La Balanza e.V. Böttingen
  Januar 2020
 
Cusco, 26. Januar 2020
Geschreiben von Lara Leibold

Der Abschied von anderen Volontären stimmte mich traurig

Für diese Woche gab es überraschende Neuigkeiten für mich: Ich wechselte in die Familie „Wayra“. Darüber freute ich mich ziemlich, weil ich so meinen früheren Kalpas hinterher wechselte und wieder mit ihnen zusammenarbeiten konnte. Obwohl mir die neuen Kalpas innerhalb einer Woche auch schon unglaublich ans Herz gewachsen waren, freute ich mich trotzdem wieder auf die gewohnte liebenswerte Gruppe. Darüber hinaus fand ich die orangene Farbe der Mäntel, die für „Wayra“ stehen, schon immer total stylisch. Als ich dann am Montag morgen, noch etwas müde von unserem Wochenendtrip, die Schule betrat, erwartete mich noch eine Überraschung: Drei Geschwister, die im Jahr davor immer gekommen, jedoch seit Januar nicht mehr da waren, saßen auf den Schaukeln. Mit einem erfreuten „Profee!“ wurde ich stürmisch begrüßt und von drei Seiten angesprungen. Dies machte mir eine riesige Freude. Ich war schon etwas traurig, weil ich dachte ich würde die drei nicht mehr sehen und dass auch sie sich so freuten, mich wieder zu treffen freute mich besonders. Auf einmal fühlte ich mich dann auch noch wie eine der Erwachsenen, die immer sagen „Mensch, bist du groß geworden“, denn die Geschwister waren in diesem Monat tatsächlich deutlich in die Höhe gegangen und während ich sie zuvor immer problemlos hochgehoben hatte, fiel mir dies nun schwer und ich musste es ihnen abschlagen, weil ich Angst hatte, sie fallen zu lassen.
In den ersten zwei Stunden stand dann der Chorworkshop an, den ich mit den zwei Mädels, mit denen ich gerade eng befreundet bin, mit großer Lust übernommen habe. Zusammen mit den Kindern einigten wir uns darauf, „Hakuna Matata“ vom „König der Löwen“ zu performen. Sowohl Kinder, als auch Profes, waren mit Begeisterung dabei und immer mehr entwickelte sich die Nummer zu einem kleinen eigenen Musical. Wir verteilten die Rollen von Timon, Pumba und Simba und sangen abwechselnd. Natürlich wurde auch geschauspielert, wobei die Kleinen die Profes aber eindeutig die Show stahlen. Außerdem bastelten wir einen Hintergrund, der den Dschungel zeigt und Mähnen für die Simbas. Wir waren alle unendlich stolz auf unser Werk und die ganze Woche hörte man in allen Ecken der Aldea jemanden „Hakuna Matata“ singen.


Die Kiinder vom Chor-Workshop gestalten eine Kulisse
für die Aufführung. Foto: Lara Leibold

Unsere Show kam beim Publikum auch toll an und wir ernteten einen riesigen Applaus. So zahlte sich die ganze Mühe und Arbeit der Woche aus. Die Kinder beeindruckten mich in dieser Woche sehr. Alle von ihnen können wunderschön singen, von ihrer Schauspielerei ganz zu schweigen. Ich war mehrere Male mehr als überrascht, als sonst eher schüchterne Kinder auf einmal mit Leib und Seele ihre Rolle spielten und sich für nichts zu schade waren. Gerade die Pumbas hatten kein Problem damit, das Hängebauchschwein zu spielen und kamen aus sich heraus. Insgesamt war die Show am Freitag sehr musikalisch, da das Thema der Woche „canciones medicinas“ waren. Diese sind die Lieder, die wir täglich im „círculo de amor“ singen. Sie handeln meisten von der Pachamama, der Natur und vom Leben im Einklang mit der Natur und haben tatsächlich eine medizinische, heilende Wirkung.
Außerdem gibt es für jedes Lied eine einfache Choreographie aus Bewegungen, die immer alle begeistert mitmachen. Unsere Familie bekam das Lied „Todos somos medicina“. Über dieses Lied habe ich in meinem letzten Bericht schon geschrieben, weil es zu Lados Abschied gesungen wurde. In den ersten Strophen wird unser Zusammenleben mit der Mutter Erde beschrieben, dass wir zusammen mit unseren Brüdern, den Mineralen, Flüssen, Bergen und so weiter in Harmonie und Frieden leben sollen. Die letzte Strophe sagt, dass wir alle Medizin sind und fähig uns gegenseitig zu heilen. Mir gefällt dieses Lied sehr gut, jedoch ist es sehr ruhig und lang und die Strophen wiederholen sich immer wieder. Deshalb waren die Kinder etwas gelangweilt und hatten anfangs nicht so viel Lust zu singen. Also spielten wir zwischen dem Üben ziemlich viel.
Gegen Ende der Woche fingen sie dann aber an, sich für das Thema zu interessieren. Außerdem zog Mauricio aus dem Bücherregal ein Buch mit vielen Naturbildern, das er zur Show mitnahm, um das Lied zu erklären. Plötzlich redeten alle über die Natur und wir besprachen, dass wir auf sie achtgeben und mit ihr im Einklang leben müssen, um unsere Welt zu erhalten. Ich find es sehr schön, dass den Kindern in Yanapay ein Verständnis für die Umwelt und deren Schutz mitgegeben wird und sie mit sieben oder acht Jahren in der Hinsicht schon mehr verstehen als so mancher Erwachsene.
Während der ganzen Woche hatte ich außerdem viele Gespräche und eine intensive Zeit mit einem Jungen, der davor immer im „turno de la mañana“ war. Er scheint sehr eingeschüchtert zu sein, von den vielen Kindern, die jetzt zur Schule kommen. Seine Gruppe bestand zuvor immer aus höchstens 15 Kindern und nun ist er mit fünfzig oder sechzig Kindern zusammen. Außerdem ist nun auch Lado nicht mehr da, die morgens Koordinatorin war, und er kennt außer mir keinen anderen Profe. Auch redet er nicht so gerne mit Oihane. Mir öffnet er sich aber immer und wenn es ihm schlecht geht, kommt er zu mir und holt sich seine Umarmung ab. Das hat mich irgendwie stolz gemacht. Also verbrachte ich viel Zeit mit ihm, damit er sich etwas sicherer fühlt und ich hoffe, dass er sich bald auch den anderen Kindern öffnet und mit der Masse besser zurecht kommt.


Geburtstagsparty bei Yanapay: Sowohl Kinder als auch Profes warten darauf,
dass die Piñata endlich platzt. Foto: Lara Leibold

Am Mittwoch war außerdem der zweite Geburtstag von Alaya, Yuris Tochter, der in der Schule mit einer großen Party gefeiert wurde. Es gab eine große Torte, es wurde getanzt und am Ende präsentierte Yuri sogar eine Piñata und es gab Spielzeuge und Süßigkeiten für alle. Ich fand es lieb von der Familie, dass sie diesen Anlass mit den Kindern von Yanpay teilten, zumal diese Alaya vergöttern. So ein Fest erleben diese nicht alle Tage und sie freuten sich auch über die Süßigkeiten, die ja normalerweise in der Aldea verboten sind.


Es regnet Süßigkeiten; Yuri entleert den Inhalt der
Piñata über den Kindern. Foto: Lara Leibold

Außerhalb von der Schule haben wir nicht viel unternommen, da wir alle noch müde vom Wochenende waren. Auch dieses Wochenende ließen wir langsam angehen. Wir schliefen lang, gingen alle zusammen frühstücken und bummelten einfach durch Cusco und genossen den Sonnenschein. Am Samstag besuchten wir einige kleine Läden, unter anderem ein Instrumentengeschäft, wo wir uns von dem Verkäufer sämtliche typische Instrumente erklären ließen. Am Sonntagmittag besuchten wir den „Palacio del sol“, der früher ein Inkatempel war. Im Zuge der Eroberung durch die Spanier wurde dieser niedergerissen und eine Kirche darüber gebaut. Es tat ziemlich weh, die Geschichten der Eroberung zu lesen und es war trotzdem beeindruckend zu sehen, was die Inkas gebaut haben. Außerdem machten wir eine unglaubliche Entdeckung: Am Himmel war eine Wolke zu sehen, an deren Rand ein kleiner Regenbogen war. Dieses Naturschauspiel war sehr faszinierend, da es nicht geregnet hatte und es uns etwas schwer fiel, dieses Ereignis zu erklären. Auf jeden Fall machte es den Ort noch magischer, als er sowieso schon ist.
Ich blicke nun wieder auf eine ereignisreiche Woche zurück und bin einfach nur glücklich, hier zu sein. In meinem Hinterkopf hat sich aber der Gedanke daran, dass mir nur noch drei Wochen in der Aldea bleiben, hartnäckig eingenistet. Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Am Anfang durfte ich auf die Frage, wie lange ich hier bleiben würde, immer antworten, dass ich noch ewig Zeit habe. Und jetzt habe ich noch drei Wochen Zeit, alles zu genießen und diese werden wie im Flug vergehen, das weiß ich jetzt schon. Aber ich versuch nicht so viel daran zu denken und einfach im Augenblick zu leben.
Anmerkung von Klaus Flad: 
Liebe Lara,
danke für den wiederum gelungenen Bericht. Wie immer schön zu lesen. Da steckt wieder viel Wahrheit drin und er regt an, sich selbst zu heilen, indem man den Gefühlen freien Lauf und die Energie einfach nur fließen lässt.
Für die treuen Leser (insbesondere Laras Verwandt- und Bekanntschaft): Mia culpa. Asche auf mein Haupt. Lara hat wieder sehr pünktlich geschrieben. Durch den Besuch von Gino bei mir hat sich das Hochladen leider um zwei Tage verzögert.
Liebe Grüße an alle
Klaus


Cusco, 23. Januar 2020
Geschreiben von Lara Leibold
Wir sind alle fähig, uns gegenseitig zu heilen und zu trösten
Das Lied "wir sind alle Medizin" symbolisierte den Zusammenhalt in der Familie Yanapay

Diese Woche waren wir schon wieder in die gewöhnlichen Familien eingeteilt. Dies war für mich sehr interessant, weil die Kalpas aus dem letzten Jahr nun alle bei den älteren „Wayras“ waren und ich aus der Familie nur zwei Kinder vom vorherigen Jahr kannte. Die restlichen Kalpas waren alle neu und so verbrachten wir viel Zeit damit, uns kennenzulernen. Das Thema der Woche waren die Regeln in der Aldea Yanapay. Zuerst gestalteten wir ein Plakat mit den wichtigsten Regeln, bevor wir zu der Regel „Aufräumen“ ein kleines Theaterstück einstudierten. Es wurde sehr deutlich, dass die meisten Kinder sich erst noch eingewöhnen mussten. Für sie war es sehr schwierig in der Gruppe und mit den Profes zusammen zu arbeiten. Auch offen über Themen, wie Gewalt und Respekt zu reden, war ungewohnt für sie und oft blockierten sie einfach nur. Dies beobachteten wir auch bei den andern neuen Kindern und so wurde uns erst so richtig klar, dass sie sonst nie die Gelegenheit haben, über ihre Emotionen, Sorgen oder sonstige Anliegen zu reden. Diesen Raum bereitet ihnen das Projekt, was wohl einer der Gründe ist, warum sie so gerne herkommen.


Die kleinen Künstler von Aldea Yanapay bei der Arbeit. Foto: Lara Leibold

Wie schon mehrere Wochen davor, war ich wieder im Kunstworkshop eingeteilt und wir nutzten die zwei Stunden pro Tag dafür, dass die Kinder Geschenke basteln konnten für Mama Lado, die sich in dieser Woche verabschiedete und auch für zwei französische Volontäre, die eine relativ lange Zeit von zwei Monaten da waren. Es war total inspirierend zu sehen, wie sich alle Mühe gaben, den dreien etwas Schönes mit auf den Weg zu geben und ich wurde noch nie so oft aufgefordert, ein Herz zu zeichnen, wie in dieser Woche. Das zeigt wieder einmal, wie liebevoll der Umgang zwischen Kinder und Profes, aber auch zwischen den Kindern untereinander in der Aldea ist, was mich sehr gerührt hat. Am Mittwoch war dann der Abschied gekommen, wofür Yuri in die Schule gekommen ist. Die Stimmung war von Traurigkeit und Dankbarkeit geprägt. Der anderen Koordinatorin, Oihane strömten unentwegt Tränen über das Gesicht und auch die Volontäre, die schon längere Zeit da waren, unter anderem auch ich, konnten ihre Tränen nicht zurückhalten. Aber am schmerzvollsten war dieser Abschied wohl für die Kinder, die teilweise drei Jahre mit Lado verbracht hatten. Es wurde viel gesungen und viele Geschenke überreicht. Am Ende setzte sich Lado dann in die Mitte und wurde von einigen Kindern an der Schulter festgehalten. Diese wiederum wurden von ihren Freunden hinter ihnen festgehalten und so ging es immer weiter, bis letztendlich alle miteinander verbunden waren und zusammen das Lied „todos somos medicina“, übersetzt „wir sind alle Medizin“ gesungen haben. Dies symbolisierte den Zusammenhalt in der Familie Yanapay und zeigte, dass wir alle fähig sind, uns gegenseitig zu heilen und zu trösten. Dieses Abschiedsritual rührte mich zutiefst und ich bin auch ziemlich traurig, dass Lado nun das Projekt vorerst verlässt, da sie von den Kindern offensichtlich sehr geliebt und bewundert wurde und auch für mich ein großes Vorbild ist. Ich bewundere sie jedoch auch für ihre Träume, für die sie die Schule nun verlässt und wünsche ihr, dass sie diese erreicht.
Am Freitag stand dann der nächste Abschied an, der mich sehr traurig machte. Die zwei zuvor erwähnten Franzosen, mit denen ich zwei Monate verbracht hatte und die sehr gute Freunde geworden waren, verabschiedeten sich nun. Auch für die Kinder war dieser Abschied sehr traurig, weil Camille mit ihrer ruhigen Art, vor allem für ihren Tanzworkshop beliebt war und Pierre, trotz fehlender Spanischkenntnisse so eine enge Beziehung zu den Kindern hatte, dass ihn alle nur bewundern konnten. Dieser Abschied machte auch mir bewusst, dass mir nur noch vier Wochen in diesem wundervollen Projekt bleiben, die ich mit ganzem Herzen genießen werde.


Auch die ganz Kleinen bekommen etwas ab: Mariluz verteilt die
von La Balanza spendierten "Choclo con Queso". Foto: Lara Leibold

Außerhalb der Schule führten wir am Montag noch eine „Choclo-con-Queso-Aktion“ durch. Da Klaus sich nicht wohl fühlte, trommelte ich die Volontäre zusammen, um mit ihnen und Mariluz die Aktion durchzuführen. Alle waren sofort begeistert dabei und wir hatten viel Spaß, Bedürftigen eine Freude zu machen. Alle waren sichtlich gerührt und gleichzeitig glücklich. Wie auch ich immer, machten sie die Erfahrung, dass Helfen glücklich macht und man viel mehr zurück bekommt, als man gibt. Alle waren sich einig, dass wir so eine ähnliche Aktion noch einmal durchführen werden.
Am Dienstag ging ich dann noch mit Klaus ein paar „Artesanias“ einkaufen. Nachdem ich in der letzten Zeit alle diese bunten Schmuckstücke versucht habe zu ignorieren, weil ich sonst wahrscheinlich alles kaufen würde, konnte ich mich mal wieder nicht sattsehen. Allerdings war ich immer wieder etwas erstaunt, weil ich manche Sachen wunderschön fand, aber Klaus nur meinte, dass das in Deutschland niemand kaufen würde. Man muss wohl den Zauber direkt in Cusco erfahren, um auf den Geschmack zu kommen. Ich merk' auch selbst bei mir, dass ich nun, während ich früher hauptsächlich in grau und schwarz gekleidet war, hier immer lieber zu den grellen Farben greife. Hier herrscht halt einfach eine ganz andere Mentalität als in Deutschland, von der man aber sofort gepackt wird. Diese Lebenseinstellung werde ich wohl vermissen, wenn ich wieder zuhause bin und hoffe, dass ich etwas davon mitnehmen und auch dort in meinen Alltag integrieren werden kann. Nach unserer Einkaufstour musste ich mich dann von Klaus verabschieden, was mich wieder traurig stimmte, weil ich mit ihm eine tolle Zeit in Cusco verbracht und viele neue Menschen und Orte kennengelernt habe. In diesem Sinne, danke Klaus, für deine Offenheit, die vielen Gespräche und alles was du mir gezeigt und beigebracht hast.


Die Oase von Huacachina. Foto: Lara Leibold

Den Rest meiner Freizeit verbrachte ich mit einer Französin und einer anderen Deutschen am Laptop, da wir uns ganz kurzfristig entschieden hatten, das Wochenende in Ica in der Wüste zu verbringen und nun Flüge, Busse und Hostels gebucht werden mussten. Am Freitag ging es direkt nach der Schule los zum Flughafen. Ich war total nervös, dass wir den Flug verpassen würden, aber ich hatte wohl vergessen, wie klein der Flughafen in Cusco ist, denn eine halbe Stunde später saßen wir schon am Gate. Am meisten freute ich mich darauf, dem regnerischen und kalten Cusco für zwei Tage zu entkommen und endlich nicht mehr zwei Jacken und einen Schal tragen zu müssen. Nachmittags kamen wir dann in Lima an, wo wir auf Gino trafen, der sich uns angeschlossen hatte. Wir freuten uns beide, dass wir uns noch einmal sehen konnten, bevor er nach Deutschland flog. Mit dem Bus ging es dann nach Ica, wo wir Nachts um 23 Uhr ankamen und nach der anstrengenden Reise schnell einschliefen. Am nächsten Morgen nahmen wir dann gleich ein Taxi nach Huacachina, einer Oase in der Wüste.

Gino, Carolina, Dina und Lara (von links) vor der Oase von Huacachina.
Foto: Tourguide

Die Fahrt war sehr emotional, weil die andere Deutsche und ich zum allerersten Mal eine Wüste sahen. Als die ersten Dünen in Sicht waren, konnten wir uns vor Aufregung kaum halten. Dort angekommen, wanderten wir gleich ein Düne hoch, um eine Überblick über die Oase zu bekommen und ich konnte nur staunen. Wohin man auch schaute, nur Sand. Auch in unseren Schuhen hatte sich auch schnell eine Wüste angesammelt, was uns aber nicht weiter störte. Den Rückweg legten wir dann rennend zurück, was sehr witzig war. So ähnlich stelle ich es mir vor, auf dem Mond zu laufen. Durch den Sand, der federte und den Abhang konnten wir nämlich richtig weit springen. Am Mittag unternahmen wir dann einen Ausflug im „Buggy“ ins Innere der Wüste. Die Fahrt war sehr rasant und ein einziger Lachanfall. Nach mehreren ausgiebigen Fotoshootings packte unser Tourguide dann auf einmal sogenannte „Sandboards“ aus, die einem Snowboard sehr ähnelten. Auf diesen stürzten wir uns dann in Bauchlage die Sanddünen hinunter. Am Anfang hatten wir alle sehr Respekt und die Aktion kam uns etwas gefährlich vor, aber wir trauten uns schließlich alle und konnten, vom Adrenalin angetrieben, gar nicht genug bekommen.


Lara, Gino, Dina und Carolina (von links) beim Sandboarden in der Wüste.
Foto: Tourguide

Als wir am Abend nach Ica zurück kamen, schafften wir es gerade noch zu duschen und eine Pizza zu essen, bevor wir müde ins Bett fielen.


Gino, Lara Carolina und Dina auf dem Wüstenbuggy.
Foto: Tourguide

Am nächsten Morgen mussten wir schon vor sechs Uhr raus aus den Federn, da wir noch eine Tour zu den „Islas Ballestas“ machen wollten, bevor unser Flug um 19.30 Uhr von Lima nach Cusco startete. Da wir etwas Schwierigkeiten hatten, am nächsten Morgen aus dem Bett zu kommen, wurde dieser etwas stressig. Nach Paracas, von wo aus wir die Tour um acht Uhr starten wollten, war es eine gute Stunde im Auto und es war schon sieben Uhr als wir im Taxi saßen. Der Taxifahrer gab sich allerdings Mühe, rechtzeitig dort anzukommen und kontaktierte auf dem Weg einen Tour-Operator, der dann schon auf uns wartete und uns um die Schlangen herum direkt zur Anlegestelle führte. Mit dem Boot machten wir uns auf den Weg und kamen zuerst an einem Bild vorbei, das in den Felsuntergrund einer Insel geprägt wurde. Es ist nicht bekannt wer dieses Werk vollbracht hat, wie derjenige das gemacht hat und was sein Zweck war. Das Bild erinnert an einen Kaktus, was darauf hinweist, dass es einen medizinischen Hintergrund hat, denn in Peru gilt der „San Pedro Kaktus“ mit seiner bewusstseinserweiternder Wirkung als natürliche Medizin. Was aber nun der Zweck des Bildes ist, weiß niemand. Danach ging es hinaus aufs offene Meer und wir kamen schnell zu zwei Inseln, die ein Tierparadies sind. Wir konnten Seelöwen, Robben, Krebse, Pinguine und unzählige verschiedene Vögel beobachten. Ich habe zuvor noch nie so viele Tiere auf einem Fleck gesehen und mir kam es fast unrealistisch vor, dass dies ihr natürlicher Lebensraum sein soll, zumal täglich unzählige Boote mit Touristen vollgepackt dort vorbei fahren. Dennoch war es unterhaltsam den Tieren mit ihren Jungen zuzuschauen.


Schlafende Seelöwen auf den Islas Ballestas
Foto: Lara Leibold



Schlafende Seelöwen auf den Islas Ballestas
Foto: Lara Leibold

 
Zwei Stunden später kamen wir dann wieder am Festland an und machten uns nach einem schnellen Frühstück auf den Weg zum Busterminal, um unseren Bus nach Lima nicht zu verpassen. Die Busfahrt ging erstaunlich schnell, sodass wir in Lima noch Zeit hatten, gemütlich zusammen zu essen, bevor wir uns nun endgültig von Gino verabschiedeten und unseren Flug zurück nach Cusco nahmen. Auf dem Rückflug waren wir drei überglücklich, weil wir ein tolles Wochenende mit vielen neuen Erfahrungen hatten und alles reibungslos geklappt hatte, obwohl wir diesen Trip ohne viele Vorbereitungen unternommen hatten. Das Wochenende hat uns aber auch so geschafft, dass wir um halb zehn schon ins Bett gingen und bis zum nächsten Morgen durchschliefen, um wieder fit für eine neue Schulwoche zu sein.
Anmerkung von Klaus Flad: 
Liebe Lara,
... und ich danke dir. Für dein Interesse am Umgang mit Menschen, insbesondere mit Kindern, fürs Zuhören, fürs Lernen und für deinen Mut, den du jeden Tag aufbringst um Neues zu erfahren und zu lernen, danke für deine Bereitschaft zum Wandel, für dein Fließen... "Wir sind alle in der Lage uns gegenseitig zu heilen und zu trösten", in dieser, deiner Erkenntnis steckt so viel Wahrheit und Weisheit - esque todo se trata del amor. Gracias por notar esto, gracias por sentir esto. Gracias por existir.
Noch eine Anmerkung zu den von Lara erwähnten "Träumen" von Lado: 
Ladoyska sagte mir, für sie gibt es nie ein "für immer". Wie Lara richtig erwähnt hat, hat sich Lado entschieden, das Projekt Aldea Yanapay "vorerst" zu verlassen. Was Lado ganz sicher nicht beenden möchte, ist der Kontakt, sowohl mit Aldea Yanapay, als auch insbesondere mit La Balanza. Lado ist immerzu sehr aktiv und hat gleich "mehrere Baustellen"  auf einmal am Laufen. Sie träumt davon, auf der Insel Amantani (im Titicacasee gelegen) zusammen mit Freundinnen und Freunden ein (eigenes) Projekt mit Kindern zu beginnen und zwar nach dem Vorbild von Aldea Yanapay. Sie möchte sehr gerne auch weiterhin mit La Balanza kooperieren. In der nächsten Vorstandssitzung werde ich dieses Thema mit den Vorstandsmitgliedern besprechen. La Balanza kann, (Voraussetzung ist natürlich die vorherige Einigung im Vorstand), im Rahmen seiner Möglichkeiten das neue Projekt von Lado unterstützen. DIe Kooperation und vor allem die Art und Weise der Zusammenarbeit ist noch nicht beschlossen, aber möglich. Denkbar wäre beispielsweise eventuell auch eine Entsendung von Volontären auf die Insel Amantani. Dies wäre eine ganz besondere Erfahrung für künftige Volontäre. Alles Weitere dazu wird sich zeigen. Bereits kurz vor Weihnachten hat La Balanza eine Aktion mit Panetones (Weihnachtsgebäck) und heißer Schokolade für die Kinder auf der Insel Amantani mitfinanziert. Der Großteil der Ausgaben stammte von einer privaten Spende eines Vereinsmitglieds, bzw. aus den Restbeständen einer Riesekasse zweier Vereinsmitglieder und der Frau des einen Mitglieds.
Um sich der Planung und Organisation dieses neuen Projekts zu widmen hat sich Lado also vorläufig von Aldea Yanapay getrennt, bzw. besser formuliert gelöst. Auf lange Sicht plant sie allerdings eine Kooperation mit Aldea Yanapay, sodass innerhalb der beiden Projekte (Yanapay Cusco und der Insel Amantani) eventuell auch Volontäre ausgetauscht werden könnten. DIes hätte den Vorteil, den jungen Volontären ein breiteres Spektrum an Projekten anzubieten und damit ihren Horizont noch mehr zu öffnen. Dies könnte dann auch den interessierten Volontären von La Balanza zugute kommen.
Auch schon vor diesem neuen Projekt von Lado ist unsere derzeitige Volontärin Lara bereit, sich zu wandeln: Sie wird ab 17. Februar zu Casa Mantay wechseln, um neue, etwas andere Erfahrungen zu sammeln. - Wie sagte schon Heraklit von Epheseus (etwa 520 bis 460 vor Christus): "Nichts ist so beständig wie der Wandel". Oder etwas anders ausgedrückt formulierte er auch: "panta rhei" - "alles fließt". Es ist so schön, wenn man sich einem Wandel hingeben kann, und damit mitschwimmt, im großen Strohm der Energie des Universums, um Wandel zu erfahren und den Fluss zu spüren. Doch damit etwas Neues beginnen kann, wird oft etwas "Angefangenes" beendet oder man muss sich davon etwas lösen. Über "Abschiednehmen" hat Lara auch in diesem Bericht viele treffende Formulierungen gefunden. Vor dem Hintergrund der genannten zwei Zitate Heraklits zolle ich sowohl Lado als auch allen unseren Volontären großen Respekt. Gracias por su tolerancia a humanos y sobre todo gracias por la tolerancia de cada uno de Ustedes a su mismo. Gracias por existir.


Böttingen/Cusco, 21. Januar 2020
Geschrieben von Klaus Flad
Herzlichen Dank an Lara und ihre Besucher / Infos über Yaurisque und San Juan de Taray

Nachdem ich mich nun schon seit vergangenem Freitag, 17. Januar 2020 wieder wohlbehalten in Deutschland aufhalte (eigentlich schon wieder viel zu lange) und seit zwei Tagen schon damit beschäftigt bin, die noch offenen Berichte von Lara und ihrer Schwester Elisa auf der Homepage einzustellen und mit vielen tollen Fotos zu ergänzen, möchte ich mich kurz von Deutschland aus zu Wort melden. Beim meiner Reise vom 15. Dezember 2019 bis 17. Januar 2020 konnte ich mich von der sehr guten Arbeit unserer Volontärin Lara Leibold vor Ort überzeugen. Durch ihre Aktivität trägt sie mit dazu bei, unsere Projekte am Laufen zu halten und ein gutes Bild über unsere Hilfsorganisation bei unseren Partnern und allen Kontaktpersonen in unseren Projekten abzugeben.
Daher ist es mir ein großes Anliegen mich ganz herzlich zu bedanken und zwar: 
* bei Lara Leibold für ihre vorbildliche und gewissenhafte Arbeit in Peru und ihre Liebe zu den Menschen.
* bei Lara und ihrer Familie (Hannes, Andreas Elisa) sowie ihrem Freund Johannes für die wunderschöne gemeinsame Zeit, die ich zusammen mit euch in Peru verbringen durfte und für das Interesse an unseren Projekten und die Liebe zu den Menschen in Peru
* bei Lara und ihrer Schwester Elisa für die tollen Berichte, die ich zwischenzeitlich alle auf der Homepage (unter den News Dezember 2019 und Januar 2020) eingestellt habe sowie
* bei Alexis und Catja für die Gastfreundschaft und für die gemeinsame Arbeit und Zeit.
* und nicht zuletzt bei allen treuen Lesern unserer Homepage für ihr Interesse an unserer karitativen Arbeit, besonders auch bei den vielen Verwandten und Bekannten der Familie Leibold, die bedingt durch meinen Peru-Aufenthalt und durch Laras Besucher nun eine ganze Zeitlang warten mussten und nicht jeden Montag "druckfrisch" die Neuigkeiten lesen konnten. Lara wird ihre Berichte nun bestimmt wieder regelmäßig schicken und ich werde sie wieder aktuell hochladen können.
Die wesentlichen Aktivitäten wurden bereits von Lara und Elisa in ihren Berichten beschrieben. Am 26. Dezember 2019 habe ich zusammen mit Alexis und Iván die Klinik von Yaurisque und das Dorf San Juan de Taray besucht. Bei diesem Besuch konnten Lara und ihrer Familie aufgrund ihres zweitätigen Ausfluges nach Machu Picchu leider nicht dabeisein. Über San Juan de Taray und über die Klinik von Yaurisque sowie über den möglichen Fortgang der Projekte in den jeweiligen Dörfern werde ich demnächst auf dieser Homepage in Wort und Bild berichten. Außerdem werden diese Dinge in der nächsten Ausschusssitzung der Vorstandsmitglieder thematisiert werden. Auf der Homepage werde ich dann nach und nach über alle wesentlichen Neuigkeiten berichten.
Und noch eine Bekanntgabe für alle Vereinsmitglieder, insbesondere Ausschusssmitglieder und Volontäre:
Gino Joshimar von Aldea Yanapay Cusco besucht Böttingen: 
Gino von Aldea Yanapay wird sich ab kommendem Freitag, 24. Januar 2020 für etwa zwei Wochen in Böttingen aufhalten. Alle angehenden und bisherigen Volontäre sind bei mir jederzeit willkommen, um sich mit Gino zu treffen.

Cusco, 13. Januar 2020
Geschrieben von Lara Leibold
Ich freue mich darauf, bei Casa Mantay neue Erfahrungen zu machen

In die erste Woche nach den Ferien startete ich auf der einen Seite etwas traurig und gestresst, weil meine Familie sich zwei Tage zuvor wieder nach Deutschland verabschiedet hatte, ich durch die zwei anstrengenden Wochen angeschlagen war und mich außerdem um mein Visum kümmern musste, das in dieser Woche ablaufen würde. Andererseits freute ich mich total, die Kids wieder zu sehen und allgemein auf den Alltag aus Schule und der Zeit mit den Volontären. Am ersten Tag war Yuri in der Schule und führte ein Ritual durch. Allerdings konnte ich diesem leider nicht die ganze Zeit beiwohnen, weil ich zwischen der Schule, dem Migrationsamt und Alexis hin und her fuhr. Da Oihane und Lado wollten, dass ich mein Visum von Cusco aus verlängere, um in der Schule nicht fehlen zu müssen, trat ich nicht wie meine Vorgänger die Reise nach Bolivien an, sondern machte einen Termin auf dem Migrationsamt, um dort die Verlängerung zu beantragen. Klaus begleitete mich zum Glück, wodurch ich mich sicherer fühlte und nach ewigem Warten, hatte ich schließlich 70 Tage neuer Aufenthaltsgenehmigung erreicht, was mich echt unglaublich erleichterte, weil es auch mir lieber war, in Cusco zu bleiben und die Zeit in der Schule zu verbringen, anstatt nach Copacabana in Bolivien zu reisen.
Wir befinden uns nun im „turno vacacional“, einer Art Betreuung der Kinder in ihren Ferien, die bis März dauern. Die Schule findet nun für alle morgens statt. Der Ablauf ist gleich, wie mittags, nur dass um 11 Uhr für alle eine Pause ist, in der eine Mutter für alle Essen, wie Nudeln, Kartoffeln mit Eiern oder Reis verkauft. Zwanzig Minuten dürfen die Kinder nicht spielen und sitzen in ihren kleinen Gartenstühlen, um zu essen. Dieser Anblick ist einfach zu süß.


Kinder von Aldea Yanapay beim Mittagessen. Foto: Lara Leibold

Auch in dieser Woche war ich wieder im Kunstworkshop, und zusammen mit der Französin Dina, beschlossen wir, mit den Kindern ein eigenes Brettspiel zu erfinden und zu basteln. Diese Idee kam super an und alle arbeiteten mit Begeisterung mit. Auf einem großen Karton wurde das Spielfeld erstellt. Außerdem bastelten wir Karten mit Fragen, die es auf manchen Feldern zu beantworten galt, um weiter fahren zu dürfen. Die Kinder personalisierten das Spiel mit ihren Zeichnungen und gaben ihm den Namen „Camino Yanapay“. Darüber hinaus bastelten sie selbst Spielfiguren und einen Würfeln. In der Show am Freitag stellten wir dann stolz unser Spiel vor und alle freuten sich, dass es ab sofort ein neues Spiel im Spieleworkshop geben würde. Leider habe ich total vergessen, ein Foto zu machen, obwohl auch ich richtig stolz auf unsere gemeinsame Arbeit war. Das Thema der Woche war ganz einfach und offen. Wir sollten nur etwas Kreatives präsentieren, sei es ein Lied, einen Tanz, ein Theater, Zeichnungen oder was immer wir wollten. Der Grund dafür lag darin, dass die Familien für diese Woche neu aufgeteilt wurden, weil sehr wenige Kinder da waren. Nun waren Kinder verschiedener Altersstufen in derselben Familie. Wir durften den Familien neue Namen geben und unserer lautete „sinchi“, was auf Quechua „mutig“ bedeutet. Die Idee mit den gemischten Gruppen gefiel mir zunächst echt gut, doch es erwies sich als schwieriger als gedacht, mit ihnen zu arbeiten. Die Kleinen waren total aufgedreht, was ja irgendwo verständlich und auch akzeptabel ist, doch die Älteren ließen sich ganz schnell mitziehen und niemand hörte mehr zu und sie taten Sachen, von denen sie genau wussten, dass sie verboten sind, wie z.B auf den Polstern, die eigentlich nur für den Kreis gedacht sind, herumzuspringen, ohne zu fragen Spiele rauszuziehen oder wie verrückt im ganzen Raum herumzurennen. Sogar die peruanische Volontärin, die sonst alles im Griff hat, war ganz geschafft und wusste nicht mehr was sie tun sollte. Als sich auch am Mittwoch noch kein Fortschritt zeigte, redeten wir mit Oihane und baten sie um Hilfe, woraufhin sie sich am Donnerstag mit uns zusammensetzte. Wir Volontäre sollte erklären, wie die Situation von unserer Sicht aus aussah und warum wir uns schlecht behandelt fühlten und die Kinder wurden gefragt, warum sie uns auf einmal nicht mehr respektierten. Man merkte sehr schnell, dass sie uns gar nicht vorsätzlich auf der Nase herumgetanzt waren, da alle ein schlechtes Gewissen bekamen und betreten auf den Boden schauten. In der restlichen Zeit der Stunde am Donnerstag konnten wir dann endlich damit anfangen, etwas für die Show vorzubereiten. Die Aufgabe war, etwas zu zeichnen, was wir mit unserem Familiennamen „sinchi“ (mutig) verbanden.


Die Familie Sinchi bringt aufs Blatt, was ihr Name bedeutet. Foto: Lara Leibold

Am Freitag konnten wir dann zum Glück viele schöne Bilder präsentieren, aber noch viel wichtiger war, dass wir unseren Konflikt lösen konnten und letztendlich doch alle zusammengearbeitet und uns liebevoll behandelt haben. Außerhalb der Schule war ich, vor allem abends, mit den neuen Volontären, die am Montag angekommen waren, unterwegs. Ich freute mich sehr über die Ankunft einer Französin und einer Deutschen, mit denen ich mich auf Anhieb verstand und die bis April und damit während meiner ganzen restlichen Zeit in Cusco da sein würden. Wir zeigten ihnen gleich unsere Lieblingsrestaurants und Plätze in Cusco und am Freitag gingen wir drei Mädels ganz klischeehaft zusammen in ein großes Einkaufszentrum. Außerdem besuchte ich am Donnerstag mit Klaus das Colibri Projekt, ein Projekt der Polizei und der Stadt Cusco für Straßenkinder in Cusco.

Bei unserem Besuch bei Colibrí wurde der Geburtstag von gleich drei Kindern
mit einer Torte gefeiert. Das Foto zeigt den Leiter, Reinaldo Canal Oblitas mit Kindern
und einer Volontärin. Foto: Klaus Flad


Es war dort sehr laut und chaotisch und es gab keinerlei Strukturen wie in der Aldea Yanapay, jedoch schlichen sich auch diese Kinder sofort in mein Herz, als sie mich umarmten und schon „profe“ nannten, obwohl ich erst mal nur dort war, um mir das Projekt anzuschauen. Deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass ich hin und wieder an meinen freien Nachmittagen vorbeischauen werde, um mitzuhelfen.

Lara Leibold (2. von rechts) machte sich ein Bild vom Straßenkinderprojekt
mit dem Namen Colibrí. Foto: Klaus Flad


Die Colibrí-Kinder spielen "Die Reise nach Jerusalem". Foto: Klaus Flad

Danach trafen wir Mariluz, das Mädchen, das uns bei der Choclo-con-Queso-Aktion geholfen hatte, und gingen mit ihr für ihren Sohn Windeln kaufen. Unglaublich, dass es einer jungen Mutter hier an so etwas Grundlegendem fehlt. Wir vereinbarten mit ihr eine weitere Aktion am Montag, worauf ich mich schon freue. In der Freitagsreunión bearbeiteten wir dieses Mal Themen zu unserer Arbeit in der Schule. Wir bekamen drei Fragen, die wir in zwei Gruppen beantworten sollten: Die Ängste, die wir in der Schule haben, ob wir das Handy als Arbeitsmittel verwenden sollten und wie wir die neuen Kinder, die am Montag kommen werden, am besten eingliedern könnten. Vor allem die Gespräche über die erste Frage halfen mir sehr weiter, weil auch ich, obwohl ich inzwischen echt lange hier bin, immer noch Angst habe, einmal vor einen unlösbaren Konflikt gestellt zu werden. Beispielsweise passiert es mir sehr oft, dass ich die Kinder, die im Streit aufgeregt werden, nicht mehr verstehe und das, was ich ihnen sagen möchte, nicht richtig auf Spanisch ausgedrückt bekomme. Oihane beruhigte mich daraufhin und meinte, dass sie sich sicher ist, dass mein Spanisch gut genug ist und ich in diesen Situationen nur nervös bin. Wenn ich mit einer Situation nicht zurecht komme, soll ich keine Angst haben, einen spanischsprachigen Volontär oder auch eine Koordinatorin zur Hilfe zu holen. Da die Themen der Reunión sowohl für die „alten“, als auch für die neuen Volontäre von großer Wichtigkeit waren, dauerte sie sehr lang, aber die Gespräche waren für uns alle sehr interessant und hilfreich. Am Freitagabend musste ich mich dann von Gino verabschieden, was mich sehr traurig machte, da ich mit ihm in den drei Monaten sehr viel Zeit verbracht habe und er ein sehr guter Freund für mich geworden war. Allerdings versicherte er mir, dass wir uns sicher auf einer seiner Reisen nach Europa wiedersehen werden. Außerdem kochte ein anderer Volontär für uns alle und durch das superleckere Essen und das Zusammensein mit den anderen, waren alle Sorgen sehr schnell vergessen. Ich freue mich darauf, am Montag neue Kinder kennenzulernen, mit ihnen noch vier Wochen zu verbringen und dann im Casa Mantay anzufangen und neue Erfahrungen dort zu machen. Darüber hinaus fange ich so langsam an, meine fünfwöchige Reise zu planen, die ich nach meinem Volontariat vorhabe. Nach kurzen Zweifeln, ob ich nicht früher heimfliegen sollte, freue ich mich jetzt doch sehr darauf, auch Bolivien zu erkunden. Dies habe ich unter anderem Pia zu verdanken, die mir empfohlen hat, die Chancen nicht gehen zu lassen, mehr von diesem Kontinent zu entdecken.

Burladingen, 12. Januar 2020
Geschrieben von Elisa Leibold
Ich bin dankbar, dass wir diese Reise gemacht haben
Bericht der jüngeren Schwester Elisa über ihren Besuch mit ihrer Familie bei Lara in Peru

Mit voller Vorfreude, dass ich meine Schwester Lara wiedersehe, bin ich am 21. Dezember mit Mama, Papa und Laras Freund Johannes nach Zürich zum Flughafen gefahren. Die ganze lange Reise konnte ich es nicht realisieren, dass ich gerade endlich zu meiner Schwester fliege. Erst als ich in Cusco aus dem Flugzeug gestiegen bin und Lara endlich gesehen habe, konnte ich es realisieren, dass ich in Peru bin. Endlich konnte ich Lara, nach meiner Meinung nach zu langer Zeit, wieder umarmen. Dann sind wir zusammen zu Alexis und Katja gefahren, bei denen wir für die Zeit wohnen durften. Dort haben wir dann erst mal einen Cocatee getrunken, der besser als erwartet geschmeckt hat. Anschließend haben wir uns Cusco noch ein bisschen angesehen. Am nächsten Tag haben wir dann zusammen mit Klaus eine Choclo con Queso (Mais mit Käse) Aktion in der Innenstadt von Cusco gemacht, bei der wir das Essen an die armen Leute gegeben haben. Wir alle fanden es unglaublich, aber gleichzeitig auch faszinierend, wie sehr die Menschen sich über einen Maiskolben mit einem Stück Käse gefreut haben. Leider waren es viel zu viele Menschen, die uns in den Eingang eines Hotels gedrängt haben, dass der Mais und der Käse uns nicht gereicht haben und wir aber glücklicherweise noch etwas mehr auf Lager hatten, sodass wir dann noch an die Leute etwas verteilen konnten, die nicht an der Plaza de Armas saßen.  Im Gesamten hat die Aktion echt voll Spaß gemacht, weil man den Leuten einfach eine Freude gemacht hat. Außerdem war es eine tolle Erfahrung.


Elisa Leibold (Mitte) umringt von Kindern und Eltern,
die sich über die von La Balanza am Tag vor Heilig Abend
an der Plaza de Armas von Cusco durchgeführte
Aktion Choclo con Queso freuten. Foto: Hannes Leibold
 
Am Heilig Abend haben wir dann am Abend gemeinsam im Hostel gekocht und gegessen. Es war voll schön einfach zusammen zu sitzen und zu lachen. Am 26. Dezember starteten wir dann unsere zweitägige Exkursion nach Macchu Picchu. Der lange Fußweg von Hidroeléctrica nach Aguas Calientes war sehr anstrengend und deshalb waren wir auch froh, als wir im Bett waren. Am anderen Morgen sind Lara und Johannes nach Machu Picchu hochgelaufen. Mama, Papa und ich sind mit dem Bus hochgefahren. Oben hatten wir dann eine Führung, die leider auf Spanisch war, weshalb Lara alles für uns übersetzen musste. Trotzdem waren alle fasziniert von den Ruinen und der atemberaubenden Landschaft. Nach langer Heimfahrt sind wir gut in Cusco angekommen.


Familienausflug nach Machu Picchu Weihnachten 2019. Foto: Tourguide

Am Tag danach sind wir nach Lamay gefahren zu Yuri, dem Direktor von Yanapay. Uns hat es dort mega gut gefallen, weil einfach die Landschaft und das Ambiente wunderschön sind. Außerdem haben wir dann Gino, auch ein Volontär aus Yanapay, kennengelernt und sind anschließend zusammen mit Klaus, Alexis und Katja ins Casa Mantay gefahren, wo wir uns die Einrichtung für die missbrauchten Jugendlichen angeschaut haben. Für uns, vor allem für mich, war es sehr emotional, da die Mädels dort zum Teil in meinem Alter oder jünger sind.  Trotz deren Vergangenheit wirken die Mädchen sehr glücklich und die Babys waren unglaublich süß und offen.
(Nachfolgend Fotos, aufgenommen von Gino Joshimar, vom Besuch bei Casa Mantay mit Aushändigung von Hygiene-Paketen und Geschenken an Mütter und Babys sowie Ausgabe von Torten an die Kinder, Mütter und Mitarbeiter von Casa Mantay. Darunter folgt die Fortsetzung des Berichts von Elisa Leibold)





   





 

 

Am Abend waren wir dann noch auf dem Berg, wo der Cristo Blanco steht. Die Aussicht von dort auf Cusco war wunderschön.
(Nach den nachfolgenden Aufnahmen beim Cristo Blanco geht der Bericht von Elisa Leibold unten weiter).


Blick vom Cristo Blanco (bei Sacsayhuaman) auf Cusco. In der unteren Bildhälfte
in der Mitte hell erleuchtet die Plaza de Armas mit der Kathedrale und der Kirche
La Compañia. Foto: Klaus Flad


Blick von Cristo Blanco auf die Plaza de Armas. Foto: Klaus Flad


Blick vom Cristo Blanco auf die Plaza San Francisco von Cuso. Hell erleuchtet (links)
die Schule Colegio Ciencias Cusco und die Kirche Convento de San Francisco.
Foto: Klaus Flad


Familienfoto beim Cristo Blanco mit Blick auf Cusco. Foto: Klaus Flad


Familienfoto beim Cristo Blanco mit Blick auf Cusco. Foto: Klaus Flad

 
Links: Familienfoto beim Cristo Blanco mit Blick auf Cusco. Foto: Klaus Flad
Rechts: Gruppenfoto beim Cristo Blanco mit Blick auf Cusco. Foto: Hannes Leibold


Lara (links) und Elisa Leibold beim Cristo Blanco.
Im Hintergrund Blick auf Cusco. Foto: Klaus Flad


Oberhalb von Cusco, in der Nähe der ehemaligen Inka-Festung Sacsayhuaman,
steht eine der mächtigen Cristo-Blanco-Figur von Rio de Janero nachgebildeten
(etwas kleinere) weiße Christus-Figur. Foto: Klaus Flad

 
Am Tag darauf waren wir in insgesamt drei Dörfern: Viscochoni, Chinchaywasi und Quiñer, alles Teile der Gesamtgemeinde Huancarani im Bezirk Paucartambo. Für mich war es unglaublich, unter welchen Umständen die Leute dort leben. Nachdem wir mit den Einheimischen geredet und sie beschenkt haben, gab es in Viscochoni trucha con papas nativas (Forelle mit Bio-Kartoffeln) zum Essen und wir kauften uns noch selbstgemachte Produkte der Dorfbewohner.


Gruppenfoto in der herrlichen Andenlandschaft auf dem Weg zu den Dorfbesuchen von drei
kleinen Gemeindeteilen der Gesamtgemeinde Huancarani: (von links): Lara Leibold,
Johannes Dehner, Alexis del Pozo Aedo, Klaus Flad, Andrea Leibold, Ladoyska Romero,
Elisa Leibold, Alexis Manuela und Hannes Leibold. Foto: Walter Galindo


Einen herzlichen Empfang mit Blüten und Konfetti bereiteten uns die Dorfbewohner
von Viscochoni. Foto: Walter Galindo



Einen herzlichen Empfang mit Blüten und Konfetti bereiteten uns die Dorfbewohner
von Viscochoni. Foto: Walter Galindo


Der Präsident von La Balanza, Klaus Flad, erhielt von den Dorfgewohnern von
Viscochoni zur Begrüßung einen Blumenstrauß. Foto: Walter Galindo


Rednerinnen des Club de Madres (hier 2. von rechts) trugen La Balanza ihre
Petitionen vor. Foto: Walter Galindo


 
Die Gemeinde Viscochoni wünschte sich für den Club de Madres die Ausstattung
einer Textilwerkstatt mit Maschinen zur Stoffbearbeitung. Nachdem La Balanzas
Vorsitzender Klaus Flad eine Hilfe im Rahmen der Möglichkeiten zugesagt hatte
erhileten er und Andrea Leibold jeweils einen Schal als Geschenk.
Foto: Walter Galindo


Andrea Leibold erhielt einen Schal als Geschenk. Foto: Walter Galindo
 

Strahlende Gesichter beim Dorfbesuch Viscochoni. Foto: Walter Galindo


Kinder der Gemeinde Viscochoni trugen Gedichte vor. Zum Dank gab es Geschenke.
Foto: Walter Galindo



Geschenkausgabe an Mütter und Kinder der Gemeinde Viscochoni.
Foto: Walter Galindo



Die Gemeindemitglieder von Viscochoni verwöhnten uns mit Forelle und Kartoffeln
sowie den besten Kartoffelpuffern der Welt. Foto: Alexis del Pozo Aedo


Gruppenaufnahme mit den Gemeindemitgliedern von Viscochoni.
Foto: Walter Galindo

Danach sind wir weiter nach Chinchaiwasy gefahren, wo wir auch sehr nett begrüßt wurden. Zuerst haben wir uns die Wünsche der Bewohner dort angehört. Anschließend haben wir Tee bekommen, die Kinder beschenkt und mit ihnen gespielt. Ich hatte sehr lange ein kleines Mädchen auf dem Schoß, mit dem ich mich eigentlich sehr gut unterhalten konnte. Nur war ich voll erstaunt darüber, dass sie nicht wusste wie alt sie ist, da es bei uns selbstverständlich ist, dass man weiß wie alt man ist. Nach einiger Zeit sind wir dann leider wieder gegangen und ich konnte mich nur schwer von dem Mädchen trennen. Zum Ende machten wir noch einen kleinen Zwischenstopp in der Gemeinde Quiñer. Dort hat Klaus uns noch das erste Werk von La Balanza gezeigt: Das von La Balanza finanzierte Dorfgemeinschaftshaus von der Gemeinde Quiñer.


Bei der Besprechung mit den Dorfbewohnern von Chinchaywasi in der Textilwerkstatt.
Foto: Walter Galindo


Der Weg zurück nach Cusco hat  sich lustigerweise komplizierter herausgestellt als gedacht, weil wir plötzlich anhalten mussten, weil ausgerechnet an diesem Tag irgendwas auf der Straße gemacht wurde. (Ich hab bis jetzt noch nicht so ganz verstanden, was da gemacht wurde). An Silvester sind wir dann tagsüber zu den Ruinen von Sacsayhuaman, Qenqo, Puka Pukara und Tambomachay gefahren und haben uns diese angesehen. Am Abend sind wir dann ganz traditionell Raclette essen gegangen. Was soll man zu dem Raclette dort sagen? Es ist… anders. Aber es hat trotzdem gut geschmeckt. Unseren Rest des Abends haben wir dann an der Plaza de Armas verbracht und haben um 12 dann das Feuerwerk angeschaut. Es war ein anderer, aber ein trotzdem besonders schöner Start ins neue Jahr.


Silvesterfeuerwerk an der Plaza de Armas von Cusco
Foto: Klaus Flad


Am 1. Januar haben wir dann ausgeschlafen und sind dann später nach Pisac, etwa eine Stunde von Cusco weg, gefahren und haben uns nochmal eine Ruine angesehen und sind danach noch in Pisac etwas rumgelaufen. Am nächsten Tag sind wir dann auf den Montaña de 7 colores (Regenbogenberge) gegangen. Leider konnte man die Farben nicht sehen, weil überall Schnee lag. Trotz der Wetterlage war ich mitgerissen und fasziniert von dem Umfeld, weil trotz dass man die Farben in den Bergen nicht sehen konnte, die Aussicht von 5200 Meter einfach genial ist. Dann wars plötzlich schon der 3. Januar. An diesem Tag hatte Papa Geburtstag. Als Überraschung und Geschenk haben wir ihm eine Quadfahrt zu zwei Lagunen geschenkt. Er hat sich zum Glück gefreut.


Gruppenfoto bei der Quad-Tour der Familie Leibold mit
Elisa Leibold, Johannes Dehner, Lara Leibold, Hannes Leibold
und Andrea Leibold (von links). Foto: Tourguide

Die etwa zweistündige Tour war voll witzig und es hat mega Spaß gemacht, auch wenn ich bei Papa mitgefahren bin, weil ich es selber nicht hinbekommen hab'. Wir haben zwar danach ausgesehen, wie was weiß ich noch was, aber das wars uns wert. Abends haben wir dann ganz deutsch noch Wurstsalat gemacht und Papas Geburtstag etwas gefeiert.


Geburtstagsparty von Hannes Leibold in Cusco mit deutschem Wurstsalat
und peruanischem Bier. Foto: Klaus Flad

Leider mussten wir uns an diesem Abend noch von Alexis verabschieden, was echt traurig war. Der Tag darauf war dann der letzte Tag, denn an diesem Abend sind wir abgereist. Am Morgen waren in Yanapay und haben uns Laras aktuellen Arbeitsplatz angeschaut. Mir hat die Schule echt mega gut gefallen und ich fand sie süß. Danach sind wir ein letztes Mal zusammen essen gegangen und haben dann endgültig unsere Sachen gepackt. Wir haben uns von Katja verabschiedet und sind ein allerletztes Mal mit dem Taxi, was ich am Anfang gar nicht leiden konnte, zum Flughafen gefahren. Wir haben uns eingecheckt und dann kam der wahrscheinlich schlimmste Moment in der ganzen Zeit. Wir mussten uns schweren Herzens verabschieden. Ich kann von mir aus sagen, dass es eine mega schöne und einzigartige Zeit war, weil ich einfach so viele neue Erfahrungen sammeln konnte und so viele neue Eindrücke bekommen habe. Ich bin echt froh, dass wir diese Reise gemacht haben und auch dankbar allen Menschen, mit denen ich diese Zeit genießen durfte.
Anmerkung von Klaus Flad  (Cusco, 12. Januar 2020):
Liebe Elisa,
ich danke dir und deinen Eltern für euren Besuch hier in Cusco. Vielen herzlichen Dank für euer Interesse und für eure Hingabe zu den Menschen in Peru. Ihr wart eine tolle Begleitung in unseren Projekten. Dir, liebe Elisa danke ich auch besonders für diesen tollen Bericht.
Liebe Grüße nach Deutschland. Auch meine Zeit hier neigt sich langsam dem Ende zu. Das Mädchen, das du in Chinchaywasi auf dem Schoß hattest heißt Rocio Estér Puma Champi. Die ungeteerte Straße nach Chinchayeasi wurde am Tage unseres Besuchs aufgrund der Regenfälle, welche teilweise den Untergrund weggespült hatten, neu mit Schottermaterial aufgefüllt und frisch eingeebnet. Deshalb kam es zu Wartezeiten und Behinderungen des Verkehrs (siehe Fotos unten).
Herzlich
Klaus Flad


Verkehrsbehinderungen auf dem Weg nach Chinchaywasi. Bei dem weißen Pkw
handelt es sich nicht um den Minibus unserers Fahrers Walter, sondern um den
Pkw eines entgegenkommenden Fahrzeugführers, der von unserem
Fahrer Walter Galindo sowie von Hannes Leibold und Alexis del Pozo Aedo
freigeschoben wurde, nachdem er steckengeblieben war.
Foto: Klaus Flad
.

Blick aus dem Autofenster auf dem Streckenabschnitt mit Baustelle.
Foto: Klaus Flad



Blick aus dem Autofenster auf dem Streckenabschnitt mit Baustelle. Im Rückspiegel
zu erkennen: Unserer Fahrer Walter Galindo.
Foto: Klaus Flad




Straßenarbeiten am Fahrweg nach Chinchaywasi. Foto: Klaus Flad

Cusco, 10. Januar 2020
Geschrieben von Lara Leibold
Ich bin meiner Familie und meinem Freund unglaublich dankbar für den Besuch

Nach langer Zeit kommt nun mal wieder ein Bericht von mir. Da auch in der Aldea Yanapay, wie in Deutschland, vom 23. Dezember 2019 bis zum 5. Januar 2020 Weihnachtsferien waren, nutzten meine Familie und mein Freund die Gelegenheit und kamen mich hier besuchen. Natürlich haben wir die Zeit so gut wie es ging genutzt, hatten viel geplant und so viel Zeit wie möglich miteinander verbracht, sodass ich keine Zeit hatte, um einen Bericht zu schreiben. Nach ihrer Abreise am Samstagabend, berichte nun über die letzten drei Wochen, angefangen mit der letzten Schulwoche in der Aldea Yanapay. Ich war im Kunstworkshop eingeteilt, was mir zuerst etwas Bedenken bereitete, da ich nicht grundlos nach der zehnten Klasse Kunst abgewählt habe. Jedoch hatte ich den Vorteil, dass meine Mutter mit uns bis zuletzt in der Weihnachtszeit noch viel gebastelt hat, was sogar mir Spaß gemacht hat. So rief ich mir alle möglichen Arten Sterne zu basteln, die ich je gelernt habe, ins Gedächtnis zurück, denn schließlich eignet sich nichts besser für die letzte Woche vor Weihnachten. Den meisten Kindern machte es großen Spaß und sie freuten sich, neue Falttechniken und Materialeine kennenzulernen, mit denen man Sterne und Schneeflocken basteln konnte. Beispielsweise verwendeten wir das Zeitungspapier wieder, das stapelweise im Kunstraum liegt und wohl selten benutzt wird. Es gefiel mir richtig gut, den Kindern auf diese Weise etwas beizubringen und obwohl es ziemlich anstrengend war, zu zweit auf jedes „Profe!“ der Kinder zu reagieren, waren wir zwei Volontäre nach jeder Workshopstunde, mindestens genauso glücklich wie die Kinder mit ihren Werken.
Es war sehr rührend die Dankbarkeit für das neu Gelernte zu erfahren, denn in jedem „círculo de amor“ dankten die Kinder uns dafür, dass wir ihnen geholfen und etwas Neues gezeigt haben. Außerdem konnten auch wir etwas von ihnen lernen, da auch sie uns die ihnen bekannten Falttechniken zeigten. Darüber hinaus wurde ich am Dienstag während des Workshopes besonders überrascht. Ich war gerade damit beschäftigt mehreren Kindern gleichzeitig weiterzuhelfen und sie mit Kleber zu versorgen, als ich auf einmal Klaus‘ Stimme vernahm. Ich freute mich total, ihn zu sehen und war froh darüber, dass er mir den Rest des Nachmittages Gesellschaft leistete. Auch die Kinder freuten sich ihn zu sehen und vor allem Mauricio, der ihn „Santa Klaus“ nannte, konnte nicht mehr aufhören, ihm sämtliche Geschichten zu erzählen.


Im Circulo de Amor nutzen die Kinder von Aldea Yanapay regelmäßig die Gelegenheit
den Volontären zu danken. Foto: Klaus Flad

Am Abend ging ich mit Klaus noch an die Plaza, um einen Tee zu trinken und stellte überrascht fest, dass Klaus jede Menge Menschen dort kannte. Alle paar Meter hörten wir „Hola Klaus!“ aus einer anderen Richtung. Er erzählte mir, dass die meisten davon ehemalige Kinder des Straßenkinderprojektes „Colibri“ sind. Ich fand es sehr interessant zu sehen, was aus ihnen geworden war. Allerdings berührte mich auch ihr Schicksal, dass sie nun jeden Abend in der Kälte in der Stadt rum laufen und versuchen, etwas zu verkaufen. Auf dem Heimweg zum Hostel hatte ich gleich noch ein einschneidendes Erlebnis. Klaus hatte mir zuvor von einer Frau erzählt, die immer ihre Sachen auf der Straße verkauft und diese trafen wir. Während wir mit ihr redeten schlichen schon die uniformierten Angestellten der Stadt (municipalidad) der Stadt um uns herum, da diese natürlich meinten, die Frau möchte uns etwas verkaufen und eigentlich das Verkaufen von „Artesanias“ an Touristen auf der Straße verboten ist. Es stieß noch ein ecuadorianischer Tourist dazu, der ihr zwei Schals abgekauft hat und mit dem wir dann über soziales Engagement geredet haben. Auf einmal kam eine Gruppe von mehreren Beamten auf uns zu und die Frau musste die Flucht ergreifen. Klaus erzählte mir, dass sie ihr nun wahrscheinlich alle ihre Produkte in Beschlag nehmen würden und sie diese gegen einen hohen Preis (Strafe) auf dem Rathaus abholen müssen würde. Die wenigen Artesanias sind alles, was sie hat, um etwas Geld zu verdienen und ihr diese Chance abzunehmen, finde ich schrecklich. In Zukunft werde ich die Verkäuferinnen, die ich bisher nur genervt abgelehnt habe, mit ganz anderen Augen sehen. Als ich im Hostel zurück war, war ich immer noch sehr betroffen und auch jetzt muss ich immer noch viel über diese Situation und was sie über die Gesellschaft hier aussagt, nachdenken.

Das Wochenthema, das wir in der Schule bearbeiteten, waren wie kann es auch anders sein Weihnachtslieder, die wir in der großen Weihnachtsshow am Freitag vortragen sollten. Die Kalpas waren sich sofort über die Liederauswahl einig und die zwei Anwesenden beherrschten das Lied am ersten Tag schon perfekt. Als jedoch am nächsten Tag der Rest der Familie kam, hatten die anderen zwei keine Lust auf das Lied und wollten nicht singen. Zum Glück half mir die Psychologin Astrid, alle zum Singen zu bewegen. Allerdings hielt das auch nur einen Tag an. An der Show gaben sie dann selbst zu, dass ihr "Profe" das Lied besser beherrschte als sie selbst. Yuri leitete die Show jedoch so souverän und brachte richtige Entertainerqualitäten zum Vorschein, sodass alle Vorträge toll waren, auch wenn die Lieder teilweise nicht beherrscht wurden.

 
Links: Lara Leibold bei der Show am Freitag vor Heilig Abend. Rechts:
Mit Entertainerqualitäten wurde die Show von Yuri geleitet. Fotos: Klaus Flad


Die Show gefiel mir allgemein richtig gut. Es beeindruckt mich, wie Yuri mit den Kindern arbeitet und wir machten am Anfang ein sehr schönes Ritual mit Coca-Blättern. Außerdem gab es heiße Schokolade, Paneton und Torte, die von La Balanza gespendet wurde.


Mauricio (links am Mikrofon) gab wieder einmal alles bei der Show am Freitag.
Foto: Klaus Flad

 
Insgesamt drei große Torten spendete La Balanza den Kindern von Aldea Yanapay am
letzten Freitag vor Weihnachten. Foto: Klaus Flad



José, selbst ehemaliges Kind der Aldea Yanapay
ist heute dort als Haus- und Hofmeister tätig.
Gerne hilft er auch bei der Tortenausgabe an die
Kinder. Sein eigener Sohn ist ebenfalls bereits
ein Kind von Yanapay. Foto: Klaus Flad

Der Verzehr dieser Leckereien musste allerdings unterbrochen werden, da die Show draußen stattfand und wie man Cusco kennt, kam natürlich der Regen dazwischen. So wurde es zum Ende etwas chaotisch und wir hatten viel zu tun, um während der Geschenkeübergabe alle einigermaßen ruhig zu halten.

Am Samstag war ich dann den Großteil des Tages damit beschäftigt, den Flug meiner Familie zu verfolgen, die sich Samstagnacht deutscher Zeit auf die Reise zu mir machte. Außerdem spielte am Abend Gino in Cusco in einer Bar und wir Volontäre konnten ihm endlich auch einmal bei einem richtigen Auftritt zuhören anstatt immer nur bei seinen Privatkonzerten im Hostel.

Am Sonntag war dann endlich der große Tag der Ankunft meiner Familie hier gekommen. Da ich es nicht mehr aushielt, machte ich mich viel zu früh auf den Weg zum Flughafen und da ich sehr nah am Wasser gebaut bin, war ich
dort angekommen schon total verheult. Als dann eine halbe Stunde später Klaus und Alexis ankamen waren sie ganz gerührt von meinen Emotionen. Die Zeit an diesem Morgen wollte einfach nicht rumgehen. Dazu machte mein Besuch es noch zusätzlich spannend, da zuerst nur meine Schwester und mein Freund aus dem Gebäude heraus kamen und immer wieder darin verschwanden, bevor sie schließlich alle vier endgültig zu uns kamen. Es war ein sehr emotionales Wiedersehen mit vielen Tränen und dicken Umarmungen.

Endlich am Flughafen in Cusco angekommen: Der Besuch von Lara. Foto: Alexis del Pozo

Nachdem wir uns ausgiebig begrüßt hatten, gingen wir zu Alexis, um einen Cocatee zu trinken. Meine Mutter steuerte ihre selbstgebackenen Plätzchen bei, die sie extra mitgebracht hatte und über die ich sofort herfiel. Ein Weihnachten ohne diese Plätzchen ist unvorstellbar und ich habe mich richtig darüber gefreut. Nach einer Weile machte ich mich mit meinem Freund auf den Weg zum Hostel und wir verabredeten uns mit meinen Eltern zum Abendessen.

Begrüßung der Gäste bei einem Cocatee. Selfie: Alexis del Pozo Aedo

Am nächsten Tag machten wir morgens zunächst eine Stadtführung durch Cusco, damit alle die Stadt einmal grob kennenlernen konnten. Danach führten wir für La Balanza die Aktion „Choclo con Queso“ durch, bei der wir einen Maiskolben mit einem Stück Käse an die Bedürftigen in der Stadt verteilten. Auch dieses Erlebnis war sehr eindrucksvoll. Wir trafen uns mit zwei Peruanerinnen (Mariluz und Clorinda, Klaus kennt die beiden schon seit ihrer Zeit als Straßenkinder bei Colibrí), die uns den Choclo (heißgekochte Riesen-Maiskolben) brachten, an der Plaza de Armas. Wir wollten in eine der Nebenstraßen laufen, um ihn zu verteilen, da auf der Plaza zu viele Menschen waren, weil für Weihnachten viele Familien vom Land angereist waren. Allerdings mussten wir als Weiße, die Essen schleppten, aufgefallen sein, denn uns folgte eine ganz Menschenmasse und als wir anfingen, den Mais zu verteilen, ging das Gerangel los.


Nur sehr wenige Minuten ging es einigermaßen geordnet zu bei der Ausgabe von
Choclo con Queso am Tag vor Heilig Abend in der Nähe der Plaza de Armas.
Nach kürzester Zeit waren wir umringt von Kindern und Eltern, die alle einen
heißen Maiskolben mit einem Stück Käse von uns wollten.
Foto: Lara Leibold


Elisa Leibold bei der Augabe von heißen Maiskolben an Kinder. Foto: Hannes Leibold


Innerhalb kürzester Zeit richteten wir auf Gehweg und Fahrbahn ein Chaos an. Eine
Polizistin musste zunächst den Verkehr regeln und half uns dann, den Andrang von
Müttern und Kindern etwas zu ordnen, damit wir in kürzester Zeit 120 heiße Maiskolben
mit Käse an die Menschen ausgeben konnten. Foto: Hannes Leibold

Natürlich wollte jeder von ihnen etwas zu essen für sich und seine Kinder ergattern und wir versuchten eine Schlange zu organisieren, was allerdings fast unmöglich war. Schließlich half uns eine Polizistin, die zuerst den Verkehr um uns herum regeln musste, alles etwas zu organisieren. Jedoch waren die 120 Maiskolben, die wir dabei hatten, viel zu schnell verteilt und viele gingen mit leeren Händen aus. Martina, die Mutter von Mariluz und Clorinda hatte allerdings noch zwei Taschen voller Choclos mehr vorbereitet, als wir bestellt hatten und wir machten uns auf in eine andere Richtung, um auch anderen Bedürftigen die Chance zu geben, einen Tag vor Weihnachten einigermaßen satt zu werden. Hier, im Breich San Pedro, war die Aktion viel persönlicher, weil wir jedem persönlich den Mais überreichten, anstatt ihn einfach nur ohne hinzusehen auszuteilen.

 
"Gracias caballero, el señor le bendiga" "danke der Herr, der Herr möge Sie segnen",
so und so ähnlich lautet oft der Dank der Bedürftigen, wenn wir in Cuscos Innenstadt
Lebensmittel an die Bedürftigen ausgeben. Auch dieses Mal trafen wir viele Menschen
an, die nicht zum ersten Mal von La Balanza einen heißen Maiskolben mit Käse als
beliebten Snack erhielten. Auch Laras Familie war sichtlich gerührt von den Emotionen
der Dankbarkeit, welche die Bedürftigen jedesmal zeigen. Fotos (3) Hannes Leibold

Da wurde mir auch das Schicksal vieler der Bettler am Straßenrand mehr bewusst. Am Wegrand saßen Blinde, Behinderte (besonders in Erinnerung war mir ein Mädchen mit Downsyndrom in Erinnerung geblieben), Männer, denen ein Bein oder ein Arm fehlte und viele Kinder die auf ganz verschiedene Weisen versuchen müssen, Geld zu verdienen. Es machte uns allen Spaß, das Essen zu verteilen. Es gibt einem so ein gutes Gefühl, ein Lächeln geschenkt zu bekommen, dass ich mich fast noch mit meiner Schwester gestritten hätte, wer nun wem die Kleinigkeit übergeben darf. Am Ende des Tages hatte auch die Familie, die uns die Maiskolben vorbeireitet hatten, viel verdient. Wir zahlten ihnen mehr, als sie normalerweise dafür verlangen und Abends bekamen alle noch ein Menü im McDonalds spendiert, was für sie wahrscheinlich ein Luxusessen war.


Gruppenfoto nach getaner Arbeit: Martina (vorne links) und ihre Töchter Clorinda (daneben)
sowie Mariluz (hinten rechts) bereiteten für uns insgesamt 200 heiße Maiskolben mit Käse
vor, die wir in kurzer Zeit an die Bedürftigen in Cuscos Innenstadt verteilt hatten.
Foto: Hannes Leibold

Wir alle waren sehr zufrieden und glücklich mit dem Erlebten und erfüllt von den vielen dankbaren Gesichtern, in die wir blicken durften.
Am nächsten Tag war dann der Heilige Abend gekommen.


Mal ein etwas anderer Heiligabend, bei einem Saft im "Mercado San Pedro":
(von llinks): Andrea, Elisa, Lara, Johannes und Johannes.
Selfie von Johannes Leibold

Morgens kauften wir die Zutaten ein, die wir für unser Weihnachtsessen, das wir am Abend zusammen kochen wollten, benötigten. Danach gingen wir auf den großen Weihnachtsmarkt auf der Plaza de Armas, wo Menschen aus Cusco und auch den Dörfern im Umkreis, ihre Handarbeiten verkauften. Wir deckten uns alle mit Souvenirs ein, allerdings regnete es sehr stark, sodass wir recht schnell wieder ins Hostel zurückkehrten. Abends kochten wir dann, so gut es ging, ein Weihnachtsessen. Da wir viel zu viel gekocht hatten, luden wir noch Chio, die Leiterin des Hostels ein, die den Heiligen Abend an der Rezeption verbrachte. Es war ein sehr anderes Weihnachten, aber auch sehr schön und ich war echt glücklich, an diesem Tag nicht alleine zu sein, sondern Menschen, die ich liebe um mich herum zu haben. Am zweiten Weihnachtsfeiertag machten wir uns dann auf den Weg nach Macchu Picchu.

 
Nicht einfach gestaltete sich der Weg nach Machu Picchu. Der Wanderweg entlang am
Bahngleis und am Fluß Urubamba (rechts) von Hidroeléctrica nach Aguas
Calientes erscheint endlos lang. Foto: Lara Leibold

Auf diesen Tag hatte ich mich schon lang vorher gefreut, weil ich schon so lange hier bin und so viele Leute davon schwärmen gehört habe und nun war es endlich so weit und ich machte mich selbst auf zu dem Weltwunder. Wir fuhren mit dem Bus nach Hidroeléctrica, von wo aus wir dann nach Aguas Calientes, dem Dorf unter der Festung wandern wollten. Die Fahrt war sehr rasant und von Kurven geprägt und plötzlich hielt der Bus auch noch an und wechselte einen Reifen, da dieser einen Platten hatte. Nach sieben Stunden kamen wir aber dann doch an und begannen unsere Wanderung, vom Rauschen des Flusses „Urubamba“ begleitet, durch den peruanischen Regenwald. Obwohl wir nur wenige Kilometer von Cusco entfernt waren, war das Klima komplett anders als in der Stadt. Es war viel wärmer, was echt eine schöne Abwechslung zu der Kälte im regnerischen Cusco war, und wir beobachteten viele verschiedene Pflanzen und Tiere, wie z. B Bananenbäume und die verschiedensten Vögel. Es war eine sehr schöne Wanderung, durch die Hitze und Feuchtigkeit jedoch auch ziemlich anstrengend, sodass wir in Aguas Calientes nach einem Abendessen auch schnell schlafen gingen. Vor allem, weil mein Freund und ich uns entschieden, am nächsten Morgen die Stufen nach Macchu Picchu zu Fuß zu erklimmen, anstatt einen Bus zu nehmen und wir uns morgens um halb sechs schon auf den Weg machen mussten. Nach einer relativ kurzen Nacht begannen wir also am nächsten Morgen im Regen den Aufstieg. Obwohl es nass war, war es schon unglaublich warm, sodass wir oben angekommen, ziemlich verschwitzt und außer Atem waren. Jedoch war der Anblick der Inkastadt und dem Berg, Wayna Picchu, der noch im Nebel verborgen war, so beeindruckend, dass die Torturen des Aufstiegs schnell vergessen waren.


Die Mühen des Aufstiegs haben sich gelohnt. Mayestätisch zeigte sich die
Ruinenstadt Machu Picchu im leichten Nebelschleier mit dem Berg Wayna
Picchu im Hintergrund. Foto: Lara Leibold

Der Ort war von einer mystischen Atmosphäre umgeben und man konnte die Geschichte, die dahinter steckt, förmlich spüren. Auch die Führung war sehr interessant, da natürlich viel über Geschichte und auch die Eroberung des Inkareichs durch die Spanier erzählt wurde, was genau mein Interessengebiet traf. Auch Rituale, Zeremonien und wissenschaftliche Erkenntnisse wurden behandelt, sodass wir nach den zwei Stunden einen relativ guten Überblick über alle Ereignisse und den Alltag in Macchu Picchu hatten. Dennoch bleiben so viele mysteriöse Geheimnisse über die Inkas offen, die wohl nie aufgedeckt werden. Genau diese Geheimnisse, die in jeder Ecke Cuscos und Umgebung stecken, macht die Region hier so interessant. Der Guide erzählte uns außerdem, dass die Stadt wahrscheinlich in einigen Jahren gar nicht mehr für Touristen geöffnet sein wird, was mich sehr schockierte. Die Stadt liegt auf einem Felsen und ist komplett vom Fluss Urubamba umgeben. Dieser wäscht Stück für Stück das Gestein aus und wenn die Zahl der Touristen pro Tag nicht beschränkt wäre, würde sie wohl schnell abstürzen. Es wird prognostiziert, dass das Weltwunder in ein paar Jahren nur noch, wie eine Vitrine von einem Berg aus besichtigt und nicht mehr betreten werden kann. Von den Eindrücken, den Wanderungen und Busfahrten waren wir am Ende unseres Ausfluges alle so geschafft, dass ich erstaunt war, dass wir es alle ins Hostel bzw zu Alexis geschafft haben.


Tief beeindruckt von den Geschichten rund um Machu Picchu: Lara Leibold (mitte) und 
ihre Besucher. Foto: Tourguide

Als Kontrastprogramm zu den vielen Touristen fuhren wir dann am nächsten Tag nach Lamay, weil ich meiner Familie diesen wundervollen Ort unbedingt auch zeigen wollte. Yuri hatte uns zu der Mitarbeiterfeier, die an diesem Tag dort abgehalten wurde, eingeladen. Wir verbrachten den Morgen in Ruhe mit Yuris Tieren im Garten und entspannten, um richtig runterzukommen. Mittags gab es dann eine Art Schweinebraten mit Gemüse, den der Koch Lucho, wie immer, exzellent zubereitet hatte. Nach dem Essen und netten Gesprächen mit den anderen Gästen und Yuri, der sich riesig freute uns empfangen zu dürfen, machten wir uns dann wieder auf den Weg zurück nach Cusco. Wie schon das letzte Mal, war ich nach dem Aufenthalt in Lamay tiefenentspannt und kann es kaum erwarten, das nächste Mal der Stadt zu entfliehen und ein Wochenende dort zu verbringen. Die nächsten Tage genossen wir Cusco und Umgebung und machten verschiedene Ausflüge, um das Heilige Tal und die Ruinen rund um die Stadt zu besichtigen.
Am 29. April besuchten wir außerdem „Casa Mantay“, wo ich ab Mitte Februar einen Monat als Volontärin verbringen werde. Dieses Projekt ist ein Heim für Mädchen zwischen zwölf und 18 Jahren, die ein Kind haben. Dort lernen sie, ihr Kind zu lieben, können in die Schule gehen und lernen, Stoffe zu verarbeiten, während ihre Kinder betreut werden, sodass sie mit 18 Jahren wieder in die Gesellschaft eintreten und unabhängig ein gutes Leben zusammen mit ihrem Nachwuchs führen können. Ich war sofort hin und weg von dem Projekt, weil sowohl die Kinder, als auch ihre Mütter total herzlich und süß waren. Als Alexis beispielsweise verkündete, dass ich im Februar als Volontärin kommen werde, applaudierten und jubelten sie und hießen mich so schon Willkommen. Natürlich war es auch für meine Schwester, meine Mutter und mich das Größte, die Babys auf den Arm zu nehmen und ich freue mich schon darauf, mehr Zeit mit ihnen zu verbringen.


Ausgabe von Baby-Hygienesachen, Torten und von anderen Geschenken
an die Kinder und Mütter im Mädchenheim Casa Mantay.. Foto: Hannes Leibold

Einen Tag später machten wir uns dann in einem Bus, gefüllt mit Alexis, Klaus, meiner Familie und Lado mit einer Freundin, auf den Weg nach Viscochoni, einer Gemeinde, die ich zuvor zusammen mit Alexis schon zweimal besucht hatte. Wie die Male davor wurden wir herzlich mit Konfetti und Blumen empfangen, bevor wir den Frauen der Handarbeitsvereinigung (Club de Madres) und den Kindern in Form von Geschenken eine kleine Freude machten. Als wir vor Weihnachten dort waren, hatten wir ihnen außerdem eine Toilette und ein Waschbecken geschenkt, was sie davor nicht besaßen und ihnen gesagt, dass diese santären Dinge bis zu unserem nächsten Besuch aufgebaut sein sollen. Ich hätte ehrlich gesagt gedacht, dass sie die Anlage gar nicht, oder nicht richtig aufbauen, doch als ich das Ergebnis sah war ich echt erstaunt. Alles war ordentlich aufgebaut und sauber und der Bretterverschlag, der zuvor nur von einer Plastikplane abgedeckt war, hatte eine richtige Türe. Sogar ein Stück Seife lag am Waschbecken, was sehr untypisch ist.


Lara Leibold erklärt La Balanzas Vorsitzendem Klaus Flad (links), dass die Comuneros
in Viscochoni ihr Versprechen wahr gemacht und die Toilette absprachegemäß fertig
gestellt haben. Foto: Walter Galindo

 

Die Vertreter von La Balanza überzeugten sich von der Zuverlässigkeit der Dorfbewohner
von Viscochoni. Absprachegemäß wurde die von La Balanza gestiftete Toilette ein- und
eine Tür ins Häuschen eingebaut. Foto: Walter Galindo

Nachdem wir den Frauen dann unsere Hilfe durch mechanische Webstühle zugesichert hatten, luden sie uns zu einer leckeren Forelle ein.


Die Dorfbewohner von Viscochoni luden uns zum Forellen-Essen ein. 
Foto: Alexis del Pozo Aedo

Danach kauften wir dann noch ein paar von ihren Handarbeiten, um sie auch finanziell zu unterstützen und machten uns auf den Weg nach Chinchaywasi, wo La Balanza auch mit Webstühlen und Material aushilft. Nach einer kleinen Bescherung erzählten uns die Frauen aus diesem Dorf, dass es ihnen zwar schon besser ginge, es allerdings immer noch Luft nach oben gäbe und sie auch Schwierigkeiten haben, ihre Produkte vom Land aus zu verkaufen, da sie natürlich sehr abgelegen von Cusco leben. Das merkten auch wir auf unserem Weg zum Dorf, als die Straße aufgrund von Bauarbeiten für einige Zeit nicht befahrbar war. Darüber hinaus äußerten sie den Wunsch nach Alpakas, dessen Wolle sie für ihre Artikel verwenden können. Allerdings sind diese Tiere nicht einfach zu halten, jedoch versicherte Klaus, dass darüber nachgedacht wird, ihnen ein paar Tiere zur Probe zu kaufen, um festzustellen, ob diese Hilfe auch Ertrag bringen würde. Nach den Gesprächen spielten wir mit den Kindern draußen auf der Wiese Spiele aus Yanapay und die Spiele der Kinder auf dem Land. Dies machte Lado, meinem Freund, meiner Schwester und mir besonders viel Spaß und uns viel der Abschied von den Kindern dann schon ein bisschen schwer. Dieser Tag war wieder geprägt von vielen neuen Erkenntnissen und Erfahrungen über das Leben der Nachkommen der Ureinwohner in den Gemeinden auf dem Land.


Beim Spielen mit den Dorfkindern in Viscochoni. Foto: Klaus Flad

Am nächsten Tag war dann Silvester gekommen und wie es auch bei uns daheim Brauch ist, gingen wir Raclette essen in einem französischen Restaurant. Danach wollten wir an die Plaza de Armas, allerdings regnete es mal wieder in Strömen, sodass wir uns schnell eine Bar suchten, um nicht nass zu werden. Dort verbrachten wir dann die Zeit bis zwölf Uhr beim Kartenspielen. Danach gingen wir trotz des Regens auf die Plaza, um dort das Feuerwerk anzuschauen. Der Platz war gefüllt mit Massen an Menschen und um zwölf Uhr fingen alle an zu jubeln, zu singen und zu schreien. Außerdem fingen sie an um den Platz zu rennen. Dem Brauch nach, rennt man zwölf Runden, doch wir rannten nur eine, da diese in dem Regen schon genügte. Irgendwann verabschiedeten mein Freund und ich dann von Klaus und meiner Familie und gingen mit einem Brasilianer, der wir kennengelernt hatten, in ein Hostel, in das wir Volontäre immer gehen, um Party zu machen und feierten dort das neue Jahr.


Lara und Elisa Leibold (von links) in der Silvesternacht an der Plaza de Armas von Cusco.
Selfie: Lara Leibold


Silvesterfeuerwerk über der Plaza de Armas von Cusco. Foto: Lara Leibold

Am ersten Januar schauten wir uns dann Pisac an, was mir besonders gefällt und auch meine Familie war sehr beeindruckt. Am zweiten Januar hatten wir eine Tour zu den Rainbowmountains gebucht. Mit dem Wetter hatten wir großes Pech, da es regnete und man nach dem anstrengenden Aufstieg keine Farbe, außer weiß, sah.


Der Ausblick auf den "Montaña de un color", die sechs anderen Farben fehlten
an diesem Tag leider. Foto: Lara Leibold



Den "Berg der sieben Farben" konnte Lara mit ihrer Familie leider nur in der Farbe
des weißen Schnees sehen (oberes Bild).  Auch der Himmel zeigte sich an dem
Tag nur in weiß. Bei diesem Ausblick ins Tal war dennoch ein kleines bißchen
der roten Farbe zu sehen. Foto: Lara Leibold

Letztlich war ich ganz froh, dass ich vor ein paar Wochen schon den Ausflug bei guter Aussicht gemacht hatte, doch meine Familie tat mir ein bisschen leid, aber das Wetter ist nun mal nicht beeinflussbar. Dafür hatten wir am nächsten Tag mehr Glück. Für den Geburtstag meines Vater hatten wir eine Quadtour gebucht, bei der wir zwei Lagunen besichtigten.


Gruppenfoto bei der Quad-Tour der Familie Leibold mit
Elisa Leibold, Johannes Dehner, Lara Leibold, Hannes Leibold
und Andrea Leibold (von links). Foto: Tourguide

Dies machte uns allen riesig Spaß, obwohl ich bisschen Angst hatte, da bei meinem Quad etwas kaputt gegangen war, was die Jungs des Verleihs dann provisorisch mit Stacheldraht (!) befestigt hatten. Zwar voller Matsch bespritzt, aber vom Adrenalin aufgeputscht kamen wir schließlich glücklich nach Cusco zurück.


Abschieds- und gleichzeitig Geburtstagsparty bei traditionellem deutschem
Wurstsalat und Bier mit (von links) Alexis, Johannes, Elisa, Klaus, Lara, Andrea,
Johannes und Katja. Selfie: Alexis

Am Abend wartete dann noch ein Highlight auf mich. Für seinen Geburtstag hatte mein Vater Alexis, Katja und Klaus auf einen Wurstsalat eingeladen. In Deutschland esse ich das ziemlich gerne und freute mich nach drei Monaten endlich mal wieder einen zu bekommen. Bei gutem Essen, Bier und netten Gesprächen war es dann ein schöner Abschiedsabend, denn am nächsten Tag musste ich meinen Besuch schon wieder auf dem Flughafen verabschieden. Dieses Mal machte ich mich sehr traurig und mit Bauchweh zusammen mit meinem Freund auf zum Flughafen, der nicht viel besser drauf war. Dort empfing uns schon meine Familie, die auch alle Tränen in den Augen hatten. Der Abschied tat mir unglaublich weh, doch für mich beginnt jetzt eine neue Etappe meiner Zeit hier. Ich freute mich gleichzeitig auf den Schulbeginn am Montag, auf meine Zeit im Casa Mantay und auf alles was danach kommt. Ich bin meiner Familie und meinem Freund unglaublich dankbar, dass sie sich auf die Reisen gemacht haben, um mich für knapp zwei Wochen zu besuchen. Diese Zeit hat mir sehr viel bedeutet und ich bin gestärkt für die nächsten drei Monate und weiß, dass ich mich darauf freuen kann, sie alle im April wieder zu sehen.

Zum Schluss möchte ich allen Mitgliedern von La Balanza, meiner Verwandschaft, die meine Berichte immer verfolgt und allen anderen Lesern ein frohes und gesundes neues Jahr 2020 wünschen und hoffe, dass alle auf ihre Art neue Erfahrungen machen, so wie ich schon seit drei Monaten und auch in der nächsten Zeit. 
Anmerkung von Klaus Flad:
Liebe Lara, ich danke dir für deine Offenheit, für deine gute Arbeit und für die gemeinsame Zeit in Cusco.
Herzlich
Klaus Flad
La Balanza e.V.


 
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