La Balanza e.V. Böttingen
  August 2017
 
Cusco, 27. August 2017
Geschrieben von Lea Keller
Your life ist not a destination
It's a journey

Dies ist einer der Sprüche, die wohl am besten zu mir passen. Ich möchte immer etwas Neues kennen lernen und in neue Situationen „geschmissen“ werden. Auch wenn ich mehrere Wochen hier in Cusco verbringe ist es doch eine Reise bei der ich jeden Tag etwas anderes erlebe.. und wer weiß, wohin mich die Reise noch trägt.

Und wieder war ich am Montagmorgen überglücklich, die Kinder im Mantay wieder zu sehen. Es macht einfach immer noch so viel Spaß dort, vor allem mit der zusätzlichen Aufgabe die älteren Kinder zur Vorschule zu bringen, nach ihrem Vesper und den Hausaufgaben zu schauen und sie von dort auch wieder abzuholen. Nach der Arbeit - welche ich nun wirklich nicht als „Arbeit“ bezeichnen möchte – fuhr ich ins Zentrum um ein paar Postkarten nach Hause zu schicken, welche hoffentlich noch vor meiner Rückkehr Ende September ankommen werden.
Am Dienstag hatte ich die Nachtmittagsschicht mit den Sechs- bis Zwölfjährigen Kindern. Ich hatte in der letzten Woche darum gebeten, da ich auch mal die Arbeit mit den anderen Gruppen sehen wollte. Da ich bisher nur mit den Kleineren gearbeitet habe und die Großen nur vom Spielen im Garten und von der Zeit des Mittagsessens kenne, war ich ziemlich aufgeregt, da ich nicht genau wusste, wie ich mit ihnen umgehen soll. Umso glücklicher war ich, als ich erfuhr, dass Rebecca eine Volontärin mit der ich mich sehr gut versehe, mit mir diese Gruppe betreuen wird. Da wir beide den Morgen frei hatten, trafen wir uns, um ein paar Mitbringsel für zuhause einzukaufen, wenn Rebecca wird leider schon am Dienstag wieder nach Hause fliegen.

"Die Rechte der Kindheit
"
Nach dem Mittagessen in Mantay machten wir zusammen mit einer Lehrerin und den Sechs bis Zwölfjährigen die Hausaufgaben und gaben ihnen noch zusätzlich ein paar Mathe- und Kommunikationsaufgaben auf. Nach einem kleinen Snack und einer Runde auf dem Trampolin fingen wir mit einer besonderen Aktivität an. Schon an meinem ersten Tag in Mantay fiel mir ein Poster über die „derechos de la infancia“ (deutsch: Rechte der Kindheit) auf, welches mich irgendwie sofort interessierte. Wir nahmen das Poster ab und redeten über die verschiedenen Rechte, die jedes Kind haben sollte. Danach durfte jeder aus der Gruppe eines der Rechte aussuchen, das für ihn/sie am Wichtigsten war und dieses Recht wurde dann auf einem Blatt aufgeschrieben und bildlich dargestellt. Morgen werden wir die Bilder fertig malen und über weitere wichtige Rechte für Kinder auf der ganzen Welt sprechen.




Rebecca, ebenfalls Volontärin bei Casa Mantay (links) und Lea Keller in einem
typischen Artesanias-Geschäft in Cusco.
Foto: Mitarbeiterin des Artesanias-Geschäfts

Den freien Mittwochmorgen nutze ich um auszuschlafen – was hier ca. 8:00 bedeutet ? – mein Zimmer und das Bad zu putzen, aufzuräumen und mit meinen Eltern zu telefonieren, was bisher nämlich durch meine Arbeit am Morgen und die Ausflüge am Wochenende noch nicht geklappt hat.
Nach dem Mittagessen in Mantay machte ich mich wieder mit der Gruppe der Sechs- bis Zwölfjähirgen an die Hausaufgaben. An diesem Tag hatten alle sehr viel zu tun, es wurden Rechenaufgaben erledigt, Texte von mir diktierte, welche dann abgeschrieben werden mussten und Buchkapitel zusammengefasst. Danach ging es wie immer eine Runde auf das Trampolin, welches auch nach zwei Wochen noch nicht seinen Reiz verloren hat. Nachdem die Kinder etwas ausgepowert waren und es schon langsam frischer und dunkler draußen wurde arbeiteten wir an den Postern der „Rechte der Kinder“ weiter bis wir zum Abendessen gerufen wurden.


Die Kinder der 6 bis 12-jährigen Gruppe, welche mit mir zusammen das Plakat
„Derechos de la infancia „ (deutsch: Rechte der Kindheit) erstellten.
Foto: Lea Keller

Der Tag darauf war für mich wieder ein „normaler“ Arbeitstag, was bedeutet, dass ich die älteren Kinder zu Vorschule brachte und mich danach wiederum die 0 bis 3-jährigen kümmerte. Leider wurde die „Gurardería“, also die Räumlichkeiten in denen wir uns sonst immer aufhalten, gerade gestrichen ,was uns dazu zwang, etwas zu improvisieren. Die Windeln wurden im Filmesaal gewechselt, wo kurzerhand ein Schrank mit Filmen ausgeräumt und mit Klamotten gefüllt wurde, und das Mittagessen gab es draußen im Garten, was die Kinder natürlich super fanden! Der Mittagsschlaf wurde auf großen Matten abgehalten, was eine Art Ferienlager-Stimmung erzeugte und natürlich nicht unbedingt dazu beitrug, dass die Kinder sich beruhigten und einschliefen.
Nach der Arbeit fuhr ich ins Zentrum, wo ich das Projekt „Colibri“ besuchte, welches ich letzte Woche kennen lernte. Ein paar der Kinder erinnerten sich noch an mich und freuten sich sehr mich zu sehen. So spielten wir zusammen und sprangen Seil bis es das Abendessen gab. Und sobald dieses inclusive dem Abwasch des Geschirrs erledigt war, ging es sofort wieder nach draußen um Seil zu springen. Am Meisten freute ich mich als Doris, ein elf Jahre altes Mädchen mir bei einem kleinen Stand in der Nähe ganz unerwartet ein Bonbon kaufte. Nachdem ich wieder mit ein paar der Kinder den Heimweg angetreten hatte, musste ich versprechen, in der nächsten Woche wieder vorbeizuschauen, was ich natürlich machen werde. Am Abend ging ich mit ein paar Arbeitskollegen ins Zentrum, um einen Volontär zu verabschieden, der nach nur drei Wochen Arbeit wieder nach Hause geht.


Die Kinder des Projektes „Colibri“ in Cusco beim Seilspringen. Foto: Lea Keller

Besuch in Chincheywasi
Am Freitag war es endlich soweit! Wir standen früh auf, frühstückten zusammen und holten die Lehrerin Elsa Ulloa des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen, welche zurzeit in Cusco weilt, zusammen mit ihrem Mann und einer Freundin ab. Nach einer etwa zweistündigen Autofahrt kamen wir in Chincheywasi, einem kleinen Andendorf an. Dieses Dorf wird von La Balanza seit 2016 unterstützt. Neben der Ausgabe von Schul- und Hygieneartikeln für die Kinder wurde in Chincheywasi von La Balanza eine Textilwerkstatt neu eingerichtet und Näh- und Webmaschinen ausgestattet. Elsa, selbst Peruanerin, wohnt in Tuttlingen und reiste nach Peru um zu sehen, wo das von ihren Schülern durch Kuchenverkäufe eingenommene und an La Balanza gespendete Geld landet. Um den Besuchern möglichst viele Eindrücke vom Dorf und den Menschen dort nach Deutschland mitzunehmen, nahmen wir Videos auf, in denen Elsa auf Spanisch etwas erklärte, was ich dann ins Deutsche übersetzte. Nach einem kurzen Besuch des Kindergartens und der Grundschule gingen wir zur Textilwerkstatt bei der wir von ein paar Frauen schon erwartet wurden. Diese zeigten uns die Werkstatt und erklärten uns, dass sie mit Hilfe der Maschinen und Gerätschaften von La Balanza nun einen riesigen Fortschritt haben, denn sie brauchen weniger als halb so lange um die Produkte wie Taschen, Schals und Mützen zu fertigen. Es war eine sehr lustige Runde, denn nur der Vorstand der Näherei kann Spanisch sprechen, die anwesenden Frauen sprechen nur Quechua. Dies ist in solchen Dörfern keine Seltenheit, denn Spanisch lernen die Kinder erst in der Schule und benutzen es ihn ihrem Alltag kaum bis gar nicht. Das Mittagessen wurde in einem natürlichen Ofen zubereitet. Das bedeutet, dass im Acker ein Loch gegraben und in diesem ein Feuer entfacht wird. Kartoffeln und Fleisch werden darübergelegt und dann wird alles mit Erde zugeschüttet bis es gar ist. Um das Essen herauszuholen muss man schon ein bisschen in der Erde graben. Zu essen gab es Kartoffeln verschiedenster Art und Merrschweinchen – was für europäische Verhältnisse doch etwas seltsam scheint. Hier in Peru ist es allerdings sehr verbreitet Meerschweinchen zu essen, dies gilt teilweise sogar als Delikatesse. Auch ich probierte es natürlich, da ich aber allerdings kaum Fleisch esse, schmeckte es mir nicht besonders – dafür aß ich umso mehr Kartoffeln.


Besuch der Textilwerkstatt Chincheywasi. Foto: Alexis del Pozo Aedo

Wir verabschiedeten uns und fuhren zurück nach Cusco, wo ich direkt zum Projekt Yanapai ging. Dort führten die Kinder eine Art Theater vor und jede Altersgruppe präsentierte das, was sie in der Woche über bastelte oder lernte. Ich wurde vom zweiten Verantwortlichen eingeladen, dieses Theaterstück anzuschauen – was ich mir natürlich nicht entgehen ließ. Am meisten gefiel mir die Atmosphäre dort – ich fühlte mich sofort wohl und als Teil der Gemeinschaft. Nicht nur jede Gruppe führte allein etwas vor, sondern auch alle gemeinsam, sowohl Kinder wie auch die Freiwilligen, sagen und tanzten zusammen.
Ich musste mich allerdings schon ein bisschen vor Ende der Auftritte verabschieden, da Mitzy, die Schwester von Alexis, mich zum Essen eingeladen hatte. Bei ihr zu Hause lernte ich sowohl ihren Mann, ihre Kinder, die jüngere Schwester von Alexis (Lita) und deren Kinder als auch Alexis' Eltern kennen. Es war ein sehr lustiger Abend, da der Vater von Alexis mir vor dem Essen Kinderbilder zeigte und wir nach dem Essen Videos von meinem Heimatdort Emmingen, von Konstanz und vom Bodensee anschauten. Zum Abschluss sangen wir noch „Karaoke“ und ich überraschte alle mit meinen "Spanischliedtext-Kenntnissen"

(Foto folgt)

Vom Casa Mantay organisiertes Fest im Zentrum Cuscos
Den Samstagmorgen nutze ich, um auszuschlafen, meine Wäsche zu waschen und ein paar Sachen einzukaufen und Erledigungen zu tätigen.  Mittags ging ich mit Katja zu einem von Mantay organisierten Fest im Zentrum Cuscos. Dort traten die unterschiedlichsten Bands auf, es gab einen Geschichtenerzähler und eine Zirkusveranstaltung für Kinder und auch die Mütter aus Mantay hatten einen Auftritt. Es gab leckere Nudeln und Nachtisch in allen möglichen Varianten. Zudem konnte man ein paar kleine Stände mit Handarbeitswaren anschauen, wo natürlich auch ein Stand von der Werkstatt in Mantay nicht fehlen durfte. Da das Fest noch bis tief in die Nacht gehen sollte, nutzen ich und Katja eine der Pausen zwischen den Aufführungen, um zur Plaza de Armas zu gehen, wo eine Buchmesse aufgebaut war. Dort war die Auswahl an Büchern riesig – von Krimis über Romane bis zu Comics und Kochbüchern – und das sowohl von peruanischen Schriftstellern wie auch von anderen aus den unterschiedlichsten Ländern Südamerikas. Nachdem wir an einer kleinen Quechua-Unterrichtsstunde teilgenommen hatten, ging ich wieder zurück zum Mantay wo mich – überraschenderweise - einige der Volontäre aus Yanapai schon erwarteten. Ich hatte ihnen am Tag zuvor von unserem Fest erzählt und sie folgten tatsächlich meiner Einladung, was mich wirklich sehr freute!
Ab 22:00 musste ich Punsch, Saft und Kuchen verkaufen was mir so viel Spaß machte und wirklich besser lief als gedacht, und so arbeitete ich noch bis lange nach Ende meiner Schicht. Das Schönste an diesem Fest war, dass sich alle als eine Gemeinschaft fühlten, der eine gab dem andere was und bekam dafür wieder etwas. Dafür, dass ich zum Beispiel die Kuchen von einem andern Projekt so zahlreich verkaufte gaben sie mir bei jedem „verkorkst“ abgeschnittenen Stück etwas ab und auch ich teilte diese  Kuchenstücke mit anderen. Da wir blieben bis wirklich jeder Gast zur Tür hinaus gegangen und alles soweit einigermaßen aufgeräumt war, war es weit nach 3 Uhr morgens bis ich endlich im Bett lag.

(Foto Volontäre Party Mantay folgt)

Am Sonntagmorgen ging es um 9 Uhr auf der Plaza de Armas mit unserer Tour zu den Salzanalagen bei Maras und zur Ruine Moray los. Vor allem die Salzanlagen kann ich jedem nur weiterempfehlen. Es ist eine einmalige Naturgegebenheit, dass sich auf über 3000 Höhenmetern Salzwasser befindet, und natürlich gibt es die unterschiedlichsten Theorien darüber, wie es dazu kam. Die Aussicht auf die Salzbecken ist sehr schön und der Ort hat eine besondere und sehr beruhigende Wirkung auf mich. Leider hatten wir dort nicht so viel Zeit, da die Tour insgesamt nur einen halben Tag lang ging und wir auch noch die Ruine Moray besuchten. Ich kam bei diesem Ausflug mit einer Reisegruppe aus Lima ins Gespräch, welche mir prompt ihre Kontaktdaten gab, damit ich mich melde, wenn ich in Lima bin und eine Unterkunft oder eine Führung möchte. Und so geht wieder einmal eine sehr volle und ereignisreiche aber umso schönere Woche in Cusco zu Ende.

(Foto Salineras folgt)

Anmerkungen von Klaus Flad: 
1. Aufgrund eines (hoffentlich nur vorübergehenden) technischen Defekts an der Kamera von Leas Mobiltelefon konnte sie die von ihr geplanten weiteren Fotos für diesen Bericht derzeit nicht versenden. Sobald Lea die Fotos nachgereicht hat, werde ich diesen Bericht ergänzen und die weiteren Fotos hochladen.
2. Danke Lea für den Bericht und ganz besonders sage ich danke für deine Eigeninitiative, mit den Kindern der missbrauchten Kinder über die "Rechte der Kindheit" zu reden.

Cusco, 21. August 2017
Geschrieben von Lea Keller
"CUSCO - Ciudad de todos"

„CUSCO – eine Stadt für alle“ -- diesen Spruch sieht man in Cusco auf Brücken, Wänden, Einkaufstüten und fahrenden Verkaufsständen und ich kann nur zustimmen. Cusco ist eine tolle Stadt, sie hat eine besondere Aura. Man trifft sowohl Einheimische bei ihrem täglichen Weg zur Arbeit oder zum Mark als auch Touristen und Traveller aus der ganzen Welt und falls man als Frau alleine reisen möchte und sich nicht sicher ist wohin man gehen kann – Cuscos Türen und Tore stehen immer offen. Zudem gibt es in der Stadt sehr viel zu sehen, angefangen von tollen Kirchen über schöne Plätze und kleine Parks, tollen kleinen Läden, Märkten und Museen. Und von den Sehenswürdigkeiten und Ausflugsmöglichkeiten um Cusco herum muss ich gar nicht erst anfangen. Eines ist sicher: langweilig wird es einem hier nie!
Ich freute mich am Montagmorgen wieder in Mantay arbeiten zu dürfen, denn auch wenn es nur vier Tage waren – man schließt die Kinder sehr schnell ins Herz und vermisst sie dann doch ein bisschen. Es war ein sehr ruhiger Morgen, da wir insgesamt vier Volontärinnen waren, die auf die Kinder aufpassten. Zudem war die Gruppe der 3 bis 6-jährigen in der Schule, wodurch die Volontäre, die sich eigentlich um sie kümmern, auch noch bei uns mit dabei waren. Danach ging ich mit ein paar Freundinnen ins Zentrum, um die letzten Tage zusammen zu genießen und ein paar Mitbringsel einzukaufen. Zwei der Volontärinnen mit denen ich mich angefreundet hatte, werden am Mittwoch bzw. Freitag leider schon nach Hause fliegen. Danach ging ich zum „Terminal Terrestre“ um Bustickets für dieses Wochenende nach Nazca zu kaufen.



Eines "meiner" Kinder der Gruppe der 0 bis 3-jährigen.

Am Dienstag verging die Zeit in Mantay wie im Flug, denn am Vorabend wurde ein Trampolin im Garten aufgebaut, welches dann natürlich von allen – sowohl von den Kindern als auch den Erwachsenen – „getestet“ werden musste. Und ja, es macht wirklich sehr viel Spaß, mit den Kindern auf dem Trampolin zu springen, Spiele zu spielen und sich danach einfach ein bisschen in der Sonne auszuruhen. Zum Mittagessen gab es heute überbackene Spaghetti, wobei die Nudeln in Mantay vorbereitet werden und dann zu einer Bäckerei um die Ecke gebracht werden, in der es einen großen Ofen gibt. Wir gingen also mit unseren Riesentabletten voller Spaghetti los, um vom Bäckermeister zu erfahren, dass alle Plätze im Ofen belegt seien und wir etwa 2 Stunden warten müssten – da in Mantay allerdings viele hungrige Bäuche warteten machten wir uns quer durch das Stadtviertel „San Sebastian“ auf den Weg, um eine andere Bäckerei zu suchen, die wir glücklicherweise auch fanden, allerdings war eines der Tabletts zu groß für den dortigen Ofen. Nichtsdestotrotz reichte es am Ende für alle und es gab – auch wenn mit etwas Verspätung – viele glückliche und satte Gesichte und viel Lob für das leckere Essen.
Danach ging ich mit den anderen Volontärinnen in die Stadt, um einen Kaffee zu trinken und den Nachmittag zu verbringen, denn eine von uns wird leider morgen früh schon nach Hause fliegen.


Kinder beim Spielen auf dem neuen Trampolin
in Casa Mantay. Foto: Rebecca Ruiz

Am Tag darauf war in Mantay alles ein bisschen anders als sonst. Alle Verantwortlichen, Leiter und das fest angestellte Personal, hatten ein mehrstündiges Meeting außerhalb von Mantay und so waren wir Volontäre auf uns alleine gestellt. Leider hatten zudem zwei der Volontäre frei und die Mütter bereiteten einen Tanz für ein Fest kommende Woche vor. Es war alles also etwas chaotisch aber da jeder jedem aushalf, wo er oder sie nur konnte, klappte alles reibungslos und das Essen war sogar schon früher als erwartet fertig.
Danach traf ich mich mit Katja und Alexis, um „Casa Yanapai“ zu besuchen – ein Haus in welchem Kinder nachmittags spielen und Hausaufgaben erledigen können und in dem La Balanzas weitere Volontäre, Pia, Julian und Emilly, in ein paar Monaten arbeiten werden. Das Haus ähnelt der Villa Kunterbunt – oder zumindest so würde ich mir die Villa Kunterbunt vorstellen. Alles ist bunt bemalt und in jeder Ecke gibt es etwas anderes zu entdecken. Wir sahen und die einzelnen Räume, in denen die Kinder spielten, malten oder Aufgaben am Computer erledigten an und ich hatte auch die Möglichkeit, mit ein paar der dort arbeitenden Volontären zu sprechen.


Besuch bei Casa Yanapai mit einigen Kindern des dortigen
Kunstunterrichts. Foto aufgenommen von einer dort arbeitenden Volontärin.

Ich wäre gerne noch länger bei Yanapai geblieben und hätte mit den wirklich sehr netten und vor allem total offenen Kindern gespielt, allerdings hatten wir mit Reinaldo, dem Verantwortlichen des Projektes „Colibri“ ausgemacht, dass wir um 17.00 Uhr dort sein werden, wo uns sie Kinder schon sehnsüchtig erwarteten. Zum Projekt Colibri können Kinder bis zu ihrem 16. Lebensjahr nachmittags nach der Schule von 14 bis 18 Uhr kommen, um dort zu spielen und ihre Hausaufgaben zu erledigen. Obwohl es nur ein kleiner Raum ist und nur zirka 30 Kinder dort waren, fühlte ich mich sofort total wohl und zugehörig. Die Kinder sprachen mich sofort mit „profe“ (Kurzform für profesora, zu deutsch: Lehrerin) an und wollten mit mir spielen und Quatsch machen. Ich versprach die nächsten Wochen mittags ab und zu mal vorbeizuschauen. Auf dem Nachhauseweg traf ich drei der Kinder aus dem Projekt, die mich fragten, wo ich wohne und da unsere Wege einigermaßen übereinstimmten fragten sie mich prompt was ich denn jetzt noch so vorhabe und ob ich mit ihnen zusammen nach Hause gehen möchte. Ich sagte ich natürlich sofort zu, auch wenn sich für mich dadurch ein Umweg ergab. Dadurch lernte ich eine neue Ecke Cuscos kennen, in der ich bisher noch nicht war, freundete mich mit den Kindern an und konnte etwas mehr über ihre Schule und das Projekt Colibri erfahren. Und natürlich musste ich vor Verlassen des Busses hoch und heilig versprechen, sie die nächste Woche zu besuchen, was angesichts meiner Mittagsschicht in Casa Mantay etwas schwierig werden wird, aber es wird sich arrangieren lassen.
 

Mit Alexis (hinten, 2. von links) und Katja (hinten 3. von links) zu Besuch beim Projekt
Colibrí,welches von Reinaldo Canal Oblitas (hinten rechts) geleitet wird. Die Kinder erwar-
teten uns – oder vielleicht auch die Torte - schon sehnsüchtig. 
Foto aufgenommen von einem dort arbeitenden Volontären.


An meinem – leider schon – vorletzten Arbeitstag für diese Woche hieß es für mich um 9 Uhr wieder die drei bis Sechsjährigen zur Vorschule zu bringen. Da ich eine der wenigen Volontäre bin, die für mehrere Wochen in Casa Mantay arbeiten wird und ich einen guten Draht zu Lilly – der Verantwortlichen für die kleineren Kinder – habe, bat sie mich die Kinder jeweils montags bis freitags am Morgen dort hinzubringen, zu schauen, dass sie etwas zu Essen und ihre Aufgabenbücher mitnehmen und sie um 12 Uhr dort wieder abzuholen. Mit dieser zusätzlichen Aufgabe fühle ich mich nun komplett wie eine Mutter deren Kinder in nur wenigen Tagen vom Baby- zum Schulater wechselten. In der Zeit dazwischen kümmere ich mich natürlich weiterhin um die 0 bis 3-jährigen, meine Lieblingsgruppe.
Nach der Arbeit ging ich mit zwei der Volontärinnen Mittagessen, denn eine von ihnen wir morgen leider schon wieder nach Spanien zurückfliegen. In der kurzen Zeit, in der wir uns kennen lernten haben wir sehr viel zusammen erlebt – sei es bei der Arbeit oder in unserer Freizeit. Und so ist es für mich nicht „nur“ eine Arbeitskollegin die uns verlässt, sondern eine gute Freundin mit der ich gerne meine Nachmittage und Wochenenden verbrachte.

Ich wurde vor ein paar Tagen gebeten am Freitagmorgen 20 Minuten früher zur Arbeit zu kommen, um eine der Mütter zum Krankenhaus zu begleiten weil ihr Kind zu einer Untersuchung musste. Da sich momentan allerdings die Krankenschwestern und Ärzte im Streik befanden, verbrachten wir erfolglose zwei Stunden wartend auf der Station. In der Zeit kam ich mit der Mutter ins Gespräch und als ich das Gefühl hatte, sie fühlt sich mit mir sehr wohl, begann ich vorsichtig Fragen über ihre Familie und ihr bisheriges Leben zu stellen. Natürlich erzählte sie mir nicht sehr viel und auch nichts sehr Detailreiches. Sie berichtete allerdings, dass sie vor ein paar Monaten über Nacht mit dem Bus nach Cusco kam – und mit ihr ihr damals gerade einmal 15 Tage alter Sohn! Ich glaube man kann sich gar nicht vorstellen wie viel Mut es kostet und wie groß die Angst ist, die man überwinden muss, um so eine Reise mit einem Neugeborenen ohne Unterstützung und ohne jegliche Ahnung und Erfahrung, wie man mit einem Kind umzugehen hat, anzutreten. Es machte mich sehr traurig, als sie mir erzählte, dass sie nicht glaubt, dass ihr Familie weiß, wo sie und ihr Kind sind und dass es weder ihre Mutter, welche mit ihrem neuen Partner zusammen lebt, noch ihren Vater, welchen sie schon lange nicht mehr gesehen hat, interessiert was sie macht. Nachdem wir auf den Nachmittag vertröstet wurden, gingen wir wieder zurück zu Casa Mantay, wo Lilly- die Verantwortliche der 0 bis 3-jährigen Gruppe total froh war, dass ich sie wieder bei der Arbeit unterstütze. In der Zwischenzeit ist dort nämlich das blanke Chaos ausgebrochen als versucht wurde, den älteren Kindern das Aufs-Töpfchen-Gehen beizubringen.
Nach der Arbeit beeilte ich mich nach Hause zu kommen, wo schon der gepackte Rucksack für mein Wochenende in Nazca wartete. Ich hatte den billigsten Bus gebucht, da ich mich mit einem Sitz zufriedengebe und keine Besonderheiten brauche, doch war ich sehr überrascht, als ich die geräumigen Sitze und die Decken, die bereitgelegt wurden, sah. Als es nach einer halben Stunde für alle Gäste sowohl etwas zu Abendessen als auch ein heißes und ein kaltes Getränk gab, war ich total überrascht – und so verging die Nacht wie im Flug.
Am nächsten Morgen kam ich gegen 8 Uhr in Nazca an, wo ich sogleich meinen Bus für die Nacht nach Cusco zurück buchte und danach Richtung Aussichtsturm auf die Linien fuhr. Als mich der Bus als Einzige im Nirgendwo rausließ hatte ich kurz Angst, ich wäre hier falsch, doch dann sah ich auf der anderen Seite schon den Turm. Abgesehen von dem Turm und zwei Klohäuschen gibt es allerdings nichts dort. Da ich schon so früh dran war, war ich die Einzige auf dem Turm und so konnte ich die Aussicht genießen und die Figuren „Hände“ und „Baum“ betrachten.


Die Figur „Baum“, welche man vom Aussichtsturm an der Panamericana Sur
aus sehr gut erkennen kann. Foto: Lea Keller


Danach lief ich an der Panamericana Sur entlang zu einem kleinen Berg, von dem aus man unendlich lange gerade Linien sehen kann von denen man glauben muss, die hätte jemand mit einem überdimensionalen Geodreieck gemalt. Ich finde es wirklich wahnsinnig faszinierend, mir zu überlegen wie die Menschen diese Linien und Figuren (welche allesamt aus einer Führung bestehen, es wird also der „Stift“ nie abgesetzt) damals geschaffen haben und wozu sie sie genutzt haben. Danach wanderte ich an der Straße weiter zum zirka 5 Kilometer entfernten Museum von Maria Reichle – eine Deutsche die ihr Leben der Erforschung dieser Linien widmete und die von den Einheimischen ob ihrer endlos langen Arbeit "la loca alemana" (die verrückte Deutsche) genannt wurde. (Anmerkung von Klaus Flad). Das Museum befindet sich in ihrem ehemaligen Wohnhaus und da es sehr klein ist, kam ich nicht darum herum, einer dort gerade stattfindenden Führung zuzuhören – was aber natürlich höchstinteressant war. Danach setze ich mich in ihren Garten, um eine Kleinigkeit zu essen.


Auf dem Weg vom Aussichtszurm zum Museum von Maria Reichle
trampte ich ein kleines Stück entlang der Panamericana Sur.


Der Garten des Hauses von Maria Reichle ist wunderschön – sehr ruhig und mit vielen
Blumen beflanzt.


Wieder zurück in Nazca erkundete ich die dortigen Läden und Straßen und da Nazca nur auf knapp über 500 Metern liegt, war das Wetter dort sehr heiß und man kam sich eher wie in einem Urlaubsort in Italien oder Spanien vor – die Menschen schlenderten in Flip-Flops und kurzen Klamotten herum und überall wurden Bikinis verkauft. Ich verbrachte einige Stunden auf einem schönen Platz wo ich mit einigen Einheimischen ins Gespräch kam, die mir mehr über ihre Stadt und Peru erzählten.
Um 21 Uhr nahm ich einen Bus Richtung Cusco, der leider nicht ganz so bequem war wie in der Hinfahrt, da ich aber vom langen Tag ziemlich kaputt war, schlief ich schnell ein und erwachte am Morgen, kurz bevor wir in Cusco ankamen, wieder. Alles in allem war es ein super schönes und - zumindest für mich – sehr besonderes Wochenende, welches ich nicht so schnell vergessen werde. Jeder, der sich die Linien von Nazca auch mit dem Flugzeug anschaut, kann ich nur empfehlen, sowohl auf den Turm und den Berg zu klettern und das Museum von Maria Reichele anzuschauen, denn das macht die Reise zu den sagenhaften Linien von Nazca perfekt.

Cusco, 7. August 2017
Geschrieben von Lea Keller
An wen kann man sich wenden, um die Zeit anzuhalten?

Falls jemand darauf eine Antwort hat bitte sofort melden, denn es ist mittlerweile schon meine dritte Woche hier in Peru angebrochen. Die Zeit vergeht einfach wie im Flug, jeden Tag lerne ich neu Menschen - und meistens auch mir bisher unbekanntes Essen - kennen und erlebe neue spannende und schöne Momente mit den Kindern und ihren Müttern in Casa Mantay.
So freute ich mich trotz eines kleinen Muskelkaters am Montag wieder zur Arbeit zu gehen. Dort malten wir zusammen mit den Müttern die Hände der Kinder an, sodass jedes ein Bild mit seinen Abdrücken machen konnte welche wir danach aufhängten. Da es ein sehr sonniger und warmer Tag und alle sehr gut gelaunt waren, aßen wir im überdachten Innenhof, was die Kinder umso mehr freute. Nach dem gemeinsamen Essen ging ich mit Margot – einer anderen Volontärin aus Casa Mantay – etwas spazieren, so wie wir es schon in der letzten Woche ab und zu taten. Dabei laufen wir an der Avenida de la Cultura – einer der Hauptstraßen in Cusco – entlang Richtung San Sebastián, wo ich wohne. Bisher gingen wir etwa eine halbe Stunde und stiegen dann in den Bus nach Hause. Da wir uns an diesem Tag aber beide sehr fit fühlten, gut gegessen hatten und Lust hatten auszuprobieren ob wir es schaffen gingen wir den gesamten Weg von Casa Mantay bis zu mir nach Hause was ca. eineinhalb Stunden dauerte. Nun war klar, dass mich morgen der Muskelkater so richtig einholen würde ?
Um den Abend ausklingen zu lassen traf ich mich mit den Freundinnen mit denen ich zum Machu Picchu wanderte und noch ein paar Leuten die wir auf dem Weg dorthin kennen lernten um etwas trinken zu gehen.

  
Ich vor der Wand mit den aufgehängten Handabdrücken der 0 bis 3-jährigen Kinder
vom Casa Mantay. Foto: Alexis del Pozo Aedo

Am Dienstag drehte sich in Casa Mantay alles um Stefanie und ihr Neugeborenes, welches leider schon nach sieben Monaten Schwangerschaft zur Welt kam und deswegen natürlich sehr klein ist und eine ganz besondere Pflege braucht. Natürlich wollte jeder das Baby sehen und dabei sein, wenn es gestillt wird. Zudem schauten Alexis und Katja – meine Gasteltern und auch Mitglieder des Vereins La Balanza – bei Mantay vorbei wo ich ihnen meinen Arbeitsplatz zeigte und ihnen die Arbeit hier erklärte. Am Abend ging ich zu Acupari, einer deutschen Sprachschule in Cusco, bei der immer Dienstag abends ein deutscher Film gezeigt wird – dabei darf das Popcorn natürlich auch nicht fehlen und weil der Abend gestern mit den Bekannten vom Machu Picchu so nett war, trafen wir uns wieder mit ihnen, am gleichen Ort und tranken die gleichen Getränke.


Meine Gasteltern Katja und Alexis besuchten ich während meiner Arbeit.
Foto: Candela, Volontärin bei Casa Mantay

 

Am Tag darauf war Großputz angesagt im Hause Mantay – alle Mütter und Angestellten, die nicht 100 Prozent mit Arbeit mit den Kindern ausgelastet waren, mussten ranhalten. Es wurde wirklich ALLES geputzt. Von den Stellen hinterm Kühlschrank über den Herd bis zum Abflussgitter im Hof, alles wurde blitzeblank geschrubbt. Somit war ich mit Alejandra und Melanie, welche ihren Freiwilligendienst am Tag zuvor begonnen hatte, mit sechs Kindern und drei Babys alleine, was während der Zeit der Spiele kein Problem war, da wir viele Ideen hatten die Kinder zu beschäftigen. Schwieriger wurde es, als es darum ging allen das Essen zu bringen beziehungsweise sie zu füttern, danach zu wickeln und ins Bett zu bringen. Wir brauchten zwar ein bisschen länger als sonst, aber es klappte doch ganz gut.
Am Donnerstag „Morgen“ – oder besser gesagt um 3:30 Uhr in der Nacht klingelte schon mein Wecker, denn ich wurde eine Stunde später abgeholt um den „Vinicunca“, auch bekannt als „Rainbow-Mountain“ zu besteigen. Ob es an der Steigung lag oder an der Höhe – der Aufstieg war sehr hart und es dauerte ein bisschen bis man seinen Rhythmus fand. Auf 5100 Metern Höhe angekommen wurde man mit einer tollen Aussicht auf den Vinicunca und die Berge darum herum belohnt. Ich war froh meine Winterjacke, Handschuhe und Mütze angezogen zu haben, denn durch die Höhe und den eisigen Wind war es dort trotz blauen Himmels bitterkalt. Unweit entfernt konnte man schneebedeckte Gipfel sehen und sobald man ein bisschen weiter ging sah man gefrorene Pfützen.
An diesem Tag hatte ich unglaubliches Glück, denn ich lernte eine Gruppe Holländer kennen, die mit ihrem Guide ins nahe gelegene „Valle Rojo“ wandern wollten und ich konnte mich ihnen anschließen. Ich erwartete, dass wir eine kleine Wanderung zu diesem Tal machen würden und dann wieder den normalen Weg zurück zum Bus laufen würden, aber nein – der Guide, welcher die Chance witterte mit uns eine einmalige Wanderung machen zu können – hatte etwas anderes vor. Und so wanderten wir drei Stunden durch eine menschenleere aber von, teils freilebenden Tieren, belebte Landschaft. Wir stiegen auf Gipfel, auf die es keine festen Wege gab, gingen an tiefen Schluchten vorbei und um von den Bergen wieder ins Tal zu kommen musste man rennen um nicht hinzufallen, denn alles war voller rotem Sand und Geröll. Wir kamen auch an kleinen Dörfern mit einfachsten Lehmhäusern vorbei. Ich stellte mir vor, dass einige der Mädchen aus Mantay aus solchen oder ähnlichen Verhältnissen kommen. Auf dem Weg zurück nach Cusco musste ich erst einmal die Eindrücke und einmalige Stimmung verarbeiten und ich hoffe, das besondere Gefühl dort gewesen zu sein hält noch sehr lange an.

 


Der "Rainbow Mountain - Vinicunca. Foto: Lea Keller

Am Freitag ging ich mit ein paar Arbeitskollegen zur Lagune Humantay, welche ebenfalls sehr schön ist und in einer einmaligen Landschaft – allerdings komplett anders als die Landschaft des Vinicunca - liegt. Die ist einer der Aspekte, die mir hier an Peru am meisten gefallen. Egal wohin man fährt, man sieht immer unterschiedliche Landschaften und Lebensweisen – von der sehr tropischen Umgebung des Machu Picchu über die sandige Umgebung des Vinicunca bis zur sehr dürren aber steinigen und bewaldeten Umgebung der Lagune Humantay. Da diese Lagune bei Touristen noch nicht so beliebt ist, hatten wir Glück, dass wir von unserer Agentur aus die einzigen waren, die an diesem Tag dorthin wollten und so hatten wir einen Bus und den Guide für uns alleine, was den Ausflug noch etwas entspannter machte. Nach zwei Tagen voller Erlebnisse und Wanderungen war ich sehr froh, als ich endlich ins Bett gehen konnte.

  
Bei der Lagune von Humantay. Foto: Mireia, Volontärin bei Casa Mantay.

Dieses Wochenende blieb ich in Cusco um Zeit mit Alexis und Katja zu verbringen, Geld zu wechseln, Lebensmittel einzukaufen, etwas zu entspannen und meine nächsten Wochenenden zu planen.
So machte ich mich am Samstagmorgen auf, um Lebensmittel einzukaufen und etwas durch die Läden zu stöbern. Mein Mittagessen – frisches Brot und Früchte – aß ich auf der Plaza de San Blas, auf welcher immer eine besonders entspannte und tolle Atmosphäre herrscht. Aus aufgebauten Lautsprechern läuft typische Andenmusik und überall gibt es kleine Stände, an denen Schmuck und sonstige Handarbeiten verkauft werden. Nachdem ich in der Avenida el Sol Geld wechselte, ging ich weiter Richtung Südosten, um den Teil der Avenida zu entdecken, in dem ich bisher noch nicht war. So lief ich weiter und weiter bis ich zum Pachacútec-Monument kam, welches gleichzeitig ein kleines Museum ist, in dem die Geschichte Pachacútec erklärt wird. Für einen Eintrittspreis von zwei Soles ließ ich mir die Gelegenheit natürlich nicht entgehen und genoss die Aussicht die man vom Monument aus hat. Oben angekommen kam ich mit einer Frau aus Lima, welche allerdings schon seit Jahren in Mailand lebt, und ihrem Sohn ins Gespräch. Wir erzählten uns gegenseitig was uns nach Cusco führt und als ich erzählte, dass ich vor meiner Heimreise noch nach Lima möchte, bot sie mir an die Telefonnummern auszutauschen, um für mich bei Bekannten in Lima eine Unterkunft zu organisieren – auf dieses Angebot werde ich bestimmt zurückkommen.
Da das Busterminal „Terreste“ nicht weit entfernt ist, ging ich auch dort vorbei, um mich bezüglich eines Wochenendausfluges nach Nazca zu erkunden. Die dort gefundenen Nazca-Linien interessieren mich schon geraume Zeit und so plane ich nächstes Wochenende dorthin zu fahren – aber hier in Cusco weiß man nie, was sich in der Zwischenzeit noch ergibt.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Katja und Alexis ging ich zur Plaza de Armas, um das Hissen der Flaggen anzuschauen, was jeden Sonntag um 10:00 mit einer großen Militärparade zelebriert wird. Es werden Reden gehalten, Lieder gespielt und gesungen während ausgewählte Personen wie der Bürgermeister oder Lehrer die zwei peruanischen Nationalflaggen, die rot-weiß-rote und die Regenbogenflagge der Inkas hissen.
Danach schlenderte ich ein bisschen durch die Staßen, erledigte ein paar Dinge und traf mich mit Katja, um auf den Mercado San Pedro zu gehen, wo wir etwas Obst einkauften. Um den Tag ausklingen zu lassen, stieg ich erneut hoch zur Statue des Cristo Blanco von wo aus man eine tolle Sonnenuntergangsstimmung erleben und das nächtliche, hell beleichtete Cusco sehen kann. 


Das Hissen der Flaggen auf der Plaza de Armas wird von vielen
Schulmusikgruppen begleitet. Foto: Lea Keller


Cusco, 7. August 2017
Geschrieben von Lea Keller
Casa Mantay - bald meine neues Zuhause?

Meine zweite Woche in Cusco begann mit meinem ersten Arbeitstag. Um 9 Uhr sollte ich mich bei Jose, einem der Verantwortlichen bei Casa Mantay melden und danach meine erste Schicht beginnen. Freudig und aufgeregt wie ich natürlich war und auch weil ich auf Nummer sicher gehen wollte, machte ich mich schon sehr früh auf den Weg und war natürlich prompt eine Stunde zu früh dort. Was aber nicht weiter schlimm war, denn nebenan gibt es einen tollen Park von welchem aus man eine tolle Aussicht hat und so genoss ich die Zeit in der Sonne.
Um 9 Uhr wurden mir dann alle Räume gezeigt und die Regeln erklärt und ich begann meine erste Schicht in der „Guarderia“ in welcher die Kinder von 0 bis 3 Jahren betreut werden. Dort gaben wir zusammen mit den Müttern den Kindern ihr Frühstück. In Casa Mantay ist es sehr wichtig, dass die Volontäre die Mütter in ihren täglichen Aufgaben nur unterstützen und sich um die Kinder kümmern, wenn sie Hausaufgaben machen, nähen, waschen oder kochen. Wir Volontäre sollen den Müttern nicht die komplette Arbeit abnehmen denn sie selbst sollen eine gute Beziehung zum Kind aufbauen und später mit ihm alleine leben können. Nach dem Essen durfte ich sofort eines der „störrischsten“ Kinder – Alex – wickeln und waschen, was trotz kaltem Wasser und für mich unbekannte Stoffwindeln wider Erwarten sehr gut klappte. Danach spielten wir alle zusammen draußen und ich konnte mich ein bisschen mit den Müttern und den anderen Volontären unterhalten, welche mich sofort einluden mit ihnen heute Abend einen Geburtstag zu feiern und am Wochenende den Machu Picchu zu besteigen. Diese Einladungen werde ich auf keinen Fall ablehnen.
Nachdem wir zusammen mit den Müttern und den älteren Kindern gegessen hatten ging ich ins Zentrum um bei Acupari vorbei zu schauen, wo ich eingeladen wurde in den kommenden Tagen zu diversen Aktivitäten wie Salsa-Kursen, Ping-Pong oder einem Stammtisch zu kommen.


Margot, eine andere Volontärin (links) und ich mit „unseren“ Kindern der „Guardería“.
Foto: Alejandra, ebenfalls Volontärin.

Mein zweiter Tag im Casa Mantay sah ähnlich aus wie der Tag zuvor nur, dass ich schon die ersten versch******* Windeln wechseln musste, was wider Erwarten gar nicht so schlimm war.
Am Nachtmittag erkundete ich das Viertel „San Jeronimo“ in dem sich Casa Mantay befindet und abends ging ich zu Acupari wo alle zusammen den Film „Wer früher stirbt ist länger tot“ -  auf tiefstem Bayrisch natürlich - anschauten.
Am Mittwoch wurden alle Kinder gewogen. Dafür versammelten sich alle im Waschraum der 0 bis 3-jährigen, zogen ihre Kinder aus und stellten sich in die Schlange um ihr Kind zu wiegen – wie man sich vorstellen kann ging es dabei zu wie im Irrenhaus. Zuerst möchten die Kinder nicht nackt sein, da es ihnen zu kalt ist und nach dem Wiegen wollen sie sich nicht mehr anziehen
Danach gingen wir in den Hinterhof wo wir mit den Kindern Purzelbäume, Springen und Klettern übten. Als die Kinder nach dem Essen schliefen spielte ich eine Weile mit den 3 bis 6-jährigen auf dem Spielplatz wo die Raupe sofort in ein Auto verwandelt wurde mit dem wir in die entlegensten Gegenden fuhren – natürlich nicht ohne eine Reifenpanne und ohne dass uns das Benzin ausging.
Danach ergab sich die Gelegenheit ein bisschen mit den Müttern zu reden welche sehr „neidisch“ auf mein Leben waren. Denn das einzige was sie sich wünschen ist eine intakte Familie, genügend Geld und eine normale Jugend in der man mit Freundinnen weggeht, den ersten Jungen kennen lernt und einfach Spaß hat. Ich habe versucht ihnen zu vermitteln, dass sie kein so anderes Leben wie die „normalen“ Mädchen führen und dass ein Leben mit einem Kind – egal in welchem Alter – etwas sehr Schönes und Besonderes ist. Aber ich freue mich natürlich auch sehr darüber, wenn sie in der Zeit in der wir auf das Mittagessen warten einfach mal nur Kind sein können, wir Quatsch machen und über „Mädchensachen“ reden.


Ich mit zwei Mädchen der 6 bis 12-jährigen-Gruppe. Während wir auf das Mittagessen
warten flechten sie mir die Haare. Foto: Selbstportrait Lea Keller

Da ich wohl am Tag zuvor etwas Schlechtes gegessen hatte verbachte ich die Nacht mit Bauchkrämpfen und schlief sehr viel. Am Donnerstagmorgen fühlte ich mich schon viel besser worauf ich zur Casa Mantay ging wo ich aber schon relativ schnell merkte, dass ich nicht viel Energie hatte. Sowohl die Volontärinnen als auch die Mütter merkten dies und unterstützten mich bei meinen Aufgaben, was mich sehr freute. Da es den ganzen Morgen über immer wieder regnete und sehr kalt war verbrachten wir den Tag im Haus und spielten mit Bauklötzen. Mich überraschte sehr, wie schnell die Kinder lernen unterschiedliche Formen, Farben und Oberflächen zu erkennen und diese zuzuordnen. Nachdem die Kinder schliefen ging auch ich nach Hause um mich etwas auszuruhen.
Am Freitagmorgen verbrachte ich vor der Arbeit wieder etwas Zeit auf dem Platz um die Sonne zu genießen. Prompt kam eine der Mütter aus Casa Mantay vorbei, drückte mir ihr Kind in die Hände und so verbrachte ich eine entspannte viertel Stunde mit dem Kleinen. Im Haus selbst waren alle total aufgeregt weil die 6 bis 12-jährigen eine Überraschung vorbereitet hatten und dafür schon die ganze Woche Werbung machten. Doch mussten wir uns bis 13 Uhr gedulden. Jeder der gerade wach war und eine trockene Windel hatte wurde in den Garten geführt wo schon alles aufgebaut war um das einstudierte Theaterstück „Die drei kleinen Schweinchen“ anzuschauen. Die Kinder spielten ihre Rollen sehr gut und auch kleine Patzer waren willkommen und brachten alle zum Lachen. Als Belohnung und weil es der letzte Tag von Mireia, einer anderen Volontärin, war, bekam jeder ein Stück Kuchen worüber die Kinder sich riesig freuten.
In meinem Zuhause in Cusco angekommen bereitete ich alles für den Besuch des Machu Picchus dieses Wochenende vor.

Auf der Plaza neben dem Haus mit einem der Kleinsten aus Casa Mantay.

Am Samstagmorgen ging es schon um 7 Uhr mit dem Bus Richtung Hidroeléctrica, einem kleinen Dorf in der Nähe vom Machu Picchu, los. Bis dorthin verlief der Tag nicht besonders spannend, denn ich verbrachte ca. 6 Stunden im Bus. Ich reiste natürlich nicht alleine, sondern mit mir drei weitere Volontärinnen des Casa Mantay und so wurde es eine sehr lustige Fahrt. In Hidroeléctrica angekommen wanderten wir ca. 3 Stunden Richtung „Aguas Calientes“ einem anderen Ort wo unser Hostel schon auf uns wartete. Der Weg dorthin führte an Bahnschienen entlang, vorbei an Bananen-Stauden, tollen Flüssen, Wasserstellen und mitten durch eine tropisch-feuchte Umgebung die einem nicht unbedingt das Gefühl vermittelte auf über 2000 Metern zu sein. 
Nach einer sehr kurzen Nacht – der Wecker klingelte schon um 3 Uhr morgens damit wir sehr früh den Bus hoch zum Machu Picchu bekommen würden – packten wir schlaftrunken unsere Sachen und stellten uns in die zu dieser Zeit schon sehr lange Schlange. Mich würde wirklich interessieren, wann die ersten der Schlange aufgestanden sind, beziehungsweise ob sie überhaupt schliefen. Nichts desto trotz waren wir früh genug oben um einen tollen Tagesbeginn hinter den Bergen und tropischen Wäldern zu beobachten. Endlich angekommen befanden wir uns in einer wahnsinnig tollen und einmaligen Atmosphäre die, je mehr der Guide erzählte und je mehr man sich vorstellte wie es in der Zeit damals so war, immer schöner wurde. Nicht zu übersehen und -hören waren natürlich die ca. 2000 anderen Touristen – was leider die Stimmung etwas trübte. Auf der sehr holprigen Heimfahrt mit einigen Schlaglöchern und gefühlten Beinahe-Abstürzen wurden wir mit einem wunderschönen Sonnenunterhang belohnt. Glücklich aber sehr kaputt kam ich in Cusco an und fiel sofort ins Bett – denn schon morgen beginnt meine zweite Woche in Casa Mantay.


Atemberaubende und besondere Stimmung inklusive Aussicht auf die Ruinen
des Machu Picchhu. Foto: Candela eine der Volontärinnen aus Mantay

Anmerkung von Klaus Flad: 
Liebe Lea,
muchisimas gracias. Aus deinen Berichten sprüht so viele positive Energie und so viel Begeisterung für unsere Sache. Ich danke dir von ganzem Herzen für alles. Du machst eine sehr gute Arbeit, da stimmt einfach alles, die Tätigkeit vor Ort, regelmäßige Berichterstattung, Fotos in der von mir gewünschten Auflösung...... Querida Lea, sigue adelante, fuerza y valor. Tupananchiskama.

Cusco, 4. August 2017
Geschrieben von Lea Keller
Casa Mantay - ein Ort des Zusammenlebens und der Ruhe
Casa Mantay, ein Heim für junge Mütter, befindet sich im Stadtteil „San Jerónimo“ in Cusco, Peru. Dort werde ich die kommenden Wochen arbeiten und möchte nun ein wenig von meiner Arbeit dort erzählen.
Zuerst einmal ist zu erwähnen, dass Casa Mantay nicht einfach nur irgendein Heim für junge Mütter aus Cusco und Umgebung ist. Nein, vielmehr werden hier die unterschiedlichsten Formen der Unterstützung angeboten. Zurzeit gibt es zirka 13 Mütter die dort mit ihren Kindern wohnen, dort essen, ihre Wäsche waschen und ihre Tage verbringen. Wichtig zu erwähnen ist, dass all diese Mütter minderjährig, ja zum Teil wirklich noch Kinder sind, die leider selbst schon ein Kind bekommen haben. Oft ungewollt und als Folge daraus mussten sie Ihre Familien und Heimatdörfer verlassen. In der Hoffnung auf Unterstützung und ein besseres Leben kamen sie nach Cusco wo sie an Casa Mantay vermittelt werden. Diese Mütter verbringen den Tag vollständig mit ihren Kindern, nur wenn sie andere Aufgaben wie zum Beispiel Küchendienst oder Handarbeiten machen, passen die anderen Mütter auf ihre Kinder auf.
Des Weiteren gibt es viele Mütter die eine eigene Wohnung haben allerdings zum Casa Mantay kommen um Näharbeiten zu erledigen. Diese werden in zwei Läden in Cusco verkauft um Geld für das Haus zu erwirtschaften. Aber nicht nur diese Arbeit erlernen die Mädchen, manche helfen in der Küche mit und andere in der Wäscherei, sodass sie – wenn sie volljährig sind und das Haus verlassen müssen – eine Ausbildung haben und arbeiten gehen können. Während die Mütter arbeiten, bringen sie Ihre Kinder ebenfalls zur Casa Mantay wo es drei Gruppen gibt. Die Gruppe in der ich in dieser Woche eingeteilt war ist für alle Kinder von 0 bis 3, dann gibt es eine Gruppe für die 3 bis 6-jährigen und eine Gruppe für alle 6 bis 12-jährigen.
Die Aufgaben in der Gruppe der Jüngsten liegt vor allem darin die Mütter in ihrem Alltag mit dem Kind zu unterstützen, denn Mantay legt sehr viel Wert darauf die Bindung zwischen Mutter und Kind zu stärken und die Mütter auf ein selbstständiges Leben mit ihren Kindern vorzubereiten. Das bedeutet zum Beispiel, dass ich als Volontärin die Kinder füttere deren Mütter gerade nicht da sind.


Zusammen mit einem meiner Lieblingskinder aus der 0 bis 3-jährigen-Gruppe beim Warten
auf einen freien Platz in der Wickelablage.


Wenn ich um 9:00 meine Arbeit beginne gibt es erst einmal ein kleines Frühstück für die Kinder, danach werden die Windeln gewechselt – und ja da muss auch ich mithelfen – und danach werden unterschiedliche Spiele gemacht um die Motorik und Fantasie der Kinder anzuregen. Nach einer kleinen Runde auf dem hauseigenen Spielplatz geht es zum Mittagessen, danach werden die Kinder wieder umgezogen und schlafen gelegt.
 

Vor dem Essen spielen wir oft ein bisschen auf der Treppe,
um die wärmende Sonne zu genießen.



Mit einer „Polonaise“ geht es ab auf den Spielplatz…


... auf dem natürlich auch die Kinder der 3- bis 6-jähringen-Gruppe nicht fehlen dürfen.

Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß und finde es total toll wie viel Offenheit – sowohl von den Kindern wie auch von den Müttern - mir entgegengebracht wird. Man darf die ganze Zeit über allerdings nicht vergessen, dass die Mütter noch sehr jung sind, sich dadurch mit dem Kind unsicher fühlen und Angst haben, dass sie etwas falsch machen. Wichtig ist also, dass man sie in ihrem Umgang mit dem Kind bestärkt und sie selbst nach Rat fragt, wenn man etwas nicht weiß. Denn oft wissen sie genau was die Kinder mögen, nicht mögen und wie sie zu beruhigen sind.
Da die Mütter selbst noch Kinder sind, sind ihre Körper oft nicht fähig ein Kind bis zum Geburtstermin auszutragen und so sind viele der Kinder Frühchen, eines wurde sogar schon nach 5 Monaten Schwangerschaft geboren. Diese Kinder brauchen natürlich eine besondere Pflege und der tägliche Kampf um die Gewichtszunahme ist allgegenwärtig. Auch hier versucht Mantay die Mütter zu unterstützen und sich nicht von demotivierenden Aussagen von Ärzten beeinflussen zu lassen.

Wenn man die Tür zu Casa Mantay betritt würde man es auf den ersten Blick sicherlich nicht als einen Ort der Ruhe bezeichnen aber wenn man genauer hinschaut sehr wohl, denn die Mädchen sind hier wohl behütet und es fehlt ihnen an nichts. Sie haben immer genug zu essen, einen Schlafplatz, Klamotten, Sicherheit und vor allem – eine liebevolle Gemeinschaft. Somit ist es ein Ort an dem die Mädchen zur Ruhe kommen können und sich voll und ganz auf ihr Kind konzentrieren können.
Was mich jeden Tag wieder aufs Neue glücklich macht, ist die Offenheit der Mütter. Auch wenn es ständiger Wechsel von Volontären stattfindet – einige bleiben nur 2 oder 3 Wochen – und ständig jemand anderes auf ihr Kind aufpasst so sind sie doch sehr an meiner Person und meinem Leben interessiert. Ich freue mich, wenn ich ihnen wenigstens ein bisschen das Gefühl geben kann, dass sie nicht so anders sind als „normale“ Mädchen in ihrem Alter und dass in Deutschland gewiss nicht alles toll ist, denn viele träumen von einem Leben in einer intakten Familie, Geld, Feiern mit Freundinnen und allem was man sich so als jugendliche eben wünscht. Schon jetzt habe ich sie alle ins Herz geschlossen und freue mich immer wieder auf den nächsten Arbeitstag. Wer weiß, was die nächsten Wochen noch so passieren wird….


Tuttlingen, im August 2017
Geschreiben von Klaus Flad
Herzlichen Dank an die Schülerinnen, Schüler, Lehrerinnen und Lehrer des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen

Bereits vergangene Woche erhielten wir von den Spanisch-Schülerinnen und -Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen wieder einmal eine großzügige Spende. Wir danken allen Beteiligten, besonders auch den beiden Lehrern Elsa Ulloa und Rolf Trunz für das Engagement für unseren Verein. Weiteres ergibt sich aus dem nachfolgenden Zeitungsbericht vom Mittwoch, 4. August 2017, der in der Schwäbischen Zeitung, Ausgabe Tuttlingen (Gränzbote) erschienen ist: 

Gränzbote (Schwäbische Zeitung) Ausgabe Tuttlingen, vom Mittwoch, 2. August 2017

Die Spanisch-Lehrer des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen, Rolf Trunz (hinten links) und
Elsa Ulloa (hinten rechts) unterstützten mit ihren Schülerinnen und Schülern einmal mehr 
den Verein La Balanza. Vereinsvorsitzener Klaus Flad (hinten, 2. von links) und Mitglied
Lucy Peña (hinten 2. von rechts) stellten beim Otto-Hahn-Gymnasium den Verein vor.
Foto: Klaus Flad

Cusco, Montag, 31. Juli 2017
"Wenn einer eine Reise macht....."
Geschrieben von Lea Keller
…dann kann er was erzählen.“
So wird es auch mir bei meinem 9-wöchigen Aufenthalt in Cusco, Peru und Umgebung gehen.

Damit aber nicht nur ich etwas erlebe, sondern jeder der sich für meine Arbeit hier, den Verein „La Balanza“ aus Böttingen oder einfach für das Land selbst interessiert, an meiner Reise auch vom weit entfernten Deutschland aus teilhaben kann, werde ich wöchentlich von meinen Erlebnissen und Eindrücken berichten. Ich hoffe euch gefallen meine Berichte und ihr bleibt dran… denn es gibt sicherlich jede Woche eine neue Geschichte zu erzählen.
Bin ich denn schon Cusqueña?
Meine Reise begann am 26. Juli erst einmal sehr unspektakulär. Ich stieg am Morgen in Schwenningen in den Fernbus nach München ein, welcher dank des üblichen Verkehrs mit über einer Stunde Verspätung ankam. Doch weder das, noch der Regen konnte meine Vorfreude auf die kommenden Wochen trüben.
Ich freute mich darauf, endlich einmal wieder spanisch sprechen zu können und war vor allem gespannt auf besondere Ausdrücke und Wörter die man in Peru benutzt. Denn auch wenn man denkt spanisch sei spanisch – man täuscht sich doch oft, denn jedes Land – ja sogar jede Region oder Stadt hat ihre ganz besonderen Wörter und Ausdrücke. Wie ich später noch lernen sollte sagt man in Cusco zum Beispiel zur Avocado „palta“ statt „aguacate“ und „Chéve(re)“ wird oft als Ausdruck für etwas Tolles genutzt. Beide Wörter hatte ich noch nie in meinem Leben gehört. Aber ich freute mich nicht nur darauf spanisch zu sprechen, sondern vor allem auch darauf, neue Menschen kennen zu lernen und eine komplett neue Kultur zu entdecken. Am meisten freute ich mich auf eine entspannte Atmosphäre, denn in Peru sieht der Alltag natürlich ganz anders aus als in Deutschland. Weniger Organisation, weniger Stress aber dafür mehr Menschlichkeit und Freude an den Mitmenschen und am Leben.
Wie Alexis – mein Gastvater – mir nach meiner Ankunft noch sagen wird: „Tienes que cambiar el chip.“ „Du musst deinen Chip wechseln.“ Und weil er sich dabei mit dem Finger an die Schläfe tippt ist klar er meint die Art wie ich bisher gelebt und gedacht hat. Wie genau dieses Chip-Wechseln aussieht werde ich wohl in den nächsten Wochen lernen.

Als ich nach einem recht entspannten Flug nach Lima mit Weiterflug nach Cusco am Morgen des Folgetages ankam, erwarteten mich Alexis und Katja schon am Flughafen. Sie wohnen im Stadtheil „San Sebastian“ in Cusco und eröffnen mir die Möglichkeit für meine Zeit in Peru in ihrem Haus wohnen zu können, zu dem wir auch sofort fuhren. Dort wurde mir erst einmal das Haus gezeigt und sogleich wurde ich auch mit einer typisch einheimischen – sehr leckeren -  Suppe bekocht.  Danach ging es für eine kleine Runde mit dem Bus ins Zentrum von Cusco wo wir bei der Post ein Paket mit Artesanias für die Weihnachtsmärkte in Deutschland an „La Balanza“ nach Deutschland verschickten.

Am Folgetag ging ich auf eigene Faust in die Stadt und schaute mir einige Sehenswürdigkeiten und Hauptstraßen, wie die „Avenida El Sol“ oder die „Plaza de Armas“ an. Vor allem auf letzterem, dem Hauptplatz Cuscos blieb ich sehr lange und genoss sie sagenhafte Aussicht, welche einem auf dem ersten Blick total unrealistisch, eher wie ein Foto eines Kalenders, vorkommt. Man sieht die grün bewachsenen und bewohnten Berge im Hintergrund und direkt vor einem flattern unzählige peruanische Flaggen – aufgehängt anlässlich des Festes der Unabhängigkeit welches ganze vier Tage lang gefeiert wird.


La Plaza de Armas de Cusco. Foto: Lea Keller

Danach ging ich zum „Mercado San Pedro“ bei dem ich von Gerüchen und Eindrücken überwältigt wurde. Wer selbst noch nicht dort war kann sich nur schwer vorstellen, wie viele verschiedene Sorten von Käse, Avocado, Früchten usw... es dort gibt. Wen der Hunger übermannt kann sich an einem der zahlreichen Essenständen etwas aussuchen.

Der Markt im Stadtteil "San Pedro", ist zurzeit anlässlich des Unabhängigkeitstages
mit der peruanischen Flagge geschmückt. Foto: Lea Keller


Am Samstagmorgen ging ich mit Alexis und Katja zur „Casa Mantay“ einem Heim für junge Mütter im Stadtteil „San Jeronimo“ in Cusco um mich vorzustellen. Dort werde ich nämlich ab Montag arbeiten und damit ich schon einmal einen Eindruck davon bekomme wie die Arbeit dort so ungefähr abläuft und wo sich was befindet wurde ich von einer Mitarbeiterin durch die Räume geführt und durfte auch schon ein paar Mütter mit ihren Kindern kennen lernen. Ich kann es nicht mehr abwarten dort endlich anzufangen und mit den Kindern zu lernen, spielen oder einfach nur Quatsch zu machen. Ich hoffe vor allem auch, dass ich den – zum Teil noch wirklich sehr jungen Müttern – bei ihrem Weg in ein selbstständiges Leben mit Kind helfen kann. Man weiß zwar nie was kommen wird, dennoch hoffe ich, dass auch ich etwas mitnehmen kann und wir alle durch ein gegenseitiges Geben und Nehmen eine tolle Zeit zusammen haben werden.


"Les presento al lindo Cusco" - Ich präsentiere die wunderschöne Stadt Cusco.
Foto: Lea Keller
 
Auf dem Heimweg wurde ich doch tatsächlich von einer Latina und ihrem Sohn nach dem Weg gefragt! Auch wenn ich ihr leider nicht helfen konnte freute ich mich doch sehr, denn das bedeutet, dass ich zumindest nicht ganz so touristisch aussehe. 
Um meinen ersten Sonntag in Cusco voll auszunutzen besuchte ich zuerst die Messe in der Kathedrale an der „Plaza de Armas“ um danach zum „Cristo Blanco“ zu wandern. Beim “Cristo Blanco“ handelt es sich um eine acht Meter große, weiße Statue des Christus der seine Arme ausstreckt und somit über Cusco wacht und die Stadt beschützt. Nach gefühlt 1000 Stufen war ich endlich oben und genoss die Ruhe und die Sonne, denn morgens hat es hier noch nicht so viele Touristen. Viel mehr sah ich auf den anliegenden Feldern Familien die grillten, Ball spielten und ihre Äcker bearbeiteten.
Da Sacsayhuamán, Ruinen einer Inkafestung, nicht weit entfernt ist wanderte ich nach einer kleinen Pause auch dort hin.
Danach ging ich wieder zurück zur „Plaza de Armas“ wo ich prompt von ein paar Jugendlichen gefragt wurde, ob ich Lust hätte bei einem Werbespot für ihren Comic „Qosqomic“ mitzumachen. Ich sagte natürlich sofort zu und so saß ich keine 30 Sekunden später auf den Stufen der Kathedrale mit dem Comic in den Händen während ich von allen Seiten fotografiert und gefilmt wurde   Als kleines Dankeschön bekam ich die aktuellste Ausgabe und bin schon sehr auf den fertigen Spot gespannt.

Somit gehen vier ereignisreiche und spannende Tagen zu Ende und ich freue mich darauf, dass morgen mein erster Arbeitstag bei „Casa Mantay“ sein wird. Werde nächste Woche also sehr viel über meine Arbeit dort berichten können... 
Anmerkung von Klaus Flad: 
Liebe Lea, ich danke dir für deinen tollen Bericht und für die tollen und treffenden Formulierungen. Tränen kullerten über mein Gesicht, während ich beim Lesen Heimweh nach meinem geliebten Cusco bekam. Ich warte schon sehnsüchtig auf deine Schilderungen von deiner Arbeit beim Casa Mantay. Gracias. Saludos a todos.


 
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