Geschrieben von Marius Schuler
Die Arbeit als Lehrer fordert mich
Hallo an alle,
nach guten drei Monaten im Waisenhaus hat es mich sehr gereizt, nochmal etwas Neues zu sehen, um neue Erfahrungen und Eindrücke zu bekommen. Ich habe mich entschlossen als Englischlehrer in der Schule I.E Chachacomayoc in der Straße Avenida Los Incas zu arbeiten. Vor guten zweieinhalb Wochen begann ich in der Schule zu arbeiten. Nun habe ich schon viele Eindrücke bekommen und kann euch darüber berichten.
Die Schule ist relativ klein mit nur sechs Klassen. In Peru gehen die Schüler zuerst in die „Primaria“ für sechs Jahre und anschließend gibt es die „Secundaria“ für fünf Jahre. Die Schule Chachacomayoc gibt nur Unterricht in der „Primaria“ in den Klassen 1 bis 6. Jede Klasse gibt es nur einmal. Ich unterrichte Englisch in der 5. und 6.Klasse, einmal pro Woche. Die restlichen Stunden helfe ich in allen Klassen in den Fächern Sport, Computertechnik und Kunst. Ich arbeite von Dienstag bis Freitag jeden Tag von 7.50 Uhr bis 12.50 Uhr. Im Englischunterricht habe ich mit einfachen Dingen wie Begrüßung und Verabschiedung, wichtige Sätze, Zahlen und Farben angefangen. Die Schüler brauchen mehr Zeit, um etwas zu lernen oder zu verstehen. Von einer Lehrerin habe ich ein Englischbuch bekommen, woraus ich Kopien für die Schüler machen kann. Durch das Buch ist es für mich leichter den Unterricht zu gestalten und die Schüler können mehr üben und somit auch schneller lernen. In den anderen Fächern helfe ich beim Unterricht oder muss den Unterricht selbst führen, nachdem mir die Lehrerin gesagt hat, was zu tun ist. Oftmals bin ich dabei ein wenig überfordert, da ich für diese Fächer nicht vorbereitet bin. Trotzdem klappt es immer besser, da ich jeden Tag neue Dinge dazulerne. Die Schüler haben insgesamt in 3 Blöcken Schule, die jeweils 90 Minuten dauern. Nach den ersten zwei Blöcken haben die Schüler Pause für 20 Minuten. Anschließend geht es mit dem letzten Block weiter.
Das ganze Schulleben ist kaum zu vergleichen mit dem in Deutschland. Die Kinder sind viel lebendiger und unruhiger. Das macht es für mich teilweise schwer einen kontrollierten Unterricht zu gestalten, da die Kinder immer wieder aufstehen und herumlaufen. Oftmals wird der Unterricht unterbrochen durch andere Lehrer. Die letzte Woche war der Schulalltag sehr geprägt von den Vorbereitungen für den Muttertag, der hier in Peru ganz groß gefeiert wird. Die Schüler mussten Tänze, Lieder und Gedichte lernen. Außerdem malten und bastelten alle Kinder etwas für ihre Mütter im Unterricht. Es war sehr interessant für mich, wie der Muttertag dann am Freitag in der Schule gefeiert wurde. Alle Eltern wurden eingeladen zu dem großen Fest. Jede Klasse führte ihre Tänze, Lieder und Gedichte vor, was sehr beeindruckend war, da die Schüler auch traditionelle Kleidung trugen. Am Ende gab es noch mehrere Verlosungen, wo die Mütter einen Korb voll mit Lebensmitteln gewinnen konnten. Nach den Verlosungen gingen die Eltern in die Klassen der Kinder, wo sie zusammen etwas aßen. Das Essen brachten die Mütter mit. Insgesamt war das Fest für den Muttertag in der Schule wunderschön und sehr interessant für mich. Ich bin gespannt, welche Feste ich noch so in der Schule miterleben darf.
Bei der Muttertagsfeier an der Schule I.E Chachacomayoc.trugen die Kinder Tänze
vor. Foto: Marius Schuler
Bei der Muttertagsfeier an der Schule I.E Chachacomayoc.trugen die Kinder Tänze
vor. Foto: Marius Schuler
Bei der Muttertagsfeier an der Schule I.E Chachacomayoc.trugen die Kinder Tänze
vor. Foto: Marius Schuler
Marius Schuler (links) unterrichtet nun an der Schule I.E Chachacomayoc.
Foto: Lehrerkollege
Meerschweinchenzung in Ocotuan nimmt Gestalt an
In unseren Dörfern hat sich auch einiges getan, worüber berichtet werden muss. In Rucja hat der Dorfpräsident Thomas eine Dorfversammlung einberufen. Nach dieser Versammlung stellte sich heraus, dass die Bewohner sich nicht bereit erklären die Adobe-Steine für das Gemeinschaftshaus herzustellen. Der Grund ist anscheinend, dass sie keine Zeit haben. Außerdem fordern sie, dass La Balanza auch die Zement-Bausteine bezahlen soll und sie somit keine Adobe-Steine herzustellen brauchen.
Nelly versucht nun schon seit mehreren Tagen Thomas zu erreichen, der jedoch nicht abnimmt. Nelly hat schon mit einer Lehrerin aus Huilloc geredet, die über ein neues Dorf spricht, welches sehr dringend Hilfe benötigt und in der Nähe von Rucja liegt. Dort sollen die Bewohner auch motivierter und kooperationsbereiter sein. Nach diesen Neuigkeiten scheint als wäre die Zusammenarbeit mit Rucja beendet.
In Quiñer gibt es auch einige Neuigkeiten. Die Frauen des „Club de Madres“ sind dabei die Adobe-Steine herzustellen für ihr neues Clubhaus. Anschließend wird das alte Clubhaus abgerissen und mit den neuen Adobe-Steinen im richtigen Winkel zur Straße neu aufgerichtet. Anschließend kommt La Balanza ins Spiel. Im Moment wird noch geprüft, ob La Balanza auch noch einen richtigen Boden mit Fliesen finanzieren könnte, denn somit wäre das Haus komplett fertig und man müsste nicht mit einem Naturboden auskommen. Nelly erstellt in Kürze einen Kostenvoranschlag. Danach kann der Vorstand von La Balanza über unsere Beteiligung beraten und abstimmen. Neuigkeiten gibt es auch im Kindergarten von Quiñer. Die Kinder haben eine Bitte an La Balanza: Die Kinder, welche im kommenden Schuljahr eingeschult werden, wünschen sich einen Ausflug zum Abschied aus dem Kindergarten. Der Ausflug soll nach Cusco führen, wo die Kinder mit je einem Elternteil dann in einen Spielepark und anschließend in den Zoo möchten. Zusätzlich sollte laut Nelly der Ausflug noch ein Essen für jedes Kind beinhalten. Somit müsste La Balanza für Transportkosten, Eintrittskosten und Essenskosten aufkommen. Das ganze sollte im November bzw. Dezember stattfinden. Ich persönlich finde das Ganze eine super Idee. Nun müsste der Vorstand darüber abstimmen und sobald es grünes Licht gibt, werden wir genauer planen.
In Ocutuan sind die Meerschweinchenzuchten fast alle auf demselben Level und wir können in Kürze anfangen. Am kommenden Montag werden Nelly, Yeison und ich in Cusco die Samen für die drei verschiedenen Grasarten kaufen. Anschließend fahren wir wahrscheinlich direkt nach Ocutuan, um nach dem aktuellen Stand zu schauen und um die Samen vorbeizubringen. Am 15 Mai wird Yeison dann mit der theoretischen Schulung in Ocutuan anfangen. Er wird dort Donnerstag, Freitag und Samstag arbeiten. Für mich ist das ganze sehr interessant und ich werde versuchen, so oft wie möglich in Ocutuan zu sein, um Yeison zu helfen.
Nun seid ihr wieder auf dem neusten Stand, was hier in Peru in der letzten Zeit passiert ist. Ich bin sehr gespannt wie es in Ocutuan und Quiñer weitergeht. Ich wünsche allen einen schönen Muttertag morgen. Bis bald!
Grüße aus Cusco,
Marius
Anmerkung von Klaus Flad:
Gerne hätten wir die Einwohner von Huilloc Rukja nach unserem Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" beim Bau eines von ihnen gewünschten Dorfgemeinschaftshauses unterstützt. Nach den neuesten Entwicklungen sind sie allerdings hinsichtlich ihrer Beteiligung nicht kompromissbereit. Ihnen das Haus zu bauen, ohne dass sie sich selbst daran beteiligen würde nicht unserem Prinzip "Hilfe zur Selbsthifle" entsprechen.