La Balanza e.V. Böttingen
  August 2015
 
Cusco, 26. August 2015
Geschrieben von Joanna Hausner
Cusco gefällt mir richtig gut

Nach einem langen Flug kam ich am Montag Nachmittag endlich in Cusco an und wurde gleich sehr herzlich von Marleen und Marius vom Flughafen abgeholt. Nelly empfing mich zuhause, da sie mir gerade erst ein Bett organisiert hatte. Wir besprachen die nächsten Tage mit Nelly und dann gingen Marleen, Marius, Lisa und ich noch einmal kurz in die Stadt. Schon von dem Flugzeug aus, hatte ich mich in Cusco verliebt und dieser Eindruck verstärkte sich nur noch mehr. Am nächsten Morgen machte Nelly mit mir eine kleine Stadttour und zeigte mir die wichtigsten Plätze und Straßen. Es ist faszinierend wie lebendig die Straßen hier sind. Die Leute, die unterwegs sind, bleiben mal stehen und reden, oder sie lesen ihre Zeitung auf einer Bank. Dadurch entsteht eine unbeschreibliche Stimmung in der Stadt.
Am Mittwochvormittag ging ich mit Marleen in ihre Klinik. Wir malten ein bisschen mit den Kindern und gingen dann spazieren. Mich berührte sehr, wie glücklich die Kinder sind und wie gerne sie lachen, obwohl es nur sehr wenig oder fast gar keine Spielsachen und Unterhaltungsmöglichkeiten gibt, ganz im Gegensatz zu deutschen Einrichtungen. Am Nachmittag ging es dann gleich weiter zu Colibri, wo ich schnaufend oben ankam, da ich mich noch nicht so ganz an die Höhe und des viele Laufen gewöhnt hatte. Auch dort empfingen uns die Kinder mit offenen Armen, obwohl sie mich noch nicht kannten und wir malten, lachten und tanzten ein bisschen mit ihnen und hatten jede Menge Spaß. Am Donnerstag durfte ich dann mit auf einen Ausflug in die Dorfgemeinde Huaccoto  außerhalb von Cusco, wo wir mit Acupari Bücher an der Schule verteilten. Die Kinder waren wahnsinnig zutraulich und beim Essen setzte sich ein kleines Mädchen einfach auf meinem Schoß, als wäre es das Normalste auf der Welt. Sie war wahnsinnig süß und ich teilte meine lila Kartoffel mit ihr. Alle Kinder waren sehr süß, freuten sich über unseren Besuch und gaben uns das Gefühl, etwas Besonderes gemacht zu haben. Am Freitag meldete ich mich dann bei Acupari an, wo ich am Montag anfangen werde, Spanischunterricht zu nehmen in der gleichen Gruppe wie Marius. Ich freue mich schon darauf, mein Spanisch zu verbessern, da es mir doch ein bisschen schwer fällt, flüssig zu sprechen, aber ich hoffe, dass ich schnell wieder reinkomme. Bis jetzt habe ich aber das Gefühl, dass die Tage viel zu kurz sind, für alles, was ich erleben will. Gott sei Dank hab ich noch viel Zeit!


Noch sind die La-Balanza-Volontäre zu dritt: Joanna Hausner, 
Marleen Herbinger und Marius Grimm. Am 27. August wird 
Marleen ihre Rückreise nach Deutschland antreten. Joanna Hausner
bleibt noch bis Februar 2016 und Marius Grimm bis zum 5. Mai 2016.
Foto: Nelly Aedo. 
 

Cusco, 24. August 2015
Geschrieben von Marleen Herbinger

Der Abschied fällt mir so schwer 

Ja, leider geht meine wunderschöne Zeit hier in Cusco langsam dem Ende zu.
Alles, was ich diese Woche erlebt habe, hat mich viel mehr berührt. Es fing diese Woche direkt am Montag an. Seit ein paar Wochen ist der kleine, zweijährige Oliver in der Klinik. Nachdem er letzte Woche das erste Mal nicht geweint hat, als ich ihn in meinen Armen gehalten habe, habe ich viel Zeit mit ihm verbracht. Und weil er mit zwei Jahren immer noch kein Wort gesagt hat, dachte ich mir, ich texte ihn einfach mal zu. – Ist ja egal, ob auf korrektem spanisch oder nicht.
Bin auch mit ihm in den Park, haben uns auf eine Bank gesetzt und den Himmel beobachtet. Als dann ein Flugzeug vorbei geflogen ist, hat er das erste Mal irgendwelche Plapperlaute von sich gegeben. Am Ende der Woche hat er dann auch schon Mama und Papa gesagt. Man konnte richtig spüren, wie gut es ihm tat, dass er so viel Zuneigung bekommen hat. Jedes Mal, als ich in die Klinik kam, hat er sich so gefreut.
Der Abschied am Freitag von ihm fiel mir so schwer, dass ich wirklich den ganz Tag damit kämpfen musste. Ebenso hart war es auch, als ich mich von Nayda, dem Mädchen, mit dem ich immer Schreiben geübt habe, verabschieden musste. Als ich ihr am Freitag auf Wiedersehen gesagt habe, hat sie mich bestimmt zehn Minuten in den Armen gehalten und hat mich immer fester gedrückt.
Auch mein Manuel, war sehr traurig, als ich ging. Er hat gleich nach meinem Facebook-Account gefragt und als ich zu Hause war, hatte ich schon eine Freundschaftsanfrage von ihm.
Es war die wohl traurigste Woche in meiner ganzen Zeit hier in Cusco und es ist so schade, dass ich schon gehe. Aber ich hoffe, ich werde eines Tages wieder hier sein können. Die Kinder in der Klinik werden sicher immer einen Platz in meinem Herz haben!
Am Freitagabend haben Lisa und ich meine Tandempartnerin zum Essen eingeladen, weil sie so viel für uns macht und uns allen wirklich immer zur Seite steht, wenn etwas passiert!
Danach haben wir zwei bei Acupari die Bar geschmissen, es war Karaoke-Nacht. War wirklich schön und als Ablenkung super geeignet. Peruaner und Deutsche haben zusammen im Chor deutsche Schlager, Rammstein und wirklich alles gesungen. Wir wurden so eine Gemeinschaft, dass wir danach noch weiter gezogen sind. Es war ein wundervoller Abend.
Am Samstag haben wir dann mit David, der Kameramann von La Balanza, den Film gedreht. Das war was! – Haben erst Freitagnachmittag den Termin bekommen und dann in der Nacht mit unseren Tandempartnern den Text einstudiert. Aber das hat alles nicht so ganz geklappt, auch David fand es witzig. Aber nach vier Stunden hatten wir dann den Film im Kasten und wir waren doch alle irgendwie froh, dass es vorbei war, und auch zufrieden mit dem Ergebnis.
Dann haben wir noch ein Shooting gemacht und haben damit den Drehtag abgeschlossen.


Viel Spaß hatten die Volontäre bei der Aufnahme der
Interviews für den neuen La-Balanza-Film. Foto: Joanna Hausner

Am Sonntag haben wir drei uns mit Lisa und Fabian getroffen, wir sind zu den Salineras nach Maras gefahren. Der Busfahrer hat uns irgendwo in der Pampa rausgelassen, dort gab es nur eine Straße und Felder, dann mussten wir ein Stück zur nächsten Busstation laufen. Wir sind mit einem Bus zu den Salineras gefahren, hier  wird in sogenannten Salzpfannen Salz gewonnen. Das Gebiet ist riesig und total schön. Haben viele Bilder gemacht  und hatten mega viel Spaß. Danach sind wir nach Urubamba gefahren und von dort aus nach Yucay gelaufen, wo wir uns mit Christian und seinem Vater Andy, der Entwicklungshelfer ist, zum Essen getroffen haben.
Andy hat uns die Riesen-Inka-Terrassen von Yucay gezeigt und wir sind immer bergauf an einem kleinen Bach gelaufen, bis zu einem Wasserauffangbecken, welches von Andy und seinen Mitarbeitern konstruiert wurde. In der Regenzeit wird hier Wasser gesammelt, welches dann in der Trockenzeit genutzt werden kann.

Danach sind wir noch nach Calca zu Christian und Andy nach Hause, wo Joanna, Lisa und ich mit einem Motortaxi eine Tour durch Calca gemacht haben. Der Hund von Christian ist auch noch reingesprungen und mitgefahren.
Nach einem wundervollen Tag sind wir wieder zurück nach Cusco gefahren und ziemlich K.O. ins Bett gefallen!
Anmerkung von Klaus Flad:
Liebe Marleen, 
einmal mehr kullerten beim Lesen deines Berichts Tränen über meine Wangen. Da wird so oft gepredigt, dass es die Liebe ist, die alles heilt. Du hast es praktiziert! Danke für deine Liebe zu Oliver. Du hast ihm die mütterliche Liebe geschenkt, die er vielleicht in den ersten zwei Jahren seines Lebens noch nie zu spüren bekam und du hast ihm damit so viel Heilung ermöglicht, dass er, nicht ohne Grund zum ersten Mal in seinem Leben "Mama" sagen konnte. Danke für deine Liebe zu den Kindern in der Klinik und zu den Menschen in Peru. Danke für dein Wirken in Peru für unseren Verein. Graicas. Ein Teil von dir wird immer dort bleiben, ebenso wie du viele wertvolle Erinnerungen und prägende Erfahrungen mit nach Deutschland bringen wirst. Das ist praktiziertes "Geben und Nehmen", auf Quechua heißt dieser wohltuende Fluss der Energien "Ayni". Möge das wohltuende und heilende Ayni immer mit dir sein, wenn du dich an deine Zeit in Peru erinnerst. Arí.

Cusco, 22. August 2015
Geschrieben von Marius Grimm
Mir fehlen die Worte. Es ist so unbeschreiblich schön. 
Am 6. August 2015 war es endlich so weit, meine Reise nach Peru ging los.
Der Flug war zwar sehr lange aber es lief zum Glück alles nach Plan und ich machte nette Bekanntschaften.
Ich kam dann schließlich am Freitag den 7.August um 6.45 Uhr überglücklich in Cusco an und wurde sehr herzhaft von Marleen, Nelly und Wenchy begrüßt. Gepäck ins Auto, eingestiegen und erstmal unbeholfen den Sicherheitsgürtel gesucht. Das war die erste Sache an die ich mich neu gewöhnen musste. Safety first gilt hier nur bei den Fahrern.
Die Fahrt durch Cusco war atemberaubend. Die Sonne schien noch ganz flach und verleihte den Häuserfassaden einen wunderschönen Glanz. In meiner neuen Heimat, in dem alten Haus von Nelly, verstaute ich zuerst meine Klamotten und richtete mir das Zimmer ein.
Nach einem wichtigen Gespräch mit Nelly ging es dann aber auch gleich zur Sprachschule Acupari, so dass ich mich gleich für den Montag anmelden konnte.
Am Wochenende ging es mit Marleen und zwei weiteren Freiwilligen nach Chinchero. Auf dem Weg dahin sah man eine Landschaft die man mit Wörtern oder Bildern nicht beschreiben kann. Es war wunderschön.
Am Montag den 10.8 war dann mein erster Schultag. Die Leute dort haben mich sehr nett aufgenommen und es ist einfach toll Menschen kennenzulernen, die das Gleiche machen und die gleichen Ansichten teilen. Acupari ist einfach nur toll. Die Organisation, die Lehrer und das sonstige Personal. Einfach perfekt und mehr als das Geld wert.
Es war alles sehr aufregend, deshalb ging die Woche auch sehr schnell vorbei. An zwei Nachmittagen waren wir auch im Straßenkinderprojekt Colibri tätig. Die Kinder empfingen mich alle mit einem herzlichen Lächeln. Es war toll. Die Woche fand noch ein wunderschönes Ende in Calca, wo ich mit Fabian und drei Peruanern übernachtet habe. Dort fand ein religiöses Fest statt, das von fünf Freiwilligen organisiert wird und ganze fünf Tage dauert. 30 verschiedene Tänze wurden am Tag aufgeführt und am Abend gab es noch ein riesiges Feuerwerk. Danach ging es in einen großen Innenhof wo Stühle und Tische und sogar eine Musikband bereit standen. Essen und Trinken war umsonst! Die Atmosphäre war unbeschreiblich. Man fühlte sich sofort willkommen. Am nächsten Tag grillten wir noch Hähnchen und aßen dazu noch leckere Salate.
Dann kam diese Woche am Montag auch schon Joanna in Peru an. Marleen und Ich holten sie am Flughafen ab. Auch sie hatte relativ wenig mit der Höhe zu kämpfen und auch sie war so begeistert von Peru wie ich.
Da sie erst am 24. August bei Acupari anfängt ist sie sogar schon mit Marleen in die Klinik und auch zu Colibri mit.
Ich habe mir am Mittwoch zum ersten Mal eine Erkältung eingefangen, sonst hatte ich gesundheitlich noch gar keine Beschwerden.
Acupari organisiert alle zwei Wochen am Donnerstag einen Ausflug. Auch Joanna durfte schon mit, so gingen wir drei zusammen mit nach Huaccoto. Ein sehr schönes Bergdorf auf 4100 m das einen wundervollen Blick auf Cusco bietet. Wir besuchten dort eine Schule mit 17 Kindern denen wir Obst verteilten. Sie freuten sich riesig und spielten mit uns noch eine Runde Fußball. Nachdem wir noch zu einem Aussichtspunkt hoch sind waren wir dann aber auch alle schon so müde, dass wir uns brutal auf unser Bett freuten.

Am Freitag brachte ich noch eine Torte zu Colibri mit, weil ein Kind Geburtstag hatte. Es war eine schöne Geburtstagsparty und den Kindern hat es sehr gefallen.

Am Samstag filmten wir dann endlich mit David noch die Interviews für den neuen La-Balanza-Film mit Marleen, Joanna und mir. Es war sehr lustig.
Alles in allem bleibt mir nur zu sagen: Mir fehlen die Worte! Es ist wunderschön und die Menschen sind unglaublich nett. Das einzige was mich stört, ist die Hektik im Verkehr und der Müll in der Landschaft.
Danke La Balanza für Alles!


Marius Grimm (3. von links) und Marleen Herbinger (6. von links)
mit den Straßenkindern des Projekts Colibrí in Cusco. 
Foto: Nelly Aedo.


La-Balanza-Helfer beim Projekt Colibrí Cusco mit dem Leiter
Reinaldo Canal Oblitas (hinten 3. von links) Nelly Aedo (vorne links), 
Marius Grimm (hinten 2. von links), Joanna Hausner (hinten 4. von links)
und Marleen Herbinger (hinten 5. von links). 
 


Cusco, 16. August 2015
Geschrieben von Marleen Herbinger
Man wird immer wieder auf's Neue überrascht!
Die Klinik war am Anfang dieser Woche fast leer, da viele Kinder in der Therapie waren.
Am Montag habe ich mich dann mit zwei Mädels zusammengesetzt, weil sie mich gefragt haben, ob ich mit ihnen schreiben lernen kann. – Also haben wir das Alphabet gelernt und immer einen Gegenstand, der mit dem jeweiligen Buchstabe anfängt, dazu geschrieben. Danach wollten sie unbedingt rechnen lernen. Ich war richtig fasziniert! – Während das Lernen eher eine Qual für die meisten Kinder in Deutschland ist, wollen diese Mädchen das freiwillig machen.
Ich war wirklich positiv überrascht, wie gut sie es verstanden und es gleich umgesetzt haben. Sie wollten auch unbedingt, dass ich ihnen Rechnung aufschreibe, die sie dann am Mittag machen können. – Also habe ich ihnen Hausaufgaben aufgegeben, die sie bis Mittwoch machen sollten, weil sie Dienstag eine Therapiestunde hatten.

Am Dienstag durfte ich dann vier Mädchen in die Therapie bringen und weil ich so neugierig nachgefragt habe, was sie dort machen, durfte ich gleich dabei bleiben.
Die Therapie findet ebenfalls in der Klinik in einen wunderschönen Raum statt, der mit Matten ausgelegt ist, damit ihnen nicht kalt wird und sie sich nicht verletzen, wenn sie sich ohne Rollstuhl fortbewegen.
Die Leiterin von der Therapie hat das Licht ausgeschalten, damit es komplett dunkel war. Dann hat sie bunte Lichterketten angeschaltet, die von der Decke herunterhingen. Die Mädels haben dann die verschiedenen Farben gelernt, dafür mussten sie sagen, welche Farbe gerade leuchtet, welche Vokale die Farbe beinhaltet und jede musste einen Gegenstand sagen, der diese Farbe enthält.
Sie hatten sehr viel Spaß und zwischendurch hat sich ein Mädchen immer wieder an mich gekuschelt.

Direkt nach der Therapiestunde kam eines der Mädchen zu mir, sie wollte weiter lernen und sie hatte sogar schon ihre Hausaufgaben gemacht – und das fehlerfrei!! Ich war richtig stolz auf sie.
Wir haben diese Woche bereits mit Multiplizieren und Dividieren angefangen und mit Englisch, sie ist so lernbegeistert!
Sie war richtig froh, dass ich so viel mit ihr lerne und um ihre Dankbarkeit auszudrücken, hat sie mir ein Armband gebastelt!

Diese Woche war ich noch ein weiteres Mal sehr stolz! – Auf Manuel. Er ist ebenfalls in der Klinik, sitzt im Rollstuhl, kann kaum reden und sich auch nicht wirklich bewegen.
Aber er hat einen Song geschrieben! – Dieser Song wurde auf einer CD veröffentlicht, die er mir und den anderen Freiwilligen sehr stolz präsentiert hat. Und weil wir wirklich alle so unglaublich stolz waren, haben wir den Song nicht nur den ganzen Morgen angehört, sondern haben auch gleich jede eine CD gekauft. – Er hat sich sehr gefreut und ich muss wirklich sagen, ich wäre vor Stolz fast geplatzt!!

Da dieses Wochenende  „El Día del Niño“ („Der Tag des Kindes“) war, haben wir Freiwilligen für die Kinder in der Klinik Drachen gekauft. Diese haben wir am Freitag zusammen aufgebaut und wollten sie steigen lassen. Leider gab es nicht genügend Wind, so, dass wir Freiwilligen wie blöd durch die Gegend gerannt sind, damit die Drachen hoch in die Lüfte steigen. Ich, sowie alle anderen waren nach dem ganzen Frühsport echt am Ende, aber die Kinder hatten so eine Freude und haben richtig glücklich gelacht. Das war es wirklich wert!

Diese Woche waren Marius und ich zwei Mal bei Colibri, wo wir immer sehr freudig begrüßt wurden. Marius war am Anfang der Woche der einzige Junge, also klebten alle Jungs an ihm und er musste sie die ganze Zeit tragen und mit ihnen spielen.
Am Freitag hatten zwei Mädels Geburtstag, ich habe Luftballons mitgebracht, mit denen wir dann den Raum geschmückt haben, und eine andere Freiwillige hat einen Kuchen für die Mädels gekauft. Wir haben alle viel getanzt und gesungen, es gab sogar eine Piñata (das ist ein Tontopf mit Süßigkeiten, sie wird an der Decke aufgehängt, den Topf dürfen die Kinder zerschlagen, damit die Süßigkeiten zu Boden fallen), die bis zum Anschlag mit Süßigkeiten gefüllt war.
Es war wirklich eine faszinierende Woche!


Marleen Herbinger (rechts) bei der Auslieferung von Nahrungs-
mitteln an die behinderten Kinder der Klinik San Juan de Dios. 
Foto: Nelly Aedo


Cusco, 10. August 2015
Geschrieben von Marleen Herbinger
Endlich ist er da
Im Kinderheim habe ich diese Woche viel mit den Kindern gespielt und auch gelernt. Wir haben den Pakt geschlossen, dass die Freiwilligen ihnen schreiben und rechnen nach und nach beibringen und sie uns helfen unser Spanisch weiter zu verbessern.
Es ist jedes Mal aufs Neue ganz witzig für alle Beteiligten und wir haben sehr viel Spaß miteinander.

Auch war ich wieder mit dem Mädchen, welches laufen lernen soll, im Park zum Üben. Zusammen mit einer anderen Freiwilligen, die ein kleines Mädchen im Rollstuhl mitgenommen hat, sind wir dann auf dem Gelände der Klinik herumgelaufen.
Als das Mädchen nicht mehr an meiner Hand laufen wollte, hat sie sich einfach den Rollstuhl geschnappt und hat das andere Mädchen kreuz und quer durch die Gegend geschoben. Während einer Pause auf einer Bank, wurde das Mädchen im Rollstuhl von meiner kleinen Läuferin auf die Backe geküsst und gestreichelt.
Sie können beide nicht reden und ich denke, so zeigen sie ihre Zuneigung! – Es war ein wunderschönes Bild, wie sich zwei mit dem gleichen Schicksal umeinander sorgen.

Seit einer Woche gibt es bei Colibri wieder ganz viele neue Freiwillige und ein paar sind aus Amerika und Canada. Sie haben den Kindern diese Woche ein wenig Englisch beigebracht. Verschiedene Lebensmittel und vor allem auch Zahlen. Alle haben es dann lauthals im Chor geschrien. War eine sehr amüsante Aktion und die Kinder konnten sich die Zahlen sogar sehr schnell einprägen.

Nachdem ich die ganze Woche über allen erzählt habe, dass diese Woche ein neuer Freiwilliger von La Balanza kommt, war es dann Freitag endlich soweit!
Nelly, Wenchy und ich haben uns am Flughafen getroffen, um Marius in seiner neuen Heimat zu begrüßen.
An seinem ersten Tag war er noch sehr müde und auch die Höhe hat ihm ein bisschen zu schaffen gemacht, aber dank „Mate de Coca“ ging das auch gleich wieder weg.
Wir sind am Vormittag gleich zu Acupari, wo wir ihn für den Sprachkurs angemeldet haben. Später kamen dann auch Nelly und Wenchy zu uns und haben ihm erklärt, wo er arbeiten kann und was hier so alles auf ihn zukommt.
Am Sonntag haben wir zusammen mit Lisa und Fabian, zwei Freiwillige, einen kleinen Ausflug nach Chinchero gemacht, wo wir uns gleich mal mit Alpaka – Pullovern eingekleidet haben. Richtiger Touristyle!
Am Abend haben wir dann alle zusammen gekocht. Es gab Knödel mit Rahmsoße und Wienerle. – Deutsche Küche ist eben doch die Beste!
War ein wunderschönes erstes Wochenende für Marius und ich hoffe es hat ihm genauso gefallen, wie uns anderen!


Marleen Herbinger und Marius Grimm in Chinchero. Foto: Fabian

Cusco, 2. August 2015
Geschrieben von Marleen Herbinger
Wenn Dankbarkeit zum Alltag wird

Seit Montag arbeite ich in der Klinik „San Juan de Dios“, hier leben behinderte Kinder und Jugendliche. Sie haben große Gemeinschaftszimmer und einen Raum, wo sie spielen und sich sonst irgendwie beschäftigen können. 
Die erste Woche war für mich sehr hart, denn diese Kinder können wirklich fast gar nichts. Sie sind auf jede Unterstützung und Hilfe angewiesen und da Dienstag und Mittwoch Feiertage waren, war ich die einzige Freiwillige. 
Ein Mädchen hat den ganzen Tag nur geschrien und geweint, war richtig unzufrieden. Am nächsten Tag sollte ich mit dem Mädchen nach draußen in den Park gehen, da sie endlich laufen lernen sollte. Als sie mich an beiden Händen fest umklammert hatte, bin ich mit ihr in den Park gelaufen. Nach zwei Stunden laufen lernen hat sie die ersten Schritte ganz alleine gemacht. – Diese Gefühl war wirklich unbeschreiblich. Und die Blicke von den Schwestern, als die Kleine ganz allein vor mir in die Klinik gerannt ist, werde ich wohl nie wieder vergessen. 
An diesem Tag hat das Mädchen nicht eine Sekunde geschrien. Sie war vollkommen zufrieden und das nur, weil sie endlich laufen konnte. 
Zum Mittagessen müssen die Kinder immer gefüttert werden, nicht alle, aber relativ viele. Ich habe mir diese Woche einen Jugendlichen ausgesucht, der in einem vollelektrischen Rollstuhl sitzt. Er kann sich weder Bewegen, noch richtig reden. Die einzigen Worte, die er je zu mir gesagt hat, waren „Thank you“ und „Gracias“ – also Danke. Und das jedes Mal, nach dem ich ihn gefüttert hatte. 
Als er es das erste Mal zu mir gesagt hat, wusste ich gar nicht wie ich reagieren soll. Denn diese unendliche Dankbarkeit findet man heutzutage nur noch selten. 
Nayda, ein zwölfjähriges Mädchen, die ebenfalls im Rollstuhl sitzt, weil sie nicht laufen kann, ist geistlich eigentlich sehr fit. Obwohl sie nur eine kleine Einschränkung hat, hat sie noch nie eine Schule von innen gesehen. In den ersten Tagen habe ich mir zur Aufgaben macht, dass sie ihren Namen schreiben kann und bis zehn zählen und rechnen kann. 
Irgendwann war ihr dann alles zu viel und wir sind raus gegangen. Auf dem Gelände der Klinik ist nämlich ein kleiner Welpe, mit dem wir dann gespielt haben. Ich hab ihn Nayda auch auf den Schoß gelegt und sie hat richtig lange mit ihm gekuschelt. – Sie hat über das ganze Gesicht gestrahlt. 
Als der Hund dann wieder spielen wollte, haben wir mit Stöckchen geworfen und er hat mir dann auch irgendwann im Spiel die Hände angeknabbert. 
Aber für das laute Lachen und die unglaubliche Fröhlichkeit dieses Mädchen, würde ich das jeder Zeit wieder auf mich nehmen! Denn so glücklich, wie an diesem Tag war sie noch nie! 
Als ich ihr am Freitag gesagt habe, dass ich erst am Montag wieder komme, hat sie mich zu sich hergezogen und mich ganz lange umarmt. Da bekommt man schon mal Tränen in die Augen! 
Es ist wirklich ein so unglaublich tolles Gefühl, wenn man weiß, wie dankbar die Menschen sind, für das was man für sie tut.
Und man weiß, dass man am richtigen Platz ist um zu helfen!
Anmerkung von Klaus Flad:  
Bei mir kam die Energie an, die du dort wahrnimmst, ich fühle mit dir. Danke für alles, Marleen. 


 
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