La Balanza e.V. Böttingen
  November 2017
 


Böttingen 26.November 2017
Geschrieben von Klaus Flad
Liebe Mitglieder, Spender und Freunde des Vereins La Balanza,
die Tage werden noch immer kürzer. Draußen ist es mitunter unangenehm kalt. Die ersten Weihnachtsmärkte stehen vor der Tür. In den höheren Gemeinden unserer Region hat sich die Landschaft nicht erst einen Tag lang im Winterkleid gezeigt. Manchmal wird unser Leben dadurch etwas unangenehmer. Auch in den höheren Andengemeinden Perus, ebenso wie in den dortigen Städten, ist das Leben manchmal beschwerlich
nicht nur wegen des Wetters. Nicht alles kann dort leicht zum Besseren gewandelt werden. Und dennoch konnten wir auch im vergangenen Jahr vielen Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern und den Menschen nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe das Leben erleichtern und ihre Grundversorgung verbessern. Auf unsere Erfolge dürfen wir auch dieses Jahr stolz sein. Dies verdanken wir nicht zuletzt Ihnen, liebe Mitglieder, Spender und Freunde unseres Vereins. Dafür und für das uns entgegen gebrachte Vertrauen und die Unterstützung bedanke ich mich, auch im Namen der von uns in Peru betreuten Menschen, ganz herzlich.
Mit einem bebilderten Weihnachtsbrief möchte ich auf das abgelaufene Vereinsjahr zurück blicken. Besonders groß war die Freude für die Menschen im Dorf Chincheywasi, wo wir mit einer Spende der Stiftung Klauß eine Textilwerkstatt einrichten konnten. Eine junge Dame, die in diesem Jahr für uns in Cusco tätig war, ist vom Freiwilligendienst schon zurück gekehrt. Ein Volontär ist aktuell in Cusco. Dieser Tage (am 29. November) reisen nochmal zwei junge Damen dorthin. Mehr dazu entnehmen Sie bitte dem
>>>Weihnachtsbrief, den Sie hier herunterladen können.<<
Mit den besten Wünschen für eine schöne und friedvolle Weihnachtszeit verbleibe ich
mit lieben Grüßen
Ihr
Klaus Flad
1. Vorsitzender
La Balanza e.V.

Vielen Dank an alle, die uns im vergangenen Jahr
unterstützt haben. Der bebilderte Weihnachtsbrief 2017 ist online.
Viel Spaß beim Lesen. Auf den Engel klicken und
den Brief downloaden.


Cusco, 15. November 2017
Geschrieben von Julian Freisinger
Peruanische Kinder wissen über Windenergie Bescheid
Cusco, 7. November 2017 Geschrieben von Julian Freisinger "Mach dir keine Sorgen, Lehrer - ist schon okayWie jede Schulwoche hatte auch diese ein bestimmtes Motto, beziehungsweise ein bestimmtes Thema, zu dem die Schüler in den Familien eine Art Präsentation am Freitag vorbereiten müssen. Das Thema meiner fünften Woche in Peru lautete „Erneuerbare Energien“. Meine Familie, die Familie „Wawacha“, bekam das Unterthema „Windenergie“ zugeteilt.
Der Plan meiner drei Kolleginnen und von mir war es, mit den Kindern kleine Windräder zu basteln, die sie in der Show präsentieren können.

      Die Kinder beim Basteln ihrer Windräder.
Foto: Julian Freisinger

 

Im Workshop „Spiele“ haben mir ein paar
Kinder eine „Torte“ gemacht. Foto: Julian Freisinger


Doch erst mal Schritt für Schritt. Zunächst bastelten wir nur für uns Lehrer Windräder, um den Kindern zu präsentieren, was wir mit ihnen vorhatten. Natürlich wollte jedes der Kinder, sobald es die Windräder gesehen hatte, eines davon zum Spielen haben. Wie ein Schwarm Fische der versucht, eine einzige Fliege in der Luft zu schnappen, sind alle unsere kleinen Schüler an uns hochgesprungen und haben versucht, eines der Windräder zu schnappen. Nach ein paar erfolglosen Versuchen und ein paar Verwarnungen gaben sie jedoch auf und saßen sich an den Tisch. Zunächst wollten wir von den Kindern wissen, wie denn Energie mithilfe von Wind gewonnen werden kann, was viele von den Kindern überraschenderweise wussten. In den folgenden zwei Tagen bis Donnerstag ließen wir Lehrer sie ihre eigenen Windräder basteln und sie in verschiedenen Farben anmalen und am Donnerstag spielten wir mit ihnen ein Spiel, welches wir in unsere Show miteinfließen ließen. Bei diesem Spiel ließen wir ein Lied ablaufen, zu dem die Kinder mit ihren kleinen Windrädern in der Hand durch die Gegend tanzen mussten. Sobald das Lied stoppte, mussten alle wie eingefroren stehenbleiben. Sobald sich ein Lehrer oder eine Lehrerin neben eines der Kinder stellte und sein eigenes Windrad über dem Kopf des Kindes drehte, bekam dieses „Energie“ und durfte sich wieder bewegen. Das Spiel gefiel den Kindern sehr und wir Lehrer waren auch relativ zufrieden mit dem Ablauf, obwohl das mit dem „wie eingefroren stehenbleiben“ nicht zu 100 Prozent funktionierte.

      Edson ist völlig begeistert von seiner Gesichts-
bemalung. Foto: Julian Freisinger


Die Show am Freitag lief wie geplant, die Kinder spielten vor ihrem Publikum das Spiel, welches wir, wie zuvor erwähnt, mit ihnen „eingeübt“ hatten. Einzig und allein in kleiner Zwischenfall zuvor im Unterricht gehörte nicht zu unserem Plan. Da einer der Kleinen immer wieder Quatsch machte, fing er sich zunächst die erste, dann die zweite und schließlich die dritte Verwarnung ein. Als er nichtsdestotrotz weiterhin nicht auf uns Lehrer hörte, schickten wir ihn in eine Ecke mit der Ankündigung eines Gesprächs zwischen ihm und Gerard, einem der Koordinatoren.
Damit schienen wir ihn wohl völlig geschockt zu haben, denn nachdem wir ihm dies mitgeteilt hatten, rührte er sich kein bisschen mehr und war etwas bleich im Gesicht. Nach Ende des Unterrichts flossen dann auch einige Tränen, weswegen er mir wirklich etwas leidtat. Jedoch musste er einfach mit dieser kleinen Strafe leben.
Das Wochenende verlief ruhiger und zugegebenermaßen auch langweiliger als gedacht. Mein Plan war nämlich am Samstag, wie schon das Wochenende zuvor, die krebskranken Kinder im Krankenhaus zu besuchen. Jedoch wollte mich niemand begleiten, beziehungsweise hatte niemand Zeit, weshalb an meinem Samstag nichts Besonderes passierte. Das einzige, was wirklich lustig war an diesem Tag, war der Filmeabend von ein paar anderen Freiwilligen und mir, denn wir schauten einen Horrorfilm an und unsere schwedische Volontärin schrie bei jedem Moment, der auch nur ein kleines bisschen gruselig war, laut auf.
Der Sonntag sah ähnlich aus. Eigentlich wollten ein paar andere und ich den Sonnenaufgang vom Christo Blanco, der Jesusstatue, aus beobachten, jedoch regnete es die Nacht über durch, was uns ziemlich die Lust an unserem Vorhaben verdarb. Ein weiterer Tagespunkt war ein Ausflug nach Pisac, einer alten Bergfestung der Inka, welche nur rund 30 Kilometer von Cusco entfernt liegt. Dieser Plan wurde aber auch durchkreuzt, da der Schwedin am Vorabend ihre Kreditkarte gestohlen wurde und sie sich zuerst darum kümmern musste.
Mein Fazit für diese Woche ist, dass zwar abseits der Schule nicht viele interessante oder wichtige Dinge passiert sind, dafür aber die Schultage umso aufregender, sowie zeitintensiver und zum Teil auch nervenaufreibender waren.

Cusco, 7. November 2017

Geschrieben von Julian Freisinger
"Mach dir keine Sorgen, Lehrer - ist schon okay"

Montag, 30.10.2017:
Der Start in meine nun schon vierte Woche hier in Peru begann ohne die Bauchschmerzen von Vortag, dafür war ich aber ohne Frühstück im Hostel, da ich zu spät aufgewacht bin. Das war aber nicht weiter schlimm denn mir blieb immer noch die Möglichkeit, in die Bäckerei um die Ecke zu gehen und dort einen Käsekuchen zu kaufen. Dieses Frühstück war mal eine willkommene Abwechslung zu dem ziemlich einseitigen Buffet im Hostel.
Als es schließlich Mittag war unternahm ich einen kleinen Ausflug in einen anderen Teil der Stadt. Mein Ziel war die „Casa Mantay“, die ehemalige Arbeitsstäte meiner „Vorgängerin“ Lea, welche zwei Monate hier in Cusco verbrachte. Die Casa Mantay ist eine Art Waisenhaus für Kinder und junge Erwachsene.

Hinter dieser Mauer liegt die Casa Mantay. Foto: Julian Freisinger

An meinem Zielort angekommen, wurde ich von einer Freiwilligen freundlich empfangen und direkt den Verantwortlichen der Casa Mantay geführt, denen ich das Päckchen Süßigkeiten für die Kinder, welches mir Lea mitgegeben hatte, übergab. Als Dankeschön wurde mir eine kleine Führung durch die ganze Anlage angeboten. Was ich natürlich annahm. Es war interessant zu sehen, wie groß das Gelände doch ist und was den dort lebenden Kindern und Jugendlichen zum Zeitvertreib angeboten wird. Zum Beispiel gibt es eine kleine Näherei, in der sechs junge Frauen kleine Taschen, Geldbeutel, Puppen oder Schlüsselanhänger anfertigten, welche dann im hauseigenen kleinen Laden oder in einem anderen kleinen Geschäft in Richtung der Altstadt verkauft werden. Nach dem kleinen Rundgang musste ich mich leider schon wieder auf den Rückweg zum Hostel machen, denn demnächst musste ich zur Arbeit.


Ein Teil der „Casa Manty“. Foto: Julian Freisinger

Leider gestaltete sich der Rückweg etwas schwieriger als gedacht, denn in der Gegend war es nicht gerade leicht, ein Taxi zu finden. Aus diesem Grund lief ich zur nahegelegenen „Plaza de Armas“, nicht zu verwechseln mit der „Plaza de Armas“ in der Altstadt. Dort fand an diesem Tag eine Art Berufsorientierungs-Markt für die Schüler der umliegenden Schulen statt. Da ich auch hier kein Taxi antraf, entschied ich mich, bevor ich weiterlief, eine Runde durch die Stände zu laufen. Scheinbar waren Touristen hier nicht oft anzutreffen, denn ich wurde von vielen Menschen etwas schief angeschaut mit einem Gesichtsausdruck, der so viel aussagte wie: „Was sucht denn der Gringo hier?“
Als nach ungefähr zehn Minuten immer noch kein Taxi aufzufinden war, lief ich weiter in Richtung eines nachgelegenen Marktes, bei dem ich schlussendlich ein Taxi fand, welches mich wieder zurück zum Hostel fuhr. Die restliche Zeit bis zum Beginn der Schule verbrachte ich damit, Pasta zu kochen und an diesem Bericht zu schreiben. In der Schule war es etwas schwieriger, mit den Kindern zurecht zu kommen, aber das war auch verständlich, schließlich, ist am nächsten Tag Halloween und wie alle Kinder freuten sich auf die aus meiner Familie riesig darauf. Trotz dessen, dass die Kleinen nicht so gut mitarbeiten wollten, ging der Schultag doch sehr schnell vorbei. Auch der Rest des Tages ging ziemlich zügig vorüber, denn dieser bestand eigentlich nur noch daraus, Abendessen zu kochen und mit den anderen Volontären bis in die Nacht hinein draußen im Garten zu sitzen.

Dienstag, 31.10.2017:
An diesem Dienstag besuchte ich das erste Mal Mitzy, die Schwester von Alexis. Sie wohnt ein paar Minuten mit dem Taxi entfernt von meinem Hostel oder zumindest hat mir Alexis gesagt, dass es mit dem Taxi nur ein paar Minuten gehen würde bis zu ihrem Haus. Leider war aufgrund von Halloween und einem peruanischem Feiertag, welcher heute auch stattfand, das Verkehrsaufkommen etwas höher als normalerweise. Da nun mein Taxifahrer nicht genau wusste, wo er hinfahren muss und da der Verkehr heute furchtbar war, brauchte ich nicht zehn Minuten bis zu Mitzys Adresse, sondern ganze vierzig. Mit einiger Zeit Verspätung lernte ich nun schließlich Mitzy und auch Katja, Alexis‘ deutsche Partnerin, kennen. Beide sind sehr nette Menschen, mit denen ich mich während und nach dem Mittagessen gut unterhalten konnte. Leider konnte ich nicht sehr lange bleiben, denn schon bald fing wieder die Schule an. Dort fand heute das große Event stattfand, auf das alle Kinder sehnsüchtig gewartet hatten: Halloween. Der heutige Schultag lief natürlich etwas anders ab als sonst. Die größeren Kinder haben zwei „Gruselkabinette“ vorbereitet, welche Gruppen der Kleinen nacheinander besuchen konnten. Die Kinder, die nicht gerade eines der Kabinette besuchten, waren im Innenhof bei einer kleinen „Party“, zu der es neben etwas Musik noch Kuchen und Getränke gab. So wie die Kinder waren auch wir Freiwilligen verkleidet, beziehungsweise fast alle, denn ich bin nach meinem Besuch bei Mitzy direkt in die Schule gegangen, ohne mich noch im Hostel zu verkleiden. Das war aber kein großes Problem, denn in der Schule befindet sich ein kleines Lager mit Verkleidungen, aus dem mir die Kinder ein paar Sachen brachten und mich noch dazu im Gesicht anmalten. Nach einer kurzen Umzieh- und Bemalungsphase war ich dann so etwas wie ein Vampir mit Anzug, dem man eine grüne Krone auf die Stirn zeichnete und noch dazu einen Turban aufsetzte.

Meine „Verkleidung“. Foto: Julian Freisinger


Die kleine Party im Innenhof der Schule. Foto: Julian Freisinger

Die Kinder hatten wirklich eine Riesenfreude und genossen es, mit uns „Lehrern“ im Innenhof zu tanzen und sich durch die Gegend  tragen zu lassen. Nach der „Schule“ war Halloween für uns Freiwillige natürlich noch nicht vorbei, denn Gerard und Iván hatten die Schule am Abend zu einem „Horrorhaus“ umgestaltet. Wir Volontäre wurden in fünf Gruppen eingeteilt und mussten in der Schule verschiedene Rätsel lösen. Meine Gruppe war um 23.30 Uhr dran. Erwartet wurden wir von Iván, welcher sich eine schwarze Mülltüte über den Kopf gezogen hatte und in Kombination mit einem alten schwarzen Anzug und Nylonstrümpfen, welche er sich über die Hände zog, ziemlich furchteinflößend aussah. Unsere Aufgabe bestand daraus, in verschiedenen Räumen der Schule Gegenstände zu sammeln und dabei muss man den beiden eines lassen: Sie haben es wirklich geschafft, die Räume so schaurig zu gestalten, dass wir alle es nicht richtig fassen konnten, dass hier tagsüber Kinder spielen. Nach ungefähr zwei Stunden mit viel Angstgeschrei von Seiten Monicas und Lénas war das Spektakel schon wieder vorbei. Als Dank einigten wir uns mit den anderen Gruppen darauf, Iván und Gerard zum Pizzaessen einzuladen. Als wir wieder im Hostel waren, gingen alle ziemlich zügig ins Bett.

Mittwoch, 01.11.2017:

Da ich gestern erst gegen halb drei Uhr nachts ins Bett gegangen war, schaffte ich es heute nicht, pünktlich zum Frühstück aufzustehen. Das war aber nicht weiter schlimm schließlich gibt es in der Gegend genug Möglichkeiten, um etwas Essbares zu finden. So ging ich zunächst zum Markt San Pedro, trank dort einen frischen Orangen-Papaya-Apfel-Banane-Ananas-Rote-Beete-Saft und ging im Anschluss zur nahen Bäckerei, um mir dort ein Stück Käsekuchen zu kaufen. Als ich mein Frühstück zu mir genommen hatte, legte ich mich bis zum Mittagessen in die Hängematte und fing mir ein bisschen Sonnenbrand auf der Nase ein. Zum Mittagessen gab es ein Stück Heimat. Zusammen mit der Karlsruherin Anna und Carlo, sowie der Spaniern Camilla kochte ich zusammen Spätzle.  Das ging relativ einfach, wir mussten nur eine Plastikflasche in zwei Hälften schneiden und in die untere Hälfte Löcher schneiden, durch die man den in die halbe Flasche gefüllten Teig drücken  konnte.
Die Zubereitung des Mittagsessens ging relativ lange, wodurch danach schon bald wieder die Schule begann. Ab diesem Mittwoch wird nun ein neues Thema in den Familien behandelt und zwar müssen die Kinder Lieder zu bestimmten Themen auf Englisch einstudieren und vortragen. Das kann sich vielleicht noch etwas schwierig gestalten, denn schließlich ist diese Arbeitswoche etwas kürzer als eine normale. Doch das ist nicht der einzige Unterschied zu den vorherigen Wochen. Ab diesem Mittwoch bin ich Lehrer in einer anderen Familie, bei der Familie „Wawacha“. Wawacha ist Quechua und bedeutet so viel wie Baby oder Säugling. Daraus lässt sich schließen, dass meine neue Familie die mit den jüngsten Kindern ist. Die kleinen sind bis zu sechs Jahre alt und werden von bisher drei Lehrern, beziehungsweise jetzt vier, betreut.
Meine alte Familie „Kalpa“ wird testweise von ein paar der größten Kinder, die die Schule besuchen, übernommen, um  ihnen damit etwas Verantwortung zu übertragen.
Meine ehemaligen Schüler waren angesichts der Umstellung natürlich etwas geschockt und fragten mich mehrmals ungläubig, wieso ich und die andere Lehrerin von ihnen nun in anderen Familien sind, doch nach einer kurzen Erklärung waren die meisten wieder beruhigt. Eines der Mädchen aus der Familie Kalpa, Angie, sagte mir sogar noch: „Mach‘ dir keine Sorgen Lehrer, ist schon okay.“
Das Thema, welches meine neue Familie behandeln muss, lautet, ein Lied über Farben auf Englisch vorzutragen. Alicia, eine meiner beiden Kolleginnen in der Familie, wusste wohl schon früher als wir anderen Lehrer von dem Thema und hatte ein englisches Lied auf ihr Handy heruntergeladen, welches wir mit den Kindern sangen. Zusätzlich ließen wir unsere Wawachas kleine Papierkreise mit den entsprechenden Farben anmalen, die im Lied vorkommen und die sie immer hoch halten sollen, wenn die jeweilige Farbe im Lied erwähnt wird.
Das ganze machte den Kleinen sehr viel Spaß und sie lernten wirklich sehr schnell, weshalb wir sie die letzten 15 Minuten der Unterrichtsstunde spielen ließen.

Ein paar meiner „Wawachas“ (Foto: Julian)

Nach der Schule ging es wieder zurück ins Hostel, wo wir einen kleinen Filmeabend veranstalteten. Wir alle hatten ein paar Dinge wie Schokolade oder andere Süßigkeiten eingekauft und Françoise und Léna hatten noch Popcorn und heiße Schokolade gemacht. Nachdem wir das Wohn- beziehungsweise Gemeinschaftszimmer des Hostels in eine Art kleines Kino umgebaut hatten, schauten wir gemeinsam einen Horrorfilm an, dessen Fortsetzung wir geplant haben, auch noch anzuschauen. Als der Film vorüber war, zog es uns alle ins Bett, schließlich stand schon für den ein oder anderen die Arbeit in der Schule am nächsten Morgen bevor.

Donnerstag, 02.11.2017:
Der Donnerstag hielt ein tolles Wetter bereit, wodurch es für mich möglich war, den Vormittag draußen in der Hängematte zu verbringen. In der Schule gingen die Vorbereitungen für Freitag weiter. Wie auch schon gestern kamen heute wieder nicht viele Kinder in die Schule, was daran liegt, dass in dieser Woche Ferien sind und deswegen viele Kinder auch nicht in unsere Nachmittagsschule kommen wollen. Das störte uns aber nicht an unserer Arbeit, denn trotz alledem stießen zwei weitere Kinder zu unserer Familie dazu. Eines der beiden Kinder, dessen Name wir aufgrund seiner Länge nicht aussprechen konnten und welches wir aus diesem Grund Jilly nennen, habe ich sofort ins Herz geschlossen, denn sie hat eine sehr herzliche und liebe Art an sich.

Jilly und ich. Foto: Julian Freisinger

Als der Unterricht beendet war und die Kinder auf ihre Eltern warteten, waren die anderen Lehrer und ich mit unseren kleinen Schülern draußen bei den Rutschen passten auf sie auf. Als Jillys Vater kam, um sie abzuholen, umarmte sie mich und sagte zu mir: „Weißt du, ich hab dich echt gern.“

Nachdem auch das letzte Kind aus unserer Familie abgeholt wurde, ging ich gemeinsam mit den anderen Volontären wieder in Richtung Hostel, wo wir den Rest des Tages gemütlich vor dem Fernseher ausklingen ließen.

Freitag, 03.11.2017:
Heute fand, wie jeden Freitag, um elf Uhr eine kleine Versammlung aller Freiwilligen statt, bei welcher die vergangene Woche, sowie das Vorgehen in der kommenden Woche besprochen wurde. Bei mir ändert sich in der nächsten Woche nichts, ich bleibe weiterhin in der Familie Wawacha und im Workshop „Spiele“.
Ein kleines Detail war an dieser Versammlung anders als bei den anderen, und zwar hielt Iván, einer der Koordinatoren der Schule, eine kleine Meditation ab. Nach der Versammlung und nach dem Mittagessen ging es wieder in die Schule in der heute die kleine Show stattfand. Unsere Kleinen waren wirklich fleißig und haben in der Show stolz die Farben Blau, Gelb, Rot und Lila auf Englisch vorgetragen. Als auch die Auftritte der anderen Kinder vorbei waren gab es noch eine kleine Überraschung. Eine Yoga-Gruppe aus Peru, Österreich und Deutschland präsentierte den Kindern, wie sie sich verbiegen können und bezogen die wirklich begeisterten Jungs und Mädchen mitein. Unglücklicherweise hat einer der Yoga-Künstler bei dem Auftritt die Glühlampe aus der Fassung geschlagen. Das war aber nicht weiter schlimm, schließlich haben wir Volontäre alle Handys und konnten mit unseren Taschenlampen-Apps den Raum doch noch halbwegs erleuchten.

   
Ein kleiner Eindruck der Yoga-Show. Fotos: Julian Freisinger

Als auch diese kleine Zusatz-Show beendet war, verließen alle die Schule. Zusammen mit ein paar andern Freiwilligen setzte ich mich wieder nach draußen, um ein bisschen Musik zu hören und um uns zu unterhalten. Als es schon später in der Nacht war und wir wieder von der Dame an der Rezeption aufgefordert wurden, doch ins Bett oder zumindest in unserer Zimmer zu gehen, taten wir das auch und gingen ins Bett.

Samstag, 04.11.2017:
An diesem Samstag stand mir ein ganz besonderer Ausflug bevor. Mit zwei anderen Freiwilligen und dem österreichischen Botschafter von Cusco, Flavio Hermoza, besuchte ich das unidad infantil de leucemia Hospital Antonio Lorena hier in Cusco, die Krankenhausabteilung für an Leukämie erkrankte Kinder.
Wer sich fragt, was der Botschafter Österreichs mit dem Ausflug zu tun hatte, dem sei gesagt, dass der Besuch der Kinder von der deutsch-österreichischen Botschaft gefördert wird.
Ich war von dem Ausflug ziemlich nervös, immerhin wusste ich im Vorfeld nicht, was mich erwarten würde. Als ich bei den Kindern angekommen war, legte sich die Nervosität sehr schnell wieder, denn die Kinder sind alle sehr fröhliche und nette Menschen.
Wir hatten vor unserem Besuch ein paar Obstsalate und ein paar Becher mit Pudding für die Kinder gekauft, welche sie natürlich sofort verspeisten. Nachdem sie gegessen hatten, führten die Krankenschwestern noch ein kleines Theaterstück mit dem Puppentheater auf und anschließend erzählten sie und eine Freiwillige noch ein paar Geschichten.
Nach ungefähr anderthalb Stunden gingen wir wieder zurück ins Hostel
Es war ein ungewöhnlicher und auch etwas schwieriger Besuch, denn schließlich sind diese Kinder alle an einer gefährlichen Krankheit erkrankt und niemand weiß, wer sie von ihnen überleben wird und wer nicht.
Trotz dessen hatte ich nicht den Eindruck, dass die Kinder sich dauerhaft von der Krankheit den Alltag vertrüben lassen. Ehrlich gesagt ist die Krankheit, zumindest für uns Besucher, am heutigen Tag vollständig in den Hintergrund gerückt.
Das war heute mit Sicherheit nicht das letzte Mal, dass ich die Kinder besucht habe.

    
(LInks): Ich im Krankenkaus, rechts zusammen mit den Kindern.
Fotos: links: Juanjo Mari, rechts: Eine Krankenschwester


Zurück im Hostel machten wir uns bereit, noch in die Stadt zu gehen. Geplant war, eine oder zwei Bars zu besuchen. Diese Bars gefielen meinen Begleitern und mir so gut, dass wir es bis spät in die Nacht hinein und der ein oder andere sogar bis hin zum frühen Morgen in den Kneipen aushielten.

Sonntag, 05.11.2017:
Heute stand, ich, wie sollte es nach dem gestrigen Abend auch anders sein, etwas später auf als normalerweise. Zwar dachte ich, dass ich schon relativ spät aufgestanden wäre, aber einige der Freiwilligen, welche mit mir gestern unterwegs waren, verließen ihre Betten sogar erst am Mittag. Scheinbar hatten sie noch mit den Folgen des Abends zu kämpfen.
Der Tag verlief ziemlich ruhig und entspannt und eigentlich gibt es auch nichts Interessantes zu diesem Sonntag zu erzählen.

Cusco, 2. November 2017
Geschrieben von Julian Freisinger
Die Vorbereitungen auf Helloween laufen auf Hochtouren
Montag, 23.10.2017
Als ich diesen Morgen aufgestanden bin war ich, mal wieder, etwas angeschlagen. Mein hartnäckiger Husten und mein noch hartnäckigerer Schnupfen plagten mich.
Ich hatte für den heutigen Tag noch nichts geplant, dachte aber darüber nach, diese Woche noch die Christus-Statue zu besuchen, welche an einem Berghang über Cusco thront und sowas wie die Miniaturversion der Christusstatue in Rio de Janeiro ist. Wie es der Zufall wollte, kam ich vom Frühstück zurück in mein Zimmer und sah, wie zwei meiner Zimmergenossinnen ihre Rucksäcke packten. Auf meine Frage, wohin sie denn gehen würden, erwiderten sie mir, dass sie sich in fünf Minuten auf den Weg zur Statue machen würden. Ich hatte gerade gefrühstückt, war noch etwas verschlafen und hatte auch noch meine Jogginghose an, aber entschied mich spontan dazu, mit ihnen mitzukommen. Also zog ich mich kurzerhand um, packte auch meinen Rucksack und putzte meine Zähne - und das alles in einem Eiltempo. Danach ging es auch schon los in die Innenstadt, wo wir uns ein bisschen durchfragen mussten, wo denn nun der Bus zur Statue des Christo Blanco fahren würde.
Nachdem w
ir schließlich die richtige „Bushaltestelle“, welche einfach nur eine große Menschenansammlung an irgendeiner Straßenkreuzung war, gefunden hatten, stiegen wir ein und begaben uns auf die gerade mal rund zehnminütige Fahrt. Zwar war der Bus maßlos überfüllt, dafür kostete die Fahrt gerade einmal einen Sol, was rund 26 Cent entspricht.

Der Christo Blanco thront über Cusco (links), Artesanias- und Souvenierverkauf neben dem Christo Balnco (rechts). Fotos: Julian Freisinger

Wunderbare Aussicht über Cusco. Foto: Julian Freisinger

Bei der Statute angekommen, hatten wir eine wunderbare Sicht über die Stadt Cusco. Die Statue war umgeben von einem Zaun und einigen Scheinwerfern, die  Jesus‘ Abbild in der Nacht beleuchten. Natürlich waren auch hier, so wie an jedem Ort, an den Touristen kommen, wieder einige Damen, die ihre Armbändchen, Alpaka-Figuren und anderen Artesanías verkaufen wollten. Nach ein paar Bildern von der Statue und der Stadt, wollten wir uns wieder auf den Rückweg machen. Wir stellten uns an den Straßenrand, um auf einen Bus zu warten, doch weil auch nach einer gefühlten halben Ewigkeit keiner kam, winkten wir ein Taxi her, mit dem wir wieder zurück in die Altstadt fuhren. Dort entschieden sich einige meiner Begleiterinnen dafür, noch einen kleinen Spaziergang durch den nahegelegenen Markt „San Pedro“ zu machen. Ich ging lieber wieder zurück ins Hostel, denn, wie sollte es inzwischen auch anders sein, war mir mal wieder schlecht und schwindelig und ich fühlte mich einfach krank. Zurück im Hostel legte ich mich wieder ein Weilchen hin, bis ich mich wieder besser fühlte. Um 15 Uhr ging es dann auch schon wieder zur Schule. Das Thema dieser und auch der nächsten Woche lautet „Halloween“. Das freute die Kinder sehr, wie man schon an dem großen Freudenschrei von allen nach der Ankündigung erkennen konnte. 
Zwar habe ich damit gerechnet, dass sie sich sehr schnell mit dem Thema anfreunden können, doch dass sie in der Familienstunde direkt mit arbeiten, obwohl sie am Montag normalerweise noch nicht arbeiten müssen, hat mich dann doch etwas überrascht. Aber wie gesagt, die Kleinen haben sich sofort an den Tisch gesetzt und haben angefangen, Hexen, Fledermäuse und Geister zu basteln.
Ich war wirklich froh, dass es diese Woche wohl deutlich entspannter zugehen würde als in der vergangenen. Nachdem die Schule vorbei war und die Kleinen, zum Teil schweren Herzens gegangen waren, machten wir Volontäre uns wieder auf den Weg zurück ins Hostel. Dort beschlich uns langsam der Hunger. Carlo, der andere deutsche Freiwillige und ich gingen in den Supermarkt um einzukaufen. Heute entschieden wir uns dafür, etwas anderes zu kochen, als Nudeln mit Tomatensoße, und zwar Bratkartoffeln. Dafür kauften wir, neben den Kartoffeln natürlich, Champignons, eine Karotte, Tomaten, Zwiebeln und Speck, was wir alles in der Pfanne zusammenmischten. Das schmeckte zu unser beider Überraschung so gut, dass die französischen Freiwilligen uns baten, das gleich noch einmal für sie zu kochen.

Dienstag, 24.10.2017
An diesem Dienstag stand wieder selber Kochen auf dem Plan. Mit meinem Koch-Partner Carlo bereitete ich Spaghetti Bolognese zu, was durchaus gut schmeckte. Um 15 Uhr ging es wieder in die Schule, wo es wie schon gestern, entspannt zuging. Im Workshop „Spiele“ hatten die Kinder sehr viel Spaß daran, sich von mir und den anderen Volontären „jagen“ zu lassen, um sich, wenn wir sie gefangen hatten, auskitzeln zu lassen. Auch in meiner familia herrschte wieder eine gute Atmosphäre, denn die Kinder hatten, wie auch schon am Vortag, wieder große Freude am Basteln. Heute haben die Kleinen auf der Suche nach neuem Bastelmaterial im Regal ein Fläschchen mit roter Farbe gefunden. Die Farbe kam für die kleinen Peruanerinnen und Peruaner natürlich wie gelegen, immerhin stand ja Halloween vor der Tür und die Farbe eignete sich perfekt als Kunstblut. So kam es, dass die Kinder die Farbe zunächst auf ihren Händen und auf den meinen verteilten, um danach einen kleinen Freuden-/“Schock“-Schrei loszulassen, weil das „Kunstblut“ erstaunlich echt wirkte.


Junge, der stolz seinen selbst gebauten Turm
präsentiert Foto: Julian Freisinger

Als um 19 Uhr die Schule wieder zu Ende ging und wir Freiwilligen uns wieder ins Hostel zurückgezogen hatten, begann das allwöchentliche Quiz, gespickt mit vielen Einzel- und Gruppenchallenges. Wie auch letzte Woche möchte ich nicht im Detail ausführen, welchen Challenges wir uns alle stellen mussten. Nur so viel: Um eine indische Version des Filmes „die Tribute von Panem“ in einem kleinen Theaterstück aufzuführen musste ich, mit einem um meinen Oberkörper geschwungenen Laken, außer dem ich am Oberkörper nichts trug, die Rolle des Buddha übernehmen, der den Kampf zwischen Gandhi und dem Dalai Lama moderierte. 
Wie man sich denken kann, war das Quiz ein Spaß für alle und dauerte noch bis in die Nacht hinein.

Mittwoch, 25.10.2017
Ich startete heute ein bisschen später in den Tag, immerhin bin ich letzte Nacht ja auch erst spät ins Bett gekommen. Nach dem Frühstück bestand mein Morgen hauptsächlich aus Lesen und dem Schreiben dieses Berichts. Mein Plan für das Mitttagessen bestand an diesem Tag eigentlich auch daraus, wieder selbst zu kochen. Doch weil mir Spaghetti mit Tomatensoße langsam zum Hals raushing, entschloss ich mich dafür, mal wieder im Hostel was zu bestellen und daher aß ich einen Hamburger. Während ich im Gemeinschaftsraum des Hostels saß, lernte ich eine andere Deutsche aus Karlsruhe kennen, welcher mir zu meiner Freude anbot, diese oder die nächste Woche Spätzle zu kochen. Schön, wenn ich dann mal etwas Abwechslung habe.
Wie an den beiden anderen Tagen der Woche, die bisher vergangen sind, hatten die Kinder auch heute wieder viel Spaß am Spielen und ließen sich von den Freiwilligen gerne wieder kitzeln.
Auch beim Basteln in meiner „Familie“ waren die Kleinen wieder voll dabei. Von meiner Idee, über zusammen geknüllte Papierbälle Taschentücher zu kleben, die danach wie kleine Geister aussehen, waren meine „Schüler“ begeistert. Sie wollten es mir sofort gleichtun, jedoch hatten die neue spanische Lehrerin und ich nicht genug Taschentücher für alle, sodass der ein oder andere etwas beleidigt war.


Die Kinder sind fleißig am Basteln. Foto: Julian Freisinger)

Als die Eltern der Kleinen so langsam eintrafen, um ihre Kinder abzuholen, wurde wieder aufgeräumt, wenn auch zum Teil widerwillig.
Wieder im Hostel angekommen wurde zu Abend gekocht und, wie könnte es auch anders sein, gab es wieder Nudeln mit Tomatensoße. Während ich diese zu mir nahm, gab es noch ein bisschen spanisches Fernsehen, bevor ich mich wieder auf den Weg ins Bett machte.

Donnerstag, 26.10.2017
Heute wurde ich schon um 7.30 Uhr durch meine beiden Zimmergenossinnen geweckt, welche sich auf den Weg zum Valle Sagrada machten, welches ich demnächst auch besuchen möchte.
Wie nun aber gesagt, war ich nun etwas früher wach als an den Tagen zuvor und da ich nicht mehr einschlafen konnte, ging ich schon etwas früher zum Frühstück. Danach verbrachte ich die Zeit bis zum Schulbeginng damit, ein bisschen im Internet zu surfen, Spanisch zu pauken und das mal mehr, mal weniger schöne Wetter draußen in der Hängematte mit einem Buch zu genießen. Mittags in der Schule wurde ich wie jeden Tag von meinen Schützlingen mit vielen Umarmungen begrüßt. In den Workshops waren heute verhältnismäßig wenig Kinder, weshalb wir Freiwilligen uns dazu entschlossen, dieses Mal kein gemeinsames Spiel zu spielen, sondern die Kinder direkt das spielen zu lassen, was sie wollten. Obwohl nur wenig Schüler waren, war ich gut beschäftigt, denn Thiago, einer der Kleinsten, die wir hier haben und der fast jeden Tag in den Workshop „Spiele“ kommt, hatte viel Spaß daran, sich von mir durch den Raum tragen oder an den Händen durch die Luft „schleudern“ zu lassen oder  mit mir ein Puzzle zusammen zu legen.


Die Kinder, die im Casa Yanapay betreut werden
stammen aus Familien, die finanziell nicht in der
Lage dazu sind, Bastel- oder gar Spielsachen
sachen anzuschaffen, um damit die Entwicklung
ihrer Kinder zu fördern.So wie für Thiango (Bild)
ist daher der Besuch des Casa Yanapay
für alle Kinder immmer etwas Besonderes.
Foto: Julian Freisinger

Im „Círculo de Amor“, dem Gemeinschaftszirkel, setzten sich wieder meine Schützlinge aus meiner „familia“ neben mich, sodass ich links und rechts jeweils zwei Kinder im Arm hatte. So langsam aber sicher beginnen sie auch auf mich zu hören, denn wenn ich sie ab und an darauf hingewiesen hatte, dass sie etwas leiser sein und demjenigen, der gerade redet, zuhören sollen, bekam ich meistens ein „Okay, profe“ zu hören und sofort waren sie leise. Ich hoffe mal, dass das heute nicht eine Ausnahme war.
Für alle die sich nun fragen was denn „profe“ bedeutet:  „Profe“ ist die kurze und umgangssprachliche Version von „profesor(a)“, was übersetzt Lehrer(in) heißt.
In meiner Familie „Kalpa“, das ist Quechua und heißt so viel wie Stärke oder Kraft, wurde auch wieder gut mit gearbeitet. Heute hatte ich für die Kinder ein Päckchen Taschentücher dabei, welche von ihnen prompt zu kleinen Geistern verarbeitet wurden. Die Kleinen sind richtig stolz auf das was sie bisher gebastelt haben und haben mir heute circa zehnmal ihre kleinen Geister Spinnen und Hexen präsentiert, immer mit einem großen Grinsen im Gesicht. Schade, dass am Dienstag schon Halloween ist und danach wieder ein anderes Thema dran ist. Ich bezweifle nämlich, dass die da genauso gut mitarbeiten wie bei unserem aktuellen Bastel-Thema. Leider war die Stunde um 19 Uhr schon wieder vorbei und alle gingen wieder zurück nach Hause, beziehungsweise die Freiwilligen zurück ins Hostel, die „Villa Mágica“.
Mal wieder fehlte mir die Lust zu kochen. Dswegen ging ich mit Carlo in eine Art Restaurant, welches sehr preiswert Hähnchen mit Pommes, Reis und dazu noch Würstchen anbietet. Nach dem Essen ging es wieder zurück zur „Villa Mágica“, wo wir mit zwei anderen Freiwilligen aus Frankreich und Schweden noch draußen im Garten saßen, bis man uns dazu ermahnte, leiser zu sein, woraufhin wir alle ins Bett gingen.

Freitag, 28.10.2017:
Freitag ist normalerweise immer der Tag, an dem die Kinder das in den Familien erarbeitete präsentieren. Doch diese Woche lief der Tag etwas anders ab. Da am Dienstag Halloween vor der Tür steht, wurde das  Thema dieser Woche bis zum kommenden Dienstag ausgeweitet. Aus diesem Grund konnten die Kinder heute auch noch nicht ihre Arbeit präsentieren, weshalb der Ablaufplan des Schultages leicht abgeändert wurde. Die Kinder kamen heute zwei Stunden lang in die Workshops und anstatt einer Stunde Show und einer weiteren Stunde in den familias sollte es nur eine sehr kurze Aufführung des Tanz-Workshops geben, damit wir danach mehr Zeit in den Familien haben. Doch leider kam es etwas anders als gedacht, denn an diesem Freitag wurden gleich drei Lehrer verabschiedet, bei denen sich alle Kinder bedanken wollten. Abgesehen davon war heute der zwölfte Geburtstag eines Mädchen, für das wir natürlich alle „feliz cumpleaños“ sangen. Dazu gab es noch eine kleine Überraschung, denn plötzlich standen die Eltern des Mädchen mit einer großen Torte im Raum. Auf der Torte waren zwölf Kerzen angebracht. Daraufhin gab es, wie sollte es bei einer so großen Torte auch anders sein, ein kleines Chaos, bis die Torte aufgeschnitten war und jedes der Kinder ein Stück bekommen hatte. So hatten wir am Ende dann nicht wie erwartet mehr Zeit in den Familien, sondern nur noch eine knappe halbe Stunde, um an den Verkleidungen der Schüler zu arbeiten.


Das Geburtstagskind mit seinem Vater und mit der Geburtstagstorte.
Foto: Julian Freisinger

Diese „Verkleidungen“ bestehen aus schwarzen Mülltüten, in die wir Löcher für Arme und Kopf schnitten und an welche die Kleinen am Montag noch selbstgemachte Spinnen und Geister aufkleben werden.
Für viel mehr als die Löcher in die Tüten zu schneiden und ein bisschen an den Spinne weiter zu basteln blieb leider keine Zeit. Zurück im Hostel erzählte mir Gerard, der Koordinator, zu meiner Enttäuschung, dass ich in der kommenden Woche die Familie wechseln würde, weil ein paar neue Lehrer kommen werden, welche die Familie „Kalpa“ versuchsweise mal übernehmen sollen. Wieso diese neuen Lehrer nicht einfach auf die Familien verteilt werden und ich deswegen in eine neue Familie eingeteilt werde, bleibt mir ein Rätsel. Immerhin liegt es wohl nicht an mir oder zumindest nicht nur an mir, denn die andere Lehrerin in meiner Familie wird auch verlegt.
Am Abend war ich noch mit ein paar meiner Kollegen im Gemeinschaftsraum, um einen Film anzuschauen, bevor ich schlafen ging.

Samstag, 28.10.2017:
Der Samstag startete etwas früher als die Tage zuvor, denn ich stand schon um 4 Uhr nachts auf, um mich mit ein paar anderen Volontären auf einen Trip zu begeben, zu dem ich spontan gestern Abend zugestimmt habe. Unser Ausflug ging zu einem See, welcher mitten in den Bergen zwei Stunden Autofahrt von Cusco entfernt liegt.
Die Fahrt dorthin war nicht gerade ungefährlich, denn wir fuhren in einem kleinen Touristenbus auf einem Feldweg, welcher direkt an einem Abhang lag. Ein Meter weiter links von unserem Bus war der Berghang, ein Meter weiter rechts ging es über hundert Meter steil abwärts.  Als wir unversehrt am Fuß des entsprechenden Berges ankamen, war ich sehr erleichtert. Diese Erleichterung war aber relativ schnell verschwunden, als es an den Aufstieg auf den Berg ging. Wir mussten nur ein paar hundert Meter bergauf wandern, um zu dem See zu kommen, doch da wir uns auf über 4000 Metern aufhielten, ging meinen Begleitern ziemlich schnell die Luft aus und wir mussten gefühlt alle zehn Meter eine kurze Pause machen, da wir so fertig waren wir nach einem Marathon.
Am See angekommen
wurde uns bewusst, dass sich die Anstrengung gelohnt hatte, denn die Aussicht war einfach super: Im Vordergrund der See und im Hintergrund ein kleiner Bach, der den See aus einem sehr nahen schneebedekten Berg speist. Nachdem wir uns ein paar Minuten ausgeruht hatten, erzählte uns unser Touristenführer etwas über die untergegangene Kultur der Inka und führte zudem mit uns ein kleines, traditionelles Ritual durch, welches mir etwas befremdlich vorkam. Wir stellten uns alle in einen Kreis und jeder von uns bekam drei Coca-Blätter in die Hand gedrückt. Mit diesen Blättern in der Hand wendeten wir uns zuerst dem See zu, danach drehten wir uns nach rechts, danach in die entgegengesetzte Richtung des Sees und im Anschluss noch einmal nach rechts. Bei jeder Drehung sagte unser Touristenführer etwas auf Quechua, was wohl eine Danksagung an „Pacha Mama“, Mutter Erde, war und wir mussten es wiederholen. Nach jeder Danksagung mussten wir  zudem noch dreimal die Blätter anpusten.


Die Aussicht am Fuße des Berges. Foto: Julian Freisinger


Der Blick auf den See. Foto: Julian Freisinger

Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, dass ich mich ein kleines Bisschen unwohl gefühlt habe, als ich diese Blätter anpustete und mich gleichzeitig eine Schar anderer Touristen anglotzte.
Nach dem Ritual machten wir uns wieder an den Abstieg. Dieser verlief um einiges einfacher und auch schneller, denn mit jedem Meter, den  wir wieder hinuntergingen, fühlte ich, wie sich meine Lunge mit zusätzlichem Sauerstoff füllte.


Die Aussicht auf dem Berg. Foto: Saura Naranjo

Unten angekommen stiegen wir wieder in unseren Bus und fuhren zur nächsten Ortschaft, in der wir unser Mittagessen zu uns nahmen: Hühnchen mit Reis und Kartoffeln. Danach ging es mit dem Bus wieder zwei Stunden zurück nach Cusco, wo wir gegen 19 Uhr ankamen. Einige meiner Begleiter waren so müde, dass sie direkt ins Bett gingen. Ich selber blieb noch eine Weile mit ein paar anderen Volontären draußen sitzen, bis ich gegen zehn Uhr auch ins Bett ging.

Sonntag, 29.10.2017:
Zum Sonntag gibt es eigentlich nicht sonderlich viel zu erzählen, da der Tag zur Entspannung diente und nichts wirklich Besonderes passiert ist.
Bis um 12 Uhr mittags verbrachte ich meinen Sonntag damit, mich draußen ein bisschen in die Sonne zu legen und zu lesen. Zur Mittagszeit schmiss ich meinen Laptop an, um das Spiel VfB Stuttgart gegen den SC Freiburg zu verfolgen. Hierbei musste ich mich zurückhalten, dass ich nicht bei jedem Tor laut aufschrie vor Freude. Im Anschluss war es wieder Zeit zu kochen. An diesem Tag gab es zur Abwechslung mal keine Spaghetti mit Tomatensoße, sondern Pfannkuchen mit Honig und Marmelade. Die Pfannkuchen schmeckten zwar gut, aber waren halt leider keine vollwertige Mahlzeit. Nach dem Essen setzte ich mich bis in die Nacht hinein mit anderen Freiwillingen nach draußen. Als ich jedoch ziemlich starke Bauchschmerzen bekam, entschied ich mich dazu, ins Bett zu gehen.


 
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