La Balanza e.V. Böttingen
  April 2019
 
Cusco, 30. April 2019
Geschrieben von Tim Tegtmeyer

Zurück in meiner gefühlten Heimat
Nun sitze ich hier wieder am Computer in Cusco, als wäre nichts gewesen, als wäre alles wie immer. Aber das stimmt nicht, es ist viel passiert, es ist sehr viel passiert. Fast zwei Monate und über 15.000 Kilometer liegen hinter mir. Viele Stunden in Bussen, Flugzeugen und Schiffen, viele Stunden Wandern, viele Orte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, und ebenso viele Menschen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, all das durfte ich erleben und kennenlernen. Die groβe Reise ist vorbei, und nun ist alles wieder, als wäre nichts gewesen.
Meine Reise begann in Arequipa, einer Stadt, die, obwohl ebenfalls in Peru gelegen, ganz anders ist als Cusco.


Mein Hostel in "der weißen Stadt" Arequipa unter dem Vulkan Misti.
Foto: Tim Tegtmeyer

Ich verbachte dort zwei Tage, bevor es weiter nach Arica und Iquique, an die Nordchilenische Küste ging. Dort genoss ich noch ein wenig die Wärme, da es danach über Santiago de Chile ganz ans Südende der Welt, nach Patagonien, ging. Kalter Wind und das wilde antarktische Meer begrüβten mich dort, und ich war einfach nur glücklich! Ich besuchte kleine und groβe Pinguine, sah Delfine und Wale, es war einzigartig. Ich überquerte die Grenze zu Argentinien und endete schlieβlich in der südlichsten Stadt der Welt, in Ushuaia. Ein unglaubliches Gefühl, dort zu sein. Ich fuhr den Beagle Channel per Schiff entlang, viel näher kommt man der Antarktis echt nicht mehr, ohne wirklich dort zu sein. Ich erkundete den Nationalpark Tierra del Fuego und wanderte in den Höhlen unter dem Vinciguerra-Gletscher herum. Es ging weiter zu dem bekannten Nationalpark Torres del Paine, dessen surreale Landschaft ich drei Tage lang zu Fuβ erkundete und auf hunderten Fotos festhielt. Weiter ging es zum südpatagonischen Eisfeld mit seinen gigantischen Gletschern, mit Spikes unter den Schuhen konnte ich sogar auf einem herumlaufen, wie eine gigantische Wüste aus Eis! Ich konnte die gigantischen Eisberge auf dem Lago Argentino bestaunen, die die vielen Gletscher des Eisfelds in den See abgeben. Mein Patagonien-Abenteuer endete schlieβlich bei den absolut unglaublichen Bergen Mount Fitz Roy und Cerro Torre in Argentinien, wo ich die wohl schönsten Sonnenaufgänge meines Lebens sehen durfte, die die Berge in feuerrotem Licht erstrahlen lieβen.

Sonnenuntergang am Strand von Iquique in Nord-Chile. Foto: Tim Tegtmeyer


Surreale Landschaften wo man nur hinschaut bietet der Nationalpark Torres de Paine
in Patagonien seinen Besuchern. Foto: Tim Tegtmeyer


Unter dem massiven Eis des Vinciguerra-Gletschers in Ushuaia.
Foto: Tim Tegtmeyer


Die Eisberge im Lago Argentino. Foto: Tim Tegtmeyer


Die traumhafte Laguna de los Tres am Fuße den Mount Fitzroy.
Foto: Tim Tegtmeyer


Ein kleiner Pinguin auf einer Insel im antarktischen Meer Foto: Tim Tegtmeyer


 Trekking auf dem Perito Moreno Gletscher. Foto: Tim Tegtmeyer


Wohl der schönste Sonnenaufgang meines Lebens am Mont Fitzroy.
Foto: Tim Tegtmeyer

Ich wanderte jeden Tag, ob bei Regen oder Sonne, Tag oder Nacht, alleine oder mit anderen Leuten. Ich brach auf in die chilenische Seenregion, genehmigte mir erstmal zwei Tage Auszeit, um meine Beine zu reanimieren, und ging dann den Vulkan Osorno, der wie im Film hinter dem Lago Llanquihue thront, erkunden.


Wie im Film: Der Vulkan Osorno. Foto: Tim Tegtmeyer

Es ging weiter Richtung Norden nach Pucón, wo ich Wasserfälle besuchte und den aktiven Vulkan Villarica bestieg. Nach 1400 Höhenmetern mit seinem Eispickel und seiner Gasmaske am Krater zu stehen, ist ein absolut einmaliges Gefühl. Ich besuchte Bekannte meiner Familie in Temuco, bevor ich erneut in Santiago war. Ich hatte endlich Zeit, die gigantische Stadt zu erkunden und fuhr einen Tag in die bunte Hafenstadt Valparaiso. Endlich konnte ich meine warmen Klamotten ganz tief im Koffer verstauen, denn es ging weiter in die Atacama-Wüste. Per Fahrrad erkundete ich tagelang die mondartige Gegend und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Ob ich nun durch die engen Schluchten fuhr,die alten Ruinen besuchte oder die Geysire qualmen sah, es war wie ein anderer Planet. Von dort brach ich mit einer chilenischen Familie auf in die bolivianische Hochebene mit all ihren Lagunen, Vulkanen und Geysiren. Nach zwei Tagen im Niemandsland kamen wir in der Salzwüste von Uyuni an, wo ich den tollsten Sternenhimmel meines Lebens sah. Von Uyuni flog ich nach La Paz, das mich schon wieder stark an Cusco erinnerte. Am Dienstag machte ich mich dann mit unglaublich viel Vorfreude auf den Weg nach Cusco. Die Reise war vorbei.


Auf dem Gipfel des aktiven Vulkans Villarica. Foto: Tim Tegtmeyer


Bunt angemalt: Die Hafenstadt Valparaiso. Foto: Tim Tegtmeyer


Die beeindruckende Cuesta del Diablo (Teufelsschlucht) in der Atacama-Wüste Chiles.
Foto: Tim Tegtmeyer


Die Taito-Geysire in der Atacama-Wüste in der Morgensonne. Foto: Tim Tegtmeyer


Eines der typischen Fotos aus dem Salar de Uyuni mit der chilenischen Familie.
Foto: Guide Geronimo


Wo das Wasser steht, wird der Salar de Uyuni zu einem riesigen Spiegel.
Foto: Tim Tegtmeyer


Der wohl schönste Sternenhimmel meines Lebens im Salar de Uyuni.
Foto: Tim Tegtmeyer


Das Gefühl, als ich spätabends wieder nach Cusco einfuhr, war unbeschreiblich schön. Ich legte nur kurz meine Sachen im Hostel ab und ging gleich zu den anderen Volontären, die noch unterwegs waren. Ich war wieder zuhause angekommen, und das tat unglaublich gut. Am nächsten Tag ging ich natürlich wieder zu Yanapay, das war für mich keine Frage. Viele viele neue Kinder waren dort, die ich gar nicht kannte, doch die anderen wiedersehen, war für mich, und offensichtlich auch für sie, wunderschön. Besonders der kleine Mauricio kam zu mir in dem Raum gesprintet und sprang mich freudig an, ich hatte ihn extrem vermisst. Am Donnerstag kam auch Shaday, ein weiteres meiner damaligen Kalpa-Kids, das sich ebenso freute, mich zu sehen, und mir den ganzen Tag irgendwelche Geschichten erzählte. Es machte mich stolz, zu sehen, dass unsere Gruppentraditionen in der Familie Kalpa noch immer weitergeführt werden, das hätte ich nicht erwartet, dass das von Volontär zu Volontär weitergegeben wurde. Was mich auch freute, war, dass ich noch rechtzeitig für den Abschied von Charlie gekommen war. Sie war die letzte der Volontäre, die die gesamte Zeit mit mir in Cusco waren, und es war schön, sie noch einmal zu sehen, bevor sie sich auf den Weg zurück nach Schweden machte. Meinen Plan, noch die Küste von Peru zu erkunden, hatte ich ziemlich direkt verworfen und mich dazu entschieden, meine restlichen Tage noch in Cusco mit den anderen zu verbringen.


Überschwängliche Wiedersehensfreude bei Aldea Yanapay in Cusco: 
Einer der kleinen kam auf die Idee, dass alle auf mich draufspringen sollen.
Foto Volontärin Velina


Alles beim "Alten" mit den "Jungen": Beim Memory-Spielen mit
"meinen" Jungs von Yanapay. Foto: Volontärin Velina



Meine alte Gruppe wieder vereint in Cusco (von links): Gino Joshimar, Teresa Wang,
Tim Tegtmeyer und Charlotte Humborg (Charlie) Selfie Charlotte Humborg


Meine neue alte Familie Kalpa. Foto: Tim Tegtmeyer

Abseits der Schule machte mir das Leben hier ebenso viel Spaβ wie früher immer. Am Mittwoch konnte ich wieder an einem Quiz in der Villa Magica teilnehmen, am Donnerstag zog ich nachts mit Volontär Gino durch die Straβen von Cusco. Wir gingen oft mit den ganzen Volontären essen, all die Restaurants, die ich auf der Reise so sehr vermisst hatte.
Auch das letzte Wochenende nutzte ich noch einmal. Am Samstag ging es um 5 Uhr morgens los mit einer Gruppe von Volontären zum Berg Ausangate, den ich noch einmal besuchen wollte. Auch wenn ich alles schon gesehen hatte und alle Fotos schon gemacht hatte, war es schön, nochmals Cuscos schöne Umgebung zu genieβen, ich werde schlieβlich eine Weile darauf verzichten müssen. Wir kamen ziemlich müde abends wieder in Cusco an und ich ging mit Volontär Christian noch einmal den (meiner Meinung nach) besten Burger der Stadt essen.


Die Wanderungen in Peru sind immer wieder faszinierend Foto: Volontärin Velina
 

Mein Abschied von Peru mit einem letzten Blick zum Berg Ausangate.
Foto: Volontärin Velina


Den Sonntag lieβ ich ruhig angehen, ich erledigte ein paar organisatorische Dinge und schlenderte über den bunten Markt von San Pedro. Gegen Abend traf ich mich dann mit zwei Freundinnen, die ich in der Atacama-Wüste kennengelernt hatte. Ich fuhr mit ihnen zur Christusstatue und zeigte ihnen die tolle Aussicht auf Cusco von dort oben. Wir schlenderten wieder zurück in die Stadt und gingen noch etwas essen. Am Montag ging ich morgens mit Ex-Volontär Franco Quad fahren in der Nähe von Cusco, bevor ich nachmittags erneut zu Yanapay ging. Dort besuchten mich auch die Bekannten aus der Atacama-Wüste und lernten das ganze Chaos dort ein wenig kennen. Der Montag war auch bereits wieder mein letzter voller Tag bei Yanapay, traurig, aber da ich nur wenige Tage hier war nicht so unglaublich schlimm wie beim letzten mal vor der Reise. Es hat wirklich gut getan, die ganzen Erinnerungen noch einmal aufleben zu lassen, noch einmal ein Teil von Yanapay gewesen zu sein, aber ich habe mich mit Gedanken abgefunden, dass es nun vorerst mal vorbei ist. Meine Sachen sind gepackt, alles was ich habe wieder in einem Koffer und einem Rucksack beisammen. Ich hätte vor der ganzen Sache nie gedacht, dass das am Ende alles ist, was ich brauche, um die beste Zeit meines Lebens zu haben. 
Anmerkung von Klaus Flad:
Lieber Tim. Ich bin sprachlos. Es gibt Dinge, für die gibt es einfach keine Worte! Einmal mehr kullerten Tränen über mein Gesicht beim Lesen deines so prägnanten Berichts. Ich danke dir, dass du mit diesem tollen Bericht uns alle an deiner ganzen Reise teilnehmen lässt. Danke, dass du deine Reise mit einem (am Anfang nicht geplanten) nochmaligen Besuch in Cusco zu einer so runden Sache gemacht hast und damit den Slogan unseres Vereins: "La Balanza - Unsere Hilfe ist eine runde Sache" real gelebt hast. Ich danke dir noch einmal mehr für alles, was du für La Balanza, für die Kinder in Peru - und vor allem für dich selber getan hast. Ich wünsche dir alles Gute auf deinen weiteren "Reisen" auf unserer wunderbaren Pacha Mama. Ich bin mir sicher: Wir beide haben noch nicht die letzte gemeinsame Aktion "Choclo con Queso" in Cuscos Innenstadt gemacht. Ich freue mich...

 
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