La Balanza e.V. Böttingen
  Mai 2011
 

Cusco, 24. April 2011
Geschrieben von Christian Barthel
Siebter Bericht
Medizinische Geräte für Krankenstationen und Personalausweise für Kinder in Chimpa wurden

„Ihr seid wie Engel gekommen!“

„Wir leisten Entwicklungsarbeit!“ lautet die Parole und wird oft als Alibi benutzt, sich selbst oder eine Organisation als gesellschaftlich helfende Arbeitskraft zu profilieren.
Viele Peruaner sehen dem Prinzip der „NGOs“ oder dem der Vereine skeptisch entgegen. Zu viele haben die Erfahrung gemacht, dass Freiwillige ein Projekt kennenlernen, zwei mal erscheinen und dann nie wieder, weil es ihnen einfach nicht gefällt.
Doch was ich durch Zufall beim Ausflug zu den Cuy-Farmen am 01.02.2011 in der Krankenstation von Chinchero gesehen habe, schrecke mich nicht ab. Damals brachten wir ein krankes Kind in diese Krankenstation zur Untersuchung. Ich wartete draußen und plötzlich kam die Krankenschwester aus dem Gebäude gestürmt und rief laut: „Hat jemand eine Armbanduhr mit Sekundenzeiger?“ Ich ahnte, dass sie den Puls des Babys messen wollte und doch nicht konnte. Dies schreckte mich nicht ab, sondern ermutigte mich eher, darüber nachzudenken, wie man dieser Krankenstation helfen könnte. Ich erkannte die Missstände und man erklärte mir im Gebäude, welche Geräte in dieser Krankenstation fehlen und dies ließ in mir den Gedanken reifen, ein „Medizinpaket“ zusammenzustellen. In einem Geschäft für medizinische Geräte hier in Cusco haben wir eine Vielzahl von sehr qualitativen Geräten gefunden, viele davon aus Deutschland und sogar aus Tuttlingen! Die Welt ist so klein und ich bin habe einen Freudensprung gemacht, als ich „78532 Tuttlingen“ las...!
Auf drei verschieden große Pakete haben wir die Gegenstände aufgeteilt, jeweils auf die Notwenigkeit der drei Krankenstationen Chinchero, Ollantaytambo und Huilloc zugeschnitten.
Chinchero bekam zusätzlich noch einen Rollstuhl, denn der Rollstuhl, den ich am 01.02. sah, hat diese Bezeichnung wirklich nicht verdient - wohl eher „unvollständiger Bausatz mit Plastikstuhl und Fahrradreifen“...


Übergabe der von La Balanza angeschaften medizinischen Geräte an
die Krankenstration in Chinchero.


Übergabe des von La Balanza angeschafften Rollstuhls an die 
Krankenstation in Chinchero.



Gruppenfoto in Chinchero: Vertreter des Vereins La Balanza
mit erstem Vorsitzenden Klaus Flad (fünfter von links), Christian
Barthel (sechster von links) Alexis del Pozo Aedo (zehnter von links)
und Manuela del Pozo Aedo (elfte von links) sowie mit dem
Personal und einigen Patienten der Krankenstation Chinchero.

Die größte Übergabezeremonie fand in Chinchero statt. Der Chefarzt, zwei Krankenschwestern, und drei weitere Angestellte bauten draußen zwei Tische auf, stellten Stühle auf und ließen sich überraschen. Beim Auspacken wurden sie von Gegenstand zu Gegenstand mehr überwältigt und besonders beim neuen Rollstuhl waren sie besonders erfreut. Die an dem Tag anwesenden Patienten wurden auch nach draußen gebeten, um sich davon zu überzeugen, dass wirklich neue Geräte gestiftet worden sind und nicht wie gewöhnlich: „Versprochen, morgen, morgen, morgen kommt alles...“
Bei einer kleinen Unterbrechung und Kamerawechsel während des Gruppenfotos wandte sich der Chefarzt zu mir und meinte: „Jetzt mal ohne viel Formalitäten - ihr seid wie Engel gekommen!“ Dieser eindrucksvolle Satz wird mich noch lange begleiten, denn er kam spontan und direkt vom Herzen.
Erst kurz bevor wir abfahren und zur nächsten Krankenstation aufbrechen wollten, wurde den Angestellten klar, dass ihnen ab jetzt neue Geräte zur Verfügung stehen und dass niemand ihnen diese wegnimmt. Die Freude, Dankbarkeit und alle sonstigen treffenden Beschreibungen waren in ihren Augen zu erkennen.
Das von mir erkannte und erfolgreich durchgeführte Vorhaben kann als wirkliche Hilfe der Entwicklungsarbeit bezeichnet werden..

Auf unserem weiteren Weg hielten wir in Urubamba, der Stadt am gleichnamigen Fluss, um die Personalausweise abzuholen. Diese sind gerade fertiggestellt worden und waren zur Abholung bereit. Wir verknüpften die Übergabe des Medizinpaktes für Huilloc mit der Übergabe der Personalausweise in Huilloc, nachdem wir in Ollantaytambo das zweite Medizinpakte übergeben hatten. Dort waren schon weniger Personen anwesend, nur ein Chefarzt, ein weiterer Arzt und ein Vertreter des Bürgermeisters, der noch ein paar eingeübte, gut wirkende Standarddankesworte sprach.


Übergabe der von La Balanza angeschafften medizinischen Geräte an
die Krankenstation in Ollantaytambo.


Gruppenfoto in Ollantaytambo: Vertreter des Vereins La Balanza
mit erstem Vorsitzenden Klaus Flad (vierter von links), Christian
Barthel (zweiter von links) Alexis del Pozo Aedo (sechster von links)
und Manuela del Pozo Aedo (rechts) sowie mit dem
Personal und der Krankenstation
Ollantaytambo und Vertretern
der Gemeindeverwaltung Ollantaytambo.

In Urubamba erklärte mir Raul, der Angestellte, der uns schon am 26.02. nach Huilloc begleitet hatte, wie ich die Übergabe gestalten sollte. Auf die begleitenden Zettel zu jedem Personalausweis sollte ich die Unterschrift und zwei Fingerabdrücke einfordern. Dazu gab er mir ein Stempelkissen mit schwarzer Tinte mit, in das ich den rechten Zeigefinger zweimal tunken und abrollen sollte, um den benötigten Fingerabdruck für Rauls Kartei zu erhalten. Nur bei den Unterschriften lief nicht alles so glatt. Manche Mütter, die die Personalausweise abholten, können nicht schreiben, sie haben nicht einmal eine eigene Unterschrift. Somit war der Fingerabdruck ihre einzige Unterschrift...! Auch in ihren Augen war tiefste Dankbarkeit zu erkennen; ab jetzt können sie im Krankenhaus eine Behandlung erhalten, ohne dafür bezahlen zu müssen, denn gleichzeitig mit dem Personalausweis erhalten sie eine staatlichen Pflichtversicherung gegen Krankheitsfälle.


Ausgabe der Personalausweise für die Kinder in Huilloc Chimpa.


Der neunjährige Serefino Medina Echame ist stolz auf
seinen ersten Personalausweis.

Danach gingen wir zur Krankenstation von Huilloc. Diese liegt nur fünf Minuten zu Fuß flussabwärts entlang laufend auf der rechten Seite. Entgegen der Absprache, dass uns auch hier ein Arzt, der gleichzeitig in Ollantaytambo Arzt ist, erwarten sollte, war nur eine Krankenschwester da. Wir erzählten ihr, wer wir waren und was wir vorhatten. Sie meinte, dass wir an einem anderen Tag wiederkommen könnten, doch wir entschieden uns, sie das Paket öffnen zu lassen. Sie freute sich ebenfalls über eine Spende an den nötigsten Dingen, wie z.B. Mundschutz, Einmalhandschuhe oder Fieberthermometer. Im Paket war auch eine brasilianische Hochgeschwindigkeitsbohrmaschine für den Zahnarztstuhl inbegriffen. Da wir den Anschluss des Stuhls nicht mit dem des Geräts verglichen hatten, hofften wir, dass sie trotzdem zusammenpassen würden. Die Verkäuferin im Laden sagte uns, dass es auch europäische Anschlüsse gäbe, die garantiert nicht auf lateinamerikanische Zahnarztstühle passen würden, die brasilianischen jedoch schon. Deshalb kauften wir die brasilianische Version und hatten Glück. Da ich der Medizintechnik nicht ganz fremd bin, schraubte ich kurzerhand das Handstück auf das Instrument. Ein kleiner Test mit dem Fußgerät als stromspendende Pedale bestätigte die Annahme der Verkäuferin.





Gruppenfoto in Huilloc: Christian Barthel, eine Mitarbeiterin der
Krankenstation Huilloc, erster Vorsitzender von La Balanza Klaus
Flad, Manuela del Pozo Aedo und Alexis del Pozo Aedo (von links).

Nun war alles getan, die Medizinpakete waren überliefert worden und auch der kleine Einschub mit der Übergabe der Personalausweise war gut verlaufen.
Mit dem tiefsten Gefühl der Zufriedenheit, den hilfsbedürftigen Menschen in diesen zwei bevölkerungsreichen Landkreisen mit den wichtigen Krankenstationen-Standorten Chinchero und Ollantaytambo in Zukunft eine bessere Behandlung ermöglichen zu können, fuhren Alexis, Manuela, Klaus, der Kameramann David und ich in unserem Van wieder Richtung Cusco.
Vielen Dank an den Vorstand von „La Balanza“ für die Ermöglichung und Finanzierung dieses notwendigen Eingriffs für die Gesundheit der betroffenen armen peruanischen Bevölkerung!

Herzlichst, euer Christian.

 
 
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