La Balanza e.V. Böttingen
  Oktober 2011
 

Cusco, 09. Oktober 2011
Geschrieben von Lukas Wolf
Schon wieder krank oder immer noch gesund?
In den letzten Wochen habe ich viele Emails bekommen, in denen ich von den verschiedensten Menschen gefragt wurde, wie es mir eigentlich gesundheitlich geht. Da ich ja durchaus schon das ein oder andere Mal krank war und es mich das letzte Mal ziemlich heftig erwischte, habe ich seitdem besser auf mich aufgepasst und kann jetzt voller Überzeugung sagen: „Es geht mir gut!“ Ich versuche jeden Tag frisch bei mir zu Hause zu kochen und nichts in Chinarestaurants oder auf der Straße zu essen. Man muss dazu sagen, dass ich gelegentlich Magenverstimmungen habe, die aber nicht der Rede wert sind und einfach daher kommen, dass man entweder das Falsche oder zu spät gegessen hat.
Letzten Dienstag, den 4. Oktober, habe ich übrigens meine letzte von insgesamt fünf Tollwutimpfungen erfolgreich hinter mich gebracht.

 


Clínica Dr. Victor Paredes


Cusco, 09. Oktober 2011
Geschrieben von Lukas Wolf
Wem gehört Kate?
Letzten Donnerstag habe nach dem Unterricht in der Schule noch mit Lehrern im Pausenhof über nächste Woche gesprochen. Das Colegio Fatima feiert seinen 43. Geburtstag und es ist für die ganze Woche ein riesen XXL-Programm geplant. Auf einmal aber war ich von dem eigentlichen Thema vollkommen abgelenkt. Eine kleine Katze kauerte unter einer Bank und kroch langsam hervor. Da sie eine unglaubliche Ähnlichkeit mit meiner Katze in Deutschland hatte, beschloss ich sie ohne Umschweife zu machen, mit nach Hause zu nehmen. Wie würden meine Mitbewohner auf die Katze, die ich kurzerhand Charly genannt hatte, reagieren? Hat Charly Krankheiten, wie zum Beispiel Parasiten, die auf mich übertragen werden könnten. Ein Besuch des Tierarztes am Abend würde diese Fragen beantworten und mir Gewissheit geben, was mir Charly los ist. Da ich mit Nancy nach dem Unterricht noch etwas trinken gehen wollte, kam Charly auch mit und wurde in die nächste „Povea“-Filiale auf eine Schale Milch eingeladen. Zu dritt am Tisch, überlegten Nancy und ich uns das weitere Vorgehen. Zunächst einmal braucht Charly etwas zum Essen und muss vom Tierarzt auf Parasiten etc. durchgecheckt werden. Kurz entschlossen, machten wir uns auf den Weg zum Tierarzt im Nachbarstadtteil „Ttio“. Leider vergeblich und im wahrsten Sinne des Wortes „für die Katze“, denn die Praxis hatte geschlossen. Noch kurz im „Mega“ eine Packung Whiskas gekauft ging es zurück in meine Wohnung, wo, kaum eingetroffen, Charly erst einmal die Wohnung erkundete und sich an den Hähnchenresten meiner Mitbewohner bediente. Schlechten Gewissens musste Charly die nächsten drei Stunden in meinem Zimmer verbringen, weil ich zu Colibrí musste. Wie würde die Wohnung nachher wohl aussehen? Was, wenn meine Mitbewohner Charly „miauen“ hören und es unserem Vermieter erzählen würden? Alles Mögliche in Betracht ziehend, kam ich um sieben nach Hause und mir kam ein sehr gewöhnungsbedürftiger Geruch entgegen. Meinem neuen Mitbewohner hat die spartanisch eingerichtete Katzentoilette (eine Schale mit Klopapier) offenbar nicht genügt und er hat seine Geschäft unter meinem Bett verrichtet. Wofür gibt es Chlorox?  Nachdem ich alle Spuren beseitigt hatte und der Geruch in der Wohnung eher an ein Freibad als an eine Zoohandlung erinnerte, rief ich Nancy an um mit ihr gemeinsam zum Tierarzt zu gehen. Unterwegs musste ich noch zur Bank, weil ich keine Vorstellung hatte, was der Tierarzt kosten würde. Daher musste Nancy kurz auf Charly aufpassen, was ihr in wenigen Augenblicken zum Verhängnis werden würde. Charly musste, vermutlich durch die Aufregung bedingt, mal ganz dringend seine Blase leeren und da Nancy so ein weiches Fleece anhatte, bot sich das für ihn natürlich umso mehr an. Nancy, leicht durchnässt, Charly und ich kamen dann doch noch ohne weitere Zwischenfälle beim Tierarzt an, der, unglücklicherweise, immer noch geschlossen war. Nach vergeblichen Versuchen des Klopfens und Klingelns wurde ich auf eine Handynummer aufmerksam, die ich kurzerhand wählte und direkt mit der Tierärztin verbunden war. Ohne Umschweife, erklärte sie sich bereit, gleich zu kommen und sich um Charly zu kümmern.
Eine gute Viertelstunde hielt ein Taxi am Straßenrand an und eine sichtlich gestresste Tierärztin stieg aus.  Nach einer kurzen Beratung über die wichtigsten Impfungen und einigen Vorschlägen, was wir tun könnten, um den Besitzer ausfindig zu machen, kamen schockierenden Neuigkeiten ans Licht. Ist Charly todkrank? Hat er womöglich eine schwerwiegende ansteckende Krankheit und Nancy und ich haben uns bereits angesteckt? Die Antwort traf uns mitten ins Gesicht: Charly hatte anscheinend Babies, die erst ungefähr 20 Tage alt waren. Diese Neuigkeiten noch nicht einmal richtig aufgenommen, taufte ich Charly erstmal spontan in Kate um, um mir danach Gedanken darüber zu machen, wie wir Kates Besitzer wohl am besten ermitteln könnten. Doch was jetzt an erster Stelle stand, waren mögliche Krankheiten Kates ausfindig zu machen, zumal die Tierärztin in einem Nebensatz erwähnte, dass die Katzen hier im Gegensatz nicht der Kampagne gegen Tollwut und Parasiten unterzogen sind. Da das komplette Anti-Parasiten-Programm nur 15 Soles kostete, beschlossen Nancy und ich unmittelbar, Kate diesem zu unterziehen. Nach einer Spritze, einer Tablette, die den Körper innerlich von schädlichen Parasiten befreien sollte und einer Dusche mit einem Spray, das die Tierärztin großzügig aufsprühte, hatte Kate das Schlimmste hinter sich.
Gleich am nächsten Morgen im colegio fragte ich die Hausmeisterin, ob sie etwas von einer Katze wisse. Ohne zu zögern verschwand sie in ihrer Wohnung und kam mit zwei winzigen Katzenbabies heraus und offenbarte, dass sie schon akribisch nach deren Mutter gesucht hatte. Die Hausmeisterin, sichtlich erleichtert, freute sich, dass es Kate gut ging und ich, von einem schlechten Gewissen heimgesucht, versicherte ihr, ihr die Katzenmutter direkt nach dem Unterricht zu bringen.
Gegen 14 Uhr ging ich machte ich mich mit Kate und mitsamt dem Katzenfutter und dem Impfausweis auf den Weg zur Besitzerin und entschuldigte mich noch einmal ausdrücklich bei ihr.
Daraus gelernt habe ich definitiv, dass ein frei herumlaufender Hund oder eine Katze nicht gleich Straßenhund oder Straßenkatze bedeutet. Im Gegenteil, die meisten von ihnen sind den ganzen Tag über auf der Straße, ziehen im Rudel oder alleine ihre Runden, um abends wieder zu ihren Besitzern zurückzukehren.


Kate

 

Cusco, 08. Oktober 2011
Geschrieben von Lukas Wolf
Colibrí: Glücksboten aus den USA
Vergangenen Montag, den 3. Oktober, wurde ich von Senor Quispe, Leiter des Projektes Colibrí, darauf hingewiesen, dass am folgenden Tag Besuch aus den USA kommen werde und ich unbedingt schon um 16 Uhr anwesend sein müsse. Noch schnell den Mitarbeiter des Monats gewählt, die Wahl fiel diesmal übrigens auf meinen Kollegen Jaime, machte ich mich umso gespannter auf den Nachhauseweg.

 


Mitarbeiter des Monats Oktober 2011 bei Colibrí Cusco: Jaime

Am Dienstag, kurz vor 16 Uhr, lief ich die schmale calle „Suecia“ entlang, um rechtzeitig zum Projekt zu kommen.  Wie immer außer Atem, oben angekommen, saßen an den Tischen nicht wie sonst üblich ein paar Kinder, die ihre Hausaufgaben machen, sondern ungefähr zehn Amerikaner, von denen ich auf Anhieb freundlich per Handschlag begrüßt wurde. Die meisten von ihnen, so zum Beispiel Danny, sind Polizisten in den Vereinigten Staaten und  haben ihre Reise nach Cusco aus verschiedenen Gründen angetreten. Zum einen wollen sie sich einen persönlichen Eindruck von dem Projekt Colibrí: Kann ein von der Polizei geleitetes Projekt in einer Stadt, in der Armut und Korruption allgegenwärtig sind, funktionieren? In erster Linie jedoch haben sie das Bestreben, den Kindern eine Freude zu machen, indem sie ihnen zahlreiche Spielzeuge, neue Bücher und Comics und Spielkarten mitbringen. Unter anderem haben wir jetzt Springseile, Bälle und Frisbees für den Park, neue Uno-Karten, Comics und Lego-Autos. Dafür bedarf es logischerweise vieler fleißiger Helfer, weshalb auch die Frauen der Sheriffs mitgereist sind, um ihre Männer tatkräftig zu unterstützen.



US-Amerikaner zu Besuch bei Colibrí Cusco


Jedes Kind von Colibrí bekommt einen Comic und einen Sticker
der Initiative D.A.R.E, die sich die Drogen- und Gewaltprävention
zum Ziel gesetzt hat.

Da die meisten der Kinder zum Glück sehr offen gegenüber den Freiwilligen oder Gästen sind, was ganz einfach damit im Zusammenhang steht, dass die Freiwilligen meistens nicht länger als vier Wochen bleiben und nur im Ausnahmefall (Grüße an Andrea) täglich erscheinen, gewannen die Amerikaner sehr schnell das Vertrauen der kids und fanden binnen kürzester Zeit den größten Gefallen an dem Projekt. Vervollkommnet wurde der Abend durch das gemeinsame tägliche Beten und anschließende Essen der Kinder. Vorher erzählte Danny sehr außergewöhnliche und doch belehrende Geschichten aus seiner Schulzeit. So sei er als Schüler immer der Meinung gewesen, total durchschnittlich zu sein, er habe wenige Freunde gehabt. Nach seiner Schulzeit, fügte er dann hinzu, sei er jedoch immer wieder sowohl ehemaligen Schulfreunden begegnet, als auch ihm unbekannten Leuten, die offenbar auch seine Schule besucht hatten. Diese grüßten ihn und wussten augenblicklich seinen Namen. Danny aber konnte sich nicht an sie erinnern. Sie erzählten ihm, dass er für sie eine Vorbildfunktion habe und schon immer gehabt hatte und sie ihn immer „cool“ fanden und ihn durchweg bewunderten. Doch warum? Lange hat er darüber nachgedacht, versucht, den Grund herauszufinden. Heute kennt Danny die Antwort. „Ich bin meine eigenen Weg gegangen“, erläutert er, „ich habe mich distanziert von Drogen und von Gewalt.“ Somit hat er sich offensichtlich nicht nur von seinen damaligen Mitschülerin unterschieden, sondern vielmehr etwas Grundlegendes für das ganze Leben gelernt: „Nein“ zu sagen und sich dem Zwang der Gruppe zu entziehen.
Auch dieser schöne Nachmittag bei Colibrí neigte sich gegen kurz vor sieben dem Ende zu und die Kinder verließen den Hort mit strahlenden Augen und voller Zufriedenheit…

Cusco, 08. Oktober 2011
Geschrieben von Lukas Wolf
Geburtstagsfeier bei Colibrí
… doch schon zwei Tage später blühte die nächste Überraschung. Immer wenn ein Kind Geburtstag feiert, diesmal waren es gleich zwei, Flor und Katy, planen wir für es eine kleine Party oder bereiten Spiele vor. Diesmal erklärte sich die Mutter von Katy bereit, einen Kuchen für die Kinder zu backen, weshalb wir an diesem Tag kein Brot zu kaufen brauchten. Vorher wurde noch gebetet und in voller Lautstärke ein „happy birthday“ und anschließend ein „cumpleaños feliz“ gesungen. Der Kuchen war wirklich sehr lecker und die Kinder, insbesondere Flor und Kathy, und die Mitarbeiter haben sich natürlich sehr darüber gefreut.



Geburtstagsfeier bei Colibrí für Katy (vorne 2. von links)
und Flor (hinten rechts).

 
 
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