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4.3. Eindrücke im Dorf Quiñer während der zweiten Reise nach Peru.
Nach ihrer ersten Reise im Sommer 2007 weilte Randi Sleppen zum Ende desselben Jahres ein zweites Mal in Cusco. Ende November reiste sie zurück nach Norwegen. In den ersten Tagen meines zweiten Peru-Aufenthalts hatte ich noch Gelegenheit, sie persönlich kennen zu lernen. Schon vor meiner Ankunft hatte Randi zusammen mit Alexis und seinen Freunden den Kindergarten in Quiñer und die Schule in Huancarani besucht. Im Kindergarten informierten sich die beiden bei der Kindergartenleiterin Norka Aragon Alencastre und dem Präsidenten Huancaranis, Benigno Pumachara Puma über die Situation. Randi hatte 180 Schultaschen gekauft, die sie noch mit allerlei Nützlichem für die Kinder füllte. Als sie diese den Schulkindern der Klassen 1-3 überreichte, waren unter anderem auch der Präsident von Huancarani, Benigno Pumachara Puma, acht Lehrer und die Direktorin der Schule von Huancarani, Mercedes Salazar, anwesend.
Wähernd meines zweiten Peru-Aufenthalts besuchte ich insgesamt viermal die Gemeinde Quiñer.
Erster Besuch in Quiner
Einblick in mein Reisetagebuch
vom Freitag, 30. November 2007
Zu meinem ersten Besuch in Quiñer reise ich am Freitag, 30. November 2007 zusammen mit Alexis del Pozo Aedo und einem seiner engsten Freunde, Iván Dávila Babilonia, in einem Minibus an. Iván ist gleichzeitig auch ein Nachbar von Alexis. Vor der Abfahrt erwartet uns an der Bushaltestelle in Cuscos Stadtteil San Jerónimo die Leiterin des Kindergartens von Quiñer, Norka Aragon Alencastre. Sie selbst wohnt nicht in Quiñer und fährt heute mit uns im Bus von Cusco aus dorthin.
Wir besuchen zuerst Jefer in Quiñer Alto und bringen ihm, seinen Cousinen und seiner Oma Geschenke, die uns Randi mitgegeben hatte. Nachdem Alexis seinen Rucksack geöffnet hat, kann Jefer seine zerrissene Sporthose aus- und eine neue Jeanshose anziehen.
Außerdem hat Alexis von Randi für Jefer ein T-Shirt, ein Sweatshirt, eine warme Jacke und eine Schultasche mitgebracht. Seine alten Sandalen „tauscht“ er gegen richtige Schuhe aus. Jefer wohnt bei seiner Großmutter und bei seiner Tante. Dort wohnen außerdem sein Cousin und seine drei Cousinen. Über Jefers Eltern konnte ich nichts Konkretes in Erfahrung bringen. Auch für die restlichen Familienangehörigen hat Alexis ein paar Geschenke mitgebracht, denn schließlich steht ja auch bald Weihnachten vor der Tür.
Alexis (links) brachte die Geschenke von Randi zu deren Paten-
kind Jefer Cutipa Puma und dessen Verwandten in Quiñer Alto.
Auf dem Foto sind neben Alexis zu sehen: Jefers Cousine, Jefer
in neuer Kleidung mit neuer Schultasche, seine Großmutter und
seine Tante (von links).
Das Haus in dem Jefer und seine Verwandten wohnen ist, wie so ziemlich alle Häuser in den Andendörfern, sehr einfach gebaut. Die Leute leben in für europäische Begriffe sehr armen Verhältnissen. Sie sind immer sehr freundlich und freuen sich auch über Kleinigkeiten. Dankbar laden uns Jefers Oma und Tante zum Essen ein. Selbstverständlich nehmen wir die Einladung gerne an. Auch wenn die Leute in den Andendörfern nicht viel Materielles haben, das Geben bereitet ihnen keinerlei Probleme und man macht immer wieder die Erfahrung: Armut macht auch stolz. Und um den Stolz der Leute nicht zu verletzen sollte man daher ihre Einladungen annehmen, auch wenn man genau weiß, dass die freundlichen Gastgeber selber nicht viel zu Essen haben, aber das Bisschen das sie haben gerne mit ihren Gästen teilen möchten. Vor dem Essen wollen wir aber noch zum Kindergarten in Quiñer Bajo. Dort erwarten uns der Präsident der Gesamtgemeinde Huancarani, Benigno Pumachara Puma und die Kindergartenleiterin, die von der Bushaltestelle aus direkt dorthin gegangen ist.
Yefer Donato Laura Cayala am Eingang des
Kindergartens in Quiñer Bajo.
Der Präsidnet der Gemeinde Huancarani, Benigno Pumachara Puma (links)
und die Kindergartenleiterin von Quiñer, Norka Aragon Alencastre.
Der Kindergarten in Quiñer, Bajo: Links: Frontseite des Hauptgebäudes,
mitte: Küchengebäude, rechts: Eingang und sanierungsbedürftige Mauer.
Der Kindergarten besteht aus einem sanierungsbedürftigen Hauptgebäude mit einem Gruppenraum, einem Büro und einem Nebenraum. Daneben gibt es ein separates kleines Gebäude in dem sich eine nicht nur für europäische Verhältnisse unbenutzbare Küche mit einer offenen Feuerstelle befindet. Die Küche soll abgerissen und neu gebaut werden. Auf dem Areal befindet sich ein weiteres kleines Gebäude, das "Baño" (sanitäre Anlage). Das Areal ist von einer ebenfalls sanierungsbedürftigen Mauer umgeben.
Die alte Küche im Kindergartenleiterin von Quiñer Bajo ist durch die
offene Feuerstelle stark verrußt.
Am Tag unseres Besuches hat der Kindergarten eigentlich geschlossen. Dennoch treffen nach und nach nicht nur Kindergartenkinder, sondern auch kleiner Kinder mit ihren Eltern am Kindergarten ein, denn im Dorf hat sich schnell herum gesprochen, dass Fremde beim kidnergarten sind. Für die geplante Renovierung nehmen wir Maße. Iván macht später an seinem Computer Pläne, wie die neue Küche aussehen soll.
Auch Präsident Benigno Pumachara Puma (links) packte mit an, als
es darum ging, im Kindergarten die Maße für die Renovierungs-
arbeiten zu nehmen.
Ich habe für die Kinder kleine Geschenke mitgebracht. Die jungen Nachkommen der Inkas freuen sich sehr über jede Kleinigkeit und zeigen sich dankbar. Für die geplante Vorstellung des Projekts im Internet fotografieren wir die Kindergartenkinder. Einige Eltern lassen bei der Gelegenheit auch gleich die Kinder fotografieren, die noch nicht zum Kindergarten gehen. Es sind nicht alle Kindergartenkinder da, so dass wir die restlichen Kinderfotos bei den weitern Besuchen machen müssen.
Wie soll die neue Küche aussehen? - Alexis del Pozo Aedo
(sitzend, mitte), mit dem präsidenten der Gemeinde Huancarani,
Benigno Pumachara Puma (etwas verdeckt, 2. von links) und
der Kindergartenleiterin, von Quiñer, Norka Aragon Alencastre
(rechts) vor der alten Küche. Neugierig schauen Kinder und
Eltern zu, was die Fremden in ihrem Kindergarten machen.
Nach dem Besuch im Kindergarten gehen wir wieder zum Haus von Jefers Großmutter. Diese und die Tante von Jefer kochen
für uns ein Essen. Es gibt Hühnchenfleisch und Spaghetti. Jefer hat einen Riesenhunger, es scheint ihm sehr zu schmecken.
Wahrscheinlich hat er nicht jeden Tag so viel zu essen. Aber heute ist ja auch ein besonderer Tag, an dem Besuch da ist. Nach dem Essen verabschieden wir uns und fahren mit dem Bus zurück nach Cusco. Bei meinen späteren Besuchen war ich mit Iván und verschiedenen seiner Freunde in Quiñer. Alexis konnte uns nicht mehr begleiten, weil er zwischenzeitlich vom deutschen Fernsehsender SAT 1 nach Deutschland zu einer Sendung bei Kai Pflaume eingeladen worden war (mehr dazu siehe auch unter Punkt 5.2.1. „Alexis und Manuela“).
Zweiter Besuch in Quiñer
Einblick in mein Reisetagebuch
vom Samstag, 08. Dezember 2007
Am Samstag, 08. Dezember 2007 mache ich mit Iván und seinem Freund Harold Lazo Navarro sowie dessen Freundin Fatima
meinen zweiten Besuch in Quiñer. Vor der Busfahrt dorthin kaufe ich für jeden Jungen des Kindergartens von Quiñer je ein
Spielzeugauto und für jedes Mädchen eine kleine Puppe.
Heute möchten wir die restlichen Kindergartenkinder fotografieren. Einige Eltern nutzen die für sie wohl seltene Gelegenheit auch zu einem Gruppen- oder Familienfoto. Im Anschluss erklärt Iván den Kindern, dass Fatima nun noch die von „Señor Klaus“ gespendeten Geschenke verteilen werde. Außerdem sagt Iván, dass „Señor Klaus“ in Deutschland für die lokale Zeitung arbeite, die Fotos hier für einen Zeitungsbericht und sonstige Veröffentlichungen zur Unterstützung von Quiñer verwendet werden sollen und „Señor Klaus“ in Alemania hauptberuflich „Policía“ (Polizeibeamter) sei.
Spielzeugautos für die Buben und Puppen für die Mädchen: Die Kinder in Quiñer zeigten sich sich dankbar für die Geschenke, die hier von Fatima überreicht werden. Nicht nur die Kinder sondern auch die Eltern fallen mir nun vor Dankbarkeit schier um den Hals. Plötzlich scheine ich ein Ehrengast zu sein. Verschiedene Erwachsene reichen mir stolz die Hand und bringen ihre Wertschätzung zum Ausdruck. Danach spricht Harold mit dem Präsidenten Pumachara Puma noch über verschiedene Möglichkeiten zur Lösung der dringendsten Probleme des Dorfes.
Beim Fotografieren einer Gruppe von vier „niños“ fällt mir ein auffällig gekleidetes Kind auf. Ich wundere mich noch, warum die Mutter diesem Kind wohl über seine Hose noch ein altes Stück Stoff gebunden hat. So kalt ist es ja schließlich heute auch wieder nicht. Schließlich ist hier ja momentan Sommerhalbjahr. Mehr Gedanken kann ich mir am Nachmittag im Kindergarten dazu allerdings nicht machen, denn wie immer gibt es in dieser fremden Welt noch viele viele weitere Eindrücke, die von einem europäischen Verstand erstmal verarbeitet sein wollen.
Die Fotos lade ich später in der Wohnung von Iván von den Digitalkameras auf seinen Computer herunter. Dabei fällt mir abermals das auffallend gekleidete Kind auf. Beim genauen Betrachten des Fotos stelle ich nun fest, dass das komische Stück Stoff vorne in der Mitte einen Schlitz hat. Bei der Vergrößerung des Fotos kann ich nun sehen, dass der Stoff nicht um die Hose, sondern um die nackten Beine gebunden und oben am eigentlichen Hosenbund mit einer Schnur festgebunden ist.
Kinder in Quiñer: Nicht selten fehlt es an Eltern
und häufig auch an richtiger Kleidung, so wie bei
Luis Fernando Laura Ninaya (rechts).
Ich zeige das Foto Iván und wir beschließen, bei unserem nächsten Besuch in Quiñer für das Kind etwas zum Anziehen mitzubringen.
Dritter Besuch in Quiñer
Einblick in mein Reisetagebuch
vom Samstag, 15. Dezember 2007
Frühmorgens am 15. Dezember 2007 starte ich mit Iván und seinem Freund Pavel Human Rios zu meinem dritten Besuch in Quiñer. Zuvor kaufen wir noch Kleidung für das, wie wir auch beim Betrachten des Fotos zusammen mit der Verkäuferin auf dem Markt annehmen, vielleicht vierjährige Mädchen. Wie beim Kauf von Kinderkleidung so üblich entscheiden wir uns natürlich sicherheitshalber lieber für eine Nummer größer.
Die pinkfarbene Mädchenhose kostet sechs Soles (1,50 Euro) weshalb ich gleich noch ein Sweatshirt für umgerechnet 1,75 Euro dazu kaufe. Das Sweatshirt hat vorne einen lustigen Aufdruck, der ein kleines Mädchen mit langen bunten Haaren zeigt. Bestimmt würde es dem Mädchen gut gefallen. Zufrieden steigen wir nach dem Einkauf in den Minibus ein, der uns für drei Soles (75 Euro-Cent) in eineinhalb Stunden nach Quiñer bringt. Nur leider ist der Minibus auch bei meiner dritten Fahrt nach Quiñer wie immer völlig überfüllt.
Wir gehen zuerst zum Zentrum für Gesundheit in der Dorfmitte der Hauptgemeinde Huancarani. Iván redet mit zwei Ärztinnen. Ich verstehe nicht viel, denn ich muss ja auch noch zahlreiche andere Eindrücke verarbeiten. Jede Menge Kinder sind im Gebäude. Was die wohl alle am Samstag dort machen? An der Wand hängen viele Plakate auf denen es um TBC und sonstige ansteckende Krankheiten geht. Außerdem sehe ich Plakate, auf denen kindgerecht demonstriert wird, wie man sich die Zähne richtig putzt. Zahnhygiene scheint hier ernst genommen zu werden. Auch im Kindergarten habe ich die letzten beiden Male solche Plakate gesehen. Die Kinder haben alle auffallend saubere und weiß glänzende Zähne. Mir fällt ein, dass Alexis bei meiner letzten Peru-Reise im März 2005 bei den Restaurantbesuchen immer die Zahnbürste mit dabei hatte und damit immer sofort nach dem Essen auf das “Baño” gegangen ist, um sich die Zähne zu putzen.
Worum es in dem Gespräch zwischen Iván und den beiden Ärztinnen im Gesundheitszentrum von Huancarani geht, ist mir beim dortigen Besuch noch nicht ganz klar. Später in Cusco würde ich es mir von Iván noch einmal erklären lassen. Die Kinder werden im Gesundheitszentrum regelmäßig untersucht - auch auf Mangelernährung. Nicht wenige von ihnen weisen Anzeichen von Mangelernährung auf. Iván hat beim Gesundheitszentrum also Informationen über den Gesundheitszustand der Kinder angefordert. Selbstverständlich sollen die Kinder die bereits Anzeichen von Mangelernährung aufweisen, beim Projekt „La Verdad“ bevorzugt werden.
Nach dem Besuch im Zentrum für Gesundheit gehen wir zum Haus des Präsidenten. Wie in Südamerika nicht unüblich kommen wir wieder einmal etwas später als geplant an. Wir zeigen dem Präsidenten des Foto von dem Kind ohne Hose, fragen ihn wo es wohne und sagen ihm, dass wir Kleidung mitgebracht hätten. Er führt uns zum Wohnhaus und erklärt uns, dass das Kind keine Eltern aber noch einen Bruder und zwei Schwestern habe und bei seinem Großvater (Juan Laura Champi) und bei seiner Großmutter wohne.
Dort stellt sich für uns heraus, dass es sich bei dem von uns vermuteten „vierjährigen Mädchen“ tatsächlich um den dreijährigen Jungen Luis Fernando Laura Ninaya handelt. Die mitgebrachten Kleindungsstücke sind nicht nur wegen ihrer Art und Farbe, sondern auch wegen der Größe alles andere als passend für den kleinen Buben. Da hilft nur ein Geständnis, dass wir Luis Fernando, vielleicht wegen seinen etwas längeren Haaren, für ein Mädchen gehalten hatten. Kurzerhand schenken wir die pinkfarbene Hose der siebenjährigen Schwester von Luis Fernando, sie heißt Jenifer. Über das Sweatshirt mit dem Mädchenaufdruck freut sich die fünfjährige Schwester Milagros. Dem 14-jährigen Bruder John schenke ich einen Solartaschenrechner und auch für seinen Cousin habe ich noch ein paar Kleinigkeiten in meinem Rucksack dabei.
Häufig sind die Kinder in Quiñer etwas zu scheu und zu
verunsichert, um ihre Freude über ein Geschenk bei Fremden
zu zeigen. Wenn sich die „Gringos“ danach entfernen, rennen
die Kinder oft zu ihren Angehörigen und zeigen stolz,
was sie bekamen. Das Foto zeigt Milagros Laura Ninaya
in ihrem neuen Sweatshirt.
Leider muss der kleine Luis Fernando bis auf ein paar Kekse leer ausgehen, denn wir hatten ja keine passenden Hosen dabei. So bleibt uns nur übrig, ihm zu versprechen, dass er beim nächsten Mal etwas bekommen wird.
Von links: Luis Fernando Laura Ninaya,
John Laura Ninaya, Milagros Laura Ninaya, Klaus Flad und
Jenifer Laura Ninaya in Quiñer Bajo.
Nach dem Abschied und dem Versprechen, wieder zu kommen, gehen wir nochmals zum Präsidenten nach Hause. Iván und Pavel tauschen mit ihm noch Gedanken aus über eine geplante Cuy-Zucht, mit der die finanzielle Situation in der Gemeinde verbessert werden soll.
Iván Dávila Babilonia (rechts) im Gespräch mit dem Präsidenten
der Gesamtgemeinde Huancarani. Nicht nur hier im Garten und Stall
des Präsidenten soll bald eine Cuy-Zucht entstehen - die
ganze Gemeinde möchte damit ihre finanzielle Situation verbessern.
Auf dem Weg zurück in das Hauptdorf Huancarani rennen zwei Buben hinter uns her. Sie kommen direkt zu mir und fragen mich etwas, das ich nicht verstehe. Ich frage Iván, was die Kinder wollen, denn Iván versteht etwas „Quechua“ (die Sprache der 10 Inkas). Die Kinder in Huancarani sprechen in erster Linie Quechua, sie verstehen zwar Spanisch, reden aber mit den Eltern Quechua, es ist nunmal ihre Muttersprache. Iván übersetzt mir ins Spanische, dass die Kinder nach „juguetes“ (Spielzeug) fragen würden. Es hat sich also herum gesprochen, dass der „Gringo“ beim letzten Besuch im Kindergarten Spielsachen dabei hatte.
Leider muss ich dieses Mal passen, denn ich habe keine Spielsachen mehr in meinem Rucksack. Und die Kekse und sonstigen Kleinigkeiten habe ich auch schon alle verteilt. Als ich meinen Geldbeutel aus der Hosentasche ziehen möchte, schaut mich Iván an und sagt: „no plata“ („kein „Silber“, gemeint ist Geld). Iván erklärt mir, dass man den Kindern in Huancarani auf der Strasse kein Geld schenken solle, denn sonst würden sie künftig bei jedem Fremden nach Geld betteln. Ich respektiere also was Iván sagt. Unzufrieden stecke ich den Geldbeutel wieder ein. Leider kann ich den Kindern nichts schenken.
Auf dem weiteren Weg schaut ein süßes Mädchen neugierig als wir kommen. Mir fällt ein, dass ich ja noch ein paar bunte, in glitternden Farben schreibende Stifte dabei habe. Zu dumm, warum habe ich bei den beiden Buben nicht schon daran gedacht. Ich frage das schüchterne Mädchen, welches seine Lieblingsfarbe sei. Es antwortet mir „plomo“. Ich weiß nicht, was „plomo“ für eine Farbe ist und frage Iván. Er erklärt mir, „plomo“ sei ein anderes Wort für „gris“. „Gris“, das habe ich gelernt, das ist grau. Ich schenke dem Mädchen einen Stift der silber-metallic schreibt. Das Kind ist zufrieden. Beim Weitergehen frage ich Iván entsetzt, wie denn ein Kind grau als Lieblingsfarbe haben könne. Ich sage Iván, dass grau in Deutschland eine traurige Farbe sei. Er erklärt mir, dass die Leute hier in und mit der Natur leben und im Gebirge eben oft graue Wolken zu sehen seien und der daraus kommende Regen schließlich wichtig für die Natur sei. Daher sei das Mädchen nicht traurig gestimmt, nur weil es grau als Lieblingsfarbe habe. Es lebe hier nun mal in der Natur. Ich stelle wieder einmal fest, dass es wie immer auf den Blickwinkel der Betrachtung ankommt.
Vierter Besuch in Quiñer
Einblick in mein Reisetagebuch
vom Dienstag, 18.12.2007
Versprochen ist versprochen – heute soll Luis Fernando neu eingekleidet werden. Weil die Strecke nach Quiñer hoch, immer am Abhang entlang, nicht unbedingt ungefährlich ist, habe ich mit Iván vereinbart, dass wir uns heute mit einem Privat-Taxi für 120 Soles (das sind 30 Euro) dorthin fahren lassen. Wir nehmen noch Pavel und einen weiteren Freund von Iván, Harry Ipenza Torbisco mit. Bevor wir Cusco raus fahren, muss Iván noch etwas erledigen. Bürokratie, wie er es nennt. Auch er hält Bürokratie für ein notwendiges Übel.
Nach dem Besuch bei einem Amt zeigt Iván mir stolz ein behördliches Schreiben. Von der Norwegerin Randi Sleppen kam die Initiative, in Quiñer ein soziales Projekt zu starten. „Randi Sleppen“ – diesen Namen trägt dem Schreiben nach nun auch der Kindergarten von Quiñer Bajo. Kurzerhand hat man den Kindergarten Randi zu ehren umgetauft. Vorher hatte er, wie die meisten Kindergärten Perus keinen Namen sondern nur eine Nummer.
Weiter geht die Fahrt zum Markt von Cuscos Stadtteil San Jerónimo. Ich kaufe eine dunkelblaue Hose. „Im Hochland ist es oft kalt und die Kinder brauchen hauptsächlich warme Kleidung“, hat mir Iván erklärt. Also kaufe ich auch gleich noch eine dunkelblaue Fleece-Jacke für den Dreijährigen. Ein paar Spielsachen nehmen wir auch noch mit. Danach machen wir uns mit dem Privat- Taxi auf zu meinem vierten Besuch in Quiñer.
In der Hauptgemeinde Huancarai holt sich Iván die Daten der Kinder bei der Gesundheitsbehörde ab. Vor dem Gebäude kommen neugierig einige Kinder zu uns. Iván hat 11eine Liste mit den Namen der Kindergartenkinder dabei und wir nutzen die Gelegenheit, die in unserer Fotosammlung noch fehlenden Kinder zu fotografieren.
Nicht nur diese vier Kindergartenkinder würden sich über Paten freuen.
Danach geht’s mit dem Taxi zum Haus der Großeltern von Luis Fernando. Die Großeltern freuen sich sehr über unseren zweiten Besuch bei Luis Fernando.
Die Oma hilft Luis Fernando beim Anziehen der neuen Hose.
Neugierig schauen die anderen Kinder zu.
Aufgenommen am 18. Dezember 2007.
Besonders freut sich natürlich Luis Fernando, denn richtig schick sieht er aus in seiner neuen Kleidung und mit den nun kurzen Haaren. Ich überlege mir, ob es den Großeltern bei unserem vorigen Besuch wohl etwas peinlich gewesen sein wird, als Iván ihnen erklärte, dass wir den Dreijährigen auf dem Foto für ein Mädchen gehalten hatten.
Richtig schick sieht Luis Fernando Laura Ninaya
in seiner neuen Kleidung aus.
Im kleinen Laden in der Nachbarschaft kaufen wir Limonade, Kekse und ein paar Brote ein. Unser Besuch vor dem Haus von Luis Fernandos Großeltern wird so zu einem kleinen Fest auch für die Nachbarskinder. Iván reicht ihnen Limonade in Plastikbechern. Sie scheinen nicht allzu oft Limonade zu bekommen, denn das ein oder andere Kind trinkt das süße Getränk nahezu in einem Zug aus.
Den Buben schenke ich die kleinen Spielzeugautos und den Mädchen die bunt gekleideten Puppen, die mit ihren bunten langen Haaren wie Barbie-Puppen aussehen. Als ich dem ersten Mädchen seine Puppe auspacke und ihm den kleinen Kamm, der in jeder Packung ist, zeige, kommen die „chiquititas“ nach und nach zu mir, um sich beim Auspacken helfen zu lassen. Eifrig werden die langen bunten Haare der Puppen gekämmt. Luis Fernando und sein Cousin spielen derweil vergnügt mit ihren Spielzeugautos auf der Autorennbahn, die ich ihnen aus der Verpackung der Autos zusammen gefaltet habe.
Luis Fernando und sein Cousin freuen sich über die von uns mitgebrachten Spielzeugautos.
Weil auch Luis Fernandos Großmutter mit den Kindern noch zum Zentrum für Gesundheit in der Hauptgemeinde Huancarani möchte, nehmen wir sie im Taxi mit. Iván öffnet mir die Beifahrertür und sagt, dass Luis Fernando bei der Fahrt auf meinem Schoss sitzen möchte. Iván und seine Freunde nehmen im Kofferraum Platz und die Großmutter setzt sich mit Luis Fernandos Schwestern Milagros und Jenifer auf den Rücksitz. Als ich mich auf der Fahrt nach Huancarani kurz umdrehe muss ich schmunzeln, denn die bunten Haare der Puppe, welche die fünfjährige Milagros in den Händen hält, sind schon zu kleinen Zöpfchen geflochten. Kein Wunder, denn eine richtige Inka-Frau hat nun mal die Haare zu Zöpfen geflochten.
Als wir in Huancarani anhalten steigt Iván aus dem Kofferraum aus und macht noch ein Foto von dem Taxi mit allen Insassen. Danach hebe ich Luis Fernando von meinem Schoss und stelle ihn neben das Taxi. Beim Aussteigen wundere ich mich plötzlich, warum meine Hose so nass ist. „Dass ich im Ausland gelegentlich Probleme mit Durchfall habe ist nichts Neues - aber ein Blasenleiden hatte ich eigentlich noch nie“, fange ich an zu überlegen und stelle dabei fest, dass auch die neue Hose des kleinen Luis Fernando nass ist. Als ich Iván darauf aufmerksam mache, sorge ich bei ihm und seinen Freunden natürlich für Gelächter. „Vielleicht ist dies ja die Art von Luis Fernando, ‚danke’ zu sagen“, lache ich Iván und seinen Freunden zu.
zu.
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