La Balanza e.V. Böttingen
  Dezember 2017
 

Cusco, 24. Dezember 2017
Geschrieben von Emilly Riester

Die Woche vor Weihnachten
Nun bin ich an der Reihe und darf euch von meiner Seite aus über die Woche vor Weihnachten bei uns in Cusco erzählen.
Der Montagmorgen beginnt  bei mir ganz entspannt, trotz einer unruhigen Nacht, wegen der Aufregung am nächsten Tag Frühschicht zu haben und mit Kindern mit Behinderung zu arbeiten. Weil wir diese Woche das Thema Weihnachten haben, wurde ich in die „Arte“-Gruppe am Morgen eingeteilt, um mit den Kindern Weihnachtsdekoration für die Weihnachtsfeier am Freitag zu basteln. Pia die an diesem Morgen ebenfalls mit mir Frühschicht hatte, durfte den Kindern bei den Hausaufgaben behilflich sein. Wie mittags findet auch morgens der „Circulo de Amor“ statt, bei dem man montags darüber spricht, was am Wochenende so geschehen ist, sowie über seine momentanen Gefühle und was einen sonst so bedrückt. Mit den Kindern morgens zu arbeiten ist für mich nichts anderes, als mit den Kindern am Nachmittag. Ich hatte mir vorgestellt, dass die Kinder am Morgen etwas anstrengender sein werden als die Kindern am Nachmittag (wegen den Kindern mit Behinderung)  aber nach dem Morgen kann ich euch nur sagen dass es nicht so ist. Ich meine, dass es – außer der Anzahl der teilnehmenden Kinder – morgens und mittags keine besonderen Unterschiede gibt. Die Kinder morgens mit Behinderung sind genauso voller Liebe und Energie wie die Kinder am Nachmittag und das hat mich am meisten überrascht.  Der Nachmittag  hingegen gestaltete sich sehr anstrengend für mich, da ich nun mittags zusammen mit einem weiteren Volontären eine Tanzgruppe leite. Dazu bin ich in der Familie der kleinsten Kinder, den „Wawachas/Wayras mit denen ich ein Weihnachtslied auf Quechua lernen sollte. Trotz des anstrengenden Tages war ich an diesem Abend noch top fit und konnte noch einen Tanz für den nächsten Tag einstudieren sowie an der Aussprache des Quechua Weihnachtsliedes üben.
Am nächsten Tag sowie am Mittwoch verlief es genauso wie  ein Tag zuvor am Montag. Ich hatte also wieder Frühschicht und bastelte weiter an der Weihnachtsdekoration mit den Kindern und am Nachmittag hatte ich wieder Tanz- sowie Musikunterricht mit den Kindern. Im Tanzunterricht gab ich diesmal alles! Ich wollte den Kindern so zeigen dass sie sich für keinen Tanzschritt bei mir schämen müssen. Der Tanzunterricht ist meiner Meinung nach dafür da, dass die Kinder den Kopf frei bekommen, aus sich raus kommen und einfach Spaß haben ohne sich über andere Sachen Gedanken machen zu müssen. Mit einem meiner Lieblingssongs (Wanna be – Spice Girls) haben die Kinder dann ihre Hemmungen verloren und angefangen sich genauso verrückt zu der Musik zu bewegen wie ich, und das war einfach super!  Bei meinen kleinsten Kindern den Wawachas/Wayras war es  an dem Tag etwas einfacher sie zu bändigen, da wir eine neue Volontärin dazu bekommen hatten.  Dennoch war es eine sehr schwierige Challenge den Kindern ein Weihnachtslied auf Quechua beizubringen ohne sie zu langweilen.
Der Donnerstag verlief wegen der Aufregung auf den Freitag etwas nervenaufreibend. Morgens wurden fertige Weihnachtsdekorationen auf gehängt und mittags wurden in den Familien letzte Vorbereitungen wie die Weihnachtslieder und Tänze durchgeprobt.
Bevor das Weihnachtsfest der Aldea Yanapay am Freitag begann, besuchten  Julian, Alexis  und Pia morgens die Kinder im Krankenhaus und brachten Ihnen ihre Weihnachtsgeschenke vorbei. Leider konnte ich da nicht dabei sein, da ich Frühdienst in der Schule hatte.  Der Tag des Weihnachtsfestes der „Aldea Yanapay“, begann nachmittags um 16 Uhr und endete um 19 Uhr. Bei der Weihnachtsfeier haben die Kinder dann mit Ihren Lehrern zusammen die Weihnachtslieder vorgetragen. Als Überraschung präsentierte  uns eine junge Frau mit ihrem Freund eine selbst geschriebene Geschichte namens  „Inkillay Mit a - La  voz de Vielnto“. Zwischendurch wurde auch noch heiße Schokolade mit süßem Brot für alle verteilt. Am Ende wurden dann die Geschenke für alle Kinder verteilt und dazu noch bis zum Umfallen getanzt. Am Nachmittag nutzten wir die Gelegenheit, beim Weihnachtsmarkt an der Plaza de Armas noch Geschenke einzukaufen. Der Markt war wegen den vielen Besuchern kaum betretbar, hatte aber sehr viel an Kleidung, orientalischen Sachen und Essen für uns zu bieten. Am Sonntag (Weihnachten) wanderten wir zur Mittagszeit zur Christusstatue (Cristo Blanco) nach Sacsayhuaman hoch.


Volontära auf der Treppe nach Sacsayhuaman.
Foto: Emilly Riester

Der Weg bis dorthin war durch die vielen Treppen die wir besteigen mussten wirklich sehr anstrengend! Auf dem Weg zur Christusstatue besuchen wir aber auch noch einen Artesanias-Verkäufer, mit dem wir uns lange über Verschiedenes unterhielten und wo wir Ketten kauften,  bevor es für uns weiter zur Christusstatue ging. Am Ziel angekommen, war die Aussicht auf Cusco unbeschreiblich schön! Am Weihnachtsnachmittag auf einem so Schönen Aussichtsplatz für eine kurze Weile zu verbringen ist und war einfach toll.


Ausschicht auf Cusco von Sacsayhuaman. Foto: Emilly Riester

Am Abend  wurden dann die Wichtelgeschenke ausgetauscht und mit einem leckerem Essen und Trinken Weihnachten bei uns in der „Villa Magica“ gefeiert.


Weihnachtsfeier in der Aldea Yanapay.
Foto: Emilly Riester

Cusco, 17. Dezember 2017
Geschrieben von Pia Maier
Eine aufregende Woche

In dieser Woche sollte alles ein bisschen anders sein als normal. Es herrscht nämlich momentan ein Mangel an Volontären, weshalb uns die Koordinatorin Lado in einem Gespräch am Sonntagabend bat, ihr in der Morgenschule auszuhelfen. Deshalb arbeiteten Julian und ich in dieser Woche jeweils morgens, als auch mittags.
Am Montagmorgen hatte ich noch frei und folgte der Einladung der Volontärin Nina, ins nahegelegene Hundeshelter zu gehen. So wie bei unserem ersten Tag in der Schule, kamen hier nun Hunde auf mich zugerannt und begrüßten mich. Wir verwöhnten sie mit Streicheleinheiten, gaben ihnen zu Essen und brachten zwei von ihnen zum Tierarzt. Das Projekt unterstützt vor allem die weiblichen, älteren Hunde, die sonst kaum Wertschätzung in Cusco erlangen. Nach dem Besuch im Hundeshelter ging es bald schon zur Mittagsschule. Ich hatte etwas Bammel, denn zwei der Kinder in meiner Familie sind sehr rebellisch und der Volontär, der sie im Griff hatte, hatte sich letzte Woche Freitag verabschiedet. Aber schon im Workshop Spiele fing der Tag gut an. Das sonst so unbeliebte Gruppenspiel am Anfang nahm recht viel Zeit in Anspruch und auch danach ging es recht ruhig zu. Nach dem „circulo de amor“ ging es dann in die Familien. Glücklicherweise bekam ich über das Wochende Unterstützung durch eine spanische Volontärin, die ich auch benötigte. Zusammen hatten wir die Kinder im Griff und verbrachten die Zeit in der Familie redend. Damit war mir die Angst genommen und ich freute mich schon auf den nächsten Tag.
Am Dienstag ging ich nun morgens mit Julian und der Koordinatorin Lado um 8:30 Uhr zu Aldea Yanapay. Die Schule morgens unterscheidet sich vor allem darin, dass viel weniger Kinder da sind und darunter auch zwei mit einer Behinderung. Wir begannen damit, den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen, um danach mit ihnen zu Spielen. Morgens gibt es auch einen „circulo de amor“, der etwas kleiner ausfällt und bei dem wir ebenfalls zusammen singen und über das Thema der Woche reden. Dieses war übrigens Festtage im Dezember auf der ganzen Welt. Mit einer Pause im Hof endet dann auch schon die Morgenschule.


Kinder in der Morgenschule. Foto: Julian Freisinger

Es blieb wenig Zeit zum Ausruhen, bis ich wieder in die Mittagschule ging. Unsere Familie Pachamama bekam Buddhismus als Religion zugeteilt. Gemeinsam stellten wir unser Programm für die Show am Freitag zusammen. Wir stellten den Weg Siddharta Gautamas zur Erleuchtung schauspielerisch nach, während die Geschichte vorgelesen wurde. Denn diese Geschichte ist es, die die Buddhisten am 8.Dezember zelebriern. Es war jedoch sehr anstrengend, da die zwei Rebellen viel Unruhe in die Gruppe brachten.
Am Mittwoch ging ich erneut morgens zur Schule und verbrachte viel Zeit mit Ani, einer der Kinder mit Behinderung. Morgens geht es allgemein viel friedlicher zu, und man kann schneller Vertrauen aufbauen. Nichtsdestotrotz freue ich mich auch auf die Mittagschule, die am Mittwoch sehr zufriedenstellend verlief. In der Familie arbeiteten die Kinder sehr gut mit und auch die Rebellen saßen am Ende friedlich am Tisch und malten. Ane, die spanische Volontärin und ich waren sehr froh über einen so schönen Tag.
Der Donnerstag ähnelt dem Mittwoch sehr. Am morgen kümmerte ich mich um Ani und am Mittag studierten wir unser Programm ein. Am Abend ging es nicht wie sonst früh ins Bett, denn das allwöchentliche Quiz fand statt. Mit dem Thema „amor“ kam es zu vielen lustigen Szenen und einer allgemein sehr guten Stimmung. Es ist eine tolle Methode, um sich unter den Volontären besser kennenzulernen. Nach dem Quiz ging man noch das letzte Mal mit den Koordinatoren Nina und Gerard aus.
Am Freitag fand nach der Morgenschule eine Versammlung mit dem Leiter Juri statt. Wir setzten uns in einen Kreis auf den Boden und meditierten zusammen mit ihm. Er erzählte uns viel von Spiritualität und was der Hintergrund dieses Projektes ist. Es geht nämlich nicht darum, armen Kindern zu helfen, sondern darum, dass sowohl Kinder als auch Lehrer ihren Horizont erweitern können und voneinander lernen. Es geht vor allem auch um Liebe, dass wir diese nicht nur auf unsere Liebsten beschränken, sondern sie auf alles ausweiten, auch fremde Kinder eines anderen Landes. Am Mittag fand die Show statt und alle präsentierten ihre Arbeit. Ane und ich waren sehr zufrieden mit unserer Familie und auch die anderen lieferten interessante Vorstelllungen. Die Schule endete traurig mit dem Abschied von den Koordinatoren Nina und Gerard und es flossen einige Tränen. Auch wir Volontäre verbschiedeten uns im Hostel von Nina, da Gerard noch bis Dienstag bleibt.


Chinesischer Drache als Showprogram. Foto: Julian Freisinger.

Am Samstag, meinem Geburtstag, gingen wir mit anderen Volontären auf einen Markt und erkundeten Cusco.Am Mittag gingen wir mit der Koordinatorin Lado zum Kinderkrankenhaus. Emilly konnte leider wegen einer leichten Erkältung nicht mit hinein. So verteilten Lado, Julian und ich das mitgebrachte Hähnchen mit Pommes und redeten und spielten ein bisschen mit den Kindern. Traurig zu sehen war, dass eines der Kinder nur im Bett lag und nicht aufstehen konnte. Als ich mit ihm sprach hob er zur Antwort nur die Hand und machte Zeichen. Ich hoffe es geht ihm bald besser, aber es ist auch schön zu sehen, wie viel Energie und Freude die anderen Kinder haben, trotz schwieriger und schlechter Phasen.


Festtagsessen für die Kinder im Krankenhaus.
Foto: Pia Maier



Lokaler Markt mit allen möglichen Sachen. Foto: Julian Freisinger

Am Abend gingen fast alle Volontäre gemeinsam aus und wir besuchten einen Salsakurs. Demnach fällt der Sonntag auch sehr ruhig aus.

Cusco, 12. Dezember 2017

Geschrieben von Pia Maier und Emilly Riester
Die Arbeit im Kinderheim Yanapay hat begonnen
Nach vier Tagen des Kontrastes in Lima, sind wir am Sonntag um 15 in Cusco von Alexis, Katja und Julian in Empfang genommen worden. Auf den Check-In im Hostel folgte ein gemeinsames Mittagessen mit den dreien, bei der wir eine peruanische Spezialität namens „pollo a la braza“ kosten durften. Aufgrund der vielen neuen Eindrücke und dem Flug war das dann auch schon das Ende unseres ersten Tages in Cusco.

 


Ankunft in Cusco. Foto: Katja Hemmann

Am Morgen unseres zweiten Tages führte uns der Koordinator Gerard in unsere zukünftige Arbeit mit den Kindern ein. Diese sollte erst am Mittwoch beginnen, damit wir genug Zeit haben, um uns an die Höhe zu gewöhnen. So nutzten wir den Montag und den Dienstag, um Cusco näher kennenzulernen, uns ins Hostel einzuleben, andere Volontäre kennenzulernen und uns auszuruhen.
Am Mittwoch um 15 Uhr begann unser erster Arbeitstag in der „aldea yanapay“. Ähnlich wie bei Julians erstem Besuch, kamen auch bei uns gleich Kinder angelaufen, um uns zu begrüßen, umarmen und herzlich aufzunehmen. Auch die bunte Art des Gebäudes, machte einen verspielten Eindruck bei uns. Wie auch Julian, waren wir im Workshop „Spiele“ eingeteilt, bei dem die Kinder weiterhin auf liebevolle Art unsere Nähe suchten und mit uns spielten.


Innenhof „Aldea Yanapay“. Foto: Pia Maier


Innenbereich Aldea Yanapay. Foto: Pia Maier

Nach dem Workshop begann der „círculo de Amor“, bei dem gemeinsam gesungen wurde. Des weiteren durften wir uns kurz vorstellen. Die Kinder stellten uns Fragen, wie: Was ist deine Lieblingsfarbe? Hund oder Katze? Oder etwas schwieriger: Was ist deine Motivation hier zu seinAm Ende des „círculo de Amor“ gingen alle in ihre „Familien“. Emilly wurde zu den kleinsten „Wawacha“ eingeteilt, wo auch Julian arbeitet. Dabei ging es sehr entspannt zu, denn man schaute lediglich eine Dokumentation an und malte danach Karten, die das Thema behandelten. Ich wurde in die „Pachamama“-Familie eingeteilt, in der die Kinder circa 10 Jahre alt sind. Hier wurde die Doku ebenfalls gezeigt, nur ging es hier nicht ganz so entspannt zu.
Nach der Schule konnten wir bei einer Besprechung von unseren ersten Eindrücken berichten. Emilly fand den Tag sehr schön und entspannend. Für mich war der Tag zweigeteilt. Die Zeit bis zur Familie war wirklich schön, doch in der Familie selbst war es aufgrund eines rebellischen Kindes sehr anstrengend. Und so endete auch schon unser erster Arbeitstag.
Am Donnerstag ging es wieder zur selben Uhrzeit zur „aldea yanapay“. Der Tag gestaltete sich sehr ähnlich wie der Mittwoch, außer dass Emilly im Workshop Hausaufgabenbetreuung war. Dort war es aufgrund der geringen Kinderanzahl wiederum sehr entspannt. In den Familien machte man die Karten fertig und redete beziehungsweise spielte noch. Am Abend wurde von unserem Hostel ein Quiz mit dem Thema „Disney“ veranstaltet, bei dem wir die anderen Volontäre besser kennenlernen konnten.
Freitags findet normalerweise, wie man es von Julian ja schon weiß, eine „Show“ statt, bei der die, in den Familien erarbeiteten Sachen vorgestellt werden. Doch an diesem Freitag entfiel die Show wegen der Verabschiedung eines Volontärs. Diese bekamen wir jedoch nicht mit, da wir früher von der Schule gingen, um uns mit Alexis und Katja bei Nelly zum Abendessen zu treffen. Wir wurden äußerst herzlich begrüßt und Nelly bekochte uns mit leckerem, typisch peruanischem Essen. Zudem nahm sie uns in ihre La-Balanza-Familie liebevoll auf. Während dem Essen besprachen wir unter anderem den Ausflug zum Dorf Chinchaywasi am Samstag.
Um 8 Uhr morgens trafen wir uns mit Alexis und fuhren los. Auf dem Weg aus Cusco heraus änderte sich die Stadtlandschaft deutlich. Von den kolonialistischen Häusern, die wir aus dem Zentrum kennen hin zu Bauruinen und einfachen Ziegelhäusern. In den Bergen wurde die fantastische Aussicht für Emilly getrübt, denn die vielen Kurven schlugen ihr auf den Magen. Nichtsdestotrotz kamen wir nach zweieinhalb Stunden im Dorf unversehrt an. Die Textilwerkstatt machte einen sehr guten und sauberen Eindruck. Während Alexis mit dem Techniker sprach, gaben wir Süßigkeiten und kleine Geschenke an die Kinder und auch Frauen aus. Nach den offiziellen Besprechungen durften wir das Haus einer Einheimischen mit ihrer Meerschweinchenzucht und dem Schweinestall anschauen. Gegen Ende unseres Besuches, bekamen wir eine frische Suppe mit verschieden Kartoffelsorten und Hühnchen zu essen. Gesättigt und glücklich über diese Gastfreundschaft und die Idylle, machten wir uns auf den kurvigen Rückweg.


Herrlicher Ausblick auf der Fahrt nach Chincheywasi. Foto: Pia Maier


Textilwerkstatt in Chincheywasi. Foto: Pia Maier

Der Sonntag begann für uns recht spät. Um 5 Uhr trafen wir uns mit Alexis, der uns spontan dazu einlud, in das Einkaufszentrum „plazavea“ zu gehen. Dort verbrachten wir einige Stunden, unter anderem im spanischen Kino. Damit endete auch schon unsere erste Woche in Cusco.

Cusco, 7. Dezember 2017
Geschrieben von Julian Freisinger
Krebskranke Kinder freuen sich über mitgebrachte Hähnchen

Wie in den anderen Wochen zuvor bildete auch diese Woche die Schule meine Hauptaktivität. Das Thema in den Familien lautete diesmal: „Prävention von Gewalt“. Dieses Mal mussten wir jedoch keine Show für den Freitag vorbereiten, denn anstatt dessen gingen Iván und Gerard von Familie zu Familie und nahmen mit einer Kamera die kleinen Präsentationen in den jeweiligen Klassenzimmern auf. Die Kinder durften für unsere kleine Präsentation Bilder mit Botschaften gegen Gewalt male, denen wir Lehrer jeweils noch einen kleinen Spruch hinzufügten. Diese Bilder wurden zusammen mit Luftballons an einer Schnur aufgehängt, die die Kinder während der Aufnahme nacheinander wieder wegmachen und die Bilder vor die Linse der Kamera halten durften. Im Anschluss durften die Kleinen natürlich noch die Luftballons kaputt treten.

Am Donnerstag dieser Woche war zudem Rollentausch angesagt. Heißt, dass im „Círculo de amor“ die Lehrer in die Rolle der Kinder schlüpften und die Kinder die Rolle der Lehrer übernahmen. Das war eine perfekte Möglichkeit für uns alle, um uns auch wirklich wieder wie Kinder zu benehmen und der kleinen Vertretungslehrern zu zeigen, wie schwer das doch manchmal sein kann, so einen Gemeinschaftskreis zu leiten. Insgesamt haben die Kinder ihre Aufgabe ganz gut gemeistert, haben im Anschluss aber zugegeben, dass es wirklich kein Zuckerschlecken ist, als Lehrer hier zu arbeiten. Abgesehen davon hatten viele Nachwuchslehrer eine Menge Spaß daran, uns, so wie wir es sonst mit ihnen machen, Verwarnungen zu geben und bei schlechtem Benehmen vor die Tür zu setzen. Für Um rausgeworfen zu werden hat es da meistens schon gereicht, laut zu niesen, damit sofort drei Kinder mit viel zu großen Lehrermänteln auf einen zu gerannt kamen und versuchten, dich aus dem Raum zu ziehen.

 



Die Nachwuchs-Koordinatoren María und Gabriel
bei der Arbeit. Foto: Julian Freisinger

Das Quiz dieser Woche fand ausnahmsweise auch am Donnerstag statt und stand unter dem Motto „Musik“. Heißt, alle Fragen und auch Challenges drehten sich um Musik. So war beispielsweise meine Challenge, vor allen anderen ein deutsches Lied zu singen, von welchem, abgesehen von der Deutschen Nina, niemand etwas verstanden hatte.


Der aus Valencia stammende Iván erklärt im Rahmen
einer Challenge, wenn auch gegen seinen Willen, weshalb
Valencia seit Neustem zu Katalonien gehört.
Foto: Julian Freisinger

Danach gingen alle zusammen, so wie es die Tradition verlangt, gemeinsam aus. Sogar Iván, der normalerweise nie dabei ist oder es zumindest in meiner Zeit hier noch nie war.


Ein Gruppenbild aus dem „Mama Africa". Foto: Ein anderer Bar-Besucher

Der Freitag war wieder einmal nicht besonders einfach, denn es wurden acht Lehrer verabschiedet. Der Unterschied zu den „normalen“ Verabschiedungen war jedoch, das in diesem Fall Iván, unser Koordinator, verabschiedet wurde. Aus diesem Grund flossen natürlich bei vielen Kindern tränen und viele umarmten Iván während seiner kleinen Verabschiedungsrede und wollten ihn gar nicht mehr loslassen. Als kleines Geschenk für ihn hatten die Kinder aus der Familie Chaska, welche Iván anfangs unterrichtete, ein T-Shirt mit den Handabdrücken aller Jungs und Mädchen aus der Klasse mit der Aufschrift „Wir werden dich nie vergessen Papa Iván“. Natürlich hat Iván sein T-Shirt direkt gegen dieses ausgetauscht und musste leicht weinen, was ja auch irgendwo verständlich war. An diesem Wochenende besuchte ich wieder mit ein paar anderen Freiwilligen die Krebskranken Kinder im Krankenhaus. Wie immer hatten die Kinder wieder gute Laune und ließen sich die Hähnchenflügel, die wir ihnen von KFC mitgebracht hatten, schmecken. Nur eines der Kinder, Rebecca, fühlte sich nicht besonders gut, denn sie hatte erst kurz vor unserer Ankunft eine Chemotherapie durchgemacht.
Auch der kleinste der Patienten, der fast-zweijährige Harry, war wieder da und hat sich sehr über unseren Besuch gefreut. Es war wirklich süß, als die Krankenschwester ihn aus seinem Bett heben und zum Esstisch tragen wollte, er aber anfing zu weinen und dann auf mich zeigte, woraufhin die Krankenschwester mir sagte: „Er will, dass du ihn trägst.


Harry und ich. Foto: Julian Freisinger

Natürlich hab ich das gemacht und als ich Harry auf meinem Arm hatte, hat er mich angeschaut und angefangen zu lachen. Während dem Essen bin ich die ganze Zeit neben ihm gesessen, was ihn wohl auch gefreut hat, denn er hat alle paar Sekunden zu mir rüber geschaut und mir stolz das Stück Hähnchen präsentiert, welches er in seinen Händen hielt. Natürlich spielte ich auch mit den anderen Kindern, die mit mir Fangen spielten und sich von mir um den Esstisch „jagen“ ließen.
Unser Besuch dauerte leider nur rund anderthalb Stunden und als wir wieder gehen wollten, hat der kleine Harry wieder angefangen zu heulen und wollte uns wieder nicht gehen lassen. Der Abschied, auch wenn ich die Kleinen mit Sicherheit wieder besuchen werde, fiel mir sehr schwer.
Am Sonntag kamen Pia und Emilly hier in Cusco an. Ihr Flugzeug aus Lima landete ungefähr um 15.30 Uhr am Flughafen, wo Katja, Alexis und ich die beiden empfingen und zusammen ins Hostel fuhren. Nach einer Stunde brachen wir auf in Richtung Plaza de Armas, wo wir uns noch einmal mit Alexis und Katja trafen, die mit uns zunächst einen kleinen Spaziergang machten, woraufhin wir noch Hähnchen essen gingen. An diesem Abend unternahmen wir nichts mehr, denn die beiden waren müde und hatten nicht mehr groß Lust, noch auszugehen. Das war aber auch verständlich.

Cusco, 1. Dezember 2017
Geschrieben von Julian Freisinger
Ein krebskranker Junge stimmte mich traurig

In dieser Woche entschied ich mich für ein bisschen Abwechslung in der Schule und beschloss deshalb, den Workshop Kunst zu besuchen. Das Thema, welches Ali, meine Kollegin aus der Familie Wawacha, die ebenfalls in Kunst war, aussuchte, lautete „Yoga“.
Im ersten Moment hielt sich meine Freude in Grenzen, denn so unbeweglich wie ich bin, war eine desaströse Woche vorprogrammiert. Meine Befürchtung stellte sich jedoch schnell als unberechtigt heraus, denn schließlich kann man mit kleinen Kindern ja keine allzu schwierigen Yoga-Figuren nachstellen. Unsere Tätigkeiten in der Familie und im Workshop ähnelten sich stark.
In Kunst bestand der Unterricht zunächst daraus, dass ein Lehrer eine Geschichte vorlas, in welcher ein König seinen Nachfolger unter einer Gruppe aus verschiedenen Tieren suchte. Während dem Vorlesen der Geschichte führte derweil ein anderer Lehrer die verschiedenen Figuren vor, welche alle nach den Tieren in der Geschichte benannt sind. In Anschluss konnten die Kinder dann noch die Fährte ihres Lieblingstieres aus der Geschichte „nachmalen“, indem sie ihre Hände mit Farbe bemalten und mit diesen versuchten, die jeweilige Tierfährte nachzustellen. Das ganze funktionierte mal mehr, mal weniger gut, je nach dem, was für Kinder den Workshop besuchten.
Wie schon erwähnt, gingen wir in der Familie ähnlich vor. Auch hier haben wir zunächst die Geschichte vorgelesen und die Tierfiguren nachgestellt. Anders als im Workshop haben wir aber noch ein kleines Lied erfunden, angelehnt an „Old Mac Donalds had a farm“, in dem es um die verschiedenen Tiere geht und die Kinder jede Yogafigur entsprechend des im Text erwähnten Tieres nachstellen mussten. Das hat zum Teil schon ganz lustig ausgesehen, wenn ein paar fünf- und sechsjährige Yoga machten. Dementsprechend hat es am Freitag bei unserem Auftritt in der Show auch den einen oder anderen Lacher gegeben.
Der schönste Moment in dieser Schulwoche war aber nicht der Auftritt am Freitag, sondern Dienstags in der Spielpause, als Angie, ein Mädchen aus der Familie Kalpa, die ich anfangs betreut hatte, sagte, dass ich der bester Lehrer sei, der an der Schule ist, woraufhin sie mich umarmte.
Im Gegensatz dazu war der emotionalste Moment am Wochenende, als ich mit einigen anderen Freiwilligen wieder die Kinder auf der Leukämiestation im Krankenhaus besuchte. Dieses Mal war ein kleiner Junge im Alter von einem Jahr und acht Monaten in der Krankenstation anwesend. Der Kleine ist ein sehr lebensfroher und fröhlicher Mensch und hatte sehr viel Spaß daran, sich von mir auf seinem Gummi-Pferd durch die Gegend tragen zu lassen. Es ist einfach schlimm zu sehen, dass ein so kleiner Mensch, der noch so wenig vom Leben gesehen hat auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod in Richtung des Ablebens fallen zu droht. Als wir um circa sechs Uhr abends wieder gehen wollten, der kleine mich nicht gehen lassen wollte und mich halb heulend umarmt hat sind mir dann fast selber noch die Tränen gekommen.

 


Ich und der kleine Junge von der Krankenstation.
Foto: ein anderer Volontär

Über die Woche danach gibt es leider nicht viel zu berichten, da ich von einer, beziehungsweise zwei Krankheiten geplagt wurde.
Interessant wurde es  ausschließlich am Montag, als ich, zusammen mit Nelly und Alexis, die Gemeinde Ruca besuchte, um welche sich La Balanza kümmert. Unsere dreistündige Reise dorthin begründete sich damit, dass Alexis mit den Verantwortlichen der Gemeinde nun schon seit längerer Zeit keinen Kontakt mehr hatte und wir aus diesem Grund auch keine Informationen über den Stand der Bauarbeiten hatten.
Das aktuell durchgeführte Projekt besteht aus dem Bau eines kleinen Häuschens, in welchem die Dorfbewohner ihre Artesanías, die Handwerksprodukte, an durchfahrende Touristen verkaufen können, sowie der Errichtung eines kleinen Kiosks und von drei Toiletten.
Entgegen unserer Erwartungen, dass zumindest das Häuschen fertiggestellt wäre, fehlten bei diesem noch die Fenster und die Tür. Der  Boden erinnerte auch mehr an einen Stall. Abgesehen davon war das Dach nur zu drei Vierteln mit Dachziegeln belegt, obwohl die Dachziegel, die den Einwohnern gegeben wurden, eigentlich hätten reichen müssen. Von den Toiletten war noch gar nichts zu sehen und der Kiosk bestand nur aus einer mehr schlechten als rechten kleinen Holzbank. Auf die Nachfrage hin, wieso der Bau nicht fortgeschrittener ist, bekamen wir die Antwort, dass alle Männer auswärts arbeiten seien. Natürlich kann es wohl kaum sein, dass sämtliche Ehemänner, Freunde, Väter, Brüder und Nachbarn einfach wochenlang keinen Fuß mehr in das Dorf setzen.


Nelly, die Dorfbewohnerinnen und ich vor dem kleinen Haus. Foto: Alexis del Pozo


Der Rohbau des Ladengeschäfts. Foto: Alexis del Pozo


Der Rohbau des Ladengeschäfts. Foto: Alexis del Pozo

Nach ein paar Bildern der „Anlage“ und einem zusammen mit den Bewohnerinnen der  Gemeinde brachen wir unsere Rückreise nach Cusco an. Auf dem Weg zurück legten wir noch eine kleine Pause in einer Art Gasthaus ein, um dort „Chicha“ zu trinken, das Bier der Inkas. Es besteht aus gegorenem Mais und schmeckt ziemlich gut.


Nelly, Alexis und ich beim Chicha-trinken. Foto: Alexis del Pozo

Über die restliche Woche gibt es leider nicht mehr ganz so viel zu berichten, denn schon bereits am Dienstag wurde ich mit Salmonellen und Amöben (Darmparasiten), ins Krankenhaus eingeliefert, wo ich mich bis Freitagmorgen aufhielt.
Da ich von der Krankheit und dem Parasit, sowie natürlich auch vom Antibiotika stark geschwächt war, bestand das mein Wochenende nur daraus, ein paar Filme anzugucken und Suppe zu schlürfen, zumindest soweit das mein Magen zuließ.



Böttingen 26.November 2017
Geschrieben von Klaus Flad
Liebe Mitglieder, Spender und Freunde des Vereins La Balanza,
die Tage werden noch immer kürzer. Draußen ist es mitunter unangenehm kalt. Die ersten Weihnachtsmärkte stehen vor der Tür. In den höheren Gemeinden unserer Region hat sich die Landschaft nicht erst einen Tag lang im Winterkleid gezeigt. Manchmal wird unser Leben dadurch etwas unangenehmer. Auch in den höheren Andengemeinden Perus, ebenso wie in den dortigen Städten, ist das Leben manchmal beschwerlich
nicht nur wegen des Wetters. Nicht alles kann dort leicht zum Besseren gewandelt werden. Und dennoch konnten wir auch im vergangenen Jahr vielen Kindern ein Lächeln ins Gesicht zaubern und den Menschen nach dem Prinzip Hilfe zur Selbsthilfe das Leben erleichtern und ihre Grundversorgung verbessern. Auf unsere Erfolge dürfen wir auch dieses Jahr stolz sein. Dies verdanken wir nicht zuletzt Ihnen, liebe Mitglieder, Spender und Freunde unseres Vereins. Dafür und für das uns entgegen gebrachte Vertrauen und die Unterstützung bedanke ich mich, auch im Namen der von uns in Peru betreuten Menschen, ganz herzlich.
Mit einem bebilderten Weihnachtsbrief möchte ich auf das abgelaufene Vereinsjahr zurück blicken. Besonders groß war die Freude für die Menschen im Dorf Chincheywasi, wo wir mit einer Spende der Stiftung Klauß eine Textilwerkstatt einrichten konnten. Eine junge Dame, die in diesem Jahr für uns in Cusco tätig war, ist vom Freiwilligendienst schon zurück gekehrt. Ein Volontär ist aktuell in Cusco. Dieser Tage (am 29. November) reisen nochmal zwei junge Damen dorthin. Mehr dazu entnehmen Sie bitte dem
>>>Weihnachtsbrief, den Sie hier herunterladen können.<<
Mit den besten Wünschen für eine schöne und friedvolle Weihnachtszeit verbleibe ich
mit lieben Grüßen
Ihr
Klaus Flad
1. Vorsitzender
La Balanza e.V.

Vielen Dank an alle, die uns im vergangenen Jahr
unterstützt haben. Der bebilderte Weihnachtsbrief 2017 ist online.
Viel Spaß beim Lesen. Auf den Engel klicken und
den Brief downloaden.



 
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