La Balanza e.V. Böttingen
  Mai 2018
 
Cusco, 19. Mai 2018
Geschrieben von Rebecca Thieringer
Bei Aldea Yanapay in Lamay konnte ich zur Ruhe kommen
Für diese Woche hatte ich wieder etwas ganz Besonderes geplant: die andere Schule von Aldea Yanpay zu besuchen und dort zwei Tage zu arbeiten. Das Projekt Aldea Yanapay besitzt nämlich nicht nur die Schule in Cusco, sondern auch in Lamay, ein Dorf im heiligen Tal. Lamay ist ganz klein und die meisten Einheimischen wohnen verstreut in der Natur mit ihren eigenen Feldern. Auf Grund dessen ist auch die Schule und das Hostel weiter in der Natur, ganz abgeschottet von dem Busanschluss, dem Handyempfang, Einkaufsläden und anderer Zivilisation. Man lebt dort wie eine Familie zusammen und kocht, isst, spült, arbeitet und schläft gemeinsam. Ich habe beschlossen zwei Nächte gemeinsam mit unserer Volontärin Pia dort im Zelt zu übernachten und damit komplett die Natur zu genießen. Es war einfach nur traumhaft, wir konnten in den beiden Tagen ganz abschalten und zur Ruhe kommen. Wir sind gemeinsam gewandert, haben uns die Natur angeschaut und uns einfach an einen Fluss gesetzt und miteinander gesprochen. Außerdem haben wir verschiedene Armbänder geflochten, welche wir anschließend an die anderen Volontäre verschenkt haben. Die Tage haben mir total geholfen noch einmal über die Zeit in Peru nachzudenken und wie wertvoll es ist, diese Chance zu haben. Und auch wenn es schwer war in den Tagen kein Kontakt nach Hause zu haben, so hat die Zeit ganz allein für mich auch einmal gut getan. Auch die Schulzeit war ganz anders, denn hier dürfen die Kinder den Ablauf bestimmen und die Volontäre unterstützen nur dabei. Ich habe also mit den Kindern geschaukelt, Fußball gespielt, mit Luftballons getanzt, gemalt und vieles Weiteres.



Beim Schaukeln. Foto: Sarah


Fußballspielen. Foto: Rebecca Thieringer mit Selbstauslöser


Fußball-Tanzen. Foto:Rebecca Thieringer mit Selbstauslöser

Was auch ganz anders ist als in Cusco sind die Kinder selbst, denn sie sind viel hilfsbedürftiger. Sie kommen mit kaputter Kleidung, dreckigen Gesichtern und sind anfangs ganz verschlossen. Erst mit der Zeit öffnen sie sich und spielen mit einem. Viele der Kinder sprechen allerdings nur Quechua, wodurch es schwer ist, sich mit ihnen zu verständigen. Was mir aber besonders gefallen hat, ist, dass die Kinder rund um die Uhr auf das Grundstück kommen dürfen, um zu spielen. Somit ist dort ein zweites zuhause für die Kinder und ebenfalls ein Zufluchtsort vor der Familie, denn die viele Kinder müssen Kinderarbeit leisten und zumindest einige von ihnen bekommen nur wenig Liebe und Zuneigung von den Eltern. Daher war es für mich doppelt schön, die Kinder dort zum Lachen bringen zu können und mit ihnen schöne Stunde zu verbringen, bevor sie wieder nach Hause gingen.


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Lachen und Albern mit den Kindern. Selfie: Rebecca Thieringer

Am Mittwoch morgen hatte ich dann sehr gemischte Gefühle. Einerseits war ich traurig Lamay wieder verlassen zu müssen und andererseits war ich schon voller Vorfreude wieder nach Cusco zurückzukommen. Endlich konnte ich wieder meine Familie zuhause anrufen und den aktuellen Stand austauschen, das hat mir unendlich gefehlt. Zudem war es auch richtig schön wieder in die Villa Mágica zu den anderen Volontären zurück zu kommen, weil man dort einfach in einer engen Gemeinschaft zusammenlebt. Das Schönste war jedoch eindeutig wieder zu den Kindern zurückzukommen. Es war so schön zu sehen, wie sie sich gefreut haben mich wieder zu sehen. Einige haben sogar gefragt wo ich die letzten Tage war und sagten, dass sie mich vermisst haben.


Schaukeln. Foto: Laura

Ich konnte dann auch gleich wieder voll einsteigen in die Arbeit. Diese Woche hatten wir das Thema Buddhismus und meine Familie Sonco sollte die verschiedenen Prinzipien vorstellen. Dafür haben wir fünf kleine Theaterszenen vorbereitet, die die Kinder wirklich richtig super am Freitag in der Show vorgeführt haben.


Die Familie der Soncos mit Rebecca Thieringer (mitte) und Lauryn van de Maele (rechts).
Selfie: Lauryn

Gemeinsam mit Lauryn haben ich einen Tanz einstudiert, den die Mädchen am Freitag ohne Fehler vorgeführt haben. Leider war es der letzte Tag für Lauryn bei Aldea Yanapay, was einige Kinder und auch mich zu Tränen gerührt hat. Es ist sehr schade die anderen Volontäre kommen und gehen zu sehen, dennoch ist es schön von jedem einzelnen etwas mitzunehmen und von ihm zu lernen. Um den Abschied etwas schöner zu machen, habe ich ihr eine kleine Überraschung vorbereitet und für jedes Kind eine Blume gekauft, die wir am Freitag Lauryn überreichten. Diese Woche war der Freitag nicht nur daher sehr besonders, sondern auch weil Yuri, der Gründer von Aldea Yanapy, zu Besuch war. Die Kinder haben verschiedene Gedichte und Texte für ihn vorbereitet, um ihm für das Projekt zu danken. Das hat mich wirklich zu Tränen gerührt. Es ist schön zu sehen, wie gerne die Kinder zu Yanapay kommen. Für einige Kinder ist es der größte Halt im Leben und gibt ihnen eine Familie und Hoffnung für die Zukunft, denn zuhause erleben einige Kinder auch unschöne Dinge. Manche Eltern(-teile) sind Alkohliker und, wenn sie getrunken haben, bisweilen auch aggressiv zu den Kindern. Bei Yanapay steht ihnen auch eine Psychologin zur Verfügung.
Es ist wirklich beeindruckend, was Yuri damit geschaffen hat und es bedeutet sehr viel für mich, Teil davon zu sein. Auch in der Reunión der Volontäre war es sehr beeindruckend mit Yuri. Er hat mit uns eine Meditation gemacht, in der man seine Vergangenheit verarbeiten und in die Zukunft blicken soll. Dabei haben wir uns immer zu zweit gegenüber gesetzt und ohne Worte in die Augen geblickt. Man sollte sich dann zuerst die Mutter, dann den Vater und zuletzt sein ich in der Vergangenheit-Gegenwart-Zukunft vorstellen. Wichtig war es dabei, mit den Vorstellungen zu sprechen und damit Ungesagtes loszuwerden und damit abzuschließen. Es war, als könnte man die Personen wirklich sehen und alles Vergangene ablegen. Für viele war dies sehr emotional und es hat die meisten zu Tränen gerührt. Meine Tränen waren aus positivem Hintergrund, da ich mit meinen Eltern eine perfekte Kindheit erleben durfte und bis heute eine traumhafte Beziehung mit ihnen habe. Es war sehr schön für mich einige Momente aus der Vergangenheit Revue passieren zu lassen und mich gleichzeitig auf die Zukunft zu freuen. Ich hoffe, eines Tages das gleiche an meine Kinder weitergeben zu können und ihnen die gleiche Liebe schenken zu können. Wenn man so manches Kind Kinder von Aldea Yanpay sieht, dann lernt man nur noch mehr zu schätzen, was die eigenen Eltern einem gegeben haben und täglich geben. Was dies anbelangt haben es so manche Kinder in Peru nicht immer so gut.
Ich bin so dankbar, dass meine Eltern mich mit unendlicher Liebe und Aufmerksamkeit groß gezogen haben und nie damit aufgehört haben, obwohl ich längst erwachsen bin, bei diesem Thema bin ich gern für immer ein Kind. Ich versuche jeden Tag den Kindern von Aldea Yanapay etwas von dieser Liebe, die ich empfangen darf, abzugeben und ich freue mich jedes Mal, wenn die Kinder dann mit einem Strahlen nach Hause gehen. Ich lerne dabei für mein Leben, dass ich meine Kinder einmal genauso großziehen möchte, wie meine Eltern es getan haben.
Diese Woche war gefüllt von lauter unterschiedlichen Gefühlen. In Lamay konnte ich über die Zeit in Peru nachdenken. Durch die Meditation habe ich meine Vergangenheit reflektiert. Der Abschied von Lauryn war sehr traurig für mich, und trotzdem haben wir am Samstag noch einen letzten Ausflug zum Rafting miteinander gemacht. Zudem war meine Woche mit Vorfreude gefüllt, denn morgen kommen mich endlich meine Eltern besuchen. Ich freue mich unendlich und dann geht es erst mal zwei Wochen auf Reise, ich melde mich dann danach mit neuen Berichten und Bildern von ganz Peru.

Cusco 12. Mai 2018
Geschrieben von Rebecca Thieringer
Ich bin so dankbar für das, was ich bisher erleben durfte
Nachdem es mir die letzte Woche hundeelend ging, konnte ich diese Woche endlich die letzte Antibiotika nehmen und wieder normal essen. Damit hatte ich endlich die schlimme Phase des Krankseins überwunden und musste nicht mehr nur den ganzen Tag im Bett liegen und meinen Gedanken nachgehen. Ich konnte endlich wieder an der Schule in Aldea Yanapay teilnehmen, diese Woche wieder in der Schicht am Vormittag. Dabei haben uns zwei Themen ganz besonders beschäftigt, einmal der Abschied von Pia am Freitag und zum anderen der bevorstehende Muttertag am Sonntag. Für beide Anlässe sollte ich etwas mit den Kindern basteln, damit sie für Pia und ihre Mamis Geschenke zum Überreichen haben. Hier in Peru wird der Muttertag bei weitem noch mehr gefeiert als in Deutschland, obwohl auch zuhause jeder davon spricht und Geschenke kauft. Durch den Pachamama-Gedanke der Inkas, werden hier nicht nur die Mutter Erde, sondern auch alle anderen Mütter besonders geehrt und für allen Ursprung gedankt. Daher gibt es hier extra Märkte mit Muttertagsgeschenken und auch in den staatlichen Schulen wird der Muttertag gemeinsam mit den Eltern gefeiert. Ich habe mir auch etwas ganz Besonderes ausgedacht und mit den Kindern einen Traumfänger aus Herzen gebastelt, den sie dann am Sonntag ihren Mamis überreichen können. Dabei konnten wir Tag für Tag einen Teil davon machen und sehen, wie es sich immer mehr zu einem Traumfänger entwickelt. Am ersten Tag haben wir mit Kleister und Papier ein Herz gebastelt, das wir dann am zweiten Tag mit roter Farbe anmalen konnten. Am Mittwoch hatten wir dann Zeit, um mit Faden aus dem Herz einen Traumfänger zu machen und unten Herzen aus Papier anzuhängen. Ich habe natürlich auch einen für meine Mami gebastelt und nächste Woche kommt sie endlich zu mir nach Peru und dann kann ich ihn ihr gleich geben.


Rebecca mit selbst gebasteltem
Traumfänger. Foto: Laura

In der restlichen Zeit haben wir Geschenke für Pia gebastelt, um ihr für die unglaublich lange Zeit bei Aldea Yanapay zu danken. Einmal haben wir einen großes Herz ausgeschnitten, um daraus eine Karte zu machen, bei der jedes Kind mit einem Fingerabdruck und dem Namen unterschrieben hat. Außerdem durfte jedes Kind eine individuelle Karte an ihre Lehrerin schreiben. Ein besonderes Highlight war ein selbstgebasteltes Buch, in das wir Bilder von Pia bei Aldea Yanapay geklebt haben und jedes Kind und jeder Volontär einen eigenen Text dazu geschrieben hat. Am Freitag war es dann sehr emotional in der Schule, da die Kinder sehr traurig waren, Pia zu verabschieden. Aber wir konnten noch einige schöne Bilder gemeinsam machen, die Pia jetzt als Erinnerung bleiben.


Gruppenbild der Kinder und Volontäre der Vormittags-Schule
Foto: Mutter eines Kindes

Ansonsten war es eine wirklich schöne Woche in der Schule. Ich habe täglich mit den Kindern Tischkicker gespielt und musste leider feststellen, dass alle Übung von früher mit meinem Bruder und meinem Papa nichts gebracht hat, denn die Kinder haben mich immer wieder besiegt.


Beim Tischkicker-Spielen mit den Kindern
Pia Maier (links) und Rebecca Thieringer
(2. v. r.). Foto: Laura

Was mir auch sehr viel Spaß gemacht hat, war das Seilspringen mit den Kindern. Immer wieder wollen sie Wettbewerbe machen und gegenseitig schauen, wer öfter springen kann. Dabei wird ihr ganzer Ehrgeiz geweckt und sie wollen gar nicht mehr aufhören, obwohl die Eltern längst da sind, um sie abzuholen. Es gefällt mir vor allem zu sehen, wie gern die Kinder in der Schule sind und dass sie auch am liebsten mit den anderen Kindern spielen, weil sie wirklich Freunde für sie sind.


Seilspringen mit den Kinder. Foto: Carolina

An einem Tag konnte ich einem Kind sogar helfen die Englisch-Hausaufgaben zu machen. Bei Aldea Yanapay ist es nämlich nicht nur wichtig, dass die Kinder ihre Freizeit genießen und mit anderen Kindern spielen, basteln, tanzen und weiteres. Es ist vor allem auch wichtig, dass man sie fordert und in der Bildung unterstützt. Ich konnte ihr dann lauter Wörter auf Englisch zum Thema Büro beibringen, Schreibtisch, Stuhl, Computer, Bücher, Stifte… Ich musste immer wieder daran denken, was für eine schöne Arbeit meine Mama jeden Tag macht, indem sie Kindern Englisch beibringt und ihnen eine gute Zukunft ermöglicht. Dabei war es für mich vor allem auch sehr schön zu sehen, wie gut mein Spanisch in den letzten Wochen geworden ist. Das Übersetzen von Spanisch auf Englisch ist mir ganz leicht von der Hand gegangen und auch in der Stadt konnte ich einer anderen Volontärin beim Kauf einer SIM Karte mit meinem Spanisch weiter helfen und wurde sogar von dem Verkäufer für mein Spanisch gelobt. Das hat mich sehr stolz gemacht, weil ich dadurch einem meiner Ziele immer näher komme: Mein Spanisch zu verbessern und mich zu trauen einfach zu sprechen.


Englisch-Hausaufgaben. Foto: Karen

Aber auch außerhalb von Aldea Yanapay durfte ich etwas ganz besonderes erleben. Alexis hat mir das Projekt Colibri gezeigt, das ebenfalls von La Balanza unterstützt wird. Hier werden mittags Kinder betreut, deren Eltern meist auf der Straße Artesanias verkaufen und daher keine Zeit haben. Auch hier wird wie in Aldea Yanapay Hausaufgaben gemacht und gespielt. Zusätzlich dazu wird abends gemeinsam zu Abend gegessen. Man kann es sich etwa wie eine Ganztagesbetreuung in Deutschland vorstellen. Es war so schön zu sehen, wie viele Volontäre bei diesem kleinen Projekt helfen. Gleichzeitig war es auch ein Schock zu sehen, dass sie keine Toilette besitzen und auch kein gutes Wasser. Ich werde auf jeden Fall wieder kommen und eine Spende von La Balanza in Form von Wasser und Kuchen mitbringen, dort ist die Spende auf jeden Fall am richtigen Ort.


Rebecca bei Colibri. Foto: Alexis del Pozo

Insgesamt war es eine sehr schöne Woche für mich. Ich konnte sehr viel Zeit mit den Kindern verbringen und auch mein eigenes Wissen und meine Ideen einbringen. Es gefällt mir sehr mit den Kindern zu spielen und zu arbeiten, vor allem weil sie auch so dankbar dafür sind. Man bekommt einfach noch mehr zurück als man gibt, schon nur mit einfach Dingen: sie sind unglaublich glücklich dabei, lachen, freuen sich und kommen jeden Tag mit guter Laune zur Schule. Vor allem mit dem Gedanken, dass sie es nicht so schön haben zuhause wie ich und nicht die gleiche Liebe von den Eltern bekommen, möchte ich ihnen nur noch mehr geben. Was mir an dem Projekt von Aldea Yanapay ebenfalls sehr gefällt ist die Zeit im Hostel. Da alle Volontäre zusammen leben und man gemeinsam isst, spielt und Dinge unternimmt, verbringe ich auch außerhalb der Schule eine richtig schöne Zeit im Projekt. Ich durfte schon jetzt ganz viele verschiedene Personen kennenlernen und immer wieder neue Freundschaften schließen. Was mir aber dennoch sehr fehlt, ist meine Familie. Diese Woche war es wieder besonders schwer. Durch den Geburtstag von meinem Papa am Donnerstag, habe ich einen ganz besonderen Tag seines Lebens verpasst, an dem ich unglaublich gerne an seiner Seite gewesen wäre. Dennoch haben wir drei Mal telefoniert und so konnte ich wenigstens etwas an seinem Tag teilhaben. Auch der Muttertag am Sonntag hat mir großes Heimweh beschert, da man in dieser Zeit hier sehr viel über die Mamas spricht und was sie uns Kindern alles gegeben haben. Ich bin sehr dankbar, dass ich eine perfekte und sehr innige Beziehung mit meinen Eltern haben und dass sie mich in meinem ganzen Leben unterstützen, auch in dieser Zeit hier in Peru. Jetzt geht es nur noch sieben Tage und dann kommen sie mich endlich besuchen, ich zähle die Tage seit ich hier bin… Morgen geht es für mich noch zum Montaña de Siete Colores und dann ist schon wieder eine Woche vorbei. Ich bin sehr dankbar für das, was ich bisher erleben durfte.

Cusco 08. Mai 2018
Geschrieben von Rebecca Thieringer
Die Fragen der Selbstzweifel konnte ich mir beantworten
Meine dritte Woche in Peru sollte leider nicht so schön anfangen, wie die zwei vorangegangenen: Leider musste ich in der Nacht von Sonntag auf Montag feststellen, dass ich Probleme auf dem Magen hatte. Durch die starken Krämpfe konnte ich daher nicht in die Schule gehen, sondern musste den kompletten Tag mit Tee, Suppe und Schlaf im Bett verbringen. Trotz aller Bemühungen ging es mir auch am nächsten Tag nicht besser und so habe ich mich gleich mit Pia aufgemacht ins Krankenhaust. Zu meinem Glück sind die Krankenhäuser in Cusco sehr gut ausgestattet und so konnten problemlos Tests gemacht und professionell ausgewertet werden. Durch die Diagnose von Amöben war dann auch die restliche Woche kein Zuckerschlecken. Bis auf Ausruhen und Schonkost gab es leider nicht viel, ich konnte weder zur Schule gehen, noch mit den anderen Volontären etwas unternehmen. Ich war sehr dankbar, dass Pia zeitgleich mit mir in Cusco war und mir bei meinem Leid zur Seite stehen konnte.
Die Show von Aldea Yanapay wollte ich mir am Freitag dennoch nicht entgehen lassen und so bin ich zumindest für zwei Stunden in die Schule gegangen. In dieser Woche hatten die Kinder das Thema Liebe, das sie auch sehr schön dargestellt haben. Meine Familie "Soncho" war dabei besonders kreativ und hat die Liebe zwischen zwei Frauen dargestellt, was mich sehr stolz gemacht hat. Denn es ist einfach sehr schön zu sehen, wenn die Kinder nicht nur eine Show vorbereiten, sondern sich auch richtig mit dem Thema auseinander setzen. Die Zeit mit den Kindern hat mir auch neue Kraft gegeben, denn die letzten Tage hatte ich ausschließlich mit Heimweh verbracht. Heimweh nach dem Essen in Deutschland, nach den hygienischen Standards und vor allem nach meiner Familie. Dennoch konnten die Kinder mir ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, denn es ist so schön, wie sie sich freuen, einen wieder zu sehen. Das ist doch wieder Bestätigung, dass sich das alles doch lohnt.
Durch die Zeit im Bett und mit mir selbst habe ich natürlich auch viel gezweifelt: Wieso mache ich das? Wieso ausgerechnet in einem Entwicklungsland? Wieso ausgerechnet in einem Land mit sehr schlechten hygienischen Standards? Wieso in einem Land mit sehr schlechten Essensstandards? Wieso ausgerechnet mit armen und auch dreckigen Kindern? Und doch konnte ich mir wieder alle Fragen beantworten. Es war mein Traum Menschen zu helfen, denen es tatsächlich schlecht geht und die sich selber aus der Situation nicht mehr helfen können. Ich wollte Kindern Liebe geben, die diese nicht wie ich von der Familie zuhause bekommen. Ich wollte andere Standards sehen, um anschließend zuhause alles noch besser schätzen und pflegen zu können. Auch wenn diese Woche sehr hart war, so habe ich auch diese überstanden und nur noch stärker gemerkt, was Cusco vor allem ausmacht: schlechte Hygiene. Egal ob auf der Straße oder in den Häusern, wirklich gute Hygiene kann man hier leider nur selten antreffen. Viele Menschen haben kein heißes Wasser und kochen, duschen und spülen mit kaltem Wasser. Einige können sich einen täglichen Wasserkonsum auch gar nicht leisten. Die Kinder kommen oft schmutzig und ungewaschen zur Schule und auch den Menschen auf der Straße kann man es ansehen. Auch die Straßen an sich sind sehr dreckig, überall ist Staub, Abgase und Müll zu sehen. Und was uns Deutsche vor allem verwundert, sind die vielen streunenden Hunde, die einfach auf den Straßen leben. All das ist für mich natürlich ein großer Schock und es ist auch schwer damit zu leben, aber ich kann schon jetzt die Standards in Deutschland umso mehr schätzen und genießen. Vor allem auf die frische Landluft in Denkingen freue ich mich schon.


Straßenhunde gehören zum Bild Cuscos. Foto: Rebecca Thieringer

Cusco 08. Mai 2018
Geschrieben von Rebecca Thieringer
Als 20. Volontärin bei der 10-Jahres-Feier dabei zu sein machte mich glücklich

In meiner Zeit in Peru habe ich nicht nur die große Chance eine neue Kultur kennenzulernen und wahnsinnige Erfahrungen zu machen, sondern auch Volontärin von La Balanza zu sein. Dieser Verein war mir nicht nur eine Hilfe, um von Deutschland aus ein passendes Volontariat und eine Unterkunft zu finden, sondern ich werde auch hier vor Ort unterstützt. Zudem habe ich die Möglichkeit, die verschiedenen Projekte und Dörfer von La Balanza zu besuchen und kann damit zusätzlich zu meinem Volontariat der Bevölkerung Perus helfen. Für diese große Chance bin ich sehr dankbar und so war ich sehr glücklich als 20. Volontärin vor Ort an dem 10-jährigen Jubiläum von La Balanza teilnehmen zu können. Gemeinsam mit Klaus und Alexis wurde schon Wochen vorher geplant, wie man zeitgleich in Deutschland und Peru feiern kann. Letztendlich sollte es eine Videoübertragung des Projekts Aldea Yanapay nach Deutschland zu den Festgästen geben. Damit dieses zu einer passenden Zeit übertragen werden konnte, machten wir uns angesichts der Zeitverschiebung von immerhin sieben Stunden schon früh morgens zur Schule auf. Viele Kinder und Volontäre hatten sich bereit erklärt, extra für das Fest am Sonntag in die Schule zu kommen. Wir mussten dann auch gleich mit der Übertragung anfangen, damit sich das Programm in Deutschland nicht verzögerte. Alle Kinder und Volontäre haben sich gemeinsam vor der Kamera aufgestellt und mit peruanischen und deutschen Flaggen gewunken.

Die Volontäre und Kinder von der Aldea Yanapay mit Alexis del Pozo (links), Nelly Aedo
Choque (rechts), die Kindergartenleiterin von Chinchaywasi Norka Aragon Alencastre
(2. von rechts) und der Leiterin von Aldea Yanapay Ladoyska (3. von rechts9:
Foto: Katja Hemmann


Wir haben dann gleich mit den Grußworten begonnen, wobei alle in Peru anwesenden Mitglieder der La Balanza Familie zu Wort kamen. Für mich war es besonders schön, dass ich meinen Getti Martin, meine zwei besten Freundinnen Doro und Anni, unseren engen Familienfreund Ewald und weitere Freunde der Narrenzunft Denkingen in der Halle in Böttingen begrüßen konnte. Die Vorstellung, dass sie mich live mit den Kindern in der Schule sehen können, war wunderschön und hat auch sehr großes Heimweh in mir geweckt. Nach den Grußworten haben wir mit den Kindern noch Lieder aus dem Schulalltag gesungen und zwei Kinder haben den deutschen Gästen die peruanischen Trachten vorgeführt.


Kind in Originaltracht von Huancarani (Chinchaywasi).
Foto: Rebecca Thieringer

Da die Übertragung in Peru leider nur sehr schlecht funktionierte, konnten wir nicht viel von der Veranstaltung in Deutschland erkennen und auch nur schwer mit Klaus kommunizieren. Was ich allerdings erkennen konnte, war mein Getti auf der Bühne, der mir versucht hat Grußworte zukommen zu lassen. Das hat mich unglaublich gefreut. Leider mussten wir die Übertragung dann beenden aber dann konnten wir in den für die Kinder glücklichen Teil übergehen. Sie haben Kuchen und Säfte bekommen und auch Spiel- und Malsachen wurden den Kindern zur Feier von La Balanza überreicht.


Katja (rechts) und Emilly (mitte) mit den Geschenken. Foto: Rebecca Thieringer

Die Kinder freuten sich über die Jubiläums-Kuchen. Foto: Rebecca Thieringer

Für Aldea Yanapay war es ein sehr schönes Fest und ich hoffe, dass es auch für alle in Deutschland eine schöne Möglichkeit war, uns in Peru zu sehen. Meine Familie und Freunde waren auf jeden Fall sehr begeistert, mich mit den Kindern zu sehen, auch wenn man nicht jedes Wort hören und jedes Bild erkennen konnte. Doro hat mir anschließend auch sehr begeistert von einer neuen, peruanischen Handtasche berichtet – für mich allerdings leider eine Sache weniger, die ich ihr als Mitbringsel kaufen kann. Auch meine Mama, mein Bruder und seine Freundin (mein Papa war zu dem Zeitpunkt leider in Berlin) waren von dem Fest sehr begeistert. Alle konnten sich auf die peruanische Kultur einlassen und sich etwas in meine aktuelle Situation hineinversetzen. Insgesamt war es, denke ich, ein gelungenes Fest und ich darf als 20. Volontärin nur noch einmal DANKE sagen, für alles was La Balanza auf die Beine gestellt hat. 


 
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