehen und Internet sind allerdings noch nicht freigeschaltet. Darüber bin ich jedoch nicht besonders traurig, denn ich wollte sowieso mal von der ganzen Medienberieselung wegkommen. Apropos Kabel… diese werden hier in Cusco nämlich ausschließlich überirdisch verlegt und es ist wirklich sehenswert wie sich dieser Kuddelmuddel von Kabeln durch die ganze Stadt räkelt. Ich kann mir unmöglich vorstellen, dass überhaupt jemand einen Überblick über dieses Chaos haben kann, es scheint jedoch trotzdem zu funktionieren.
Eventuell werde ich nachdem Klaus wieder nach Deutschland fliegt, zu Nelly ziehen. Dort ist das Haus zwar nicht so schön und nicht so groß aber dafür habe ich ein sehr familiäres Umfeld und muss mich praktisch um nichts kümmern was den Haushalt anbelangt. Allerdings lege ich mich da mal noch nicht fest.
Die Landschaft hier ist wirklich atemberaubend. Kaum zu glauben aber selbst hier oben auf rund 3000 Metern Höhe wachsen Kakteen und Palmen, Bananen und Papaya, Melonen und Mangos und was man sich sonst noch wünschen kann. Die Früchte schmecken einfach suuuper Lecker und sind nicht mit den „Früchten“ zu vergleichen mit denen ihr euch zufrieden geben müsst
Die ganze Stadt ist von Hohen Bergen umgeben die allesamt ganz und gar grün sind. Es ist wirklich eine sehr schöne Stadt und meiner Meinung nach erstaunlich sauber, zumindest in den Touristenvierteln liegt fast gar kein Müll auf den Straßen.
Ebenfalls außergewöhnlich ist der Verkehr. Es ist egal wenn das Auto keine scheiben oder Türen hat, wichtig ist nur dass die Hupe funktioniert!
Das ganze Straßensystem ist aus meiner Sicht schrecklich Chaotisch. Ampeln gibt es nur ganz selten und Schilder noch weniger. Allerdings beachtet die hier eh niemand. Hupen und dann Gas geben scheint den Einheimischen System genug zu sein. Wenn man auf die Straßen schaut sieht man fast nur Taxis.
Es gibt offizielle Taxis teurer und private Taxis. Jeder der sich hier ein Auto leisten kann versucht eben mit Taxifahren Geld zu verdienen. Die privaten Taxis, hier „Ticos“ genannt, sind meistens schreckliche Klapperkisten die dafür manchmal ein bisschen günstiger sind. Eine Taxifahrt kostet meistens 4 Soles, was umgerechnet etwas mehr als einen Euro ist. Es ist also aus unserer Sicht spottbillig. Jedoch versuchen die Taxifahrer bei den Touristen immer einen etwas höheren Preis zu verlangen. Wenn man allerdings ein bisschen handeln kann ist das gar kein Problem.
Leider plagt mich das Heimweh doch noch ziemlich, aber ich hoffe ich werde schnell Freunde finden und mich an meine neue Umgebung gewöhnen.
Die Menschen hier sind alle sehr nett und ich denke, dass ich wenig Schwierigkeiten haben werde Kontakte zu knüpfen, zumal ich ja schon der Arbeit wegen ständig mit Einheimischen in Kontakt bin.
Nächste Woche werde ich in die Sprachschule Acupari gehen und eine Woche lang einen Intensivkurs in Spanisch absolvieren.
Acupari ist eine deutsch-peruanische Organisation, für deutsche die Spanisch lernen , und Cusqueños die Deutsch lernen wollen.
Ich freue mich sehr darauf da ich dort dann mit jungen Deutschen und Cusqueños  in Kontakt komme.
Unter Gleichgesinnten fühlt man sich eben schnell viel wohler.
Wir waren auch nicht ganz Untätig seit wir hier sind. Die Kindergärten, die Schulen in den Anden Dörfern und die Organisation Kolibri (Hausaufgabenbetreuung für Straßenkinder), brauchen natürlich eine große Menge an Schulheften, Stiften, Spitzlern, Radiergummis und noch mehr. Wir haben Mittwoch für 2100 Soles Schulzeug gekauft. Das sind umgerechnet 700€. Kistenweise haben uns die Verkäufer unsere ganzen Utensilien vorm Laden aufgetürmt. Als wir dann kein großes Taxi ergattern konnten mussten wir in zwei kleinen, bis zum Dach beladenen Ticos fahren. Es war wirklich sehr lustig und hat viel Spaß gemacht. (kleines Foto im Anhang)
Die Schulhefte hier in Cusco sind ganz anders als in Deutschland. Während man in Deutschland wo die Leute im Vergleich viel Geld haben, billige Hefte herstellt, sind die Hefte hier unglaublich hochwertig. Sie sind sehr ansprechend gestaltet und gleichen eher einem kleinen Buch als einem Schulheft. Kein Wunder, dass sich die Armen Familien oft keine Schulzeug leisten können. 
In nächster Zeit werden wir dann diese Schulhefte austeilen. Ich freue mich schon auf die Gesichter der Kinder wenn wir ihnen die Schulhefte überreichen.
Außerdem ist diese Woche die „Semana Santa“, in Deutschland bekannt als Karwoche. Diese wird hier viel intensiver gefeiert als bei euch in Deutschland. Am Gründonnerstag wurden ich und Klaus zu Nelly nach Hause eingeladen um dort mit der ganzen Familie zu essen. Wir waren also locker 15 Leute in einem ziemlich kleinen Raum an einem Tisch und haben gemeinsam gegessen. Allerdings war es kein normales Essen, denn es gab 12 Gänge, jeweils einen für eine Leidensstation Jesu.
Auch ich weiß nun was es heißt zu leiden, denn nach dem dritten Gang war ich bereits Papp satt jedoch hatte ich noch 9 Gänge vor mir… So viel zu essen ist schlichtweg unmöglich, zumindest für einen so schmächtigen Kerl wie mich. Abgesehen davon war das Essen wirklich wunderbar. Es hat einfach hervorragend geschmeckt. Viele der Kartoffelsorten die es hier gibt schmecken euren Kartoffeln in Deutschland nicht mal im entferntesten ähnlich. 
Jedenfalls war es ein sehr schönes Fest und ich bin wieder um eine Erfahrung reicher. Ich wurde wie ein Familienmitglied behandelt und alle waren unglaublich freundlich zu mir. So etwas erlebt man als normaler Tourist natürlich nicht. Anbei ein Foto des Festes (entschuldigt meinen etwas unglücklichen Gesichtsausdruck aber nach so viel essen würdet ihr auch nichtmehr lachen ).
Ich hoffe euch gefällt mein kleiner Brief und ich denke ich werde es auch in Zukunft so handhaben, dass ich euch auf diese Weise über meine Aktivitäten unterrichten werde.
Muchos saludos, un besito y un abrazo
(Viele Grüße, Küsschen und eine Umarmung)
JW

Nach technischen Problemen am Flugzeug stand eine verlängerte
Zwischenlandung in Madrid an. Danke an Familie Kempf für die nette
Gesellschaft. Foto: Hotelpage Madrid

Bildung für alle: JW und Nelly beim Einkauf von Schulmaterial im
Gesamtwert von 2100 Soles (etwa 700 Euro) für die Kinder dreier Anden-
gemeinden und die Straßenkinder von Cusco. Foto: Klaus Flad

Ein Mini-Taxi ("Tico" genannt) wa einfach zu klein, um alle Schul-
hefte, Stifte, Radiergummis und vieles mehr zu transportieren. So
mussten wir gleich zwei davon nutzen, um alle Pakete zu Nelly
zu transportieren. Foto: Klaus Flad

Bild IMG_7651
Im Kreise der ganzen Großfamilie unserer Gastgeber beim
12-Gänge-Menü anlässlich "Jueves Santos"
(Gründonnerstag). Foto: Alex Alvares Sotomayor

 
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