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Böttingen, im September 2017
Geschrieben von Klaus Flad
Danke Lea, muchas gracias Lea
Mitte September ging nun leider schon der Freiwillingendienst für Lea in Peru zu Ende. Wir danken Lea ganz herzlich für ihre gute Arbeit für unseren Verein. Lea hat in vorbildlicher Weise zum guten Ansehen unseres Vereins in Deutschland und vor allem in Peru beigetragen und eine sehr gute Arbeit geleistet. Es war wunderschön, zwei Monate lang ihre Berichte zu lesen, an ihrer guten Arbeit von Deutschland aus Teil zu haben und beim Lesen Leas postitive Energie und Liebe zu den Menschen in Peru zu fühlen. Sie ist nach ihrer Arbeit noch für 17 Tage durch Südamerika gereist und weil es allen so viel Spaß gemacht hat, Leas Berichte über ihren Freiwilligendienst zu lesen, lade ich selbstverständlich auch ihre beiden Reiseberichte hoch.
Liebe Lea, dich bitte ich um Nachsicht, dass ich diese beiden Berichte mit etwas Zeitverzögerung erst hochladen konnte. Por cierto: Bienvenida de nuevo en tu tierra Alemania, querida Lea.
Cusco, 26. September 2017
Geschrieben von Lea Keller
Der richtige Geburtsort ist wie ein Sechser im Lotto
... ein Spruch, welcher vor ein paar Jahren von Amnesty International „veröffentlicht“ wurde und mir seitdem im Gedächtnis geblieben ist und der für meinen letzten Bericht wie geschaffen ist. Ich möchte alle daran erinnern, dass es nicht unser Verdienst ist, in einer wohlbehüteten und reichen Umgebung – und damit meine ich reich an allem – leben. Wir wurden dort einfach nur hineingeboren und haben nichts, aber auch absolut null dazu beigetragen dort zur Welt zu kommen, wo wir zur Welt kamen. Wir waren hilflose kleine Wesen, welche auf die Umwelt angewiesen waren.
Ich zum Beispiel hatte Glück, sehr viel Glück, dass ich in einer großen Familie und tollen Umgebung wie Deutschland geboren bin. Und ja, mehr als Glück ist es nicht, es ist nicht mein Verdienst, denn wo wir geboren werden entscheidet das Universum.
Wo es Glück gibt, gibt es allerdings aber auch immer eine ungleichmäßige Verteilung dessen. Manche Kinder werden zwar in einer liebevollen, aber doch sehr harten und für alle Beteiligten anstrengende Umgebung geboren und auch das ist nicht deren „Schuld“ sondern einfach nur Zufall. Anstatt andere dafür zu bemitleiden oder zu meiden, nur weil sie an einem anderen Ort geboren wurden, sollten wir uns lieber bewusstwerden, dass wir selbst den Sechser im Lotto gezogen haben, indem wir in genau in der Umgebung geboren wurden, in der wir uns so wohl führen/gefühlt haben und sie uns zu dem tollen Menschen gemacht hat, der wir heute sind. Der richtige Geburtsort ist also wie ein Sechser im Lotto – oder sogar noch mehr! Was jeder einzelne allerdings unter dem „richtigen“ Ort versteht, bleibt jedem selbst überlassen und natürlich kann sich dieser Ort auch über die Zeit verändern, denn wir sind Menschen, für Veränderungen gemacht und mit einem wandelnden und offenen Geist.
Der Montag war mal wieder so ein „Menschen-kennen-lernen-Tag“. Den Morgen verbrachte ich mit meiner Zimmerkollegin aus Kolumbien. Wir schauten uns die Kirchen, Museen und Plätze im alten Zentrum Quitos an, bis wir uns leider im Getümmel einer Parade auf einem der Plätze aus den Augen verloren und uns leider nicht mehr wiederfanden. So ging ich alleine weiter zum Markt und zur Staute „Panecillo“. Als ich ein paar offensichtlich Einheimische nach dem Weg fragte und diese mich darauf hin vor Dieben und Überfällen auf dem Weg warnten und mir rieten doch lieber ein Taxi zu nehmen hatte ich ein doch etwas unwohles Gefühl im Bauch. Umso glücklicher war ich, als ich keine 30 Sekunden danach einen 40-jährigen Koch aus Hong-Kong kennen lernte, welcher ebenfalls dorthin laufen wollte. So stiegen wir zusammen hinauf zur Statue von welcher aus man eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt hat, welche durch ihre bunten Häuser ein tolles Bild hergibt. Nach einem kleinen Mittagessen dort oben gingen wir wieder zurück ins Zentrum wo ich mich verabschiedete und auf den Weg zu den Theatern und der Kirche „Basílica del Voto Nacional“ aufmachte, welche mich sehr an die Kirche „Notre Dame“ in Paris erinnerte – wahrscheinlich wegen der ebenfalls unglaublichen Größe und beeindruckenden Wasserspeier. Als ich mich danach nicht entscheiden konnte, in welchen der nahegelegenen Parks ich als nächstes gegen möchte, wurde ich von einem jungen Mann angesprochen der mich fragte, ob ich Hilfe bei der Wegsuche bräuchte. Wir kamen ins Gespräch und so begleitete er mich zu diversen Parks bis wir in einem von diesem ein paar seiner Bandmitglieder trafen mir denen wir einige Stunden zusammensaßen.
Bei der Statue „Panecillo“ in Quito, Ecuador. Aufgenommen von einem Reisenden aus
Hong-Kong.
Am Dienstag ging es für mich schon früh am Morgen los mit dem Bus zur „Mitte dir Welt“, wie man hier den Äquator unter anderem nennt und von dem das Land seinen Namen hat. Dor angekommen war ich erst einmal überrascht von dem riesen Komplex welcher mich dort erwartete. Es war ein relativ großes Gelände auf welchem es einige Museen und viele Gebäude gab, in welchen man etwas über die „Entdeckung“ der Welt und diverse Theorien erfahren konnte. Neben dem Monument, welches die Mitte der Welt markiert sind dort wohl ein Planetarium als auch ein Gebäude mit Experimenten über Gravitation, Erdanziehungskraft und Magnetkraft zu finden. Da es dort so viel zu sehen gab, verbrauchte ich den ganzen Morgen dort und fuhr gegen 13:00 Uhr mittags wieder Richtung Zentrum zurück, wo ich zuerst Mühe hatte, den Park „La Carolina“ zu finden. Dort angekommen erwartete mich ein großes Gelände mit diversen Sportanlagen und einer Lagune, bei welcher ich letztendlich zu Mittag aß und mich ein wenig ausruhte. Danach ging es zur „Capilla del Hombre“ einem von dem Maler Guayasamin geründeten Museum in welchem sowohl sein ehemaliges Wohnhaus mit seiner großen Sammlung von Gemälden, antiken Möbelstücken und sonstigen Gegenständen als auch viele seiner Bilder in einem extra Gebäude untergebracht sind. Dort nahm ich an einer kleinen Führung durch das Haus und einige seiner Ausstellungen Teil. Danach ging ich zum Markt „La Floresta“, welcher um kurz nach 18:00 Uhr leider schon geschlossen war und so machte ich mich nach einem anstrengenden Tag, an welchem ich sehr viel gelaufen bin, auf den Weg zurück ins Hostel.
Die „Mitte der Welt“ oder auch besser bekannt als „Äquator“, aufgenommen in der
Nähe von Quito, Ecuador. Foto: Lea Keller
Der Mittwoch war zugleich leider schon wieder mein letzter Tag in Ecuador und so wollte ich ihn so gut wie möglich nutzen. Morgens nahm ich schon früh einen Bus nach Otavalo – eine Stadt die ca. zwei Autostunden von Quito entfernt liegt und in welcher täglich ein wunderschöner und vor allem sehr farbenfroher Artesaniasmarkt aufgebaut wird. Auf diesem Markt findet man alles, was das Touristenherz so begehrt. Von Schals und Ponchos über nette kleine Mitbringsel wie Geldbeutel, Schlüsselanhänger und Flöten bis hin zu Hängematten und großen, wollenen Teppichen. Auf dem Weg zurück nach Quito lernte ich einen Kolumbianer kennen, welcher schon seit seiner Kindheit in Quito lebt und in Otavalo mit seinem Bruder ein Restaurant besitzt. Wir kamen ins Gespräch und so erzählte er mir von vielen schönen Orten in Ecuador und Kolumbien, die ich leider nicht besuchen werde, die aber auf jeden Fall auf meine Liste der noch zu bereisenden Orte kommen.
Zurück in Quito stieg ich beim Parkt „El Ejido“ aus, wo ich etwas vesperte um danach weiter zum „Palacio de Cristal“ (deutsch: Kristallpalast) zu gehen, welcher abgesehen von ein paar Pflanzen leider leer war. Von dort aus hat man allerdings eine sehr schöne Aussicht auf die Stadt und die anliegenden Berge. Da es schon langsam dämmerte und die Wolken über die Berge stiegen, fast so, als wollten sie langsam aber sicher die Stadt auffressen oder unter sich begraben, herrschte ein sehr besondere und einzigartige Stimmung. Leider aber musste ich mich etwas beeilen und schnell zurück zum Hostel, wo ich mein Gepäck abholte um im unerträglichen Feierabendverkehr Richtung Busterminal zu fahren von wo aus ich einen Bus in zur peruanischen Grenze nahm.
Den Markt in Otavalo in Ecuador zeichnet vor allem eines aus – eine Farbenpracht,
welche das Auge fast nicht greifen kann. Foto: Lea Keller
Am nächsten Morgen an der peruanischen Grenze angekommen, stellte ich mich in die endlose Schlange derer, welche diese überqueren wollte und so kam ich mit Luis, Manuel und Mayra ins Gespräch. Alle drei waren aus Venezuela und haben sich ebenfalls erst vor wenigen Tagen auf ihrer Reise kennen gelernt. Wie ich nach einiger Zeit heraus fand, waren sie nicht zum Spaß unterwegs, sondern auf der Suche nach einem neuen Leben und vor allem nach einer Arbeit, mit welcher man so viel Geld verdient, dass es zum Leben reicht. Denn durch die aktuell sehr angespannte Situation in ihrem Heimatland und der stetig steigenden Inflation gaben sie ihre Jobs auf, mit denen sie sich einfach nichts mehr leisten konnten. Langsam aber sicher bemerkte ich, dass 80% der Menschen, die mit mir in dieser Schlange standen und danach den Bus nach Lima nahmen, aus Venezuela kamen. Viele junge Männer, aber auch Frauen und ganze Familien machen sich auf den Weg in andere Länder Südamerikas - manche hatten vor in Lima zu bleiben und dort ihr Glück zu versuchen und wieder andere reisten weiter bis nach Argentinien oder Chile – einige von ihnen wussten es selbst noch nicht so genau. Ich befand mich also ich einem „Flüchtlingsstrom“, ausgelöst von einer für viele nicht mehr auszuhaltenden Situation. Die 24-stündige Fahrt nach Lima verlief sehr kurzweilig. Ich freundete mich mit einigen der Reisenden an und war eine Art kleine „Attraktion“ in diesem Bus – war ich doch die einzige Deutsche und eine der wenigen, die nur auf Reisen war. Die meisten von ihnen waren schon seit Tagen unterwegs, von einem Bus in den anderen, ohne genaues Ziel vor Augen und vor allem ohne die Sicherheit in naher Zukunft wieder in ihr Heimatland zurückkehren zu können. Dabei war es sehr interessant die unterschiedlichen Charaktere, Hoffnungen und Einstellungen gegenüber ihrer Situation zu erfahren. Wir redeten viel über die Situation in ihrem Land und über den Wertverlust ihrer Währung. Da viele Geldscheine durch die Inflation der letzten Wochen und Monate mittlerweile weniger wert sind, als das Papier auf das sie gedruckt wurden, wurde ich „reich“ beschenkt und nahm einige der Geldscheine als Andenken mit nach Hause. In Lima angekommen machte ich mich auf zur Wohnung der Familie einer Kommilitonin bei welcher ich die letzten Tage meiner Reise bleiben werde. Die Mutter zeigte mir ein bisschen das Viertel und wir aßen in einem netten Restaurant direkt am Meer – welches ich seit einigen Monaten schon nicht mehr gesehen hatte! Glücklich, wieder in Peru zu sein, auch wenn es nicht in meiner Lieblingsstadt Cusco war – schlief ich nach dem langen Tag ein.
Venezolanische Gelscheine, welche durch die stetige Inflation nichts mehr wert sind.
Foto: Lea Keller
Am Samstagmorgen ging ich schon früh los ins Zentrum Limas um mir die unzähligen Kirchen, Parks und Plätze anzuschauen. Besonders gefiel mir der botanische Garten der Universität und die unterschiedlichen Kirchen. Denn auch wenn ich auf meiner Reise bisher schon wirklich sehr viele Kirchen, Kapellen und Kathedralen gesehen habe, ist jede doch für sich etwas Besonderes, einzigartig und setzt sich von allen bisher gesehenen ab. Mittags ging es zurück zum Haus der Familie, wo mich ein leckerer „Lomo saltado“ – ein typisch peruanisches Gericht erwartete. Dabei handelt es sich um Hühnchen, welches in Streifen geschnitten und zusammen mit Paprika, Kartoffeln und vor allem aji – einer besonderen Art Peperoni – vermengt und mit Reis und einer leckeren Soße serviert wird. Dazu gab es „Chicha morada“ ein sehr typisch peruanisches Getränk, welches aus einer dunklen, ja fast schwarzen Maissorte gewonnen wird. Frisch gestärkt ging ich mit der Mutter meiner Kommilitonin zum Museum „Larco“ in welchem Funde von Ausgrabungen aus den unterschiedlichsten prähistorischen Zeiten aufbewahrt werden. Das tolle an dem Museum ist, dass alles chronologisch aufgebaut ist und vor allem mit anderen Kulturen der Welt verglichen wird, sodass man einen schönen Überblick über die unterschiedlichen Kulturen bekommt. Danach ging es weiter zum Park „Oliviar“, in welchem unzählige Olivenbäume und nicht weniger Vogelarten zu finden sind.
Der Park „Olivar“ in Lima, Peru welcher unzählige Olivenbäume und
mindestens genauso viele unterschiedliche Vogelarten beherbergt.
Auch am Sonntag machte ich mich schon früh morgens auf um das Viertel „Miraflores“ zu erkunden. Dieses liegt direkt am Meer neben dem Viertel „Barranco“ in welchem ich zurzeit wohnte und so ging ich eine Weile an der Promenade entlang welche, vor allem morgens, einen tollen Flair ausstrahlt. Vor allem sonntags sind dort besonders viele Sportler unterwegs – egal ob zu Fuß, auf dem Fahrrad oder mit den Inlinern. Ich besichtigte noch ein paar andere Ecken des Viertels und ging pünktlich zum Mittagessen wieder zurück zur Wohnung der Familie, da wir alle zusammen zum Regattaclub Limas fuhren um dort zu Mittag zu essen. Glücklicherweise mussten wir ca. zwei Stunden auf einen freien Tisch warten, was genug Zeit gab, die dortigen Schwimmbecken zu benutzen und am Sand zu entspannen. Weiter als bis zur Zehenspitze erreichte mich das Meerwasser allerdings nicht, welches jetzt im Winter noch sehr kalt ist. Nach einem leckeren Essen ging es weiter zum Museum MATE in welchem hauptsächlich Bilder des Fotografen Mario Testino ausgestellt sind. Auf dem Weg nach Hause gingen wir bei der Tante meiner Kommilitonin vorbei, welche eine sehr schöne Wohnung mit Meerblick hat. Und da an diesem Tag der Himmel besonders wolkenlos war, konnten wir von dort aus einen einzigartigen Sonnenuntergang beobachten.
Schöner Sonnenuntergang von der Wohnung der Tante meiner
Kommilitonin im Stadtteil Barranco in Lima, Peru aus.
Der Montag war ein sehr entspannter Tag. Ich schlief etwas länger als sonst und frühstückte nach dem Aufstehen erst einmal ausgiebig. Danach ging es wieder auf ins Zentrum wo ich, die an diesem Tag leider geschlossenen Museen, ablief und währenddessen ein paar typisch peruanische Lebensmittel einkaufte, welche ich hoffentlich nach Deutschland einführen werden kann. Nach einem kleinen Snack in einem der unzähligen Parks schaute ich einer Gruppe Comedians zu, welche mich dank meines europäischen Aussehens sofort zum Teil ihrer Show machten. Sehr zur Belustigung aller konnte ich besser Spanisch sprechen, als von den Meisten erwartet. Ich wehrte mich schlagfertig gegen die Kommentare der Comedians, was mir lauten Beifall und ein paar spendierte Eis und Schokoriegel einbrachte. Danach ging ich zurück zum Haus um mein Einkäufe abzulegen und ging noch einmal die Sehenswürdigkeiten Barrancos, dem Stadtviertel in welchem ich derzeit wohne, ab um mich kurz darauf mit den Venezolanern der Busfahrt zu treffen. Mit ihnen ging es zum „Circuito mágico del agua“ (deutsch: Magischer Wasserkreis) – einem Park in welchem abends von Musik und Lichtern begleitete Wassershows stattfinden. Danach ging es für mich wieder nach Hause, wo die Mutter der Familie ein leckeres Abschiedsessen für mich geplant hatte, denn schon morgen früh werde ich in den Flieger zurück nach Deutschland steigen.
In Lima findet man für jeden Anlass das passende Schild. Foto: Lea Keller
Am Dienstag war es dann soweit – ich wurde von der Familie meiner Kommilitonin zum Flughafen in Lima gebracht, wo um 11:00 Uhr mein Flug nach Madrid mit Anschluss nach München ging von wo aus ich dann mit dem Zug nach Tuttlingen fuhr. Dank einigen leckeren peruanischen Snacks konnte ich die Reisezeit ganz gut überbrücken. Um 16:00 Uhr kam ich am Hauptbahnhof in Tuttlingen an, womit gleichzeitig auch meine zweimonatige Reise, in welcher ich so viel erlebt und so viel Neues kennen gelernt habe, endet. Doch egal wie viel Zeit vergehen wird, bis ich wieder in dieses Land wieder zurückkehren werden kann – von dieser Reise werde ich keine Sekunde vergessen.
Cusco, 18. September 2017
Geschrieben von Lea Keller
You're here for longer? - No, I'm just passing
Diese „Konversation“ werde ich die nächsten zwei Wochen wohl öfter führen, denn ich befinde mich seit Samstag auf meiner 17-tägigen Reise durch die an Peru angrenzenden Länder. Vorbei am Titicacasee, nach La Paz, über Quito/Ecuador bis nach Lima. Bin schon mal sehr gespannt, wen ich auf dieser Reise treffen werde, was ich sehen und was ich erleben werde.
Die Woche begann mit einem Frühstück in Puno, am höchst gelegenen Leuchtturm der Welt. Mit direktem Blick auf den Titicacasee, Geruch nach Fisch und Meer und Möwen, welche nur darauf warteten, dass man ihnen etwas übrigließ. Es war eine sehr ruhige und entspannte Morgenstimmung in der ich ein paar Boote ablegen sah, Einheimische, welche ihre Läden und Stände aufbauten und Fischer, die ihren Fang an Land brachten.
Danach ging es auch für mich auf ein Boot, denn ich wollte die Inseln der Einheimischen, die Islas der Uros – auch „Islas Flotantes“ (deutsch: schwimmende Inseln“) sehen. Die Fahrt in dem kleinen Boot dauerte eine knappe halbe Stunde und schon waren wir auf eine der über 30 Inseln die von den Einheimischen gebaut werden. Die Inseln selbst sind sehr klein und beherbergen meist nicht mehr als eine Familie mit zwei bis maximal vier oder fünf Häusern. Wichtig ist allerdings, dass jede Insel einen kleinen Aussichtsturm hat, über welchen der Präsident der jeweiligen Insel mit dem der Nachbarinsel kommunizieren kann. Die Landschaft im allgemeinen und vor allem die Boote mit denen sich die Uros fortbewegen erinnerten mich sehr an Wickingerboote. Nach dem wir mit einem dieser „Wickingerboote“ zur Hauptinsel überfuhren – auf welcher es ein kleines Restaurant, Toiletten und einen kleinen Markt gab – ging es wieder zurück nach Puno.
Lea Keller auf dem Aussichtsturm einer der Inseln der „Islas Flotantes“ der Uros,
der Einheimischen von Puno. Foto: Selfie Lea Keller
Nach einem kleinen Mittagessen und ein bisschen Entspannung auf der Plaza de Armas ging ich zum Mirador „El Condor“ hoch, was der höchste Aussichtsturm Punos ist. Dementsprechend viele Stufen muss man zurücklegen um oben anzukommen, glücklicherweise lernte ich auf dem Weg eine Mutter aus Cusco mit ihren drei Kindern kennen, mit denen ich den Aufstieg bewältigte und auch oben angekommen mich noch lange mit ihr unterhielt während wir die tolle Aussicht auf die schwimmenden Inseln und weite Teile des Tititcacasees genossen. Da es langsam anfing zu regnen schaute ich mir das Museum „Naval“ – das Marinemuseum - und das „Museo de la Coca“ an, welche beide sehr klein aber nett hergerichtet sind.
Unzählige Stufen, welche zum „Mirador El Conor“ hinaufführten.
Foto: Lea Keller
Der Dienstag begann für mich um 4:45 als mich das Klingeln meines Weckers aus dem Schlaf riss. Ich hatte nämlich um 6 Uhr morgens einen Bus nach Copacabana, auf der bolivianischen Seite des Titicacasees gebucht. Somit verlasse ich heute mein geliebtes Peru und werde erst in ca. eineinhalb Wochen, gegen Ende meiner Reise, wieder einreisen.
Kurz vor dem Überqueren der bolivianischen Grenze ca. 10 km vor Copacabana.
Wir kamen mit etwas Verspätung und einer Stunde mehr – im Vergleich zur Uhrzeit in Peru – in Copacabana an, wo ich erst einmal nach einem Hostel Ausschau hielt, Geld wechselte und Essen für den Tag kaufte. Danach buchte ich eine Tour für den kommenden Tag zu den Inseln „Isla del Sol“ (deutsch: Sonneninsel) und “Isla de la Luna“ (deutsch: Mondinsel). Wir werden um halb neun starten und bis zum Nachmittag unterwegs sein, weshalb ich spontan entscheid, zwei Nächte in Copacabana zu bleiben und erst am Donnerstagmorgen einen Bus nach La Paz zu nehmen. Am Nachmittag besuchte ich die Kirche „Basilica de nuestra señora de Copacabana“ welche für das kleine Städtchen Copacabana sehr groß ist und durch ihre hellen Steine und diversen kleinen Gebäude einen orientalischen Flair ausstrahlt.
Im allgemeinen finde ich Copacabana ein sehr seltsames, aber besonderes Städtchen. Je nachdem in welcher Straße man sich befindet wird man von lauter Musik mit karibischen klängen beschallt und kann in bunten Cafés und Restaurants einkehren. Schaut man auf den See hinaus – welcher durch Wellen, Möwen und einem langen „Strand“ eher einem Meer gleicht – könnte man meinen man befindet sich im Norden Europas oder an der Nordsee. Der Ort selbst ist sehr klein und durch das windige und teils regnerische Wetter an diesem Tag leider etwas ausgestorben. Trotz des schlechten Wetters entscheid ich auf den Hausberg „Cerro Calvario“ hinauf zu gehen um den Sonnenuntergang – welcher hier eine Stunde später als in Cusco stattfindet – anzuschauen. Dieses leider sehr kalte aber doch sehr schöne Naturschauspiel mit der Sonne am Horizont und Wolkenbergen am Himmel sollte jeder einmal gesehen haben.
Cuida a la Pachamama“ (deutsch: Achte auf die Mutter Natur).
So wieder dieser Stein mahnen viele bemalte Boxen, Felsen und
Dosen, welche am Flussufer Copacabanas zu finden sind.
Foto: Lea Keller
Nachdem es am Mittwochmorgen bis kurz nach 8:00 Uhr nur so aus allen Eimern schüttete und sogar ein bisschen hagelte meinte der Wettergott es gut mit uns und so konnten wir um viertel vor neun die Bootsfahrt antreten. Wir kamen nach ca. 2 ½ Stunden Fahrt auf der „Isla de la Luna“ an. Auf dem Weg dorthin hatten wir eine super Aussicht auf das immer kleiner werdende Copacabana und auch die Sonne ließ sich immer wieder einmal blicken. Nach einem einstündigen Aufenthalt auf der Insel ging es mit dem Boot auf die Nachbarinsel „Isla del Sol“ – wo passend zum Name uns mittlerweile ein blauer Himmel und strahlende Sonne erwartete. Dort machte ich mich auf eine ca. einstündige Wanderung und vesperte in Mitten der trockenen Terrassen von welchen aus ich eine einmalige Aussicht auf den See genoss. Da ich den ganzen Tag mit der gleichen Gruppe verbachte, lernte ich viele Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennen – so unter anderem Estelle aus Frankreich und auch einige Deutsche. Was mir wieder einmal gezeigt hat, dass diese Welt einfach sehr klein ist, war der Moment als ich am Hafen der Isla del Sol ankam und dort schon von weitem Melani und Amaury – zwei ehemalige Volontäre aus Mantay - sah! Ich konnte meinen Augen kaum trauen, denn sie verließen Mantay vor ca. zwei Wochen in Richtung Arequipa, Peru. Auch die beiden waren sehr überrascht und freuten sich, mich zu sehen. Wir erzählten und gegenseitig, wie es uns die letzten Wochen so ergangen ist und fanden heraus, dass wir alle vorhaben, morgen den ersten Bus nach La Paz zu nehmen… mal schauen, ob man sich dort wieder trifft.
Tolle Aussicht auf den Titicacasee von der „Isa del Sol“ aus.
Zurück in Copacabana kaufte ich beim Markt Proviant für den nächsten Tag und stieg mit Estelle auf den „Cerro Calvario“ um den Sonnenuntergang diese mal ohne Regen anzuschauen. Da wir allerdings schon etwas spät dran waren, war es schon ziemlich dunkel als wir oben ankamen. Nichtsdestotrotz genossen wir die schöne Stimmung mir toller Aussicht auf das nächtliche Copacabana und auf zwei Gewitter am Horizont welche mit Blitzen, Wollten und Regen ein Naturschauspiel darstellten, welches ich so noch nie in meinem Leben gesehen habe.
Das nächtliche Copacabana vom Hausberg
„Cerro Calvario“ aus. Foto: Lea Keller
Der Tag danach begann für mich mit dem Suchen eines Busses nach La Paz. Da die Strecke gerade teilweise Blockiert und bestreikt wird hatte man mir am Tag zuvor geraten erst am Morgen direkt beim Fahrer das Ticket zu kaufen, was ich auch tat und da es noch ca. eine halbe Stunde bis zur Abfahrt dauerte, ging ich an den Strand um dort zu frühstücken und ein letztes Mal die tolle morgendliche Atmosphäre des Sees zu genießen. Für südamerikanische Verhältnisse ungewohnt pünktlich fuhren wir um 8:00 Uhr los in Richtung La Paz wo wir nach ca. eineinhalb Stunden in Tiquina auf ein Boot umsteigen mussten um den See - der an dieser Stelle eher einem Fluss glich – zu überqueren. Als wir bei der Gemeinde ankamen, welche bestreikt wird, musste unser Bus auf einen Feldweg ausweichen, welcher mehr Feld als Weg war ?
Von La Paz selbst war ich erst einmal bodenlos enttäuscht. Der Bus ließ uns an einem anderen Ort raus als versprochen, irgendwie konnte oder wollte mir keiner so richtig bei der Suche nach dem Weg weiterhelfen und besonders viele Hostels fand ich auch nicht. Vor allem das Hostel, welches ich mir schon einen Tag zuvor im Internet rausgesucht hatte, wollte sich einfach nicht finden lassen und zu guter Letzt fing es auch noch an in Strömen zu regnen. So entscheid ich mich für ein Hostel ohne Dusche und WLAN, welches mich trotzdem das Doppelte vom Hostel in Puno oder Copacabana kostete. Danach machte ich mich auf die Stadt zu erkunden und um mich zu orientieren, ging ich die berühmten Museen, Plätze und Straßen ab – doch auch diese machten mich nicht wirklich glücklich, denn alles kam mir sehr unpersönlich und alle Menschen sehr geschäftig und gestresst vor. Die Straßen selbst waren sehr voll und groß und ohne Besonderheiten, an welchen man gerne anhält und sich einmal angeschaut hätte. Ich war wirklich sehr enttäuscht von La Paz, vor allem, weil ich keinen Markt fand in welchem man frisches Obst oder Brot kaufen konnte…doch dann kam es besser als erwartet!
Ich fand einen Markt – und nicht nur einen, nein, ein ganzes Marktviertel – so schien es mir. Jede Straße, sie sie auch noch so groß oder klein war voll mit Ständen und Personen, welche ihre Produkte direkt am Straßenrand anboten. Es gab Straßen für Obst, welche für Gemüse, Kräuter, getrocknete Früchte, Einer und Käse usw.… ich traue meinen Augen aum, als ich in jeder neuen Straße einen neuen Markt entdeckte mit vielen bereits bekannten Produkten aber auch völlig neuen. Als ich schließlich Straßen fand, in welchen Schlüssel, unzählige Arten von Schrauben und Kosmetikprodukten fand war ich völlig überwältigt, und als ich dann eine Straße fand in welcher Glühbirnen verkauft wurden (welche in den hellsten Farben leuchteten) wunderte mich nichts mehr. So auch nicht, als mir diverse Klodeckel und Küchenwaschbecken zu einem natürlich „besonders günstigen Preis“ angeboten wurden.
Danach kam ich an den „Mercado de las brujas“ (deutsch: Hexenmarkt) welcher leider spannender klingt als er tatsächlich ist, da hier sehr viele Touristen zu finden sind und er direkt in einen Artesaniamarkt übergeht. Weiter ging es zum zentralen Patz mit der Catedral „San Francisco“ auf dessen Vorplatz diverse Komiker die Passanten unterhielten – und auch ich setzte mich eine Weile um ihren Geschichten zu lauschen. Danach ging ich in eine riesige Mehrstöckige Markthalle in der wirklich alles angeboten wurde, was man sich nur so vorstellen konnte. Da es allerdings mittleerweile schon spät war, hatten viele der kleinen Geschäfte schon zu und so werde ich Morgen noch einmal vorbeischauen – genauso wie im „Marktviertel“, wie ich es nenne, um wirklich jede Straße einmal ausgiebig betrachten zu können. Auf dem Rückweg zum Hostel fand ich dann zufälligerweise das Hostel, welches ich am Morgen gesucht hatte und da ich dort sehr freundlich empfangen wurde und mir zusätzlich zum WLAN noch ein Frühstück zum gleichen Preis geboten wird, werde ich morgen früh gleich dorthin umziehen.
Freitags stand ich früh auf um erst einmal das Hostel zu wechseln und danach ins Zentrum zu gehen, von wo aus ich den „Teleférico“ – die Seilbahn – zum auf 4095 m ü.N.N. gelegenen Stadtviertel „El Alto“ zu nehmen. Es war etwas seltsam in einer Gondel zu sitzen ohne unter sich Schnee, Berge und Wälder zu sehen. Bei den kalten Temperaturen aber konnte man fast meinen, man sei in einem Skigebiet. Der Ausblick auf die Stadt war natürlich wahnsinnig, vor allem weil La Paz endlos erscheint – egal in welche Himmelsrichtung man schaut, man sieht bebaute Berge und wirklich kein Fleckchen, welches man nicht hätte bebauen können ist frei geblieben. In „El Alto“ ließ ich mir auch den dortigen Markt nicht entgehen, welcher sehr an den Markt im Zentrum und den Hexenmarkt erinnert nur weitaus weniger touristisch – von denen sah ich an diesem Morgen übrigens keinen einzigen.
Als es gegen nachmittags wieder zu regnen anfing ging ich ins Hostel zurück um mir trockenen Klamotten anzuziehen und danach ging es auf den Aussichtsturm „Killi“ – ja er heißt wirklich so – von welchem aus man eine fast 360* Aussicht auf das Zentrum von La Paz hat.
Blick auf (nur einen winzigen Teil der Stadt) La Paz vom Aussichtsturm
"Killi Killi" aus. Foto: Lea Keller
Danach machte ich mich auf zum städtischen Stadion, in welches man mich sogar hineinließ und wo ich als einziger Besucher das Spielfeld und die Laufbahnen anschauen durfte. Weiter ging es zum „Parque Urbano“ dem städtischen Park, welcher – wie die La Paz selbst auch – riesig ist und mit unzähligen Grünflächen, Wege und Sportanlagen viele Möglichkeiten bietet seine Freizeit zu verbringen. Da es mittlerweile schon dunkel war, ging ich zurück zur Plaza de San Francisco auf welcher an diesem Tag diverse Parteien ihre Stände aufgebaut hatten um Wähler von ihren Kandidaten zu überzeugen.
Schriftzug im „Parque Urbano“ von La Paz welcher die aus dem Süden
kommenden Besucher willkommen heißt. Foto: Lea Keller
Der Samstag war zugleich leider schon mein letzter Tag in La Paz und mir wurde bewusst, dass es immer wieder seltsam ist, wie man während dem (alleine-)Reisen an manchen Tagen niemanden kennen lernt und mit niemandem wirklich Kontakt hat. Man besichtigt allein und für sich selbst die Stadt oder spezielle Sehenswürdigkeiten und es fällt einem gar nicht wirklich auf, dass man den ganzen Tag über nur mit sich selbst verbracht hat. Und dann gibt es Tage, an denen man mit neuen Kontakten nur so überflutet wird – so war auch dieser Samstag. Ich nahm am Morgen bei einer Tour durch das Zentrum Teil, bei welcher ich drei nette deutsche Mädchen und einen Argentinier kennen lernte. Als mich nach der Tour der Guide einlud, mir ihm zu Mittag zu essen, lernte ich dabei seine komplette Familie kennen – Mutter, Vater, Geschwister und deren Partner. Alle waren mit dabei und ich fühlte mich sowohl total wohl und integriert, nur leider gingen wir nach dem Mittagessen alle wieder getrennte Wege. Danach ging ich zum „Valle de la Luna“ (deutsch: Tal des Mondes) in welchem es wirklich aussieht wie auf dem Mond – oder zumindest wie ich es mir auf dem Mond vorstelle. Dort lernte ich zwei nette Bolivianerinnen Mitte Dreißig kennen welche mit mir mit dem Auto eine Runde durch das Gebiet um das Tal des Mondes herum fuhren und mich dann netterweise mit ins Zentrum mitnahmen. Mittlerweile war es schon nach 8 Uhr abends und so ging ich ins Hostel zurück, holte meinen Rucksack ab und machte mich auf um einen Bus in Richtung Flughafen zu nehmen, welcher zu dieser Zeit aber leider nicht mehr fuhr und so kam ich mit einem jungen Taxifahrer ins Gespräch, welcher mir anbot für relativ wenig Bolivianos mich zum Flughafen zu fahren, wenn wir noch auf seine Mutter warten würden. Da ich keine Eile hatte, warteten wir ein bisschen und so kamen wir ins Gespräch über sein Leben hier in La Paz, wie gefährlich die unterschiedlichen Stadtteile sind und welche Städte Boliviens gefährlich oder eben ungefährlich sind. Nachdem wir seine Mutter und seinen Onkel nach Hause gebracht hatten, fuhr er mich zum Flughafen, wo er mir zum Abschied noch ein kleine Packung Kekse für die Überbrückung der Wartezeit am Flughafen schenkte.
Die Gastfreundschaft und Offenheit all dieser Menschen, die ich an diesem Tag kennen gelernt habe ist mit Worten kaum zu fassen. Vor allem aber freut es mich, dass sie so offen gegenüber Touristen sind (was ich ja offensichtlich bin). Dies zeigt mir, dass die Welt eins ist – egal aus welchem Land wir kommen, die Sprache verbindet, sie eint Menschen und lässt Vorurteile verblassen. Von den Meisten dieser Personen habe ich die Kontaktdaten bekommen, sodass ich sie – wenn auch vielleicht erst in einigen Jahren – wieder einmal sehen werde.
Das „Tal des Mondes“ am Stadtrand von La Paz, Bolivien. Foto: Lea Keller
Den letzten Tag dieser Woche verbrachte ich leider überwiegend an Flughäfen. Um 3 Uhr morgens sollte eigentlich mein Flug nach Bogotá, Kolumbien mit dem Anschlussflug nach Quito, Ecuador gehen. Doch wegen des schlechten Wetters in La Paz durfte kein Flugzeug landen oder langen und so starteten wird erst gegen 8 Uhr morgens. Das lange Warten machte mir allerdings nicht sehr viel aus, da ich aus dem Hostel ein Buch mitgenommen hatte, welches glücklicherweise genau meinem Geschmack entsprach. In Bogotá angekommen hatte ich einen mehrstündigen Aufenthalt bevor ich um 14 Uhr endlich ins Flugzeug nach Quito steigen konnte. Dor angekommen war ich erst einmal von der abendlichen Hitze überwältigt! Obwohl es schon nach 5 Uhr abends war, schien die Sonne noch kräftig und wärmte die ganze Umgebung auf. Nach einer einstündigen Fahrt ins Zentrum machte ich mich durch die alten Gassen auf ein Hostel zu finden und war überrascht, dass fast nichts los war – nur wenige Autos fuhren durch die Straßen und die Plätze und Gassen waren menschenleer. Kein Vergleich zum lauten, vollen und stets stickig-stressigen Leben in La Paz. Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte, machte ich mich mit nur einer leichten Jacke bekleidet auf die Umgebung zu erkunden. Dass es selbst nach Sonnenuntergang noch so angenehm warm war, konnte ich bis dahin immer noch nicht glauben!
Cusco, 11. September 2017
Geschrieben von Lea Keller
Die Zeit vergeht, die Erinnerung bleibt
Meine siebte Woche in Cusco ist leider auch schon meine letzte Arbeitswoche. Ich kann es gar nicht fassen, dass ich schon so lange hier bin. Dadurch, dass mir die Arbeit so viel Spaß macht und es mittags immer etwas zu tun und zu entdecken gibt, vergeht die Zeit wie im Flug. Diese Woche wird also noch einmal voll ausgenutzt! Sei es bei der Arbeit mit den Kindern oder in meiner Freizeit am Nachmittag, jetzt wird wirklich keine Minute vergeudet – als hätte ich das die letzten Wochen irgendwann mal getan
Aber trotzdem, diese Woche werde ich besonders genießen und bewusst erleben.
So fragte ich vor ein paar Tagen Alexis ob ich seinem Freund Ivan bei der Eukalyptusölherstellung helfen kann. Dieser bekommt aber erst in zwei Wochen eine neue Lieferung Eukalyptus. Trotzdem lud er mich ein nach meiner Arbeit bei Mantay bei ihm vorbeizuschauen und er würde mir alles erklären. Dies ließ ich mir natürlich nicht entgehen und so verbachte ich ein paar sehr interessante Stunden bei Ivan, welcher mir vom Zupfen der Blätter, über die Destillation bis hin zum fertigen Produkt alles erklärte und mir all seine selbstgebauten Maschinen zeigte! Es war ein sehr interessanter Nachmittag über den es sich lohnt einen eigenen Bricht zu schreiben. Als ich am Abend Ivans Haus verließ, roch alles an mir nach Eukalyptus, denn natürlich ließ er mich auch die verschiedenen Öle und Nebenprodukte des Herstellungsprozesses ausprobieren.
Die Utensilien zur Ölgewinnung in Ivans kleiner Fabrik. Foto: Lea Keller
Der Dienstag war ein typischer Guardería-Arbeitstag – mit vollen Windeln, Kindern die nicht essen möchten, vielen Tränen und noch viel mehr Lachen und glücklichen Gesichtern. Schon jetzt ist klar, dass ich die Arbeit in Mantay mit all den Kindern und Müttern sehr vermissen werde. Nachmittags ging ich mit zwei Arbeitskollegen und einem Freund wieder einmal zum Cristo Blanco. Die Aussicht von dort ist einfach atemberaubend und auch nach Sonnenuntergang versprüht die Stadt einen einmalig schönen Flair. Um den Abend ausklingen zu lassen gingen wir alle zusammen Pizza essen. Dabei ergab es sich, dass der Bekannte von uns dieses Wochenende ebenfalls – genauso wie ich – nach Puno am Titicacasee fahren möchte und mir vorschlug mich diesen Samstag dorthin mitzunehmen. In Puno wird meine zweiwöchige Reise starten welche mich weiter nach Bolivien und Ecuador bringen wird um schlussendlich in Lima zu landen von wo aus ich den Flug nach Hause nehmen werde.
Wunderschöne Aussicht auf das nächtliche Cusco mit der hell erleuchteten
„Plaza de Armas“. Foto: Lea Keller
Am Tag danach ging es in Mantay ziemlich chaotisch zu. Da die Frau, welche sich normalerweis um die Wäsche kümmert, seit Montag im Urlaub ist, müssen die Mütter zusätzlich zu ihren täglichen Aufgaben auch die Wäsche waschen. Dies ist bei deren vollen Tagen fast unmöglich und so blieb ich mit einer anderen Volontärin mit allen Kindern von 0 bis 6 Jahren alleine, da alle Mütter und sonstigen Angestellten beim Waschen der Wäsche mithalfen. Mit etwas Verspätung war aber auch das letzte Kind satt, gewickelt und lag schließlich seelenruhig in seinem Bettchen. Um 14:00 hatten alle Volontäre zusammen mit einer der Erzieherinnen eine Besprechung, in welcher wir über unsere Erfahrungen und Eindrücke hier in Mantay redeten und gemeinsam überlegten, wann man wo was verbessern könnte.
Danach ging ich zum Projekt Colibri um mich von Reinaldo, dem Leiter und den Kindern zu verabschieden. Ich wurde schon sehnsüchtig erwartet, was mich sehr rührte und das Verlassen Cuscos nicht gerade leichter machen wird. Wir aßen zusammen, spielten und am Ende gab ich jedem eine kleine Überraschung. Unerwarteterweise freuten sie die Jungs total über gedrehte Plastikhaargummies, welche sie die Straßen herunterrollenlassen konnten. Wie versprochen, begleitete ich einige der Kinder mit dem Bus nach Hause.
Abschiedsfoto mit meinen lieben-verrückten Kindern aus dem Projekt Colibrí.
Foto: Laura, Volontärin bei Colibrí.
Am Donnerstag ging es mir leider nicht sehr gut, ich verbrachte die Nacht mit Bauchkrämpfen und musste mich oft übergeben. So ging ich nach der Arbeit sofort nach Hause und schlief den ganzen Nachmittag über. Was mich natürlich sehr nervte, da es meine letzten zwei Tage in Cusco waren, in welchen ich einiges erledigen wollte und in denen ich noch viele Dinge machen und erleben wollte. Zudem kamen an diesem Tag zwei Mädchen aus Spaichingen in Cusco an, welche sich momentan auf Peru-Reise befinden und die nächsten Tage über ebenfalls bei Katja und Alexis wohnen werden. Es wäre natürlich schön gewesen, wenn ich mit ihnen mehr hätte unternehmen können und ihnen meine Lieblingsplätze in Cusco hätte zeigen können, aber mehr als ein kleines Schwätzchen vor dem Schlafen gehen war leider nicht drin.
Auch am Morgen danach ging es mir leider noch nicht viel besser, sodass ich mich erst gegen 11 Uhr morgens zur Arbeit quälte – wo ich aber, angesichts dessen, dass es mein letzter Tag war, natürlich unbedingt hin wollte um mich von allen zu verabschieden. Durch ein kleines Wundermittel von Barbara, einer deutschen Homöopathin, welche mit einem Verein Mantay unterstützt, ging es mir etwas besser, sodass ich die Verabschiedungsrunde einigermaßen genießen konnte. Abgesehen davon, dass es natürlich ein sehr trauriger Moment war, war es doch sehr schön, als all die Mütter und Kinder sich jeweils einzeln bei mir verabschiedeten. Und natürlich gab es auch von meiner Seite aus ein paar kleine Geschenke für die Kinder. Zudem kamen Katja, Alexis und die beiden Mädchen aus Spaichingen vorbei um Mantay kennen zu lernen – ganz zu meiner Freunde brachten sie eine Torte mit auf der „Gracias Lea“ (Danke Lea) stand und über welche sich nach dem Mittagessen alle mit großer Freude hermachten.
Nachmittags fühlte ich mich schon etwas besser, aber sehr kaputt und müde und so ging ich wieder nach Hause um ein paar Stunden zu schlafen. Am Abend fühlte ich mich einigermaßen fit und so packte ich die restlichen Sachen für meinen Rucksack, putzte mein Zimmer und traf mich mit ein paar anderen Volontärinnen im Zentrum.
Lea Grosse, Silvia Stitzenberger, Alexis del Pozo, Lea Keller und Katja Hemmann
(hintern von links) im Casa Mantay bei der Gruppe der 0- bis 3-jährigen.
Foto: Rebekka, deutsche Freiwillige in Mantay.
Am Samstag war geplant, mit einem Bekannten und dessen Familie gegen 12 Uhr Cusco zu verlassen und nach Puno am Titicacasee zu fahren, allerdings änderten wir unseren Plan und so nahm ich – wie eigentlich ursprünglich einmal geplant war - um 22 Uhr einen Bus nach Puno. Den somit überraschenderweise freien Samstag nutzte ich um noch einmal, um im Haus in San Sebastian ausgiebig zu frühstücken – denn mittlerweile ging es mir wieder besser, meine restlichen Sachen zu packen und das Zimmer zu putzten. Danach ging ich ins Zentrum, um mich noch von ein paar Bekannten zu verabschieden, und ich schaute bei meinem Arbeitskollegen vorbei, bei welchem ich etwas abholen musste. Es ging weiter zum Busterminal um das Ticket zu kaufen und dann quer durch Cusco zu all den Plätzen, welche ich in den letzten Wochen entdeckte und die ich vor meiner Abreise noch einmal besuchen wollte.
Nach einer relativ entspannten und kurzen Nacht – wir kamen schon um 6 Uhr morgens in Puno an, machte ich mich zuerst auf die Suche nach einem Hostel und nach ein bisschen Suchen und Nachfragen fand ich ein recht nettes und günstiges direkt im Zentrum. Dort legte ich meine Sachen ab und machte mich auf einen Spaziergang zu allen Kirchen, Plätzen und Märkten in Puno auf. Der „Spaziergang“ dauerte einige Stunden und so landete ich um 12 Uhr auf der Plaza de Armas auf welcher die peruanische Flagge, begleitet durch eine besondere Zeremonie, gehisst wurde. Ich sah mir das Schauspiel natürlich an, denn ähnlich wie in Cusco war es schön, die Lehrer und Kinder der unterschiedlichen regionalen Schulen zu sehen und auch hier war das Militär wieder mit dabei. Mein Mittagessen aß ich auf dem Aussichtsturm Cerro Huajsapata auf welchem man einen tollen Blick über die Stadt und den See hat.
Tolle Aussicht und ordentlich Sonne auf dem Cerro Huajsapata in Puno. Foto: Lea Keller
Am Nachmittag wollte ich das Museum Yavari anzuschauen, welches laut Internet zirka eine halbe Stunde Fußweg vom Hafen entfernt ist und aus einem alten Schiff besteht. Als ich dort ankam, wurde ich leider enttäuscht. Das Schiff befand sich ursprünglich einmal dort, wurde aber vor zwei Jahren in den Hafen verleget – genau an den Ort von welchem aus ich losging. Also ging ich den Weg am See entlang wieder zurück, um im Hafen zu erfahren, dass das Schiff gerade restauriert und deswegen nicht besichtigt werden kann.
Da es mittlerweile schon dunkel war, ging ich zum Busterminal um mein Ticket für den Dienstag nach Copacabana zu kaufen, danach beim Supermarkt vorbei und ins Hostel da ich von diesem langen und anstrengenden Tag doch ziemlich müde war.
Der Titicacasee liebt auf 3812 Metern über dem Meer und ist damit der höchtgelegene
See der Welt ist. Foto: Lea Keller
Cusco, 5. September 2017
Geschrieben von Lea Keller
Vom Geruch von Eykalyptus umhüllt / Besuch bei Iván
Heute hatte ich die einmalige Gelegenheit Ivan, einen Freund von La Balanza, zu besuchen. Das Besondere an Ivan ist sein Job (Anmerkung von Klaus Flad: neben so vielem anderem ;-)) - er hat zu Hause nämlich eine kleine "Ölfabrik“ in der er unter anderem sehr hochwertiges Eukalyptusöl herstellt.
Katya und ich zu Besuch bei Ivan im Stadtteil San Jerónimo.
Foto: Alexis del Pozo
Ich hatte gehofft, ihm während meines Aufenthaltes in Cusco einmal bei der Herstellung des Öls helfen zu können, doch leider hatte er erst kurz vor meiner Ankunft eine große Ladung verarbeitet und mit der nächsten würde erst nach meiner Abreise beginnen.
Kurz ein paar Infos zu Ivan – er ist aus Cusco und hat vor vier Jahren die Firma TIKA PACHA gegründet was vom Quechua übersetzt so viel wie die Seele der Natur (Blumen) bedeutet. Alles fing in einem kleinen Raum bei ihm zu Hause an, in dem er ein paar Maschinen stehen hat, mit denen das Öl gewonnen wird. Nach und nach verbesserte Ivan die Prozesse und Maschinen, so installierte er unter anderem ein eigenes Kühlsystem, um Wasser und Arbeit zu sparen. Auch die restlichen Wasseranschlüsse wurden verbessert und hochwertige Behälter für das Öl und die Nebenprodukte gekauft.
Alles in allem stellt Ivan drei verschiedene Arten von Öl her – ein Öl aus Eukalyptus, eines aus Muña und eines aus Cedroncillo. Natürlich hat jedes Öl seinen eigenen unverwechselbaren Geruch und wird auf eine andere Art und Weise gewonnen, was die Arbeit von Ivan nicht gerade einfacher macht.
Die Ölgewinnung geschieht durch mehrere Prozesse. Alles fängt damit an, dass die Blätter geerntet und zu Ivans Hof gebracht werden, der dann einem Blättermeer gleicht.
Nach der Anlieferung von neuem Material zur Ölproduktion gleicht der Hof von Iván
einen Blättermeer. Foto: Iván Davila Babilonia
Die Stiele werden entfernt und dann die Blätter in einen großen Behälter befördert, durch welchen heißer Wasserdampf geleitet wird, welcher das Öl aus den Blättern zieht. Danach wird dieser Dampf abgekühlt, sodass das Wasser kondensiert und das Öl sich von diesem absetzt. Danach wird das Öl vom übrigen Wasser, was auch „Hidrolato“ genannt wird, getrennt. Und schon haben wir eines der Nebenprodukte, welche sich ebenfalls sehr nützlich sind. Aus dem „Hidrolato“ kann man zum einen ein organisches Putzmittel machen, mit dem sowohl das Fett in der Küche als auch der Schmutz im Bad entfernt werden kann – oder das Handydisplay gereinigt, wie mir Ivan demonstriert. Das Tolle daran ist, dass es Bakterien abtötet und keine Streifen hinterlässt was wohl für die meisten Hausfrauen ein Traum ist. Das „Hidrolato“ kann zudem auch als Balsam für Bäder, Lederartikel oder zur Wundheilung benutzt werden.
Nachdem das Öl vom „Hidrolato“ getrennt wurde, wird es gereinigt und somit erhält man das eigentlich erwünsche Produkt welches von Ivan in 10- oder 15-Milliliter-Fläschchen verkauft wird. Je länger man Ivan zuhört, desto überzeugter ist man davon, dass es sich um die Flüssigkeit in der Falsche um ein Wundermittel handelt. Sowohl vorbeugend gegen Erkältungen, Knochenprobleme oder Akne zu verwenden als auch als Massageöl, Badezusatz und sogar mit ins Essen kann es vermengt werden.
Was mir am meisten gefallen hat, ist, dass nichts, aber auch wirklich nichts weggeschmissen wird. Abfallprodukte gibt es bei Ivan nicht, denn alles was „übrig“ bleibt, wird anderweitig verwertet. Die Blätter, welche ohne Öl braun sind und eine gummiartige aber noch sehr feste Konsistenz aufweisen, werden als Kissenfüllung genutzt und die übrigen Äste als Feuerholz, welches dem Essen einen besonderen Geschmack gibt.
Wenn der heiße Wasserdampf abkühlt, kondensiert das Wasser
und trennt sich somit vom Öl, welches in den Glasbehälter läuft.
Foto: Lea Keller
Ivan erzählte mir auch, dass er im nächsten Monat zu einem besonderen, von der Regierung veranstalteten, Event geht, bei dem kleine und mittlere Betriebe aus Cusco und der Umgebung unterstützt werden. Dort wird er sein Produkt mehreren Interessenten wie Firmen, Hotels und Wellnesseinrichtungen präsentieren - und er hofft natürlich drauf, möglichst viele große Bestellungen zu bekommen.
Sein Traum ist es nämlich, seine „Fabrik“ 24 Stunden am Tag laufen lassen zu können – was bedeutet, so viele Abnehmer zu haben, dass 24 Stunden produziert werden muss, um all diese bedienen zu können. Ein Leuchten erscheint in seinen Augen, als er mir erzählt, dass er darauf hofft, eines Tages drei große Behälter zu haben, durch die jeweils der Wasserdampf zieht, um alle drei Ölarten gleichzeitig produzieren zu können.
Diverse „Utensilien“ die Ivan für die Ölherstellung benötigt. Unten rechts sieht man die
10- bzw. 15-Milliliter-Flaschen, in denen das fertige Öl dann verkauft wird.
Foto: Lea Keller
Ich fand den Nachmittag bei Ivan sehr interessant und freute mich sehr, dass er sich Zeit für mich nahm, mir alles gezeigt hat und mich seine Produkte probieren ließ – welche wirklich kleine Wundermittel sind, man könnte fast meinen man hält das fünfte Element in den Händen.
Falls also irgendjemand keine Lust mehr auf die schon bekannte Apothekenmedizin hat und zur Abwechslung mal etwas anderes, komplett natürliches und sehr angenehm reichendes ausprobieren möchte, darf sich gerne bei mir melden und ich gebe die Bestellung an Ivan weiter…
Auch ich verließ sein Haus umhüllt von einer Eukalyptus-Duftwolke, welche hoffentlich zumindest noch bis morgen anhält.
Cusco, 4. September 2017
Geschrieben von Lea Keller
Es gibt Menschen, die du noch nicht kennst und die dich lieben werden
Den Montag erwartete ich mit gemischten Gefühlen – einerseits freute ich mich wieder im Mantay zu arbeiten und die Kinder und die Kollegen zu sehen, allerdings war es der letzte Arbeitstag von Rebecca, einer Volontärin aus Spanien mit der ich seit meinem ersten Arbeitstag vor vier Wochen täglich auch privat viel Kontakt hatte und mit der ich vor allem am Wochenende viele Ausflüge unternahm. Entsprechend war meine Stimmung an diesem Tag etwas gedrückt. Und als ich dann auf dem Schichtplan sah, dass ich die Woche über mit den Drei- bis Sechsjährigen arbeiten würde, machte mich das auch nicht unbedingt glücklicher. An sich würde ich gerne auch einmal mit älteren Kindern arbeiten, dadurch aber, dass ich die meisten dieser Altersgruppe zum Kindergarten bringe und nur ein bis zwei Mädchen in Mantay bleiben, halten sich die Spiele und Aktivitäten die man durchführen könnte doch etwas in Grenzen. Unerwarteterweise wurde es aber doch ein ganz netter Morgen, an welchem wir unter anderem unseren eigenen Apfelbaum pflanzten. Nach dem Essen gab es die große Verabschiedung von Rebecca, welche zur „Feier“ des Tages einen super leckeren selbstgemachten Kuchen dabei hatte, auf den sich alle wie wild stürzten. Um ihren letzten Tag in Cusco ausklingen zu lassen gingen Rebecca und ich ins Zentrum, tranken einen Kaffee und ließen die letzten Wochen Revue passieren.
Die Mädchen der Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen nach stolzem Pflanzen eines
Apfelbaumes. Foto: Rebekka, spanische Volontärin bei Casa Mantay.
Das Schönste am Dienstag war der Moment, in dem ich mich nach der Arbeit von Mantay verabschiedete und die beiden Mädchen, mit welchen ich hauptsächlich den Vormittag verbrachte, mich einfach nicht gehen lassen wollten. Auch wenn ich zuerst etwas traurig war, meine Arbeitszeit mit „nur“ zwei Mädchen zu verbringen, habe ich doch schon am zweiten Tag gemerkt, dass es auch seine Vorteile hat, denn so baut man viel schneller einen viel engeren Kontakt auf. Zudem durfte ich heute ungefähr eineinhalb Stunden in der Guardería mithelfen, da alle Kinder gewogen werden mussten und die Mütter eine besondere Aktivität zur Stärkung der Gemeinschaft machten. Am Sonntag schaltete sich leider mein Handy aus und ließ sich seitdem nicht mehr anschalten – was das Ende meines letzten Berichts etwas "fotolos" machte. Eigentlich hatte ich geplant, den Nachmittag damit zu verbringen, in verschiedenen Läden bezüglich der Reparatur nachzufragen. Da allerdings Edgar, ein Mann aus Cusco, welcher die PC’s im Mantay repariert, an diesem Tag auch dort war und er mir versprach, sich mein Handy einmal anzuschauen, überließ ich es ihm. Ich war sehr froh, jemanden gefunden zu haben, dem man in solchen Angelegenheiten vertrauen kann und der in ständigem Kontakt zu meiner Arbeitsstelle steht – mal schauen was dabei rauskommt.
So nutzte ich den freien Nachmittag, um zum Terminal Terrestre zu gehen und nach einem Bus nach Ica für diesen Freitag zu fragen. Ich würde nämlich sehr gerne die Oase Huacachina bei Ica und die anliegenden Dünen besuchen.
Ich mit den zwei Mädchen aus der Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen auf dem
Klettergerüst im Casa Mantay. Foto: Rebekka, spanische Volontärin bei Casa Mantay.
Den Feiertag der Stadtheiligen von Lima am 30. August verbrachte ich komplett im Zentrum Cuscos. Angefangen mit einem leckeren Saft beim Markt San Pedro über die „Besichtigung“ verschiedenster Stadtviertel, welche ich teilweise zwar schon gesehen hatte – aber es findet sich immer eine enge Gasse oder einen kleinen Laden, den man noch nicht kennt – bis zum Mercado San Blas, bei dem täglich ein anderes und sehr leckeres vegetarisches Mittagessen angeboten wird. Nachmittags trafen wir uns dann mit ein paar Arbeitskollegen, um am Terminal Terrestre das Busticket für unsere Reise nach Ica dieses Wochenende zu kaufen, was ich kaum erwarten konnte – sogar der Rucksack war schon fertig gepackt
Ein bisschen Quatsch in Cusco – auch wenn ich die Avenida El Sol schon
gefühlt 100 Mal entlanggelaufen bin, dauerte es sechs Wochen, bis ich
diese Figur entdeckte. Foto: Rebekka spanische Volontärin von Casa Mantay.
Am Donnerstag verbrachte ich den Morgen wieder mit den zwei Mädchen der Gruppe der Drei- bis Sechsjährigen, welche nicht zum Kindergarten gingen. Wir spielten den ganzen Tag über mit Legosteinen – bauten ein Haus, ein Schiff, bereiteten ein Vier-Gänge-Menü vor und lernten nebenbei die unterschiedlichen Farben. Als ich die anderen aus dem Kindergarten abholte, probierten wir deren Drachen aus und ließen sie im Garten steigen.
Am Nachmittag ging ich wieder ins Zentrum zur Einrichtung „Colibri“ in welcher ich, als ich dort um 16 Uhr ankam, leider nur zirka acht Kinder vorfand. Eigentlich bleiben die Kinder dort immer bis 18 Uhr, doch an diesem Tag aßen sie schon viel früher und so wurden sie auch schon sehr früh nach Hause geschickt. Mit den Kindern, die noch da waren, spielte ich Fangen, wir dachten uns Geschichten aus und lasen am Ende noch ein paar Bücher. Was mir an dieser Einrichtung besonders gefällt, ist die Art der Kinder: Alle sind total nett, offen und sehr herzlich zueinander, was ich sehr wichtig finde. Es gibt kaum Streit oder Unstimmigkeiten und es werden immer alle – vor allem auch von den Kindern selbst - ins Spiel mit einbezogen.
Der Freitag wurde von mir schon sehnsüchtig erwartet, denn nach deinem netten Morgen in Mantay, den ich durch Kindergartenausfall endlich mit allen Drei- bis Sechsjährigen Kindern verbrachte, ging es blitzschnell nach Hause um den schon gepackten Rucksack fürs Wochenende abzuholen und zum Busterminal Terrestre zu fahren. Dort erwartete mich bereits Rebekka, eine Volontärin aus Mantay. Gemeinsam machten wir uns auf eine 15-stündigie Busfahrt nach Ica.
Die Nacht verlief relativ entspannt, da wir genug Platz zum Schlafen hatten. Pünktlich um 9 Uhr am nächsten Morgen kamen wir in Ica an, wo wir uns erstmal umzogen, wuschen und uns somit wieder unter Menschen begeben konnten. Ica ist komplett verschieden im Vergleich zu Cusco – das Klima viel milder, die Menschen benehmen sich, als wären sie im Urlaub und die Gebäude sehen aus wie im Orient. Wir nahmen ein Mototaxi - was man in anderen Teilen dieser Welt wohl als Rickshaw bezeichnen würde - zur Oase Huacachina. Dort angekommen waren wir erst einmal etwas irriteriert davon, wie klein und „unfertig“ die Oase aussieht – überall wird gebaut und renoviert. Als wir dann aber auf eine der anliegenden Dünen kletterten waren wir von der Aussicht einfach nur überwältigt. In jede Himmelsrichtung erwartete uns ein komplett unterschiedliches Bild der Landschaft. Während auf der einen Seite Sand und Dünen bis zum Horizont reichen, sah man auf der anderen unzählige kleine Häuser und in der anderen Richtung die Stadt Ica. Ica ist mit mehreren Dörfern verbunden inmitten derer sich aber ebenfalls große Dünen befinden – mal wieder sieht man, dass der Mensch der Kraft der Natur nicht entkommen kann. Nach einem kleinen Spaziergang um die Oase herum und ein Bad in ihr gingen wir ein bisschen „shoppen“ und probierten uns durch Wein- und Piscosorten und verschiedene Süßigkeiten von denen ich vorher weder gehört geschweige denn, sie probiert hätte. In dem kleinen Dörfchen kam ich mir vor wie auf einem Campingplatz in Italien – die Menschen in Flip-Flops und kurzer Hose, Familien die auf der Wiese picknickten und Kinder die mit dem Ball spielten. Wir buchten eine einstündige Tour mit einem sogenannten „Sandbugggy“, der uns quer durch die Wüste brachte – und sogar das Sandboarden durften wir ausprobieren. Danach ging es mit einem der bunten Mototaxis wieder nach Ica wo wir auf dem Markt etwas aßen und wieder einmal viel zu viele Sachen fanden, die wir noch nicht kannten und dann natürlich gleich probieren mussten
Rebekka und ich bei der Laguna Huacachina in der Nähe von Ica.
Foto aufgenommen von einem anderen Teilnehmer der Buggytour.
Mit vollem Bauch sahen wir uns einige der berühmten „Bodegas“ – Weinkeller – und ein paar schöne Kirchen an. Um die letzte Stunde vor Antritt der Heimfahrt zu nutzen, gingen wir ein bisschen an den Stadtrand von Ica, wo uns ein wahrhaftiger Müllfluss erwartete. Wo früher wahrscheinlich einmal klares blaues Wasser floss, sah man nur noch Müll – egal ob in Plastiktüten, schon zerfetzt oder in Form von ausgedienten Alltagsgegenständen, es war ein wirklicher Fluss aus Müll und man konnte auch erahnen, dass dieser Müll nicht allzu selten verbrannt wird. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie sauber und organisiert Cusco doch ist, obwohl such dort immer wieder mal Müll auf der Straße liegt, doch ist es kein Vergleich zu dem, was wir in Ica sahen.
Die Rückfahrt zog sich leider etwas in die Länge, da der Bus mit Verspätung in Ica losfuhr und wir zwischendurch mehrmals wegen Straßenarbeiten anhalten mussten. Als wir Cusco schon von Weitem sahen, setzte ich mich in die mittlerweile freie erste Reihe, um eine besonders gute Aussicht auf diese Stadt zu haben. Eine Stadt, die für mich so viel bedeutet, in ihr fühle ich mich so unglaublich wohl und angekommen. Groß und laut und gleichzeitig ruhig und offen für jeden Gast. Sie umschmiegt mich und fängt mich auf, ich kann mich in ihr treiben lassen und ihrem Sog folgen und doch wird sie mich nie in den Abgrund ziehen. Ich verdanke ihr einige sehr schöne Wochen, unvergessliche Momente und tolle Menschen, die ich kennen gelernt habe und noch viel mehr tolle Menschen die in ihr wohnen und die ich wahrscheinlich nie kenne lernen werde – doch sie alle zusammen machen diese Stadt zu etwas Besonderem. Einem Ort mit einer besonderen Aura und einer besonderen Stimmung die tagtäglich in der Luft liegt aber jeden Tag anders ist.
Anmerkung von Klaus Flad:
.... wie wahr. Danke Lea für den tollen Bericht und für die treffenden Formulierungen.
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