La Balanza e.V. Böttingen
  Mai 2013
 
Böttingen, 11. Mai 2013
Geschrieben von Klaus Flad

Wieder in Deutschland - aber die Arbeit für unsere Projekte in Peru geht für mich hier hier weiter - JWs neuester Bericht ist unten eingestellt
Bereits am 29. April, nur drei Tage nach meiner Ankunft in Deutschland, erhielt ich per E-Mail den dritten Bericht von JW, in welchem er natürlich auch noch von unserer gemeinsamen Zeit berichtet. Direkt nach meiner eigenen Rückkehr bekam ich zunächt Besuch aus den USA, dann musste ich natürlich wieder arbeiten (irgendwie will das Geld für die nächste Peru-Reise ja verdient sein) und dann ist während meiner Reise natürlich zuhause so einiges an Arbeit liegen geblieben. Nun kam ich endlich dazu, den Bericht von JW hier auf der Homepage einzustellen. Bitte schön, hier ist er (vier Anmerkungen von meiner Seite stehen direkt dahinter im Anschluss): 

Cusco, 29. April 2013
Geschrieben von JW
Weitere Besuche in abgelegenen Dörfern, in einer Kinderklinik in Cusco sowie das Programm Colibrí

Hallo liebe Familie und Freunde,
inzwischen ist wieder ziemlich viel Zeit vergangen und hat eine ganze Flut von Informationen angestaut, die es euch natürlich zu berichten gilt. Wie im letzten Bericht bereits erwähnt, waren Klaus und ich haben 2 Dörfer besucht, Tamborpujio und Pantipata. Bei letzterem handelt es sich weniger um ein Dorf, als vielmehr um eine große Gemeinde im Reich der Sansa (dazu später mehr). Außerdem waren wir im Hospital „San Juan de Dios“ und haben an die behinderten Kinder Schulhefte verteilt und weiterhin haben wir eine Karaoke Anlage für Colibri angeschafft und weitere Kontakte mit Acupari geknüpft.
Fangen wir wieder einmal mehr mit dem Wetter an, welches die letzten Tage für hiesige Begriffe immer „winterlicher“ wird. Tagsüber ist es wirklich sehr heiß und die Sonne scheint erbarmungslos. Da hat es dann auch mal locker über 25 °C. Ab 6 ist die Sonne dann jedoch ziemlich schnell weg und das ganze verkehrt sich extrem ins Gegenteil denn es wird wirklich richtig kalt. Ohne Jacke und Pulli ist es dann nichtmehr auszuhalten. Ich habe mir sagen lassen dass, das die nächsten Monate immer krasser werden wird, mit nächtlichen Temperaturen um den 0 Punkt. Naja ich bin jedenfalls zufrieden mit dem Wetter, denn besser als ein Winter in Deutschland ist es allemal.
Klaus ist am 24.04. nach Deutschland zurückgereist.  Zuvor  haben wir einen Ausflug nach Arequipa und an den Strand von Camaná gemacht.
Nun zu den Projekten:
La Balanza’s „neues“ Dorf Tamborpujio:
Beginnen wir mit dem Dorf an welches als erstes besucht wurde, nämlich Tamborpujio. Es ist ein kleines Dorf einer größeren Gemeinde und liegt mit dem Auto etwa eine Stunde entfernt. Luftlinie liegen wahrscheinlich weniger als 30 km zwischen Cusco und Tamborpujio,  aber auf einem Schotterweg durch die bergige Landschaft um Cusco, ist man schnell mal ein gutes Stündchen unterwegs. Jeison (der die Cuyzucht in Huilloc Rucja beaufsichtigte) hat uns in dieses Dorf geführt und es war auch seine Idee dieses Dorf mit Patenschaften zu unterstützen. So fuhr er mit seinem 125-er Mopedle auf dem Schotterweg vor uns her, um uns den Weg zu zeigen. Auf unserer Fahrt dorthin, passierten wir eine riesige Müllkippe die mitten in der wunderschönen Landschaft liegt (Bild19).


Idyllische Landschaft um das Dorf Tamborpujio. Foto: JW

So etwas wie Mülltrennung gibt es hier nicht und die Peruaner lieben Plastiktüten. Bei jedem Einkauf egal in welchem Laden bekommt man immer mindestens 3 Plastiktüten. Kein Wunder, dass es hier so viel Müll gibt. Pfand auf den Plastikflaschen ist ebenfalls ein Fremdwort, denn die Plastikflaschen landen ebenfalls alle im Müll. Klaus und ich haben zwar schon Leute gesehen die Plastikflaschen sammeln, aber was sie mit diesen Flaschen mache, und wohin sie diese bringen ist uns ein Rätsel.

Zurück zum Thema nämlich Tamborpujio. Als wir dort ankamen merkten wir schnell, dass es um einiges höher liegt als Cusco denn es war recht frisch. Das Dorf liegt auf etwa 4000 Metern Höhe und das macht sich nicht nur an der Temperatur bemerkbar, denn dort oben wachsen auch viel weniger Pflanzen. Ein bisschen Getreide, Kartoffeln und Mais und das war’s zum größten Teil auch schon. Allerdings habe ich einige Gewächshäuser im Dorf gesehen. Das Dorf wurde bereits von einer anderen Organisation unterstützt was auch an den recht modernen Klohäuschen zu sehen ist. Diese sind zwar nicht an ein Abwassersystem angeschlossen, haben aber immerhin schon mal einen Abzug gegen die üblen Gerüche (Bild20).


Toilettenhäuschen im Dorf Tamborpujio. Foto: JW

Was die Infrastruktur dieses Dorfes angeht werden wir von La Balanza uns daher vorerst mal raushalten und uns auf die Vermittlung von Patenkindern konzentrieren, denn das können die Kinder hier so gut wie in den anderen Dörfern gebrauchen. Auch was das Schulsystem im Dorf betrifft ist sicherlich noch reichlich Luft nach oben, denn es gibt gerade mal zwei Lehrer für das gesamte Dorf und es wohnen 20 Familien in diesem Dorf von denen, wie ihr euch denken könnt  die wenigsten nur ein Kind haben. Die Häuschen der Familien liegen alle ziemlich verzettelt und ein paar Kinder wohnen sogar so weit weg, dass sie erst gar nicht in die Schule kommen, denn sie bräuchten viel zu lange bis sie überhaupt mal angekommen wären.

Das Dorf an sich ist wirklich sehr schön und idyllisch. Die Menschen haben nicht viel aber sind zufrieden mit dem was sie haben. Die Kinder spielen eben mit dem was zur Verfügung steht und so werden ein Kieshaufen und ein Brett ganz einfach zur Wippe (Bild21).


Spielende Kinder im Dorf Tamborpujio. Foto: Klaus Flad

Der Stolz des Dorfes ist jedoch das eigene „Stadion“. Ein recht ebenes Stück Wiese und 2 Tore aus Holz ist der Kinder ihr liebster Spielplatz. Sowohl die Mädchen als auch die Jungs spielen hier mit viel Elan Fußball oder zumindest ein Fußball ähnliches Spiel mit drei Bällen und ohne Regeln (Bild22).


Spielende Kinder im Dorf Tamborpujio. Foto: JW

Wie dem auch sein natürlich haben wir auch in diesem Dorf wieder eine große Ladung an Schulzeug an die Kinder verteilt und die übrigen Hefter bekamen die Älteren (Bild23).

bild 23: Schulhefte für Jung und Alt. Foto: Klaus Flad

Es hat wie immer viel Spaß gemacht und natürlich hat man uns im Anschluss wieder viel zu Essen aufgetischt. Nach dem Essen ging es dann auch direkt wieder nach Hause. Wenn ich später regelmäßig in dieses Dorf fahren werde, wird sich sicher ein günstige Lösung finden, denn auch die Lehrer müssten täglich ins Dorf und es ist ja ein Leichtes sich mit ihnen in Verbindung zu setzten und gegebenenfalls eine Fahrgemeinschaft zu bilden.

Die Klinik San Juan de Dios:
Die letzte Ausgabe von Schulzeug, die Klaus und ich gemeinsam tätigten, ging an das Hospital „San Juan den Dios“. Diese Einrichtung ist ein privat finanziertes Krankenhaus mit christlichen Motivationsgründen wie der Name schon erraten lässt. Es ist auf Spenden sowie freiwilliger Helfer angewiesen und soweit ich verstanden habe kann dort jeder hinkommen und sich untersuchen lassen. Natürlich gibt es innerhalb des Hospitals auch eine Schule für körperlich und / oder geistig behinderte Schüler. Als Pause war ließen wir also alle Schüler ringsherum im Kreis aufstellen und fingen an ihnen ihre Heftchen und Stifte in die Hände zu drücken. Die Kinder dort haben sich fast noch mehr über das Schulzeug gefreut als die Kinder in den Dörfern (Bild24).

Schulhefte und Schulmaterial für die Kinder in der
Klinik San Juan de Dios. Foto: Klaus Flad

Allerdings wäre es ja langweilig gewesen wenn alles ganz reibungslos verlaufen wäre und so kam es dass die Heftchen verteilt waren aber noch mindestens 7 Kinder keines bekommen hatten. Also stiegen Wenchy und ich schnell in ein Taxi und holten die noch fehlenden Hefte. Das Hospital liegt glücklicherweise ziemlich zentral in Cusco. Wie immer war es ein sehr schönes Erlebnis und ich bin sicher, es wird dir Emmy, mit Sicherheit gut gefallen wenn du dort arbeiten wirst (Emmy wird im November drei Monate für La Balanza im Hospital San Juan de Dios arbeiten).

Das Kinderbetreuungsprogramm „Colibrí“
Kommen wir nun zum Kinderbetreuungsprogramm Colibri. Da ich es in den letzten Berichten vergessen habe zu erwähnen hole ich das nun nach, denn auch an Colibri haben wir viele Schulsachen verschenkt.
Colibri ist ein Hilfsprogramm der Polizei Cusco zur Betreuung der Straßenkinder, denn zu Hause wohnen die ärmeren Familien meistens auf engstem Raum zusammen und für eine größere Wohnung steht einfach kein Geld zur Verfügung. Wie man sich nun leicht vorstellen kann, ist es schon schwer genug mit 5 Geschwistern und einem betrunkenen Vater in einer viel zu kleinen Wohnung zu wohnen, dann aber noch seine Hausaufgaben gescheit zu erledigen ist schlichtweg unmöglich. Um die Familie einigermaßen über Wasser zu halten, stricken die Mütter meistens Mützen, Schals, oder Fingerpüppchen, welche ihre Sprösslinge dann abends bis um 22 Uhr oder noch später auf der Plaza de Armas an die Touristen verkaufen müssen.  Die Kinder geraten so ziemlich leicht auf die schiefe Bahn und kommen mit Drogen oder anderen schlechten Einflüssen in Kontakt. Um diesem Treiben ein wenig Einhalt zu gebieten,  hat die Polizei von Cusco, Colibri ins Leben gerufen. Hierher können die Schüler nach dem Unterricht kommen, ihre Hausaufgaben machen, lesen, spielen oder was ihnen sonst so einfällt und einfach mal Kind sein. Es ist jedes Mal eine große Freude für mich, wenn man den Raum betritt und einem fünf Kinder um den Hals fallen und einfach nur dankbar für ein wenig Aufmerksamkeit sind. Viele der Mädchen dort singen sehr gerne und einige haben sogar richtig Talent. Aus diesem Grund haben wir beschlossen den Kindern eine Karaoke-Anlage zu schenken, bestehend aus einem kleinen Mischpult mit drei Mikroanschlüssen und einer kleinen Stereoanlage für genügend Beschallung . Die Anlage wurde von den Mädchen und Jungs bereits ausgiebig getestet und hat für große Freude und Unterhaltung gesorgt. Klaus hat am Dienstag den 23.04 seinen Abschied in Kolibri gefeiert und für diesen Anlass wurden natürlich unzählige Lieder einstudiert. Die Mädchen singen sowohl im Chor als auch alleine oder zu zweit und es war wirklich sehr unterhaltsam die Kinder so voller Freude und Spaß zu beobachten (Bild25).

Gesangs- und Tanztalente beim Projekt für Straßenkinder
der Stadt Cusco "Colibrí". Foto: JW

Beim gemeinsamen Einkauf der Anlage kam die Idee auf, von Zeit zu Zeit ein kleines Event zu veranstalten, bei dem die Kinder singen und tanzen können und für welches ein kleines Eintrittsgeld verlangt wird. Wir haben daraufhin den Kontakt zwischen Colibri und der Sprachschule Acupari hergestellt, denn Acupari hat ständig Kontakt zu Deutschen und Peruanern die in Cusco wohnen und bestimmt auch daran interessiert sind so ein Event zum Wohle der Straßenkinder zu besuchen und zu unterstützen. So hätte Colibri eine kleine Einnahmequelle und wäre nicht mehr vollständig auf die Unterstützung von der Regierung oder anderen Hilfsorganisationen angewiesen. Ich persönlich finde diese Idee wirklich super und bin auch überzeugt davon, dass es funktionieren wird.

Außerdem hat Colibri von uns noch drei Yupana Inkas geschenkt bekommen. Es handelt sich hierbei um einen Taschenrechner basierend auf der Technologie der Inkas, aber dazu später mehr.
Abseits der Zivilisation: Das Dorf Pantipata:
Als letztes möchte ich von unserer Reise nach Pantipata berichten. Die Gemeinde Pantipata liegt ein gutes Stück von Cusco entfernt. Zwei Stunden mit dem Auto und dann nochmal drei zu Fuß, doch die Strapazen haben sich gelohnt, denn diese Reise war für mich der bisherige Höhepunkt meines Aufenthalts. Aufgrund der Tatsache, dass Pantipata wirklich sehr abgeschieden von der Zivilisation liegt, haben die Einwohner beschlossen eine Straße zu ihren Dörfern zu bauen. Obwohl das Projekt von der Regierung bezahlt wird, sind 90 % der Arbeiter, Bewohner von Pantipata. Somit sind zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn erstens  kommen keine Fremden von außen in ihre Gemeinde und zweitens verdienen sie Geld für die Arbeit an der Straße die sie zum Wohl ihres eigenen Dorfes bauen. Die Straße ist also in jeder Hinsicht ein Gewinn, mal ganz abgesehen davon, welche Erleichterung es für die Dorfbewohner darstellt, wenn man mit dem Auto ins Dorf kommt. Es ist zwar „nur“ ein Schotterweg der gebaut wird, aber es ist dennoch eine hundertfache Verbesserung zu der vorherigen Straße, den man eher als Trampelpfad bezeichnen sollte. Es wird also endlich möglich für die Bewohner die angebauten Früchte in großen Mengen in die Stadt zu transportieren, ohne vorher einen dreistündigen Fußmarsch zur nächsten befahrbaren Straße hinzulegen. Die Straße soll Ende September fertiggebaut sein (Bild26, Bild27).


Drei Stunden dauerte der Fußmarsch ins Dorf
"jenseits der Zivilisation", Pantipata. Foto: JW

Idyllische Landschaft in der Gegend des Dorfes
Pantipata. Foto: JW


Die gesamte Gemeinde Pantipata besteht aus etwa 1000 Einwohnern. Wie die meisten Andengemeinden ist auch Pantipata nicht ein einziges Dorf mit vielen Häusern auf einem Haufen, sondern besteht aus vielen kleinen Dörflein, die teilweise sogar kilometerweit auseinander liegen und nur durch einen Trampelpfad verbunden sind. Das Ganze wäre ja gar nicht so schlimm, wenn nicht alles direkt in den steilen Andenhängen liegen würde, denn dadurch wird ein Besuch ins nächstgelegenen Dorf, schnell mal zur Kletter- und Rutschpartie (Bild28).


Avocado-Ernte im Dorf Pantipata. Die Säcke mit Früchten
werden von den Maultieren bergwärts getragen. Foto: JW


Obwohl Luftlinie Pantipata mit Sicherheit weniger als 200 Kilometer von Cusco trennen, herrscht dort bereits wieder ein völlig anderes Klima. So ein sogenanntes Mikroklima findet man in Südamerika und speziell in der Nähe der Anden häufiger. Tagsüber hatte es über 30 Grad Celsius wobei es nachts doch recht frisch wurde. Allerdings gehen die Temperaturen auch im Winter niemals unter 0 Grad. In diesem Klima wachsen in Flussnähe sogar tropische Früchte wie Mango, Papaya, Chirimoya, Mandarinen, Kaktusfeigen, Orangen und noch vieles mehr. Des Weiteren wimmelt es dort von nur so Mücken. Allerdings eine ganz andere Art als man sie in Deutschland kennt, denn sie sehen eher aus wie kleine Obstfliegen, sie sind allerdings sehr viel tückischer als letztere. Hilario sagte uns, dass es im September so unglaublich viele gibt, dass man nicht normal Atmen kann, ohne drei oder vier Mücken mit einzuatmen. Der Stich ist meiner Meinung nach ebenfalls schlimmer als der einer europäischen Mücke, denn es ist jetzt bereits über eine Woche her, dass wir in diesem Dorf waren und noch immer jucken mich die Stiche an Armen, Händen und am Hals. Ich bin allerdings noch glimpflich davon gekommen wenn man Klaus gesehen hat, der mit Sicherheit weit über 60 Mückenstiche an Armen, Hals, Händen und Gesicht hatte. Er sagt immer, dass egal wo er hingehen wird, immer er die meisten Mückenstiche erleiden muss. Ich bin überzeugt davon, dass er sich durch diese Prophezeiung jedes Mal aufs Neue sein Schicksal schmiedet.
Zurück zu Pantipata. Was mich ganz besonders stolz macht ist, dass Klaus und ich seit den Spaniern die ersten „Gringos“ sind, denen es erlaubt war in ihre Gemeinde zu kommen. Pantipata gehört zum Volk der Sansa, welches direkte Nachkommen der Inka sind. Diese Menschen wurden bereits so oft verarscht, dass ihr Vertrauen in Fremde so stark geschädigt ist, dass sie erst gar niemanden mehr rein lassen wollen. Wir durften nur deshalb in ihr Land, weil wir sehr gut mit Hilario, einem ehemaligen Dorfbewohner, befreundet sind. Hilario ist ein wirklich außergewöhnlicher Mensch, denn bei jedem Satz merkt man, dass er voll und ganz im Gleichgewicht mit sich selbst ist und auch wenn ich nicht immer alles verstehe was er sagt, bin ich nach einem Gespräch mit ihm stets gerührt und von Freude erfüllt.
Jedenfalls ist Hilario sehr darum bemüht seinem Volk aus der Armut zu helfen und das meiner Meinung nach mit Erfolg. Das Volk der Sansa hat mehrere große Projekte geplant von denen ich aber nur zwei verraten und näher erläutern werde.
Zum einen gibt es da das bereits weiter oben erwähnte Yupana Inka. Das Volk der Inka hat bereits vor all den Jahren einen funktionsfähigen Taschenrechner entwickelt, mit dem man die Grundrechenarten wirklich kinderleicht anwenden kann. Dabei sind nach oben und unten keine Grenzen wie beim normalen Taschenrechner gesetzt, man braucht lediglich ausreichend Platz und genügend Steine. Dieses Wissen hat Hilario, mit einigen anderen seines Volkes, rückerforscht und das Produkt ihrer Forschung nennen sie Yupana Inka. Es besteht aus einem Brett mit Beschriftung, einer kleinen Spielfigur und drei verschiedenfarbigen Säckchen, gefüllt mit bunten Steinchen. Das Yupana ist natürlich nicht dafür gedacht den modernen Taschenrechner abzulösen, sondern vielmehr soll es ein Spiel sein, welches Kindern Mathematik auf eine einfache und spaßige Weise näher bringen kann. Mit dem Yupana ist es nämlich bereits Kindern in jungen Jahren möglich fünf- oder sechsstellige Zahlen zu addieren, subtrahieren, multiplizieren und zu dividieren indem es einfach nur ein Spiel spielt. Dafür wurden die verschiedensten Faktoren berücksichtigt, denn nicht grundlos sind die Steinchen mit denen man auf den Yupana hantiert in grellen bunten Farben gefertigt, oder hat das spezielle Steinchen, welches die Multiplikation und Division verdeutlicht, die Form eines lustigen Tierchens. All dieses Wissen, welches mir Hilario präsentierte beeindruckte mich wirklich sehr. Und die Idee, die im Moment verwirklicht wird finde ich genauso spannend. Denn wie es sich für die heutige Zeit gehört, in der jeder Zweite ein i-Phone oder Tablet besitzt, wird La Balanza bei der Erstellung eines virtuellen Yupana Inka helfen. Dabei soll sowohl eine Version für den Computer, als auch eine Version für Tablet und Smartphone programmiert werden. Ich finde diese Idee wirklich super, denn sie trifft genau den Zeitgeist der heuten Generationen. Ich wette die wenigsten hätten einem Naturvolk welches zwischen Meerschweinchen und Maultieren lebt, so eine Idee samt Umsetzung zugetraut. Ich freue mich bereits jetzt sehr darauf wenn man im App-Store das Yupana Inka runterladen kann.
Die zweite Idee hat mich allein schon deshalb beeindruckt weil ich mir die Dimension des fertiggestellten Projekts vorgestellt habe.
Wie ich bereits erwähnt habe liegt Pantipata direkt in den Anden und ich bin sicher jeder kennt die berühmten Andenes der Inkas (die riesigen Steinterrassen überall in den Anden (Bild29).

Die "Andenes" waren einst Anbaugebiet für Nahrungsmittel
für Mensch und Tier. Das Dorf Pantipata wird mit Unterstützung
von La Balanza wieder bis zu den "Andenes" hinauf
Früchte anbauen. . Foto: JW

Auf diesen Andenes haben die Inkas bereits vor Jahrhunderten ihre Lebensmittel angebaut um ihr schier unzählbares Volk zu ernähren. Leider gerieten sie nachdem die Spanier das Inkareich zu Fall gebracht hatten, in Vergessenheit und werden heute so gut wie gar nicht mehr benutzt. Außerdem fehlt das Wissen wie man die Andenes richtig benutzt, denn es gibt lediglich mündliche Überlieferungen und das nicht besonders viele.

Das Volk der Sansa hat nun bereits mit einer kleinen Avocado Zucht begonnen, bestehend aus ungefähr 100 Bäumchen. Wir von La Balanza werden sie nun in Zukunft mit weiteren Avocado Pflanzen unterstützen um schneller einen Gewinn der verkauften Avocados zu erzielen. Der Plan dieses Volkes ist es nun die kompletten Steinterrassen der Inka in ihrem Terrain zu restaurieren, und sie mit Avocados zu bepflanzen. Es werden am Ende etwa eine Million Avocado Pflanzen sein die man ernten kann. Die Avocado Pflanze ist deshalb gut geeignet, weil man sie gleich zweimal im Jahr ernten kann. Im April und nochmal im September. Bis es jedoch soweit ist wird noch eine ganz schöne Zeit vergehen, schon allein deshalb weil eine junge Avocado Pflanze fünf Jahre braucht bis sie ihre ersten Erträge bringt. Ich finde allerdings bereits die pure Vorstellung, dass dieses Volk, die Arbeit ihrer Vorfahren wieder aufleben lassen will und das in diesen Dimensionen, unglaublich überwältigend und bin sehr froh ein Teil von diesem Ganzen zu sein. Wenn die Sansa eines Tages zu ihrem Erfolg und Reichtum gekommen sind, kann ich sagen, ich war bereits dort als es noch eine ganz kleine Sache war.
Was mich sonst noch sehr bewegt hat:

Direkt einen Tag nach unserer Reise nach Pantipata, haben wir ebenfalls mit Hilario ein uraltes Inkaritual namens Chulla Chaca durchgeführt. Es ist vergleichbar mit einer Sauna hat aber unglaublich viel Ritual und es geht ständig um Energien die fließen wollen (…).
Soviel zu den Geschehnissen der letzten Wochen. Die kommende Woche werden Nelly und ich mal noch eine zusätzliche Beschäftigung für mich suchen, denn nur die Dörfer und Kolibri ist laut Nelly ein bisschen wenig. Ich kann mich zwischen einigen Schulen, Kinderheimen, Einrichtungen mit behinderten Kindern und Altenpflegeheimen entscheiden. Wann ich jedoch mit dieser Arbeit beginnen werden, ist noch nicht ganz sicher, denn die ersten Wochen gibt es mal vorerst genug in den Dörfern zu tun und ehrlich gesagt ist mir diese Arbeit auch sehr viel wichtiger. Außerdem hat Klaus diese Woche Peru wieder verlassen und ist nach Deutschland zurückgekehrt und hat mich gut vorbereitet meinen Aufgaben und Pflichten überlassen. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal herzlichst bei dir bedanken Klaus, denn ohne dich wären mir die ersten Wochen bestimmt nicht so leicht gefallen und auch die ganzen Kontakte die du mir vermittelt hast hätte ich, wenn überhaupt erst viel später knüpfen können. Vielen Dank für alles Klaus ich glaube unsere Begegnung war genau das Richtige für uns beide.
In diesem Sinne Hoffe ich euch gefällt was ihr gelesen habt und wie immer würde ich mich sehr über eine Antwort freuen.
Liebste Grüße aus dem magischen Cusco
Euer JW
Anmerkungen
Geschrieben von Klaus Flad
1. JW schrieb in seinem Newsletter an seine Verwandten noch mehr über unseren Ausflug nach Arequipa und nach Camaná. Da dies aber nicht in direktem Zusammenhang mit unseren Peru-Projekten steht, habe ich die entsprechenden Passagen stark gekürzt. 
2. Arme Menschen in den Städten Perus sammeln Plastikflaschen und durchwühlen dazu oft auch für die Müllfahrzeuge bereitgestellte Müllsäcke. Die Sammler geben die Plastikflaschen an entsprechenden Sammelstellen ab. Sie erhalten 1 Soles (umgerechnet sind das etwa 0,33 Euro) für das Kilogramm an Plastikflaschen.
3. Im Absatz von JW über die Chulla Chaca ("Schwitzhütte") habe ich alle Details über deren Ablauf heraus gekürzt, weil die mit den Veranstaltern getroffene Bedigung für unsere Teilnahme war, dass wir ihr spirituelles Wissen nicht publizieren.

4. Um entsprechenden Kommentaren vorzubeugen: Nein, die hintersten zwei auf dem Foto von der Avocado-Ernte sind keine Maultiere mit Avocado-Säcken, das sind Hilario und ich mit Rucksäcken.

 
 
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