La Balanza e.V. Böttingen
  Oktober 2017
 

Böttingen, 28. Oktober 2017
Geschrieben von Klaus Flad und Lucy Peña
Einladung zur Adventsausstellung mit Projektvorstellung La Balanza am
Sonntag, 12. November 2017 ab 15 Uhr in 88637 Leibertingen, Schulstraße 4, Feuerwehrschulungsraum im Rathaus
Der Verein La Balanza e.V. mit Sitz in Böttingen (Kreis Tuttlingen) lädt ganz herzlich ein zur Vorstellung seiner Tätigkeiten in Peru am
Sonntag, 12. November 2017 ab 15 Uhr im Feuerwehrschulungsraum im Rathaus Leibertingen.
Seit 2008 unterhalten wir soziale Projekte in Schulen und Kindergärten sowie zur Verbesserung der Infrastruktur abgelegener Dörfer der peruanischen Ureinwohner in den Hochanden. Außerdem unterstützen wir Straßenkinderprojekte in der Stadt Cusco sowie Kliniken der dortigen Region. Für unseren Verein leistet derzeit Julian Freisinger aus Schwenningen (Heuberg) einen Freiwilligendienst vor Ort. Nächsten Monat werden ihm Emilly Riester aus Leibertingen und Pia Maier aus Schwenningen (Heuberg) folgen und ebenfalls ein Freiwilliges Soziales Jahr in unseren Projekten absolvieren.

In adventlicher Atmosphäre bei Pott, Glühwein, Punsch, leckerem Kuchen und Weihnachtsgebäck erwarten Sie zahlreiche handgefertigte Adventsdekorationen sowie Bilder in Öl und Acryl von Lucy Peña Riester. Zudem wird der Verein seine bereits vom Buchheimer Christkindlemarkt bekannten Artesanias (peruanisches Kunsthandwerk) ausstellen und zum Verkauf anbieten.
Ab 16 Uhr findet die Vereinsvorstellung durch den Vorsitzenden statt. Zudem werden Emilly Riester und weitere junge Leute über die Freiwilligenarbeit und ihre Erwartungen berichten.
Auf Ihren Besuch freuen sich:
La Balanza e.V. Böttingen
Klaus Flad
1. Vorsitzender
und Familie Riester

Böttingen, 25. Oktober 2017
Geschrieben von Julian Freisinger
Die Arbeit mit den Kindern ist nicht immer leicht

Montag
Nach dem doch relativ anstrengenden Wochenende ließ ich die neue Woche etwas ruhiger beginnen. Nach dem Frühstück setzte ich mich draußen im Garten in eine Hängematte, hörte etwas Musik und las ein wenig. So sahen ungefähr mein gesamter Morgen und mein gesamter Mittag aus bis ich um 14.45 Uhr zur Schule ging. In der Schule angekommen empfingen die andern Freiwilligen und ich relativ wenig Schüler, was vor allem an dem ziemlich schlechten Wetter lag. So kam es, dass zu Beginn nur ungefähr zehn Kinder da waren. Als der Regen jedoch aufhörte und es etwas wärmer wurde, kamen Stück für Stück mehr „Schüler“.
Im Gegensatz zur vergangen Woche waren die Kleinen heute nicht so anstrengend, es herrschte eine entspannte Atmosphäre beim Spielen. Das einzig anstrengende an diesem Tag war lediglich, dass ich ungefähr fünf Kinder Huckepack nehmen und mit ihnen durch den ganzen Raum rennen musste.
Da heute Montag ist, haben wir in den Familien noch nicht richtig gearbeitet. In der ersten Stunde nach den Ferien geben wir den Kindern Zeit, um von ihrem Wochenende zu berichten, sich mit den anderen aus ihrer „Familie“ zu unterhalten oder schlichtweg zu spielen. Doch anstatt sich zu unterhalten oder zu spielen fanden die niños großen Gefallen daran, Rebecca, die spanische Lehrerin in unserer Familie, und mich, mit Kreide im Gesicht anzumalen und uns mit wasserlöslichem Edding kleine „Tattoos“ auf die Hände zu malen. Wer nun aber denkt, dass die Kleinen uns nur ein paar Kreidestriche auf die Stirn verpassten, der hat weit gefehlt. Am Ende der Stunde war ich so weiß im Gesicht wie ein Vampir und hatte zusätzlich ein paar bunte Striche auf Wangen, Stirn und Kinn. Der heutige Schultag war doch ziemlich lustig.
Nachdem die Kinder gegangen waren und die Schule für diesen Tag zu Ende war, gingen wir Volontäre wieder zurück ins Hostel, wo wir gemeinsam aßen und zusammen noch einen spanischen Film anschauten, bevor der Tag wieder vorbei war.

Dienstag
Über den Dienstag gibt es zunächst nichts Spannendes zu berichten. Wie jeden Tag stand ich ungefähr um acht Uhr auf, ging frühstücken und setzte mich wieder nach draußen zum Lesen und Entspannen. Dazwischen unterhielt ich mich mit ein paar andern Freiwilligen über ein geplantes Fußballturnier, welches am Abend nach der Schule stattfinden sollte.
Nachdem die Schule vorbei war, zu der es heute auch nichts Besonderes zu sagen gibt, außer, dass die Kinder gut mitarbeiteten und der gesamte Schultag wieder ziemlich entspannt ablief, gingen wir alle zusammen um elf Uhr nachts zu einer Sporthalle. Auf dem Weg dahin machten wir noch einen kleinen Abstecher zurück zur Schule, um die dortige Musikbox samt Mikrofon mitzunehmen, immerhin musste der Schiedsrichter ja später auch von allen Spielern gehört werden können. So liefen wir dann noch die letzten paar hundert Meter zu der Halle, während Gerard, einer der Koordinatoren, immer wieder Spaß daran fand, ein paar kleine, mal mehr, mal weniger ernst gemeinte, Ansagen über die Box zu machen.
Das Fußballspiel war lustig und wir hatten alle Spaß daran, jedoch konnte ich nicht sehr lange spielen, da ich etwas krank war und nicht richtig atmen konnte wegen meinem Schnupfen. Mich beschlich der Gedanke, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, überhaupt mitzuspielen.

Mittwoch
Wie sich herausstellte, war es wirklich keine gute Idee. Als ich am Mittwochmorgen aufstand, war ich noch einmal deutlich kränker als am Vortag.
Nichtdestotrotz beschloss ich mit den anderen in die Schule zu gehen und zumindest mal zu versuchen, mit den Kindern zu arbeiten. Auch das war eine Schnapsidee, denn nach bereits einer Stunde ging ich zusätztlich mit Kopfweh und Schwindelgefühl auf Anraten der anderen Volontäre wieder zurück ins Hostel. Dort angekommen, legte ich mich erst mal eine Weile hin. Insgesamt war der Tag nicht mehr sonderlich spannend, da ich außer Kochen und im Internet surfen nicht mehr viel machte.

Donnerstag
Am heutigen Morgen fühlte ich mich besser und war bereit, wieder in die Schule zu gehen. Doch bevor ich das tat, wurde ich am Mittwoch noch von Alexis besucht, der mit mir gemeinsam das deutsch-peruanische Kulturzentrum namens „Acupari“ aufsuchte, welches zugleich auch noch sowohl das deutsche als auch das österreichische Konsulat ist. Alexis brachte mich dort hin, damit ich mich ein bisschen über die angebotenen Spanisch-Kurse informieren konnte. Als wir das Kulturzentrum verlassen wollten, stießen wir jedoch auf Flavio, den peruanischen Ehemann der deutschen Honorarkonsulin und Leiterin von Acupari, Maira Jürgens. Flavio kennt kennt „La Balanza“ wohl schon seit Längerem und er unterhielt sich prompt eine Weile mit uns.

 

 
Ich vor dem Gebäude von „Acupari“. Foto: Alexis del Pozo

Nach dem kurzen Gespräch ging es wieder zurück zum Hostel, aber da konnte ich nicht lange bleiben, denn schon bald machte ich mich auf den Weg zur Schule.
Zwar lief im Workshop „Spiele“ alles entspannt ab, aber im Nachhinein betrachtet wäre es besser gewesen, wenn ich im Hostel geblieben wäre. Das lag vor allem an der Stunde in der „familia“. An diesem Tag fehlte Rebecca, die zusammen mit ihrem Mann einen Ausflug machte. Heißt, dass nur noch die Britin Jass und ich übrig waren und da Jass kein einziges Wort Spanisch spricht, musste ich die die ganzen Kinder alleine unterhalten.
Das Thema dieser Woche war typisch peruanische Lieder. Jede Familie hatte ein Lied zugeteilt bekommen, welches sie behandeln sollte. Aus diesem Grund schrieb ich das Lied, das man uns zugeteilt hatte, auf eine Tafel und hatte die Kinder für eine Weile nicht im Blick. In dieser Zeit hat einer der Jungs die Milch, die die Kinder jeden Tag zu trinken bekommen und welche eines der Mädchen in ihrer Hand hielt, verschüttet, woraufhin ein kleines bisschen Chaos ausbrach. Alle Kinder schrien durcheinander und vor allem gleichzeitig und jeder hatte eine andere Meinung darüber, wer nun der Schuldige war. Scheinbar hatte auch die Britin in dem entscheidenden Moment nicht aufgepasst und konnte mir nicht weiterhelfen. Leicht verzweifelt und angesichts der Geschwindigkeit, in der die Kleinen mit mir sprachen, etwas überfordert, versuchte ich, die Lage wieder etwas zu entspannen.
Ich bat alle Kinder, sich wieder zu setzen und sich nicht zu sehr über den kleinen Unfall aufzuregen. Ein paar Minuten und viele verlorene Nerven später hatte sich der Großteil meiner „Schüler“ tatsächlich wieder gesetzt. Abgesehen von zwei Mädchen, die sich lieber unter den Tisch setzten. Eine der beiden hatte sich bei den anderen Lehrern und mir schon ein bisschen den Namen gemacht, nicht gerne zuzuhören und nicht das zu machen, was man von ihr verlangt. Also erwartete ich schon, dass es nicht einfach werden würde, die beiden dazu zu bringen, sich auf ihre Stühle zu setzen.
Ich biss die Zähne zusammen, kletterte unter den Tisch und bat die beiden ganz freundlich, doch wieder nach oben zu kommen, denn ohne sie könnten wir nicht weiterarbeiten. Die Antwort, die ich bekam, war ein kurzes aber entschlossenes „Nö!“. Also gut, ich versuchte es nochmal, doch bevor ich meinen Satz überhaupt beenden konnte, schallte mir wieder ein, dieses Mal sogar noch lauteres „Nö!!“ entgegen. So langsam verlor ich meine Geduld, denn uns blieb nur noch eine Viertelstunde, um diesem Schultag ein halbwegs produktives Ende zu geben.
Nachdem ich ein weiteres Mal gefragt hatte und ein weiteres Mal dieselbe Antwort kriegte, wurde ich etwas lauter und sagte den Zweien, dass es nicht sein kann, dass sie sich unter den Tisch verkriechen und uns dadruch an der Arbeit behinderten, schließlich sind wir ein Team und arbeiten alle gemeinsam. Daraufhin wurde mir nur ein böser Blick zugeworfe, weshalb ich den beiden sagte, dass ich nicht weiß, ob ich sie noch länger hier haben will und mal mit einem der Koordinatoren über sie reden werde. Der Spruch hat gezogen. Die beiden kamen wieder unter dem Tisch hervor und setzten sich. Doch kurz darauf fingen die beiden Mädels an zu weinen und ich fragte sie, was denn  los sei. Eine der beiden zeigte mir daraufhin ihren nassen Ärmel, der etwas von der verschütteten Milch abbekommen hatte und sagte mir, dass ihre Mutter sie deswegen schlagen würde, was mir das andere weinende Mädchen sofort bestätigte.
Normalerweise würde ich mir über solche Ausagen nicht groß Gedanken machen, aber da ich wusste, dass die Kinder zum Teil aus sozial schwachen Familien kommen und  die Eltern auf so etwas nicht gerade entspannt reagieren könnten, überlegte ich mir, ob die beiden nicht vielleicht die Wahrheit sagten.
Aus diesem Grund fühlte ich mich mit einem Mal ein bisschen schlecht, dass ich den zwei gegenüber etwas lauter werden musste. Da der „Unterricht“ dann inzwischen auch vorbei war, schickte ich die Kinder heim und war einfach nur froh, dass er Schultag vorüber war.

Freitag
Der Tag startete, wie so viele andere, ganz normal und entspannt. Gegen elf Uhr gab es eine Versammlung aller Frewilligen, in der die Woche besprochen wurde und wir Kritikpunkte an der Schule besprachen. Da Yuri, der Leiter des Hostels und der Schule, heute die Versammlung leitete und er gerne mal eigentlich schnell besprochene Sachen etwas ausformuliert, dauerte unser Freitagsritual zwei Stunden. Nachdem es schließlich vorbei war kochte ich zusammen mit Carlo, dem anderen deutschen Volontär, Spaghetti mit Tomatensoße.
In der Schule lief alles etwas anders ab, denn wie jeden Freitag durften die Kinder präsentieren, was sie über die Woche erarbeitet hatte und zu meiner Überraschung und Freude verlief die Präsentation von meiner Familie ziemlich gut. Wie sich herausstellte, waren meine gestrigen Sorgen unberechtigt. Zwar hatte das Mädchen mit der Milch auf dem Ärmel keine blauen Flecken, dafür war es aber beleidigt und sprach kein Wort mit mir. Trotz alledem hatte sie noch Spaß daran, mir als Vorbereitung für unseren Auftritt mein Gesicht anzumalen. Geplant war, dass sie mir auf beide Wangen und auf die Stirn jeweils eine peruanische Flagge malt, aber wie man sehen kann, kam es etwas anders raus. 


Das Resultat der Gesichtsbemalung. Foto: Julian Freisinger

Nachdem die Schule vorbei war ging es zuerst zurück ins Hostel und nach dem Abendessen mit den anderen Freiwilligen in meinem Alter direkt weiter in die Stadt wo wir mehrere Bars aufsuchten und sogar an einem Salsa-Kurz teilnahmen. Als es schließlich ungefähr drei Uhr morgens war gingen wir wieder zurück ins Hostel und ließen uns alle sofort in unsere Betten fallen.

Samstag
Da ich erst so spät zurück ins Hostel gekommen bin, schlief ich heute natürlich ein kleines bisschen länger als bis um acht Uhr. Als ich um circa 10.30 Uhr aufgewacht bin hatte ich das Frühstück im Hostel leider schon verpasst, weshalb ich in die nächste Bäckerei ging und dort etwas Süßes aß.
Im Anschluss ging ich weiter zum Markt „San Pedro“, um dort an einem der zahlreichen Stände einen frisch gepressten Saft aus Orange, Apfel, Papaya, Roter Bete und Banane zu trinken und mich ein bisschen mit der Verkäuferin zu unterhalten. Als ich meinen Saft getrunken hatte, ging ich wieder zurück ins Hostel, legte mich in eine Hängematte und surfte ein bisschen im Internet. Für dieses Wochenende hatte ich keine Reisen geplant, denn ich dachte, es wäre auch mal nicht schlecht, zur Abwechslung mal nicht unterwegs zu sein.

  
Einfach köstlich, die frisch gepressten Säfte (links), die es auch beim Markt
von San Pedro (rechts) zu kaufen gibt. Fotos: Julian Freisinger.

So verbrachte ich also den Samstag damit, herumzuliegen, Musik zu hören, zu lesen und meinen Bericht zu schreiben. Gegen Abend schaute ich dann noch mit den anderen Freiwilligen zusammen einen Film an, bevor ich mich wieder ins Bett legte.

Sonntag
Der Sonntag verlief ähnlich ruhig wie der Samstag, ich stand etwas früher auf als gestern, ging im Hostel frühstücken und verbrachte den Vormittag hauptsächlich damit, in der Hängematte zu dösen, zu lesen und im Internet zu surfen. Am Mittag ging ich zusammen mit dem anderen deutschen Volontär in den Supermarkt, um für das Mittagessen einzukaufen. Wir kochten Nudeln mit Tomatensoße, das wohl Einfachste, was man kochen kann. Im Anschluss daran ging ich wieder dem Müßiggang nach, bis, so wie fast jeden Tag zurzeit, bei mir Bauchschmerzen einsetzten und ich mich für eine Weile in mein Bett verzog. Als es mir wieder etwas besser ging, setzte ich mich wieder nach draußen und genoss die Sonne, bevor ich mich am Abend wieder mit ein paar anderen Volontären zum Filmeabend versammelte. Den Film, den wir anschauten, konnten wir leider nicht zu Ende schauen, denn als es ungefähr 0.30 Uhr war bat uns die Dame an der Rezeption doch ins Bett zu gehen, was wir auch verstehen konnten, immerhin musste sie nur wegen uns wach bleiben und arbeitete schon seit dem frühen Mittag. Also lenkten wir ein und gingen ins Bett und damit war auch schon meine zweite Woche hier in Cusco vorbei.

Cusco, 18. Oktober 2017
Geschrieben von Julian Freisinger
„Gehe nicht, wohin der Weg führen mag, sondern dorthin, wo kein Weg ist, und hinterlasse eine Spur.“
Dieses Zitat von Jean Paul passt meiner Meinung nach ziemlich gut zum nächsten halben Jahr meines Lebens. Schließlich werfe ich mich in gewisser Weise selber in eine völlig neue Situation und schlage einen neuen Weg ein in meinem Leben.
Nachdem ich diesen Sommer mein Abitur abgelegt hatte, war, so fand ich, der perfekte Zeitpunkt, um etwas Neues zu sehen und einfach mal eine Weile weg zu sein. So entschied ich mich dafür, mich auf den Weg nach Peru zu machen.
Meine Reise zu meinem neuen, temporären Wohnort verlief im Gesamten ziemlich gut, so konnte ich auf meinem Weg vom Flughafen München über Madrid und Lima bis nach Cusco bereits einige neue Kontakte knüpfen. Beispielswiese habe ich auf dem Flug nach Madrid die Amerikanerin Catherine kennengelernt, welche in der spanischen Hauptstadt studiert und mit der ich mich auf den rund anderthalb Stunden in der Luft gut unterhalten konnte. Auf meinem Flug von Cusco nach Lima konnte ich dann eine erste Erfahrung mit der peruanischen Gastfreundschaft machen. Neben mit saßen die aus Lima stammenden Victoria und Marco. Die beiden, zwei sehr sympathische und vor allem auch weltoffene  Menschen, unterhielten sich mit mir auf der Flugstrecke nach Cusco über Gott und die Welt. Als ich ihnen schließlich davon erzählte, dass ich am Ende meines Aufenthaltes in Peru noch eine Woche in der Hauptstadt Lima verbringen werde, gab mir Marco kurzerhand seine Handynummer, damit ich mich bei ihm melden kann, falls ich irgendwelche Schwierigkeiten hätte oder ich Tipps bezüglich sehenswerter Orte brauche. Nachdem wir in der ehemaligen Hauptstadt der Inkas (Cusco) gelandet waren, halfen mir die beiden schlussendlich noch Nelly und Mitzy zu finden, die mich vor dem Flughafen erwarteten und in Cusco willkommen hießen.
Mitzy ist die Schwester von Alexis, welcher sozusagen mein „Kontaktmann“ in Cusco ist. Nelly ist Alexis‘ Mutter und nicht nur das, sie ist auch sozusagen die „Mutti“ für die Volontäre und die gute Seele von La Balanza. Die beiden fuhren mich zu meinem Hostel namens „Villa Mágica“, was so viel wie das „Magische Haus“ bedeutet. Die „Villa Mágica“ hat auch etwas magisches, oder zumindest besonderes an sich, und zwar meine ich damit die ruhige und entspannte Atmosphäre, welche ich hier vorgefunden habe. Untergekommen bin ich in einem Zimmer mit vier Doppelbetten, von denen aktuell jedoch nur drei Betten außer dem meinen belegt sind. Das wird nun also für die nächsten sechs Monate mein Zuhause sein.  Trotz meines Jetlags und der hiermit verbundenen Müdigkeit ließ ich mich von Nelly überreden, mit ihr zusammen einen kleinen Spaziergang durch die Gegend zu unternehmen, in welcher mein Hostel liegt. Die „Villa Mágica“ befindet sich innerhalb des historischen Zentrums Cuscos, wodurch viele Sehenswürdigkeiten und Plätze leicht von Fuß aus erreichbar sind. So liefen wir direkt zur Plaza de Armas. Auf unserem kleinen Spaziergang unterhielt ich mich ein bisschen mit Nelly, mit der gemeinsam ich dann auf der Plaza angekommen mein erstes Foto in Cusco schoss.


Julian Freisinger und Nelly Aedo. Foto: Ein Tourist

Nachdem wir zum Hostel zurückgekehrt waren, überließ mich Nelly meiner selbst und ich machte direkt Bekanntschaft mit einigen anderen Volontären, welche aus unterschiedlichen Ecken der Welt kommen. Trotz dessen, dass ich vor Müdigkeit fast weggekippt wäre, saß ich mit meinen neuen „Kollegen“ noch bis circa 22 Uhr im Innenhof, bis ich mich schließlich ins Bett verabschiedete.

Montag
Die erste Nacht in meinem neuen Bett hatte ich gut überstanden und wachte bereits um 7.30 Uhr auf. Frühstück wird von 7 Uhr bis  9 Uhr unter der Woche angeboten, also blieb mir noch genug Zeit, um aufzustehen und mich umzuziehen. Aufgrund meiner morgendlichen Trägheit jedoch entschied ich mich dafür, außerhalb des Hostels zu frühstücken. Maria, die Spanierin, welche im Doppelbett neben dem meinen lag, schien diese Trägheit mit mir zu teilen und begleitete mich in eine Art Bäckerei ein paar Straßen vom Hostel entfernt.  Für gerade einmal  7,50 Soles, umgerechnet etwa zwei Euro, kaufte ich mir ein Schokoladencroissant, eine Art Quarktasche und dazu noch einen Ananas-Bananen-Shake. Unglaublich, wie wenig  Geld ich hierfür ausgeben musste.
Nach dem Frühstück ging ich mit Maria wieder zurück ins Hostel, unterhielt mich mit ihr und ein paar anderen Freiwilligen und hörte Musik in einer Hängematte, bis mich Alexis, meine Kontaktperson hier in Cusco, besuchte und mich zu Essen einlud.
Wir gingen in eines der zahlreichen Restaurants in der Nähe der Plaza de Armas, wo Alexis für mich und sich jeweils ein „Menú“  bestellte, welches aus einer Vorspeise, einer Suppe, einem Getränk und einem Hauptgericht bestand, für das man insgesamt auch gerade einmal neun Soles auf den Tisch legen musste. Während des Essens hieß mich auch Alexis in Cusco willkommen und sprach mit mir über meine zukünftigen Aufgaben und über meine bisherigen Eindrücke von der Stadt und meiner Unterkunft.  Zurück im Hostel verbrachte ich den Nachmittag ganz entspannt mit lesen Musik hören und Unterhaltungen mit den Freiwilligen.  Zum Abendessen ging ich mit dem anderen deutschen Volontär, Carlo, in eine nahegelegene Bäckerei, die zu meiner Überraschung auch Hamburger anbietet. Im Anschluss ließ ich den Tag zusammen mit den anderen Gästen bei einem Filmeabend im Hauptraum ausklingen.

Dienstag

Mein Tag begann ganz entspannt um 8.30 Uhr mit dem Frühstück im Gemeinschaftsraum des Hostels. Da ich nicht wusste, ob ich schon heute mit meiner Arbeit in der Aldea Yanapay beginnen muss, legte ich mich in eine der Hängematten im Garten des Hostels und genoss den Sonnenschein. . Um circa 14.30 Uhr brachen alle Freiwilligen, die nachmittags arbeiten, auf in Richtung Aldea Yanapay. Die Leiter der Aldea Yanapay, Gerard, Yuri und Iván, bezeichnen die Einrichtung selber als eine „escuela“, eine Schule, jedoch finde ich, dass diese Bezeichnung nicht zu 100% zutrifft, da hier alles viel entspannter zugeht als auf einer Schule und, was noch wichtiger ist, mit viel mehr Liebe gestaltet wird. Dieser ruhige und vor allem liebevolle Umgang mit den Kindern wirkte sich bereits auf meine Begrüßung durch den Kleinen aus. Kaum war ich durch die Metalltür in den Innenhof getreten, rannten schon fünf Kinder auf mich zu, umarmten mich und fragten mich Löcher in den Bauch. „Wie heißt du? Wo kommst du her? Wie alt bist du?“ und vor allem „Bist du ein neuer Lehrer?“ waren die Fragen, die mir am häufigsten gestellt wurden. Als alle Fragen beantwortet waren und die Kinder mich wieder losließen, holte ich mir meine Arbeitskleidung ab, ein dunkelblauer Mantel. Die anderen Volontäre trugen auch solche Mäntel, jedoch in unterschiedlichen Farben. Die Farben repräsentierten die „familias“, die Arbeitsgruppen, um die sich die Lehrer in der letzten Arbeitsstunde jeden Tages kümmern.
Der Ablauf meiner Arbeit sah wie folgt aus: von 15 Uhr bis 16.30 Uhr bin ich in dem Workshop „Spiele“ eingeteilt. Wie man sich denken kann, ist dieser Workshop sehr beliebt unter den Kindern. Meine „Arbeit“ war hier kurz gesagt die kleinen Peruaner und Peruanerinnen mit Karten- Brettspielen oder einfach Quatsch machen, zu bespaßen.
Von 16.30 Uhr bis ungefähr 17 Uhr ist Pause, hier tollen die Kinder im Innenhof herum und spielen mit uns Lehrern Tischkicker, Fußball, Volleyball  oder schaukeln. Von 17 Uhr bis 18 Uhr sitzen „Schüler“ und Lehrer zusammen im sogenannten „Círculo de amor“, sowas wie einem Gemeinschaftszirkel oder wörtlich übersetzt „Kreis der Liebe“.  Hier wird zuerst mit den Kindern ein Lied gesungen, danach können die Kinder erzählen, was sie bedrückt, wie es ihnen geht oder was ihnen diese Woche schon Gutes passiert ist.
Von 18 Uhr bis 19 Uhr werden die Kinder in „Familien“ eingeteilt, die bereits gennannten Arbeitsgruppen. Die Kinder bekommen jede Woche ein Thema, das sie behandeln müssen und zu dem sie jeden Freitag eine Art Präsentation machen müssen. Das Thema dieser Woche ist, ein Lied über die Familien zu schreiben. Heißt, die Kinder aus meiner familia müssen ein Lied über die Familie „Kalpa“ schreiben. „Kalpa“ ist Quechua und bedeutet übersetzt so viel wie “Stärke“.
Das Spielen mit den Kindern war ziemlich anstrengend, immerhin wollten bald 20 Kinder unterhalten werden. Der „Círculo de Amor“  war da schon etwas entspannter, hier übernahmen die Koordinatoren Iván und Gerard die meiste Arbeit, ich musste nur darauf achten, dass die Kinder halbwegs ruhig sind und demjenigen, der das Mikrofon hat, um von seinem Tag zu berichten, zuhören. Schwieriger wurde es dafür wieder in den familias, da die Kinder ziemlich unkonzentriert waren und nur wenig Lust hatten, mitzuarbeiten. Das lag vielleicht auch zum Teil daran, dass nur ich als Neuer und ein anderer Volontär die Gruppe an dem Tag leiteten und die Kinder mal testen wollten, was wir ihnen alles durchgehen lassen. Es wurde sogar noch etwas schwerer, als der andere Volontär mich am Schluss eine halbe Stunde mit den Kleinen allein ließ, da er selber krank war und nicht so lange durchhielt.

  

 
Alle vier Fotos zeigen das Casa Yanapay, eine Kinderbetreuungs-
einrichtung, in der Julian Freisinger tätig ist. Fotos: Julian Freisinger

 
Aber als ich es schließlich doch geschafft hatte, die Bande zu bändigen und mein erster Arbeitstag vorbei war, ging ich mit ein paar anderen Freiwilligen in die Altstadt zum Essen. An diesem Abend war viel los in der Stadt, denn das Fußball-Nationalteam hat in der WM-Qualifikation gegen Kolumbien gespielt. Das Fußballspiel schien fast schon die Ausmaße eines Nationalfeiertages anzunehmen, denn eine solche Euphorie gab es in Deutschland beim Fußball denke ich zuletzt beim WM-Finale 2014. Das Spiel ging übrigens 1:1 aus was bedeutet, dass Peru nun in den Playoffs ist.
Nachdem  wir gegessen hatten ging es zurück ins Hostel, wo ich mich sofort ins Bett schmiss.

Mittwoch
Zum Mittwoch gibt es leider nicht ganz so viel zu sagen wie zum Dienstag. Nachdem ich um circa acht Uhr aufgestanden bin, ging es zum Frühstück in den Gemeinschaftsraum des Hostels. Im Anschluss genoss ich das gute Wetter draußen in einer Hängematte mit dem Lesen eines Buches und mit Musik hören. Zum Mittagessen ging ich mit Mar, einer Spanischen Volontärin, in die Innenstadt zum Pizza essen, danach ging es um drei Uhr wieder zur Aldea Yanapay. Wie schon am Vortag waren die Kinder sehr nett und hatten viel Spaß beim Spielen. Auch war es wieder sehr anstrengend in der familia, da manche Kinder wieder nicht mitarbeiten wollten. Immerhin war ich heute nicht vollständig alleine, da am Mittag Emanuel und Rebecca aus La Coruña in Spanien eingetroffen waren und Rebecca mich für die nächste Zeit unterstützen wird. Zusammen konnten wir dem Lied für Freitag eine erste Gestalt geben. Am Abend ging ich wieder mit den anderen Volontären zusammen essen. Eigentlich war geplant, dass Mar uns allen an diesem Abend noch einen kleinen Tanzkurs gibt, aber da wir alle zu müde waren, haben wir das auf einen anderen Tag verschoben. Wie bereits erwähnt, es war ein eher ruhiger Tag.

Donnerstag
Heute startete ich um ungefähr 8.30 Uhr in den Tag, welcher sich bis um elf Uhr wie jeder andere Tag, den ich bis dahin in Cusco verbrachte, gestaltete. Um 11 Uhr gab es dann eine Versammlung der gesamten Freiwilligen, um die kommende Woche zu besprechen und um über die eigenen Eindrücke der bisherigen Woche zu reden. Mein Arbeitsplan bleibt gleich, ich arbeite weiter von 15 Uhr bis 19 Uhr und bin weiter im Workshop „Spiele“ eingeteilt. Nachdem die Versammlung vorbei war aß ich im Hostel zu Mittag. Um 15 Uhr ging es wieder zur „escuela“. Die Kinder waren heute deutlich ruhiger und angenehmer. Während des Workshops habe ich mit drei Jungs ein paar Puzzles gemacht. In der familia konnten wir auch deutlich mehr erarbeiten als am Vortag, obwohl das ein oder andere Kind immer noch versucht, mich mit dem „Klauen“ von Stiften aus den Regalen zu ärgern. Der heutige Abend war „Quiz-Abend“. Dieses Quiz sah wie folgt aus: Wir bildeten insgesamt vier Gruppen bestehend aus vier Personen. Das Quiz bestand dabei nicht nur aus dem Beantworten irgendwelcher Fragen, jeder Einzelne hatte dazu auch noch spezielle Aufgaben, so musste ich beispielsweise, wenn der Quizleiter drei Mal auf die Klingel drückte, einen Tierlaut von mir geben. Absehen davon gab es auch noch Gruppenaufgaben, welche zum Beispiel das Bilden der elegantesten menschlichen Pyramide waren oder eine Art Improtheater-Aufführung. Der Abend war dadurch und durch den reduzierten Preis auf Mojitos ziemlich amüsant, gleichzeitig ging das Quiz aber auch sehr lang, so dass ich und die anderen Freiwilligen erst gegen ein Uhr nachts ins Bett kamen.

Der Wochenendausflug
Am Freitag trat ich meine Reise mit ein paar anderen Volontären zum Titicacasee an. Nach der Schule wurden wir um 21 Uhr von einem Taxi zum Busbahnhof gefahren, von dem aus wir unsere sechsstündige Reise nach Puno antraten. Als wir am nächsten Morgen in der Stadt ankamen, ging es zunächst zu einem Hostel, in dem wir unser Frühstück zu uns nahmen. Im Anschluss brachen wir auch schon mit unserem Touristenführer auf in Richtung Insel Amantani. Hier wanderten wir zu einer der zwei Tempel auf den höchsten Stellen der Insel, welche noch in der Zeit vor den Inkas errichtet wurden. Da der Tempel, zu dem wir wanderten, auf circa 4150 Meter Höhe liegt und somit noch höher liegt als Cusco, haben sich meine Atemprobleme noch einmal etwas verschlimmert. Auf dem Weg zu der alten Ruine haben uns die Einheimischen immer wieder in kleinen Ständen ihre selbst gemachten Wollhemden, Mützen und Handschuhe angeboten. Sogar kleine Kinder kamen immer wieder zu uns, um uns ihre handgemachten Armbänder anzubieten.  Als wir schließlich auf dem kleinen Berg, auf dem der Tempel liegt, ankamen, hatten wir eine sehr schöne Aussicht über die Insel und auch über den Titicacasee.


Willkommensschild der Insel Amantani (im Titicacasee). Foto: Julian Freisinger


Blick über den Titicacasee. Foto: Julian Freisinger

Am Abend fand eine kleine „Party“ im Gemeinde Zentrum der Insel statt. Gespielt wurde traditionelle Musik und wir Touristen wurden in die Ponchos und Wollmützen eingekleidet. Nach ungefähr zwei Stunden war das kleine Fest schon wieder vorbei und ich ging zusammen mit Carlo, Ayda und María zu unserer Gastfamilie, bei der wir die Nacht verbrachten. Es war schon ein bisschen ein Kulturschock, als wir sahen, wie die Menschen hier leben. Die einzige Elektrizität in unserem Haus bestand aus den Glühbirnen in der Küche und in unseren zwei Gästezimmern. Fließend Wasser hatte die Familie auch nicht, weswegen neben der Toilette immer ein Eimer mit Regenwasser steht. Natürlich gab es auch kein Internet. Trotz der Umstände, in der die Mutter Regina mit ihren zwei Kindern hier lebte, wurde wir zum Frühstück, Mittag- und Abendessen bekocht. Natürlich war auch das Essen ein etwas anders als wir es kannten, denn wir bekamen zum Mittag jeweils zwei kleine Kartoffeln mit einem Stück gegrillten Käse und ein bisschen Wurzelgemüse vorgesetzt.


Traditionelles Haus auf den Inseln im Titicacasee. Foto: Julian Freisinger


Mittagessen auf der Insel Amantani: Ein Stück gegrillter Käse mit gekochten
Kartoffeln und Gemüse. Foto: Julian Freisinger


Julian Freisinger (ganz rechts) zusammen mit anderen Volontären in traditioneller Kleidung
auf der Insel Amantani im Titicacasee. Foto: Ein Tourist

Am nächsten Morgen ging es schon um 6.30 Uhr weiter zur nächsten Insel namens Taquile. Die kleine Gemeinde liegt auf einem der höchsten Punkte der Insel, wodurch wir dort eine Sicht über den ganzen See bis hin zum bolivianischen Ufer hatten. Nach dem Besuch einer Bildergalerie im Rathaus, einer Artesanías-Ausstellung und einem kleinen Mittagessen im einzigen Restaurant der Insel brachen wir wieder zur Fahrt zurück nach Puno auf. Gesagt wurde uns, dass die Überfahrt drei Stunden dauern wurde, doch ein Motorschaden an unserem Boot durchkreuzte die Pläne unseres Reiseführers. Gestrandet mitten auf dem Titicacasee, erreichten wir erst nach ungefähr fünf Stunden den Hafen Punos, nachdem wir von einem Schnellboot „gerettet“ wurden.  Nach weiteren vier Stunden Wartezeit am Busbahnhof ging es mit dem Bus wieder zurück nach Cusco, wo wir am Montagmorgen ankamen und uns erst noch mal in unsere Betten legten.


Julian Freisinger genießt den Blick über den Titicacasee. Foto: Eine andere Volontärin


Spaß bereitete Julian (vorne links) der Ausflug (hier auf dem Boot) zu den Inseln Amantani
und Taquile, welche im 3812 m hoch über dem Meeresspiegel gelegenen Titicacasee.
Foto: María Navas


Böttingen, 14. Oktober 2017
Geschrieben von Klaus Flad
Julian ist gut angekommen in Cusco

Am Sonntag, 8. Oktober ist Julian auf dem Flughafen in Cusco angekommen. Nelly hat ihn dort abgeholt und ihm auch gleich die Innenstadt von Cusco gezeigt.


Julian Freisinger und Nelly Aedo an der Plaza de Armas im Zentrum
Cuscos. Foto vermutlich ein Tourist oder ein Cusqueño

... und zusammen mit Alexis hat er auch schon das typisch peruanische Essen gekostet: 


Alexis (links) und Julian.

Böttingen, 14. Oktober 2017
Geschrieben von Klaus Flad
Ein Wechsel der Volontäre steht an

Mit Julian Freisinger aus Schwenningen (Heuberg) ist am vergangenen Samstag, 7. Oktober der 17. Volontär von La Balanza nach Cusco gereist. Er löst Lea Keller ab, die vom 26. Juli 2017 bis einschließlich 8. September 2017 in Cusco tätig war und nach einer anschließenden Rundreise in Südamerika am 27. September 2017 wohlbehalten nach Deutschland zurück kehrte. Wir danken Lea ganz herzlich für ihre gute Arbeit im Casa Mantay und in den sonstigen Projekten von La Balanza. Ihrem Nachfolger Julian wünschen wir für seine Arbeit alles Gute. Er wird im Casa Yanapay, einer Einrichtung für Straßenkinder und Kinder sozial schwacher Familien im Zentrum Cuscos arbeiten. Wir freuen uns schon jetzt auf die Berichte von Julian.
Am Mittwoch, 29. November 2017 wird Pia Maier, ebenfalls aus Schwenningen (Heuberg) ihren Flug nach Cusco antreten. Die in Bolivien geborene und in Leibertingen (Kreis Sigmaringen) wohnende Emilly Riester wird ebenfalls noch im November 2017 nach Cusco reisen. Pia und Emilly werden ebenfalls wie Julian im Casa Yanapay arbeiten. Wir danken allen Volontären und wünschen ihnen gutes Gelingen.

      
Lea Keller            Julian Freisinger               Pia Maier                     Emilly Riester

Böttingen, 14. Oktober 2017
Geschrieben von Klaus Flad
Spaichinger Studentinnen besuchen unsere Projekte

Bereits Mitte September besuchten Silvia Stitzenberger und Lea Grosse unsere Projekte in Cusco und Umgebung. Die beiden Studentinnen aus Spaichingen waren so nett, uns einen Bericht über ihre Eindrücke zu schreiben, den ich natürlich gerne hier veröffentliche: 

Bielefeld, im Oktober 2017
Geschrieben von Silvia Stitzenberger und Lea Grosse
Der Besuch der Projekte von La Balanza hat uns eine besondere Zeit in Cusco beschert

Wir, zwei Studentinnen aus Spaichingen wollten bei unserer Rundreise durch den Süden Perus und Bolivien in jedem Fall auch Cusco besuchen. Nicht nur wegen der zahlreichen Sehenswürdigkeiten dort und in der Umgebung, sondern wir wollten bei dieser Gelegenheit auch den Verein La Balanza näher kennenlernen, der uns durch Verwandte und Eigenrecherchen bereits bekannt war. Klaus Flad hat den Kontakt zu Katja und Alexis hergestellt und so durften wir eine Woche das schöne Cusco erleben, aber der Reihe nach:
Ankunft in Cusco

In Lima ging unsere gemeinsame Reise los, wir würden einen Monat zusammen durch Südperu und Bolivien reisen. Nach sicherheits- und umweltschutztechnischen Überlegungen entschieden wir uns, den Bus nach Cusco zu nehmen, wo Katja und Alexis uns erwarteten. Müde von der Fahrt kamen wir am 7. September in Cusco an und wurden warm und herzlich von Katja, Alexis und der Cusceñischen Mittagssonne willkommen geheißen. Nach der Einführung in die Tradition des Cocablätter-Kauens, was uns sehr gut bekam nach einer Fahrt von 0 auf 3416 m Höhe, fielen wir bald auch schon müde ins Bett.
Casa Mantay
Am nächsten Tag besuchten wir zusammen mit Katja und Alexis die Casa Mantay und durften ein wenig mithelfen. Dies war gleichzeitig Leas letzter Arbeitstag, die sich trotz Erkältung ein letztes Mal um die lieben Kinder kümmerte. Wir wurden sehr freundlich von den Projektleitern begrüßt und in die Hintergründe und die Zusammenarbeit mit La Balanza eingeführt. So wurde uns erklärt, dass La Balanza nicht nur hilft, indem Freiwillige mit dem Projekt verbunden werden, sondern die Casa Mantay auch die ressourciellen Bedingungen verbessert. Da zum Beispiel eine Wasserleitung für das Haus wünschenswert und nötig ist (Kinder produzieren leider richtig viel Dreckwäsche) sind die Verantwortlichen von Casa Mantay im Gespräch mit La Balanza über eventuelle Investitionen in unterirdische Wasserleitungen.
N
ach einer kleinen Hausbesichtigung wurden wir in die Textilwerkstatt geführt, wo einige Mütter überaus hübsche Taschen und Puppen aus Leder anfertigen. Die jungen Mütter haben hier die Möglichkeit ortsnah eine handwerkliche Ausbildung zu erlernen. 


Eine Mutter bei der Arbeit in der Textilwerkstatt. Foto: Silvia Stitzenberger

In einem kleinen Ausstellungsraum konnten wir uns dann nicht zurückhalten und mussten etwas kaufen. Wir waren sehr erstaunt über das detaillierte Handwerk und die Perfektion, mit der die Taschen, Geldbeutel, Mäppchen und unzählige weitere hübsche Artikel angefertigt waren. Sehr empfehlenswert, einen Blick auf die Website zu werfen (www.mantay.org) oder einen der Läden in Deutschland zu besuchen!
Zur Mittagszeit kümmerten wir uns gemeinsam mit den anderen Freiwilligen um das Mittagessen der Kinder. Was für Laien wie uns ein bisschen chaotisch war, da es nun einmal Kinder gibt die lieber spielen, albern oder weinen anstatt zu essen. Zur Mittagsruhe der Kinder verabschiedeten wir uns wieder von Lea und der Casa Mantay und gönnten uns in der Stadt ein schönes Almuerzo (Mittagessen), wo auch die Einheimischen ihre Mittagspause verbringen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit der Besichtigung des schönen Cuscos mit seine hübschen kleinen Gassen und bunten Läden. 
Trucha con papa, gleich zweimal
Am folgenden Tag wurden wir in aller Frühe von Alexis mit der Aussicht, dass wir im Auto weiterschlafen könnten, aus dem Bett gezogen. Dies gestaltete sich allerdings als überaus schwierig, da die Landschaft, die uns auf der Fahrt erwartete, nichts für müde Augen war! Man fährt nun mal nicht alle Tage durch das heilige Tal der Inka. 
Im Dorf Huilloc Rumira Sondormayo angekommen, wurden wir erstmal verzaubert durch die herumtollenden Kinder auf der Straße mit ihren hübschen traditionellen Kostümen und ein Eis schlotzend. Alexis hatte ein großes Hygienepaket für die Kinder des Dorfes vorbereitet und wollte der Gemeinde an dem Tag ein paar Tipps mitgeben, wie Eltern sowie Kinder auf ihre eigene Zahnpflege achten können. Doch zuerst durften wir uns die Forellenzüchtung ansehen, und auch selbst mal Hand anlegen und spüren wie schwer eine Forelle werden kann.


Der Dorfpräsident, Katja, Don Felix, Silvia und Lea beim Bestaunen der Forellenbecken.
Foto: Alexis del Pozo

Don Felix, der Koordinator aus der Gemeinde, zeigte uns stolz die drei Züchtbecken und Alexis erklärte uns, wie das Projekt zustande gekommen ist und was La Balanza an den Plänen des Dorfes beigetragen hatte. Wir waren vor allem sehr positiv überrascht, wie viel Eigeninitiative das Dorf übernimmt und dass La Balanza wirklich dafür sorgt, dass das Projekt nachhaltig weiterläuft. Unserer Erfahrung nach gehen viele ¨nachhaltige¨ Projekte nicht richtig mit dem Konzept Nachhaltigkeit um, indem sie ein Projekt unterstützen, sei es mit finanziellen oder materiellen Mitteln, doch das Projekt kann sich anschließend nach dem Zurückzug der Organisation nicht mehr eigenständig weiterentwickeln. Bei dem beschriebenen Projekt haben wir ebendies nicht gesehen: La Balanza arbeitet hier Hand in Hand mit der Gemeinde und regt diese an, selbst Initiative zu ergreifen. Die Ideen und die ersten Schritte müssen aus der Gemeinde kommen, nur dann unterstützt La Balanza das Vorhaben. Und auch im weiteren Verlauf der Kooperation sind beide Parteien dazu aufgefordert ihren Beitrag zu leisten. Im beschriebenen Dorf hat man auch deutlich gesehen, dass die Einwohner stolz auf ihr Projekt und auf die ertragreiche und nachhaltige Entwicklung sind. Sie wollen bald ein neues Becken bauen, weil der Verkauf an in der Region gelegenen Hotels gut läuft und die Nachfrage steigt. Für uns war das wirklich beeindruckend zu sehen wie gut diese Zusammenarbeit auf Augenhöhe funktioniert!
Nach der Besichtigung versammelten wir uns im Gemeindehaus. Hier erklärte Alexis den Eltern und vor allem den Kindern, dass sie gesund bleiben und ihrem Körper Gutes tun, wenn sie sich regelmäßig die Zähne putzen und die Hände waschen. Die Kinder bildeten gespannt eine lange Reihe – jedes Kind bekam einen Zahnputzbecher mit Zahnbürste, Zahnpasta und ein Stück Seife geschenkt. Die Freude war riesig!


Alexis, Katja und Silvia beim Austeilen der mitgebrachten Zahnhygieneartikel.
Foto: Silvia Stitzenberger

Zur Feier des Tages wurden wir auf frisch zubereitete Forelle mit Kartoffeln eingeladen. Regionaler und frischer geht’s nicht. Herrlich!
Eigener Laden
Nachdem wir uns von den Bewohnern verabschiedet hatten, fuhren wir ins nächste Dorf mit dem Namen Huilloc Rukja, etwa 20 Minuten entfernt. Hier entsteht ein neues Projekt, das La Balanza unterstützen wird. Entlang der Straße, an der viele Wanderer vorbeikommen, soll eine kleine Tienda (Kiosk) mit einer öffentlichen Toilette entstehen. Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, doch die Dorfbewohner haben das Fundament des Hauses schon gebaut. Wir haben dort die Masse für die Fenster und Türen genommen. Die Bewohner haben ihren Teil erfüllt, indem das Fundament des Hauses gesetzt ist. Nun ist La Balanza an der Reihe, Ziegel, Türen und Fenster ins Dorf zu bringen. Wir sind gespannt wie sich das Projekt entwickelt!


Zwei Kinder aus dem Dorf am zukünftigen Eingang der Tienda. Foto: Lea Grosse

Auch hier wurden wir zu frischer Forelle und Kartoffeln eingeladen! Das Gericht war leider so lecker und die Menschen so freundlich und gastfrei dass wir nicht Nein sagen konnten. Zum Glück haben wir einen extra Forellenmagen! Dann ging es auch schon wieder zurück durch das Heilige Tal zum von goldenen Bergen umgebene Cusco. Was für ein ereignisreicher Tag!
Wir sind noch einige Tage in Cusco geblieben und haben uns die wunderschöne Umgebung mit Machu Picchu und Rainbowmountain angesehen, die es rund um Cusco zu besuchen gibt.
Der Besuch der Projekte von La Balanza und die Unterbringung bei Katja und Alexis hat uns eine sehr besondere Zeit in Cusco beschert. Wir bekamen sehr persönliche Einblicke in sowohl das Leben der traditionellen Kommunen als auch in das Leben der alleinerziehenden Mütter der Casa Mantay und ihr Wunderwerk in der kleinen Lederfabrik. An dieser Stelle noch mal ein herzliches Danke an Klaus Flad, der den Kontakt hergestellt hat und auch an Katja und Alexis, die uns so herzlich aufgenommen haben!
Wir wären gerne noch länger in Cusco geblieben, aber jetzt gilt erst: Nos vemos en Alemania!
Silvia Stitzenberger und Lea Grosse


 
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