La Balanza e.V. Böttingen
  März 2014
 
Cusco, 19.03.2014
Geschrieben von Marius Schuler
Schulpakete machen Kinder glücklich
Hallo an alle,
schon am 4. März besuchten wir Quiñer vorzeitig mit Schulsachen, da wir gleichzeitig nochmal die "vacaciones utiles" kontrollieren wollten. Zusammen mit Nelly und Wenchy fuhren wir nach Quiñer und ließen uns zeigen, was die Kinder bei den "vacaciones utiles" gelernt hatten. Einige Kinder trugen uns Gedichte und Lieder vor, die sie gelernt hatten. Insgesamt gab es zwei verschiedene Gruppen bei dieser Aktion. Beide Gruppen führten uns auch noch einen gelternten Tanz vor, bei dem die Kinder uns aufforderten mitzutanzen. Diesen Spaß ließen wir uns natürlich nicht entgehen und so tanzten wir fröhlich mit den Kindern. Anschließend gab es für alle von La Balanza gespendete Schulsachen, die Nelly zuvor eingekaut hatte. Die Kinder waren glücklich und mit den neuen Schulsachen konnten sie gut ausgerüstet in das neue Schuljahr starten.
Am
10. März ging hier in Peru die Schule wieder los. Davor mussten Nelly und ich einige Schulsachen für die Dörfer und für Colibrí besorgen. Dafür gingen wir am vergangenen Donnerstag in einen großen Laden, um alle Schulsachen zu besorgen. Insgesamt kauften wir Schulsachen für 320 Schüler, die jeweils von uns zwei Schulhefte, zwei blaue Kugelschreiber, einen roten Kugelschreiber, zwei Bleistifte, eine Packung Holzfarbstifte, einen Radiergummi und einen Bleistiftspitzer bekommen sollten. Die Kinder im Kindergarten bekommen Wachsmalfarbstifte, Knete, ein Schulheft, einen Bleistift und einen Radiergummi. Mit 14 großen Kartons, was gerade so in ein großes Taxi passte, ging es für Nelly und mich wieder zurück zu ihrem Haus. Wir beide waren nach dieser Aktion ein wenig erschöpft.
Am darauffolgenden Tag trafen Nelly, Yeison und ich uns erneut bei Nelly, um noch einmal über die Meerschweinchenzuchten in Ocotuan  zu reden. Die bestehenden Meerschweinchenzuchten sind auf verschiedenen Leveln. Es gibt insgesamt 22 mögliche Meerschweinchenzuchten. Davon sind zwei bis Zuchten noch ohne Dach. Andere müssen im Innenbereich noch eben gemacht werden. Ein paar haben noch keine Fenster und Türen. Deshalb mussten wir einen Standard festlegen, auf den alle in Ocutuan hinarbeiten müssen, damit alle auf dem gleichen Level sind und La Balanza jeden gleich stark unterstützt und nicht einer Familie eine komplette Meerschweinchenzucht finanziert und Anderen nur die Ställe. Wir haben zusammen beschlossen, dass La Balanza die Kosten der Ställe für die Meerschweinchen übernimmt und die Samen von drei verschiedenen Grassorten bezahlt, die auf Feldern angebaut werden und als Futter für die Meerschweinchen dienen. Nun fragt man sich sicher, warum dre Grassorten notwendig sind. Diese werden benötigt, da in jeder Sorte Gras wichtige Nährstoffe fehlen und nur alle drei Sorten zusammen alle notwendigen Nährstoffe abdecken. Die Durchschnittsgröße der Meerschweinchenzuchten ist sechs mal 4 Meter. Yeison zeichnete eine Skizze, womit wir die benötigten Materialien für die Ställe ermittelten, damit wir dem Vorstand von La Balanza einen Kostenvoranschlag vorlegen können. Zusätzlich wird Yeison Kurse in Ooutuan geben, wobei die Dorfbewohner alles erlernen, worauf es bei einer Meerschweinchenzucht ankommt, von der Ernährung über die Hege und Pflege sowie über die Gesundheitsvorsorge, mögliche Krankheitsanzeichen sowie die notwendigen Schritte im Falle einer Krankheit.
Nicht nur in den Dörfern fing die Schule wieder an, auch in dem Waisenhaus ging es für die Kinder wieder los. In Peru müssen alle Schüler eine Schuluniform tragen, egal zu welcher Schule sie gehen. Somit hingen auch im Waisenhaus am Montag hellblaue Schuluniformen an ihren Schränken. Die Kinder haben jeden Tag bis 13 Uhr Schule und anschließend gehen sie dann wieder zurück ins Waisenhaus. Alle Waisenkinder gehen in die gleiche Schule. Am Nachmittag müssen sie ihre Kleidung waschen und sich duschen. Anschließend haben sie noch ein wenig Zeit zu spielen, bevor es um 17 Uhr heißt Hausaufgaben zu machen. Im Moment sind wir in unserem Waisenhaus etwa Volontäre, was sehr viel ist, aber auch den Kinder zu Gute kommt, da wir die Kinder bei ihren Hausaufgaben unterstützen können und sie somit bestens betreut sind.
Am 12. März kam dann auch schon mein Bruder Dennis zu Besuch. Er wird für insgesamt vier Wochen in Peru sein. Vergangenen Samstag (15. März)  haben wir dann bei Nelly zusammen die Schulsachen aufgeteilt für Huilloc, Tamborpucjio, Ocutuan und Colibri.
Am Sonntag (16. März) ging es dann schon los in das Dorf Tarmbopujio. Nelly, Wenchy, Dennis und ich fuhren in Cusco um 9 Uhr los. Bepackt mit Schulsachen für 70 Kinder kamen wir eine Stunde später in Tamborpujio an. Wir versammelten uns in dem Gemeinschaftshaus und Nelly informierte die Kindern über die Organisation La Balanza. Anschließend bekamen zuerst die Kindergartenkinder ihre Hefte und das Schreibzeug und danach die älteren Schüler. Alle freuten sich riesig über die Unterstützung von La Balanza. Zum Schluss gab es ein lautes „Gracias Alemania“ ("Danke Deutschland) und die Kinder fingen wieder an zu spielen. Für uns gab es vor dem Abschied noch eine kleine Stärkung in Form von Kartoffeln mit einem Dip. Gestärkt traten wir wieder den Heimweg an.


Auf dem Weg nach Tamborpujio: Dennis Schuler, Wenchy del Pozo
und Marius Schuler (von links).Foto: Nelly Aedo



Auf dem We nach Tamborpujio: Marius Schuler, Nelly Aedo und
Dennis Schuler. Foto. Wenchy del Pozo



Dennis Schuler bei der Ausgabe der Schulpakete in Tamborpujio.
Foto: Marius Schuler


Ausgabe von Schulsachen in Tamborpujio. Foto: Marius Schuler


Gruppenbild mit Dorfbewohneren von Tamborpujio.
Foto: Wenchy del Pozo

 
Am nächsten Tag (17. März) war dann auch schon Colibrí an der Reihe. Nelly, Wenchy und ich verabredeten uns auf halb 6, um die Straßenkinder bei Colibri mit Schulsachen zu unterstützen. Mein Bruder konnte uns leider nicht begleiten, da er gesundheitlich ein wenig angeschlagen war. In letzter Zeit hat sich die Anzahl der Kinder bei Colibrí stark reduziert. Insgesamt waren am Montag nur um die zehn Kinder da, was schade ist, da Colibrí ein guter Ort für die Straßenkinder ist. Trotzdem verteilten wir für alle Schulsachen und ließen auch noch ein paar Sachen für die fehlenden Kinder dort. Anschließend  trugen die Kinder noch Lieder und Gedichte vor und bedankten sich bei uns für die Schulsachen.
Gestern waren wir dann auch schon in unseren letzten Stationen Huilloc und Ocutuan. Leider wieder ohne meinen Bruder, da er noch nicht fit war. Früh morgens um 7 Uhr machten wir uns auf den Weg zu der Schule in Huilloc. Gegen 10 Uhr kamen wir dort an und die 180 Schüler waren bereits in den Klassen. Wir fingen mit dem Kindergarten an und arbeiteten uns Stück für Stück bis zur 6. Klasse durch. Alle Kinder waren sehr dankbar und glücklich über die Schulsachen. In jeder Klasse klärten Nelly und Wenchy die Schüler über La Balanza auf und motivierten sie für die Schule. Nachdem wir vier Stunden lang Schulsachen in Huilloc verteilt hatten, machten wir uns auf den Weg nach Ocutuan, damit wir nicht zu spät abends in Cusco ankommen. Auf dem Weg bemerkten wir bei einer kurzen Pause, dass wir einige Schulhefte, Bleistifte und Holzfarbstifte zu wenig hatten. Somit beschlossen wir noch einen kleinen Abstecher nach Urubamba zu machen, um dort ein Mittagessen einzunehmen und die fehlenden Schulsachen zu kaufen. Nach der spontanen Aktion ging es direkt zu unserer letzten Station Ocotuan. Als einige Kinder von Ocotuan uns schon von weitem sahen, stürmten sie zur Schule und begrüßten uns. Nach und nach kam der Rest des Dorfes und die „Schulwiese“ füllte sich mit Kindern. Inzwischen traf auch Yeison in der Schule ein und kurz darauf gab es für uns vier einen Teller voll mit Kartoffeln, Käse, Salat und Gemüse, was sehr lecker schmeckte. Anschließend spielten die Kinder fröhlich Fußball und Nelly und Yeison nutzen die Gelegenheit, um das Dorf über die Neuigkeiten der Meerschweinchenzuchten zu informieren. Sie sagten, dass alle zusammen helfen sollen, damit bald alle Zuchten auf dem gleichen Level sind und La Balanza zeitnah die Meerschweinchenzuchten fertigstellen kann. Nach der kleinen Besprechung starteten wir die Verteilung der Schulsachen. Die Kinder setzten sich in einer langen Reihe auf den Boden und bekamen kurz darauf ihre neuen Schulsachen. Die Freude war wieder riesig! Daraufhin meldeten sich ein paar Kinder freiwillig, um Lieder und Gedichte vorzutragen, worauf immer großer Applaus folgte. Zum Schluss sangen die Mütter ein Lied, worauf Nelly und Wenchy prompt anfingen zu tanzen. Erschöpft fuhren Nelly, Wenchy und ich nach zwölf Stunden Arbeit zurück nach Cusco. Insgesamt war die komplette Aktion „Paquetes Escolares“ ("Schulpakete") ein voller Erfolg und wir konnten viele Kinder glücklich machen. Alles hat super viel Spaß gemacht, auch wenn es ab und zu ziemlich anstrengend war.


Freude über La Balanzas Schulpakete in Huilloc. Foto. Marius Schuler


Wenchy (links) und Marius mit den Kindern von Huilloc.
Foto. Nelly Aedo


Große Freude bei den Kindern in Huilloc über
La Balanzas Schulpakete.
Foto. Marius Schuler



Kinder aus Huilloc freuen sich über die Schulsachen.
Foto. Marius Schuler



Marius mit den Kindern aus Huilloc. Foto. Nelly Aedo


Schulpakete für alle Kinder in Ocotuan. Foto: Marius Schuler


Schulpakete für alle Kinder in Ocotuan. Foto: Marius Schuler

Nun wisst ihr wieder alle bescheid, was ich die letzten Wochen so getrieben habe. Morgen geht es für meinen Bruder und mich auf eine viertägige Tour zum Machu Picchu. Anschließend werden wir für zwei Wochen zum Titicacsee, nach La Paz und Uyuni reisen.
Liebe Grüße aus Cusco und „Hasta luego“
Marius
Anmerkung von Klaus Flad: 
Danke, Marius für deinen ausführlichen und tollen Bericht. Etwas hätte ich noch anzumerken: Es ist richtig, was Marius schreibt, dass in den peruanischen Schulen das Tragen einer Schuluniform Pflicht ist. In den Städten hat jede Schule ihre eigenen Farben für die Uniform. In vielen entlegenen Dörfern, wie beispielsweise in dem von uns betreuten Huilloc Chimpa und Huilloc Rukja ist die traditionelle andine Tracht (einheitlicher Poncho, Inka-Mütze und für die Mädchen der für alle Dorfbewohnerinnen einheitliche Rock sowie für Buben die für alle männlichen Dorfbewohner einheitliche Hose) gleichzeitig die "Uniform" für die Schule.

 
 
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