La Balanza e.V. Böttingen
  Dezember 2019
 
Cusco, 15. Dezember 2019
Geschrieben von Lara Leibold
Man bekommt viel mehr zurück, als man gegeben hat

Ich bin jetzt seit zwei Monaten in Peru und damit ist auch schon die Hälfte meiner Zeit in der Aldea Yanapay vorbei. Wenn ich darüber nachdenke, wie schnell diese zwei Monate vorbei gingen, bekomme ich etwas Angst, weil der Abschied von den Kindern mit großen Schritten näher kommt. Allerdings will ich jetzt noch nicht darüber nachdenken und ich freue mich auch, danach das Projekt im Casa Mantay kennenzulernen. Zuerst habe ich aber noch viele Wochen mit den Kleinen von der Aldea vor mir, die ich jeden Tag mehr liebe. Auch diese Woche habe ich wieder gemerkt, wie sehr sie mir ans Herz gewachsen und wie liebenswert sie sind.

Diese Woche durfte ich den Englischworkshop leiten, worauf ich total Lust hatte. Ich hatte viele Ideen, die ich gleich vorbereitete. Ich überlegte mir mehrere Spiele und Weihnachtslieder, die ich mit den Kindern bearbeiten konnte. Mit den älteren Jungs war es manchmal etwas schwierig, aber ich war von vielen auch überrascht, dass sie so gut mitmachten, weil sie eigentlich dafür bekannt sind, immer nur zu stören und sich für nichts zu interessieren. Das zeigt, dass sie wissen, dass es ziemlich wichtig ist, Englisch sprechen zu können und dass ihnen dies viele Türen öffnen wird. Besonders mit den jüngeren Mädchen hatte ich viel Spaß, da diese gerne die Lieder sangen. Zwar konnten sie, trotz des vielen Übens, den Text nicht, aber sie sangen dann halt irgendetwas, dass so ähnlich wie „We wish you a Merry Christmas“ klang. Ich hoffe, ich bekomme irgendwann noch einmal die Chance, diesen Workshop anzubieten, weil es echt Spaß gemacht hat, mit den Kindern zusammen zu lernen und zu sehen wie gewillt sie sind, ihr Englisch zu verbessern.


Makeila bei der Arbeit für die Krippe der Familie Kalpa.
Foto. Lara Leibold

Die Aufgabe dieser Woche war, das Klassenzimmer weihnachtlich zu gestalten. Wie erwartet waren die Kalpas sofort begeistert und Mauricio verkündete gleich „Wir werden die größte Krippe der ganzen Aldea Yanapay bauen, mit einem Wasserfall und einem Fluss“ und damit war schon beschlossen, was unser Großprojekt werden würde, zu widersprechen traute sich nämlich niemand. So fingen wir an, alte Bretter anzumalen, die nicht mehr benutzt werden und bauten damit einen Stall. Alle Kinder waren mit Begeisterung dabei und begannen, mal wieder mit ihren Händen zu malen. Pinsel sind ja schließlich was für Langweiler. Ich half ihnen dabei, Maria, Josef, das Jesuskind und Ochse und Esel aufzumalen und aus Watte bastelten wir Schafe. Alle waren stolz auf unser Werk, auch wenn wir am Freitag etwas Probleme hatten, die Krippe aufzubauen, weil alles sehr wackelig war. Außerdem fehlte ja noch der Wasserfall und der Fluss. Als die Kinder anfingen, dies aus Papier zu basteln war ich stolz und beeindruckt von ihrer Kreativität. Sie waren mit so viel Leidenschaft dabei und diskutierten hitzig, wie alles am Besten zu gestalten war, sodass die andere Volontärin und ich nur schmunzeln konnten. Sie dachten sogar daran, Enten für den Fluss zu basteln.


Mauricio und Almendra basteln Enten für die Krippenlandschaft.
Foto. Lara Leibold

Die ganze Zeit fügten sie noch etwas dazu und baten die Koordinatorin Lado um weitere fünf Minuten, obwohl meiner Meinung schon alles perfekt war. Besonders Mauricio war total nervös und geschäftig, vor allem als er sah, dass die Wawachas buntes Licht hatten, fragte er mich, warum ich kein farbiges Licht gekauft habe. Wie erwartet waren die anderen Familien auch mit normalem Licht beeindruckt von unserer riesigen Krippe. Es war nur danach ganz schön viel Arbeit, wieder alles aufzuräumen. Danach folgte der Teil, vor dem ich schon die ganze Woche Angst hatte: die Verabschiedungen. Diese Woche verabschiedeten sich alle Volontäre außer zwei andere Mädels und ich. Ich bin unglaublich traurig deshalb, vor allem, weil alle mehr als einen Monat da waren, ich viel Zeit mit ihnen verbracht habe und sie sehr gute Freunde für mich geworden sind. Besonders hart traf alle der Abschied von „Papa Gino“, der nun ein Jahr da war, zeitweise als Koordinator im Projekt tätig war und den alle Kinder in ihr Herz geschlossen haben. Seine Abwesenheit wird sich deutlich bemerkbar machen, weil er mit seiner positiven Energie immer alle zum Lachen gebracht hat. Die Kinder bewunderten ihn und mit seinem kreativen Geist bereicherte er vor allem den Theater- und Musikworkshop. Die Schule ist ohne ihn wirklich sehr schwer vorzustellen. Darüber hinaus sind wir nächste Woche nur sechs Volontäre, Koordinatorin Oihane ist schon nach Spanien abgereist und wir erwarten mehr Kinder als sonst, weil sich keines die letzte Schulwoche mit der großen Weihnachtsshow am Ende entgehen lassen will. Das wird sicher eine große Herausforderung und ich bin zusammen mit einer Spanierin die Erfahrenste und werde Lado wohl ziemlich unter die Arme greifen müssen

Außer der Schule, gingen wir am Montag ins Kino, um den Film „Frozen 2“ anzuschauen. Ich freute mich, dass ich jemanden fand, der den Film mit mir anschauen wollte. Überraschenderweise verstand ich so gut wie alles, sogar die meisten spanischen Wortwitze. Ich merke, dass ich mit meinem Spanisch echt große Fortschritte gemacht habe. Inzwischen verstehe ich wirklich das meiste und auch spanische Filme machen mir im Vergleich zum Anfang keine Probleme mehr. Außerdem rede ich mehr, habe keine Angst mehr davor und kann fast alles ausdrücken, was ich sagen will. Gino meinte neulich auch, dass meine Aussprache sich gebessert hat und die Wörter, in denen kein „r“ vorkommt schon ganz Spanisch klingen. Ich kann nämlich einfach nicht das „r“ rollen, wie es in der Sprache üblich ist. Ich hoffe, dass ich immer weiter Fortschritte mache und vielleicht auch irgendwann einmal das „r“ auf die Reihe bekomme.
Am Mittwoch war ich dann mit Alexis in der Gemeinde „San Juan de Taray“, um eine weitere Weihnachtsaktion durchzuführen.


Lara beim Tanzen mit den Kindern von San Juan de Taray.
Foto: Alexis del Pozo

Dieses Dorf liegt wunderschön in einem Tal. Alles ist grün und es wachsen viele verschiedene Pflanzen. Außerdem hat La Balanza dort eine Bewässerungsanlage installiert und man sah an den Hängen Felder mit Mais und anderem Getreide. Zur Schule musste man ein Stück zu Fuß über einen Trampelpfad laufen und es war zwar anstrengend bis wir alle Geschenke dorthin geschleppt hatten, aber ich war sowohl von der Umgebung, als auch von der Schule total begeistert. Die Schule hat einen großen Garten mit vielen Blumen und sogar ein Gewächshaus. Außerdem beobachteten wir, wie am Feld nebenan gerade Kartoffeln geerntet wurden. Die Kinder des Kindergartens kamen gleich auf uns zu gerannt, umarmten uns und zeigten uns ihren Klassenraum mit allen Spielsachen.


Vorzeitige Weihnachtsfeier in der Schule von Taray mit glücklichen Gesichtern
nach der Geschenkübergabe. Zufrieden trinken die Kinder ihren Kakao und
verpeisen ihre Viscochos. Foto: Lara Leibold

Die Schule in Taray ist sehr gut eingerichtet, die Kinder haben viele Spielsachen und die Grundschule hat sogar einen eigenen Radiosender mit dazugehöriger Technik. Das fand ich besonders interessant. In der ganzen Gemeinde wird ausgestrahlt, was die Kinder zu bestimmten Themen zu sagen haben. So lernen sie, ihre Meinung auszudrücken und auch mit der Technik umzugehen. Wir mussten warten, bis der Unterricht beendet war und konnten uns auf dem Gelände umsehen. Darüber hinaus bekamen wir die zuvor geernteten Kartoffeln serviert und redeten mit den Lehrern darüber, wie diese in Deutschland zubereitet werden. Danach versammelten sich endlich alle Kinder auf der Wiese vor der Schule und wir bauten unsere Tische mit den Geschenken und den Viscochos auf. Zuerst tanzten alle zusammen traditionelle Tänze und ehe ich mich versah, wurde ich von ein paar Mädchen in ihren Kreis gezogen, um mit ihnen zu tanzen. Ich wusste nicht so wirklich, was ich zu tun hatte und stellte mich sehr ungeschickt an, aber trotzdem machte es mir viel Spaß. Danach bekamen sie ihre Geschenke, heiße Schokolade und die Viscochos. Wie schon in den zwei Gemeinden am Freitag, waren auch hier alle überglücklich und es strahlten uns viele Gesichter an.
Am Ende dankte uns zuerst der Schulleiter und wir wurden mit Applaus überschüttet, bevor einer der ältesten Jungs das Wort ergriff. Er dankte La Balanza, dafür, dass wir ihnen jedes Jahr eine Freude bereiten und schloss seine Rede mit den Worten „Viva Alemania!“, übersetzt „Es lebe Deutschland!“ und die anderen Kindern antworteten schreiend und klatschend mit „Viva!“. Auf dem Heimweg meinte dann Alexis zu mir „Alle zufrieden, alle glücklich, aber am meisten glücklich sind doch wir“. Und das stimmt. Es gibt nichts Schöneres, als so viele strahlende und dankbare Gesichter zu sehen. Man bekommt viel mehr zurück als man gegeben hat, denn diese Erfahrungen beflügeln mich immer noch später und wenn ich an die Momente zurückdenke, macht mich das immer glücklich.
Lauter strahlende Gesichter zum Ende der Weihnachtsaktion in Taray.
Foto: Dorfschule Taray


Auf dem Heimweg besuchten wir dann noch das Krankenhaus in Yaurisque, dem La Balanza Hilfe zugesichert hat. Es sah dort so gar nicht aus wie in einem deutschen Krankenhaus und es roch nicht nach Desinfektionsmittel. Das war sehr fremd für mich. Die Krankenschwestern freuten sich riesig über unseren Besuch. Wir zeigten ihnen Bilder und Beschreibungen von zwei Geräten, die ein Bekannter von mir ihnen gerne spenden würden. Außerdem äußerten sie den Wunsch nach einem Defibrillator.
Nach diesem kurzen Besuch machten wir uns wieder auf den Weg zurück nach Cusco. Dort angekommen, ging ich gleich wieder zur Schule, weil ich keine Minute dort verpassen wollte. Ich brachte die übrigen Viscochos der Weihnachtsaktion mit, die den Kindern zu ihrer Milch am Abend serviert wurden und die Freude darüber war groß. So habe ich an diesem Tag noch einmal viele Kinder glücklich gemacht. Abends war ich dann sehr zufrieden mit den Ereignissen des Tages.
Neben der Schule und der Weihnachtskampagne verbrachte ich viel Zeit mit den anderen Volontären. Wir gingen viel aus, um unsere letzte Woche zusammen noch einmal zu genießen. Heute, am Sonntag, bin ich ziemlich traurig, dass diese Woche jetzt schon vorbei ist und ich die nächste ohne diese tollen Leute verbringen muss. Allerdings reiste gestern (endlich) eine andere Deutsche an, mit der ich mich super verstehe und ich bin mir sicher, dass wir zusammen die Woche gut überstehen, auch wenn sie wahrscheinlich richtig anstrengend wird. Allein der Gedanke, dass ich allein mit den Kalpas sein werde schafft mich schon jetzt, aber so bin ich wenigstens gut abgelenkt und habe keine Zeit, die anderen zu vermissen. Außerdem reist am Dienstag schon Klaus an und am Sonntag kommt dann auch meine Familie an. Also werde ich mich nie einsam fühlen müssen.

Cusco, 8. Dezember 2019
Geschrieben von Lara Leibold
Es gibt nichts Schöneres als strahlende Kinderaugen

Diese Woche habe ich besonders viele Erfahrungen gemacht und Neues gelernt. Ich war im Computerworkshop eingeteilt, was mir Anfangs etwas Angst machte, weil ich schon morgens in diesem Workshop immer wieder Probleme hatte, viel mit den Kindern diskutieren musste und mir sicher war, dass es bei den Kindern mittags, die normalerweise noch aufgedrehter und wilder sind, noch viel schwieriger werden würde. Doch da habe ich mich getäuscht. Ich überlegte mir jeden Tag eine kleine Aufgabe, die sie zuerst erledigen sollten, bevor sie spielen durften. Am ersten Tag musste ich ein bisschen diskutieren, aber dann öffneten sie schnell das Mal- bzw. Schreibprogramm und legten mit ihrer Aufgabe los und am nächsten Tag fingen sie sogar selbstständig damit an, ohne dass ich etwas sagen musste. Ich war sehr erleichtert, dass das so gut klappte und auch der Streit um die Computer hielt sich in Grenzen. Außerdem fragten mich viele nach meiner Hilfe oder nach Spielen, die sie spielen könnten, sodass der Workshop sogar Spaß machte.
Was das Wochenthema anging, hatte ich dieses Mal Heimspiel. Jede Familie behandelte ein anderes der Feste aus verschiedenen Ländern, die rund um Weihnachten gefeiert werden und die Kalpas bekamen das Nikolausfest aus Deutschland zugeteilt. Ich war sehr motiviert, den Kindern auch einmal meine Kultur näherzubringen und ließ mir gleich von meiner Familie Bilder schicken. Sie waren sehr fasziniert und interessierten sich sehr für die Geschichte vom heiligen Sankt Nikolaus. Es erwies sich jedoch als relativ schwer, eine Show darüber vorzubereiten. Ich hatte mehrere Ideen, wie wir eine kleine Theateraufführung darüber gestalten könnten, jedoch hatten sie keine Lust auf Theater. Außerdem merkt man dass sie zur Zeit ziemlich unter Druck stehen aufgrund von Arbeiten und Prüfungen am Ende des Schuljahrs. Alle Kinder sind relativ ferienreif. Besonders ein Mädchen wollte diese Woche überhaupt nicht mitarbeiten, zerschnitt nur Blätter und redete kein Wort mit uns. Später erzählte uns Oihane, dass für die Jüngeren gerade Einschreibphase für die staatlichen Schulen ist und dieses Mädchen keinen Platz bekommen hat, was natürlich die ganze Familie schwer trifft. Für mich ist es unvorstellbar, dass ein Kinder mit sechs Jahren sich dafür bewerben muss, in die Schule gehen zu dürfen. Ich weiß nicht wie das Auswahlverfahren ist, weil dieses Mädchen unglaublich schlau und reif ist für sein Alter und ich verstehe nicht, warum sie an keiner Schule genommen wurde.
So ließen wir die Kinder einfach Bilder vom Nikolaus zeichnen, was ihnen auch großen Spaß machte und das ist ja schließlich die Hauptsache. Ich entschied mich, den Dingen bis zum Donnerstag ihren Lauf zu lassen und da eine Kleinigkeit zusätzlich zu den Bildern vorzubereiten, doch leider war es an diesem Tag unmöglich, mit ihnen zu arbeiten. Das Problem diese Woche war, dass ich am Freitag nicht da war, weil ich mit Alexis zu zwei Gemeinden fuhr, um Weihnachtskampagnen durchzuführen, eine andere Volontärin hatte Karten für Macchu Picchu und die Dritte sagte kurzfristig auch ab. So zitterte ich den ganzen Freitag, dass ich rechtzeitig zur Show zurück sein würde, um etwas zu improvisieren und sobald ich im Hostel ankam, machte ich mich gleich auf den Weg zur Schule. Die Show hatte zwar schon begonnen, aber zum Glück waren die Kalpas noch nicht dran, was auch die Peruanerin Yudit erleichterte, die für den Tag der Familie zugeteilt worden war. Als wir dann vorne standen, hatte ich mir etwas überlegt, was wir machen könnten, als plötzlich Mauricio das Wort ergriff und Geschichten vom Nikolaus erzählte. Die anderen Kinder schlossen sich ihm an und obwohl sie alles mit, dem ihnen bekannten, „Santa Claus“ und Weihnachten verwechselten, waren am Ende alle begeistert von ihrer Show. Ich war beeindruckt und zugleich unglaublich stolz, weil sie selbstständig so gut improvisiert haben und sich offensichtlich auch viel von dem, was ich ihnen erzählt hatte, gemerkt hatten. Am Ende der Show wurde es jedoch wieder traurig für mich, weil zwei sehr gute Freundinnen verabschiedet wurden, mit denen ich meine ganze Zeit hier verbracht habe und die ich unglaublich vermissen werde.

Auch der „círculo de amor“ war in dieser Woche etwas sehr Besonderes für mich. Einmal machten wir eine Übung, bei der wir an Momente denken mussten, für die wir uns immer noch schlecht fühlen und die wir einfach nicht aus unserem Gewissen verbannen können. Beim Einatmen haben wir mit der entsprechenden Geste alle diese Momente in unser Herz geschlossen und beim Ausatmen in die Mitte in unser Feuer geschmissen. Dies haben wir ein paar Mal wiederholt und ich fühlte mich danach wirklich viel besser, weil ich immer mit den Gedanken bei den Fehlern bin, die ich irgendwann einmal begangen habe und immer noch ein schlechtes Gewissen bekomme. An einem anderen Tag hat die Psychologin Astrid dann eine Geschichte erzählt, in der wir mit allen unseren Sorgen zu einem Baum gingen und sie diesem übergaben. Auch das hat mich sehr berührt und mir irgendwie auch geholfen. Am Donnerstag dann haben wir an einer Aktion von „Amnesty International“ teilgenommen. Es ging dabei darum, die Regierung mit so vielen Briefen wie möglich unter Druck zu setzen, eine Ungerechtigkeit zu beseitigen. In diesem Fall ging es um Jugendliche, die ihre Rechte verteidigen wollten und dafür im Gefängnis landeten. Die Aktion hat in den letzten Jahren schon Erfolge erzielt, da Millionen von Briefen eingegangen sind und die Regierung daraufhin zu Unrecht verhaftete Menschen wieder frei ließ. Ich finde es toll, dass in der Aldea so viele Aktionen ausgeführt werden, die den Kindern ihre Rechte bewusst macht und auch, dass sie für ihre Rechte und die der anderen kämpfen müssen, denn nur so können sie an ihrer Situation etwas ändern. Außerdem hilft der Kreis nicht nur den Kinder, etwas über sich selbst und ihre Emotionen zu lernen, sondern auch allen Volontären. Ich merke bei mir selber und auch bei den anderen, dass wir danach immer sehr ergriffen und nachdenklich sind.
Am Freitag war ich dann, wir bereits erwähnt, mit Alexis, Katja und einem Freund von ihnen in zwei Gemeinden, um Weihnachtsaktionen durchzuführen.


Die Kinder von Chinchaywasi genießen Viscochos und heißen Kakao
Foto: Lara Leibold

Früh Morgens beluden wir das Auto mit Geschenken, Viscochos, einem typischen peruanischen Weihnachtsgebäck und Zutaten für heiße Schokolade, bevor wir uns auf nach Chinchaywasi machten. Dort wurden wir herzlich im Kindergarten begrüßt. Als wir eintraten, sagten die Kinder alle im Chor „bienvenidos“ (herzlich willkommen) und an der Tafel hing ein Schild mit der Aufschrift „Willkommen Freunde aus Deutschland“. Außerdem sangen sie ein traditionelles Lied auf Quechua und tanzten dazu. Alexis machte den Kindern klar, dass es wichtig ist, ihren Müll nicht auf die Straße oder in die Natur zu werfen und immer auf ihre Hygiene zu achten. Dann verteilten wir die heiße Schokolade, das Gebäck und die Geschenke, worüber sich die Kinder unglaublich freuten.


Die Kinder von Chinchaywasi stellen sich mit ihren Geschenken zum 
Gruppenbild mit den Repräsentanten von La Balananza.
Foto: Gemeindemitglied von Chinchaywasi

Es gibt nichts Schöneres als strahlende Kinderaugen, das habe ich in meiner Zeit hier gelernt. Bei Gesprächen mit ihnen tranken wir schließlich unsere Schokolade. Mir fiel auf, dass diese Kinder sehr unterschiedlich zu denen in Cusco sind. Sie blieben die ganze Zeit brav auf ihren Stühlen sitzen, hörten sehr gut zu und stritten sich nicht. Man merkt, dass sie es gewohnt sind, harmonisch zusammenzuleben. Schließlich gingen die Kinder in die Pausen und wir bekamen ein leckeres traditionelles Gericht serviert, dessen Namen ich mir nicht merken konnte, und aßen dies bei einem Gespräch mit der Lehrerin und dem Bürgermeister der Gemeinde. Dieser lud uns zum Geburtstagsfest des Dorfes am 17. Dezember ein. An diesem Tag kommt auch Klaus in Peru an und ich hoffe sehr, dass wir der Einladung folgen werden, weil es mich unglaublich interessiert, wie dort gefeiert wird. Nachdem wir fertig gegessen und das Gespräch beendet hatten, gingen wir nach draußen, um das Auto wieder zu beladen. Dort packten die Kinder gerade ihre Geschenke aus und riefen mich bei meinem Namen, damit ich ihnen helfe. Es hat mich berührt, dass sie mich gar nicht kennen und sich trotzdem an meinen Namen erinnern und Zeit mit mir verbringen wollen. Es ist wunderschön, wie viel Anerkennung und Liebe man hier zurück bekommt, wenn man etwas eigentlich Selbstverständliches tut.
Dann machten wir uns auf nach Viscochoni, das wir in meiner zweiten Woche zum ersten Mal besucht haben. Zuerst besuchten wir auch dort den Kindergarten und wurden zur Begrüßung stürmisch umarmt. Wie zuvor hielt Alexis wieder seinen Vortrag über den Müll und die Hygiene, bevor die Kinder ihre Schokolade, Viscochos und die Geschenke bekamen.


Lara (mitte) verteilt Viscochos (traditionelles peruanisches Weihnachtsgebäck an
die Kinder von Viscochoni. Foto: Alexis del Pozo

Auch hier kannte die Freude keine Grenze und die Kinder unterhielten sich mit uns. Nur sprachen viele Quechua, wodurch ich auf der einen Seite leider nicht mit ihnen reden konnte. Auf der anderen Seite fand ich es sehr beeindruckend und toll, dass ihre Kultur dort so gut erhalten wird.


Lara im Gespräch mit den Kindern von Viscochoni.
Foto: Iván Dávila Babilonia

Die Kinder wurden von ihren Eltern abgeholt und wir bekamen ein „cuy“ serviert, von dem wir aus Höflichkeit etwas aßen, obwohl wir eigentlich keinen Hunger hatten. Danach redeten wir mit der Direktorin des Kindergartens, die uns die Institution erklärte. Sie und die anderen zwei Lehrerinnen waren total nett und herzlich und freuten sich, dass La Balanza nun mit der Gemeinde Viscochoni zusammenarbeitet. Nach dem Gespräch machten wir uns auf zur Gemeinde, wo uns die Familien schon empfingen.


Lara monitert zusammen mit Miguel und Wilma (von links) einen Mülleimer
für die Gemeinde Viscochoni. Foto: Alexis del Pozo

Wir brachten ihnen zwei Mülleimer mit, da wir bei unserem letzten Besuch festgestellt hatten, dass die ganze Gemeinde voller Müll war und Alexis und ich demonstrierten ihnen, wie der Müll aufzusammeln und zu entsorgen ist. Danach verteilten wir auch hier die Schokolade, Viscochos und Geschenke an die Kinder. Danach übergaben wir an eine Familie eine Toilette und ein Waschbecken, weil wir das letzte Mal gesehen hatten, dass sie dies nicht besitzen. Normalerweise macht La Balanza keine privaten Geschenke, aber diese Situation hat uns das letzte Mal etwas schockiert und der Kompromiss ist, dass sie die Anlagen bis zum Ende des Monats aufgebaut haben. Auch in der Gemeinde wurden wir wieder auf ein „Cuy“ eingeladen, das wir uns einpacken ließen, weil wir inzwischen wirklich viel gegessen hatten, bevor wir noch mit den Frauen der Handarbeitsgemeinschaft redeten. Dann machte wir uns wieder auf den Weg nach Cusco, glücklich und zufrieden, an diesem Tag so viele Menschen glücklich gemacht und so viele Augen zum Strahlen gebracht zu haben.
Am Samstag fuhren wir zu viert (vier Volontäre von Aldea Yanapay) nach Lares, einem Dorf mit Thermalbädern, um am Wochenende etwas zu entspannen.


Gino, Lara, Lolita und Sarah (von links) auf dem Weg nach Lares
Selfie: Gino Joshimar

Mit dem Bus fuhren wir nach Calca, von wo aus wir dann ein Taxi nach Lares nahmen. Dabei durchquerten wir eine atemberaubende Landschaft mit viel Grün und archäologischen Ausgrabungen, die noch viel beeindruckender als die klassischen Touristenziele waren. Allerdings war die Landschaft auch von vielen Kurven geprägt und ich war froh als wir im Dorf ankamen und die restlichen 15 Minuten des Weges zu Fuß an der frischen Luft zurücklegten. Dabei erinnerte mich alles ziemlich an Lamay: die Berge, grüne Landschaft und ein Bach. Bei den Bädern angekommen schlüpften wir gleich in unsere Badesachen und verbrachten die halbe Nacht in den heißen Quellen.


Die Thermalbäder von Lares. Foto: Gino Joshimar

Danach spielte Gino ein bisschen Gitarre und wir spielten noch ein paar Kartenspiele, bevor wir ins Bett gingen und sehr lang schliefen. Am Nächsten Tag gingen wir noch einmal kurz baden, doch das Bad war nun ziemlich voll und wir hatten den halben Morgen verschlafen, sodass wir uns relativ schnell wieder auf den Rückweg nach Cusco machten. Ich habe dieses Wochenende sehr genossen, da wir vier uns schon ziemlich lange kennen, viel zusammen gemacht haben und alle drei für mich sehr gute und wichtige Freunde geworden sind. Nun, am Sonntagabend, bin ich tiefenentspannt und glücklich mit den Erlebnissen der Woche und freue mich auf eine neue Woche, besonders, weil ich den Englischworkshop machen darf, was ich mir schon lange gewünscht hatte.


Cusco, 6. Dezember  2019
Geschrieben von Alexis del Pozo
Die Kinder waren ganz aus dem Häuschen

Hallo Klaus: 
Heute waren wir wie geplant in verscheidenen Gemeinden, um die ganztägige Weihnachtsaktion durchzuführen. Insgasamt waren 85 Kinder in den Gemeinden und diese wurden von uns mit kleinen Weihnachtsleckerein und Geschenken überrascht.
Am Vormittag waren wir im Kindergarten von Chinchaywasi. Die Kinder hatten einen Tanz für uns vorbereitet, welcher zurerst aufgeführt wurde, bevor die ganze Weihnachtsaktion starten konnte. Alle Kinder waren sehr aufmerksam und haben die Worte von mir und die lieben Grüße aus Deutschland sehr gut aufgenommen. Dann gab es lecker heiße Schokolade und Viscochos (ein tradicionelles Weihnachtsgebäck aus Peru), die Kinder haben sich gut mit uns unterhalten und konnten sehr gutes Spanisch. Als wir dann die Geschenke an die Kinder verteilt hatten, waren die Kinder ganz aus den Häuschen und haben gleich angefangen zu spielen. Für uns gab es dann als Dankeschön ein traditionelles vegetarisches Gericht, welches wir zusammen mit den Lehrerinnen und dem Präsidenten von Chinchaywasi genossen haben.
Dann ging es auch schon weiter für uns nach Viscochony mit dem Auto. Dort haben ebenfalls schon die Kinder des Kindergartens auf uns gewartet. Dann gab es die leckeren Viscochos und die heiße Schokolade für die Kinder. Wärend des Essens haben die Kinder mit uns in Quechua gesprochen und einige Kinder wollten unbedingt tanzen (nätürlich immer in der Nähe von den Geschenken. Dann haben Lara und Katja die Geschenke an die Kinder verteilt und alle Kinder haben sich sehr gefreut. Jedoch hatten die Eltern der Kinder schon gewartet und die Kinder haben uns freudenstrahled mit ihren Geschenken verlassen. Nachdem alle Kinder mit ihren Eltern nach Hause gegangen sind, hatten wir Zeit,,uns mit den Lehrerinnen zu unterhalten.
Nach dem Gespräch mit der Direktorin des Kindergartens sind wir zu der Textilgruppe gefahren. Alle hatten schon auf uns gewartet und uns herzlich begrüßt. Bevor die Weihnachtsaktion beginnen konnte, mussten Lara und ich zeigen, wie die neuen Müllbehälter zu benutzen sind und wir haben die Müllbehälter auch gleich montiert. Gleichzeitig haben wir die Gemeinde darauf aufmerksam gemacht, dass wir es nicht in Ordnung finden, den Müll in die Umwelt zu werfen und sich nicht darum zu kümmern. Daraufhin hatten wir die Weihnachtsaktion begonnen, mit heißer Schokolade, Viscochos und Geschenken für Kinder.
Und wie besprochen hatten wir das Badinventar an die Familie Quispe übergeben, mit der Bedingung das Badinventar bis Ende Dezember einzubauen und eine Badtür zu instalieren.

Nachfolgend sende ich dir die Fotos der Weihnachtsaktionen per Whatsapp
Saludos
Alexis


Cusco, 2. Dezember  2019
Geschrieben von Lara Leibold
Mir wurde aufs Neue bewusst, in welch wunderschönem Land ich gelandet bin

Diese Woche war ich jeden Morgen und dann abends für die Zeit in der Familie in der Schule. Das war ziemlich anstrengend, weshalb ich jeden Tag geschafft und müde heimkam und außer Schule und Schlafen nicht viel gemacht habe.
Vor allem morgens hatten wir große Probleme, weil die Kinder viel gestritten haben und nichts machen wollten. Beispielsweise im Computer-Workshop stritten sie sich immer darum, wer an welchem Computer arbeiten darf, weil alle drei unterschiedliche Spiele haben. Der Favorit ist die Maschine, auf der Super Mario Bros installiert ist, während auf einem Computer gar keine Spiele sind, weshalb logischerweise niemand an diesem arbeiten will. Dieser Konflikt ging diese Woche sogar so weit, dass ein Junge seinen Computer einfach ausgeschalten hat und weinend aus dem Klassenzimmer gerannt ist. Ich sehe diesen Workshop sehr kritisch. Am Anfang der Stunde sollen die Kinder etwas anderes machen als zu spielen, wie
z.B malen oder einen Text schreiben. Allerdings merkt man, dass dies in letzter Zeit von den Volontären nicht sehr streng gehandhabt wurde, da die Kinder sich an den Computer setzen und sofort ihre Spiele spielen. Es braucht dann viel Überredungskraft und es fließen viele Tränen, wenn ich ihnen sage sie sollen zuerst etwas anderes machen. Ich habe diese Probleme mit der Koordinatorin, Oihane, besprochen. Diese meinte, dass eine Informatikerin von Madrid aus ein identisches Programm mit den gleichen Spielen für alle Computer entwickle. Ich habe ihr außerdem vorgeschlagen, dass den Volontären, bevor sie anfangen, erklärt wird was ihre Aufgabe in ihrem Workshop ist. Mir wurde nämlich nichts erklärt und den anderen geht es nicht anders. Deshalb gibt es im Programm keine feste Linie und die Kinder können die Volontäre sehr leicht beeinflussen und ihnen sagen, was sie zu tun haben. Ich hoffe, dass sich das nach dieser Rücksprache in den nächsten Wochen ändern wird.


Die Kalpas vor der Show am Freitag (von links): Audrey, Mauricio, Lara, Almendra.
Selfie: Audrey

Mittags war die Aufgabe in dieser Woche, einen Tanz einzustudieren. Dies klingt zunächst einfach, jedoch erwies es sich doch als ziemlich schwierig. Nur schon das Lied auszusuchen dauerte ewig. Die Kinder brachten selbst keine Vorschläge und die unseren nahmen sie nicht an. Schließlich schlug ich „Sofía“ von Álvaro Soler vor und die beiden Anwesenden waren begeistert und fingen schon von alleine an zu tanzen. Wir freuten uns bis ein Mädchen meinte „Auf dieses Lied tanzen wir im Tanzworkshop“. Jetzt fing die Suche wieder von vorne an. Letztendlich schlug das Mädchen dann aber doch einen Song vor, mit dem alle zufrieden waren. Nur hatten sie dann keine Lust zu tanzen, sondern wollten lieber Verstecken spielen. Wir mussten dann viel verhandeln: fünf Minuten tanzen, fünf Minuten spielen. Außerdem erfanden sie diese Woche den Witz, uns einfach alles nachzusagen. Die ganze Situation war zum Schreien lustig. Zwei Lehrer, die versuchen, einen Tanz vorzubereiten und drei unmotivierte Kinder, die den Lehrern alles nachplappern. Sie waren dabei aber so süß, dass wir ihnen gar nicht böse sein konnten und nur lachten mussten. Am Freitag hatten wir aber trotz allem, wie immer, einen ordentlichen Auftritt für die Show. Zwar wollte Mauricio auf einmal nicht mehr tanzen, doch als Sänger gewann er alle Herzen für sich. Inzwischen habe ich die Kinder unglaublich lieb und bin so stolz auf sie, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, irgendwann nicht mehr mit ihnen zusammen zu arbeiten, aber zum Glück liegt dieser Moment noch weit in der Zukunft.
An diesem Wochenende hatten wir viel geplant. Am Freitag nach der Schule machte ich mich gleich mit drei anderen Mädels auf den Weg nach Lamay. Wir kamen spät an und nachdem wir uns nach dem Abendessen noch den wunderschönen Sternenhimmel angeschaut hatten, fielen wir müde in unsere Betten und schliefen mit dem Rauschen des Baches im Hintergrund schnell ein. Als ich den Ort dann am nächsten Morgen bei Tag sah, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Aldea liegt gut behütet inmitten von Bergen ein paar Kilometer von dem Dorf Lamay entfernt. Die Anlage ist unglaublich liebevoll gestaltet und man merkt, dass Yuri sein ganzes Herzblut in seine Schule im Heiligen Tal gesteckt hat. Am meisten beeindruckte mich aber die Ruhe und Gelassenheit, die von diesem Ort ausgeht. Nach fast zwei Monaten in der Großstadt Cusco, war ich froh, endlich mal wieder in der Natur zu sein, ohne Müll, ohne Abgase, ohne Motorengeräusche und nur von wenigen Menschen umgeben. Wir hatten vor, den Samstag relativ gelassen zu verbringen, um uns von der Woche zu erholen und uns für den Sonntag auszuruhen.


Die Aldea Yanapay in Lamay. Foto: Lara Leibold

Nach dem Frühstück verbrachten wir einige Zeit in Ruhe im Garten und jeder ging seine Gedanken nach, bevor wir einen kleinen Spaziergang machen wollten. Ohne Ziel machten wir uns auf den Weg, als ein Bauer mit seinem Transporter anhielt und uns bedeutete, auf die Ladeflächen aufzuspringen. Auf die Frage wohin wir wollten, antwortete eine peruanische Volontärin „bis zum letzten Dorf“ und er raste los. Anfangs machte ich mir etwas Sorgen, weil wir keine Ahnung hatten, wohin er uns bringen würde, doch irgendwann überkam mich im Fahrtwind ein Gefühl der Freiheit. Die Landschaft zog an uns vorbei, alles schien friedlich und es roch so schön nach Natur. Diesen Geruch, der in meiner Heimat ganz normal ist, hatte ich vermisst. Also genoss ich die Fahrt und versuchte nicht so viel nachzudenken. Allerdings amüsierte mich der Gedanke, dass meine Eltern mir früher immer eingeschärft hatten, nicht bei Fremden ins Auto zu steigen und nun sprang ich einfach in einem fremden Land bei einem Fremden auf den Wagen, ohne zu wissen, wohin er mich bringen würde.
Zum Glück waren wir zu viert und nicht auf uns alleine gestellt. Endstation war dann am Acker des Bauern, wir sprangen ab und während ich mit zwei anderen Bilder von der atemberaubenden Landschaft machte, erklärte der Bauer dem vierten Mädchen wie wir zurückkommen und fuhr weiter. Wir fragten sie, was er ihr gesagt hatte und sie gab zu, dass sie nicht zugehört hatte. Da standen wir nun, inmitten von Feldern in den Anden und wussten nur ungefähr in welche Richtung wir mussten. Also setzten wir uns erst einmal hin und genossen weiter die Aussicht, während wir überlegten was nun zu tun war. Die Volontärin, der der Bauer den Weg erklärt hatte, meinte irgendetwas von einem Baum mitbekommen zu haben und wir suchten einen besonders aussehenden Baum, an dem sogar ein Weg vorbeiführte und folgten diesem. Bald war von dem Pfad aber nicht mehr viel übrig und wir bahnten uns einen Weg durch Maisfelder und Gestrüpp, am Berg auf und ab.
Die Situation versetzte mich einerseits in Panik, andererseits fand ich das Abenteuer aber auch spannend und genoss es, durch die pure Natur zu wandern. Immer wieder erkundigten wir uns bei Bauern, die auf ihren Feldern arbeiteten, nach dem Weg, bis wir schließlich neben der Straße, an die wir uns erinnern konnten, entlangliefen und „nur noch“ einen Fluss durchqueren mussten, um auf geradem Weg wieder zurück nach Lamay zu kommen. Dies erwies sich als schwieriger als gedacht, da das Wasser eiskalt war, man seine Füße nicht mehr spürte und die Strömung ziemlich stark war. Bei dieser Aktion fielen zwei von uns ins Wasser.


Polet bei der Wanderung in den Anden bei Lamay. 
Foto: Lara Leibold

Als wir aber endlich wieder in Lamay angekommen waren, waren wir fix und fertig, aber auch gut gelaunt und glücklich, dieses Abenteuer erlebt zu haben. Mittags verbrachten wir dann noch etwas Zeit mit Yuri, seiner Familie und seinen Tieren im Garten, bevor wir uns wieder auf den Heimweg nach Cusco machten. Dort kam ich tiefenentspannt an und merkte, was dieser Ort, trotz des Abenteuers am Morgen, mit mir gemacht hatte. Ich hatte die Zeit in der ruhigen Natur sehr genossen und ich habe fest vor noch einmal dorthin zurückzukehren. Am Abend gingen wir dann früh ins Bett, weil wir am Sonntag einen Ausflug zu den „Rainbow Mountains“ geplant hatten. Dabei hatten wir uns gegen eine konventionelle Tour entschieden, weshalb wir erst um 7.30 Uhr anstatt um drei oder vier Uhr losgingen. Wir waren zu acht und füllten zwei Taxis, die uns an den Startpunkt der Wanderung bringen sollten. Unsere Taktik war dabei, am Gipfel anzukommen, wenn der Ansturm der Tours vorbei ist, sodass wir den ganzen Berg für uns hatten und dies gelang uns sehr gut.
Als wir den Aufstieg begannen, kamen uns Massen von Leuten entgegen und als wir zum steilen, letzten Stück kamen, war weit und breit niemand mehr zu sehen. Der Aufstieg war sehr anstrengend, zum einen aufgrund der Höhe von 5000 Metern, auf der der Berg liegt. Ich merkte den Höhenunterschied zu Cusco am Anfang sehr stark, doch ich scheine inzwischen recht gut an die Höhe gewöhnt zu sein, sodass die anfängliche Atemnot schnell nachließ. Die andere Herausforderung war das Wetter. Oben angekommen hagelte es und während des Aufstieges windete es stark und je höher wir kamen, desto mehr wurde der Hagel und Regen zu Schnee.


Die Volontäre von Aldea Yanapay, (von links:) Pierre, Lolita, Polet, Marina, Camille,
Paola, Lara und Charlotte, versuchen im Sturm ein Selfie von allen aufzunehmen.
Selfie: Pierre



Endlich geschafft! Paola, Lara und Pierre (von links) sind glücklich, nach dem Auf-
stieg den Ausblick in das Rote Tal genießen zu können. Selfie: Lara


Doch ich als "Älbler" (von der Schwäbischen Alb stammend) war ganz gut akklimatisiert, sodass die Wanderung mir weniger ausmachte als den Anderen. Unsere größte Sorge war jedoch, dass wir, oben angekommen, aufgrund des Nebels und Schnees vom Berg gar nicht viel sehen würden. Doch als wir den Aufstieg geschafft hatten, konnten wir trotz des schlechten Wetters einen atemberaubenden Ausblick genießen.


Lara genießt den Ausblick auf den Rainbow Mountains.
Foto: Lolita

Da es nun aber hagelte und windete, machten wir uns nach einer ausgiebigen Fotosession wieder auf den Weg nach unten. Weil wir mit dem Taxi da waren und so nicht unter Zeitdruck standen, wollten wir noch alle zusammen zum Roten Tal wandern, das neben dem „Rainbow Mountain“ liegt. Aufgrund der körperlichen Grenzen, der Höhe und der Kälte, drehten dann aber immer mehr auf dem Weg um, sodass nur ein Franzose, eine Spanierin und ich oben ankamen. Die Aussicht war unglaublich schön. Unter uns erstreckte sich ein Tal und Berge in rot und grün. Wir waren froh, dass wir den weiteren Aufstieg durchgezogen hatten, jedoch waren wir inzwischen so durchgefrohren, dass wir uns schnell wieder auf den Rückweg machten. Als wir wieder im Hostel ankamen, fielen wir alle gleich müde in unsere Betten. Dieses Wochenende wurde mir wieder aufs Neue bewusst, in was für einem wunderschönen und vielfältigen Land ich hier gelandet bin und ich freue mich immer mehr darauf, meiner Familie diese Schönheit bald zeigen zu können.

 
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